Mit dem Controller »Push« für ihre DAW Live hat Ableton vor etwa drei Jahren den großen Wurf gelandet, denn kaum ein Controller war bislang so konsequent auf Ableton Live getrimmt wie dieser. Jetzt geht das Live Sequencing Instrument den Schritt in die zweite Generation — mit einigen Neuerungen, die das Handling von Ableton Live nochmals auf ein neues Level heben.
In diesem Testbericht werde ich auf die Neuerungen eingehen, die grundsätzliche Funk – tionsweise von Push im Zusammenspiel mit Ableton Live findet ihr online im Testbericht aus S&R 11.2013.
Wie schon Push 1 kommt Push 2 fest verpackt im stylischen Karton zu mir nach Hause. Mit an Bord sind neben dem Gerät: Netzteil, Anleitung und USB-Kabel. Der Controller selbst macht einen völlig anderen Eindruck als sein Vorgänger und wirkt von der ersten Sekunde an hochwertiger. Man könnte fast sagen, dass Push 1 ein gemütlicher und witziger Bandgefährte war und Push 2 ein professioneller Studiomusiker ist.
ANGESPIELT
Was man wissen sollte: Ohne eingestecktes Netzkabel lässt sich Push 2 zwar durchaus benutzen, Display und Pads sind allerdings stark gedimmt und die Farben nicht mehr wirklich aussagekräftig. Eine sinnvolle Benutzung bei Tageslicht ist nur möglich, wenn Push 2 über das mitgelieferte Netzteil mit Strom versorgt wird. Man sollte dies nicht als Nachteil werten − mit dem riesigen neuen Display braucht das Gerät nun mal ein bisschen mehr Strom, als zum alleinigen Betrieb der 8 x 8 beleuchteten Pads und der sonstigen Status-LEDs nötig wäre. Überhaupt ist positiv, dass der Controller zur Not auch mal ohne Netzteil genutzt werden kann, sollte man es mal vergessen haben. Apropos Display: Mich begeistert auf Anhieb die knackscharfe Darstellung von Parametern und nun auch Grafiken.
ALLES STRAHLT!
Nach einigen Startschwierigkeiten (das Gerät wurde von einem MacBook nicht sofort erkannt, einen Workaround gibt es aber bereits) ist Push 2 dann endlich angeschlossen und strahlt in seiner vollen Stärke. Wow, sieht das gut aus! Farben, Display und sogar die Schrift der Knöpfe … alles leuchtet hell und klar erkennbar. Man merkt, dass hier einiges an Herzblut in die Weiterentwicklung der Technik des DAW-Controllers geflossen ist.
Auch die Oberfläche wurde grundlegend überarbeitet. So besteht die Front nicht mehr aus weichem Material, sondern ihr wurde eine Platte aus eloxiertem Aluminium spendiert. Das ist deutlich weniger anfällig für Stöße und Kratzer und macht das lästige Staubproblem zur Geschichte. Gleichzeitig fühlt sich das Material kühl und edel an. Top!
REGELN UND DREHEN
Viele der gewohnten Bedienelemente finden sich wieder. Sie wurden aber zum Teil neu angeordnet. Nach etwas Einarbeitung habe ich dann aber doch das Gefühl, dass jetzt alles noch intuitiver von der Hand geht und jeder Regler seinen »richtigen« Platz gefunden hat. So ist etwa der Main-Lautstärke-Regler etwas abgesetzt von den acht Endlosreglern, mit denen sich Parameteränderungen vornehmen lassen. Generell fühlen sich jetzt auch die Knöpfe fest und weniger wacklig an. Die Tap-Tempo-Sektion wurde noch einmal überarbeitet und ist etwas kleiner geworden. Das fühlt sich zwar anders, aber dennoch gut an.
Bei den Anschlüssen hat sich nicht viel getan, die waren aber schon beim Push 1 absolut ausreichend. So lassen sich Sustain und ein Footswitch anschließen. Die Abmessungen änderten sich dafür aber spürbar. Push 2 wiegt etwas weniger und ist deutlich »dünner«. Auch Zubehör für das Push 1 könnte nicht mehr passen, da auch die Seitenabmessungen dezent anders ausfallen.
Bei Push 2 setzt Ableton ja nicht mehr auf die Zusammenarbeit mit dem Hersteller Akai, und so bleibt vielleicht mehr Platz für eigene Design-Entscheidungen.
PERFORMANCE
Bei einem Controller kommt es auf die Performance an, und die ist hier gewaltig. Die 64 Pads spielen sich deutlich sensibler und reagieren auch schon bei kleineren Berührungen, ohne aber »aus Versehen« zu triggern. Außerdem fühlen sie sich nun nicht mehr »klebrig« an − auch das machte den Push 1 zum Staubfänger. Die Oberfläche der Pads ist jetzt eher glatt, sie haben aber dennoch genug Grip, um präzise gespielt zu werden. Man merkt es vielleicht, die Pads sind eines meiner Highlights am Ableton Push 2.
Auch in der Praxis fällt auf, dass die Farben der Pads gleichmäßiger und deutlich klarer sind und sich sogar (genau wie das Display) in ihrer Helligkeit dimmen lassen.
TOUCH & PUSH
Ein etwas seltsames Verhalten legt der überarbeitete Touch-Strip an den Tag. Statt drei orangen Punkten zeigt nun nur noch ein wei- ßer links daneben an, wie ihr gerade mit dem Sensor interagiert oder welche Eingabe ihr dort tätigt. Für mich irritierend wirkt auf Anhieb die Verzögerung der Schaltzustände, die sich aber nur optisch äußert. Ansonsten reagiert alles andere quasi latenzfrei und so gut, dass dieser kleine optische Makel absolut verschmerzbar ist. Gerade auch zur ersten Generation wurde da noch einmal einiges an der Performance des Gerätes optimiert − ein klarer Pluspunkt.
Wie schon oben angesprochen ist auch das Display eine wahre Augenweide und ebenfalls ein klarer Grund, sich Push 2 einmal genauer anzusehen. Es ist jetzt wirklich möglich, auf den Blick auf den Computerbildschirm zu verzichten − sämtliche Parameter, Menüs und sogar Wellenformen werden hier übersichtlich und farblich passend angezeigt.
Die Hardware des Push 2 wurde deutlich aufgewertet, hervorzuheben ist vor allem das größere und kräftiger leuchtende Display.
DAS ZUSAMMENSPIEL MIT DER DAW
Wenn man über einen DAW-Controller sprechen will, darf die zugehörige Software natürlich nicht fehlen. Eines muss klar sein: Push funktioniert mit Live und wurde genau für den Zweck entworfen, mit dieser digitalen Workstation benutzt zu werden. Entsprechend erkennen sich beide Parts sofort, und es kann ohne große Umschweife losgehen.
Sofort fällt auf, dass sich vor allem an den Farben einiges getan hat. So spiegelt Push 2 nun die jeweils zugewiesenen Farben eurer Tracks. Das bedeutet: Ihr erkennt schon allein daran, wo ihr euch in eurem Set befindet. Ist etwa dem Drum-Track die Farbe Rot zugewiesen, leuchten auch die Pads sowie die Parameterwerte im Display korrespondierend dazu. Das verbessert noch einmal beträchtlich den Workflow, da ihr nicht ständig abgleichen müsst, in welchem Track und mit welchem Device ihr gerade arbeitet.
Im Sequenzer-Modus spielen Farben ebenfalls eine große Rolle. So wird nun auch die Velocity über die Intensität des Farbtons wiedergegeben. Hellblau bedeutet etwa niedrige Velocity und dunkelblau, dass der Ton mit einem höheren Velocity-Wert gespielt wird. Momentan gibt es manchmal noch Probleme mit diesem System, denn zwischen rot und orange oder z B. grau und blau ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Ein Update, an dem Ableton gerade arbeitet, soll die Farb – palette aber wieder ins Lot bringen.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist die Interaktion mit Menüs und eurer Library. Alles kann jetzt über den Controller erledigt werden, was früher immer wieder das Switchen zwischen Maus und Tastatur erfordert hätte. An manchen Stellen knirscht es zwar noch etwas im Getriebe − aber auch hier soll das kommende Update Abhilfe schaffen.
Highlight in der Interaktion mit der DAW, insbesondere dem neu überarbeiteten Sampleplayer »Simpler«, ist die neue Wellenformenform-Anzeige im Display. Die Navigation im Sample geht einfach von der Hand und ist in wenigen Sekunden erledigt. Da braucht man manchmal mit der Maus länger. Hier sind auch gerade für andere Instrumente und Devices noch viele Dinge möglich. Wir bleiben gespannt.
FAZIT
Mit dem Schritt in die nächste Generation hat sich so einiges getan. Hier gibt es so manche Verbesserung gegenüber Push 1, die einen Umstieg auf Push 2 definitiv rechtfertigen würde, denn es wurde einiges an der Ober – fläche verändert, und die Pads fühlen sich einfach fantastisch an. Auch das Display ist eine echte Bereicherung – allerdings wird dieser Komfort mit dem Umstand erkauft, dass jetzt jederzeit ein Stromkabel angeschlossen sein sollte, um sinnvoll mit dem Display arbeiten zu können.
In Interaktion mit dem überarbeiteten Simpler und der DAW »Live« generell gibt es ebenfalls dicke Pluspunkte.
So mancher größere Bug sollte aber dringend in kommenden Updates gefixt werden. Für die Zukunft kann es darüber hinaus sicher noch einige sinnvolle Ergänzungen geben.
+++ deutliche Verbesserungen der Hardware
+++ hochauflösendes Display
++ Bedienelemente haben besseren Grip
Produkt
Ableton Push 2
Hersteller/Vertrieb
Ableton
Straßenpreis
ca. 700,— Euro
www.ableton.com
Sound&Recording Ausgabe 05/16
Songwriting Special
Diese Ausgabe widmet sich dem ThemaSongwriting per App! Wir stellen euch iOS-Tools vor, die eure Kreativität beim Songwriting unterstützen und zeigen euch iOS-Hardware die umfangreiche, mobile Recording-Lösungen anbieten, wie Motive von Shure, die Lurssen Mastering Console und Lightning-Interfaces und –Mikrofone sowie Software. Eine Band die weiß wie man Songs schreibt sindAnnenMayKantereit. Mit ihrem Debüt-Album „Alles nix Konkretes“, das von Moses Schneider produziert wurde, schafften die Kölner-Jungs auf Anhieb den Sprung auf die #1 der deutschen Single Charts. Den Studio-Report findet ihr im Heft. Außerdem waren wir in Chino, USA in der Edel-Maufaktur bei Manley Labs zu Gast. Den dort hergestellten Channelstrip Manley Core haben wir für euch im Test. Für die Mixpraxis sprichtIllangelo Montagnese über die Produktion mit The Weeknd und in De/Constructed zerlegt Henning Verlage King Kunta von Kendrick Lamar.
Getestet haben wir das Roli Seaboard Rise 25, das „Volksbändchen“ sE Electronics X1R und in Love The Machines gibt´s den Klassiker Roland JP-8000.
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