Über die Klangeigenschaften von Kabeln kann man trefflich streiten, denn eigentlich sollten sie ja gar keine haben und − mal ganz einfach gesagt − den Klang übertragen; und dies bitte unverfälscht. Wir haben im Yamaha-Konzertsaal in Rellingen einen Flügel über die Kabel der Sonorus-Serie des Schweizer Herstellers Vovox aufgenommen und den Vergleich mit herkömmlichen Studiokabeln gemacht. Mit den Online-Klangbeispielen kann jeder den Test selber nachvollziehen.
Wenn in Technikgesprächen zwischen AudioExperten die üblichen Themen wie OutboardProzessoren, Software-Clones, Interfaces und Monitore abgefrühstückt sind, kommt irgendwann das Thema Kabel aufs Tapet. Und schon haben wir den (Kabel-)Salat: Denn wo eben noch im Konsens geschwärmt wurde, gehen plötzlich die Meinungen auseinander zwischen “esoterischer Unsinn”, “nicht messbar” bis hin zu “ist absolut was dran”. Ja man hört sogar von Leuten, die ihre Modularsysteme mit Vovox-Kabeln oder (wie oben zu sehen) ihre Floorboards patchen … es muss also etwas dran sein. Was aber ist es, das Vovox-Kabel besser funktionieren lässt als andere?
Wie teuer dürfen Kabel sein?
Grundsätzlich kann man das schnell beantworten: Wer bei der Verkabelung von Mikrofonen und Instrumenten an den Kabeln spart, der spart am falschen Ende. Stellte die Verkabelung in Zeiten analoger Studiotechnik einen erheblichen Kostenfaktor dar, reduzieren sich heute beim digitalen Recording die Verkabelungen auf deutlich weniger analoge Verbindungen. Für diese vier, fünf Kabel sollte sicher etwas Budget vorhanden sein, um nicht die billigsten »Strippen« zu ziehen. Dabei sprechen wir noch nicht einmal von der Premiumklasse, in der neben anderen auch Vovox mitspielt.
Der höhere Preis erklärt sich zum einen durch die Fertigung von Hand, aber auch durch die aufwendige Konstruktion der Kabel selbst. Im Vergleich zu anderen Herstellern weisen die Vovox-Kabel einige Unterschiede hinsichtlich der verwendeten Materialien auf. Die Website des Herstellers liefert hier ausführliche und detailreiche Informationen. Solcher Aufwand kostet. Aber es resultieren daraus bessere “Klangleitungseigenschaften”, um nicht von »Klangeigenschaften« zu sprechen − die beiden Begriffe sorgen immer wieder für Missverständnisse.
Der Vovox-Test
Die Idee zu unserem Test entstand auf einer der Fachmessen der Branche, bei denen Jürg Vogt − der Mann hinter Vovox − immer zugegen ist und zum A/B-Vergleich einlädt. Er selber betont immer wieder, dass das menschliche Gehör das am besten geeignete “Messinstrument” sei, um herauszufinden, welche Kabellösung die bessere ist. Jürg Vogts selbstbewusstes Lächeln beim Anreichen der Kopfhörer mag für manche schon Provokation genug sein, aber dem charmant schweizerisch gefärbten “hörsch d’r selb’r an” kann man sich auch einfach nicht entziehen. Wer schon mal Signale bewertet hat, weiß auch, wie sehr sich unser Gehör austricksen lässt − es passt sich einer neuen Hörerfahrung doch relativ schnell an. Es erfordert schon ein wenig Konzentration, um nach einigem Hin- und Herschalten nicht völlig verwirrt zu sein.
Aber selbst letzterer Effekt ist eindeutig ein Hinweis darauf, dass es klangliche Unterschiede zwischen den Verkabelungen gibt. Nichtsdestotrotz geht nichts über die eigene Aufnahme. Und im Rahmen unseres Mikrofonvergleichs zur Abnahme eines Flügels (S&R 9.2009) haben wir bereits ein VovoxSetup getestet. Nachdem alle Test-Aufnahmen mit Standard-Studio-Kabeln gemacht waren, folgte ein Durchlauf mit kompletter Vovox-Verkabelung. Sogar das Stromkabel für den Audiowandler wurde durch ein Vovox ersetzt. Diesen Test hatten wir damals “off the records” gemacht, einfach um zunächst herauszufinden, was es mit diesen Kabeln verflixt noch mal auf sich hat. Beim Vergleichshören im Studio haben wir nicht schlecht gestaunt, denn die Unterschiede waren ganz deutlich auszumachen. Und eines stand sofort fest: Diesen Test sollten wir unbedingt noch einmal ausführlicher durchführen.
Das Recording-Setup: Gleich zu Beginn des Tests in Rellingen outete sich Recording-Engineer Christan Heck als der von allen Beteiligten größte Skeptiker. Natürlich brachte er seine eigenen Kabel und Mikrofone mit. Wenn es um guten Sound geht, überlässt er nichts dem Zufall. Das Setup war bewusst simpel gehalten. So wenige Faktoren wie möglich sollten das Ergebnis verfälschen
Viel Aufwand für ein paar Kabel
Der besagte Mikrofonvergleich fand damals im Konzertsaal in der Europazentrale von Yamaha statt. Der Grund war das Testobjekt: Will man akustische Signale vergleichen, braucht man einen Musiker, der idealerweise jeden Take immer absolut gleich spielt. Möglich, dass es solche Musiker gibt − wir haben uns hier lieber auf die Technik verlassen in Form von Yamahas Disklavier. Der Flügel ist mit einer Selbstspiel-Technik ausgestattet, die sich per eingebautem Sequenzer steuern lässt. Alles, was man auf der Tastatur spielt, wird hochauflösend aufgezeichnet und kann auf Knopfdruck wiedergegeben werden. Für unser Vorhaben also optimal!
Da traf es sich hervorragend, dass nun bei Yamaha in Rellingen ein frisch eingetroffenes Disklavier-Modell aus der brandneuen E3-Serie auf uns wartete. Ein wichtiges Argument: Die neue Disklavier-Serie kommt mit nochmals deutlichen Verbesserungen, die vor allem die dynamische Wiedergabe des integrierten Selbstspielsystems betreffen. Der S6 E3 Pro wurde uns frisch intoniert und gestimmt von Yamaha-Mitarbeiter Thomas Hoffarth übergeben. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Yamaha. Nach einem Tag (und einigen Kannen Kaffee) waren die Aufnahmen im Kasten
Wer hat die besten Ohren?
Das Testobjekt Klavier verlangte nach einem Experten. Möglichst sollte er kein Vovox-Fan sein. Auf dieses Profil passte Christian Heck − er betreibt ein eigenes Mixstudio (www.tonart-studio.de) und arbeitet als Recording- Engineer im Kölner Jazzclub »Loft«. Das Loft ist weit über die Stadtgrenze hinaus bekannt als die Location für Jazz − nicht nur beim Publikum, sondern ganz besonders bei Musikern, die hier gerne auf die hervorragenden Möglichkeiten für Live-Recordings zurückgreifen. Die Aufnahmen werden in einer vom Konzertraum getrennten Regie gemacht und das gesamte Recording Setup ist fest installiert und schnell aufnahmebereit. Zum anderen steht hier ein fantastischer Konzertflügel, den Christian Heck nicht nur einmal auf einen Tonträger gebannt hat.
Yamaha Disklavier. Wie lassen sich akustische Aufnahmen von der immer gleichen Performance machen? Yamahas Disklavier war die perfekte Lösung, denn mit einer integrierten Selbstspieler-Technik lässt sich ein Musikstück stets identisch abspielen.
Klingts nun besser oder nicht?
Ganz klare Antwort: Ja! Schon während der ersten Durchläufe wurde immer auch neugierig probegehört. Und es ging eigentlich allen Beteiligten so: Je mehr Vergleiche man machte, desto mehr Details konnte man ausmachen, in denen sich die Aufnahmen unterschieden. Schwierig schien es allerdings allen, die Unterschiede zu beschreiben. “Der Sound ist irgendwie griffiger, die Frequenzen klingen straffer, das Stereobild wirkt stabiler und klarer, das Ausklingen konstanter …”. Verblüffend auch für Recording-Engineer Christian Heck, der von Anfang an absolut skeptisch war.
Klangbeispiele:
Fazit
Grundsätzlich können wir mit dem Ergebnis schließen, dass die Vovox Sonorus im Test einen positiven Effekt bzw. bessere Übertragungseigenschaften zeigten als herkömmliche gute Audiokabel − zumindest wurden sie als “besser” bewertet. Selbstredend macht es keinen Sinn, ein 50-EUR-Mikro mit einem dreimal teureren Kabel zu verbinden. Wer aber auf Qualität seiner Studio-Verkabelung achtet, sollte zumindest den Hörtest einmal gemacht haben. Vovox-Kabel sind schon hinsichtlich ihrer Fertigungsqualität und der verwendeten Materialien absolut hochwertig − sowas hat eben seinen Preis. Und wenn man darüber hinaus hinsichtlich seines Recording – Setups eine gewisse Sicherheit verspürt, dann sollte auch das sein Geld wert sein. Für alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen möchten, haben wir die Klangbeispiele unseres Tests online gestellt. Es fand keinerlei Klangbearbeitung statt: Mikro − Kabel − Preamp − Interface. Mehr war dabei nicht im Spiel. Ehrenwort.
Der Test finde ich nich ganz objectiv, da der Sygnal wurde durch Top-Klasse-Kabel und Mittelklasse PreAmp und AD-Wandler geschickt. Ich denke, um den Test objektiv zu machen, sollte der Sygnal ueber etwas besseren und neutrallenPreAmp z.B. Millennia, das fuer die klassische Instrumente Standart ist und durch Prism Sound AD Konverter geschickt werden.
Mit besseren Wandlern und Preamps wird es nur eindeutiger. Schaust du auf ein Foto durch durchsichtiges Plastik oder durch Glas, macht auch einen Unterschied in wie scharf und mit wieviel Kontrast du das Foto siehst. Schiebst du einen Einkaufswagen an, rollt er danach nicht unendlich weiter. Das Material macht einen Unterschied. Je purer/bessere Eigenschaften es hat, desto besser kann es Energie von Ende zu Ende übertragen. Vovox benutzt hochreines und teilweise auch noch Kupfer in wenigen Strängen. Andere Hersteller nutzen dünne nicht ganz so reine Materialien.
Das ganze ist mit Wissenschaft gut erklärlich.
Ganz nebenbei muss man natürlich selbst wissen, in einem so teure Kabel was bringen. Law of diminishing Returns greift hier.
Ich habe 3 Kabel davon. Klinke und XLR. Der Unterschied zu anderen Kabeln ist so eklatant, dass ich wünschte ich hätte nur diese. Aber dafür sind sie auch zu teuer.
In einer Studiosituation mit Einzeltracking hat man allerdings etwas davon, Vocal, Gitarre, Bass und zumindest Snare damit aufzunehmen. Man muss im Nachhinein weniger “rausmischen” oder Transienten reindrehen.
Wo finde ich die angesprochenen Online-Klangbeispiele?
Wo sind denn die Hörbeispiele? Was ist das überhaupt für ein Versuchsdesign? Was wurde schließlich wirklich bewertet – die Kabeloptik (vgl Doppelblindtest)?
Hey Fabian,
Audiobeispiele findest du ab sofort im Artikel in einer Soundcloud-Playlist.
Grüße, Marc