Mit der Klasik kommt vom polnischen Hersteller APS ein weiterer Nahfeldmonitor der mittleren Preiskategorie auf den Markt. SOUND & RECORDING stellte bereits die Modelle AEON, COAX und IO vor, wobei Letzterer nicht mehr produziert und aktuell durch ein neues Modell ersetzt wird.
Der erste Satz zur neuen Klasik auf der APS-Homepage lautet »With Klasik we wanted to give you a tool that will transform your work into fun.« Da darf man gespannt sein, wie das gemeint ist, und vor allem, wie dieser Anspruch umgesetzt wird. Ein wenig impliziert dieser Satz aber auch, dass ein Studiomonitor beim Hören keinen Spaß zu vermitteln mag, was man so natürlich nicht pauschal behaupten kann. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass je besser ein Monitor ist, umso mehr macht es auch großen Spaß, damit zu hören. Diese Fähigkeit zeigt sich jedoch nicht nur in einem linearen Frequenzgang, der manchmal sogar völlig unberechtigterweise als Spaßbremse verdächtigt wird.
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Eine gute räumliche Abbildung, eine große Bühne vor dem Zuhörer und immer wieder auch die Dynamik gehören hier ebenso dazu. Trotzdem verwundert es immer wieder, warum diverse Hersteller von Studiomonitoren die technischen Grundregeln eines neutral abgestimmten und in sich harmonischen Systems nicht beachten. Fasst man diese einmal zusammen, dann sind das der Frequenzgang auf Achse, der zugehörige Phasenverlauf, das räumliche Abstrahlverhalten und das Verzerrungsverhalten bzw. die Pegelfestigkeit. Der Frequenzgang auf Achse bestimmt primär die tonale Wahrnehmung, ist aber keineswegs das allein entscheidende Kriterium.
Wann ist ein guter Monitor gut?
Sobald sich der Lautsprecher in einem Raum befindet, wirkt sich das räumliche Abstrahlverhalten über Reflexionen und das Diffusfeld des Raumes ebenfalls mehr oder weniger stark aus. Ein einfaches Beispiel macht die Zusammenhänge klar. Ein Lautsprecher hat einen perfekten Frequenzgang auf Achse gemessen. Das räumliche Abstrahlverhalten schnürt sich mit zunehmender Frequenz zunächst ein und weitet sich dann beim Einsatz des Hochtöners sprunghaft wieder auf. Unter reflexionsfreien Bedingungen wird dieser Lautsprecher gut funktionieren. Kommt dieser Monitor jedoch in ein reales Umfeld in einem Raum, dann werden die seitlichen Reflexionen und das Diffusfeld im Raum durch diese Aufweitung im Abstrahlverhalten frequenzselektiv unterschiedlich stark angeregt, womit sich sowohl die Klangfarbe als auch die räumliche Abbildung der Quellen unkontrolliert verändern. Genau das sollte aber nicht passieren.
Das Ziel ist es, ein stetiges und soweit möglich auch konstantes Abstrahlverhalten zu erzielen. Ähnliches gilt für die Dynamikbetrachtung. Möchte man in 2 Meter Abstand mit dem üblichen Mittlungspegel von 85 dBA hören, dann sind das je nach Signalspektrum ca. 88 dBZ (linear bewertet) und umgerechnet auf 1 m 94 dBZ. Das klingt erst einmal wenig. Zu beachten ist jedoch, dass wir hier von Mittlungspegeln sprechen. Die Signalspitzen, messtechnisch definiert über den Crestfaktor als Verhältnis vom Spitzenpegel zum Mittlungspegel, können jedoch je nach Signalform um 12 bis 20 dB darüber liegen. Schon spricht man von Werten im Umfeld oder jenseits der 110 dB, wo es dann für viele Lautsprecher schwierig wird.
Wünschenswert ist auch hier ein möglichst ausgeglichenes Verhalten. Eine hohe Pegelfestigkeit in manchen Frequenzbereichen und Schwächen in anderen helfen nicht weiter, da letztendlich die schwächste Stelle ausschlaggebend ist.
Prima Hardware
Sehen wir uns unter den aufgelisteten Aspekten die neue APS Klasik einmal an. Zunächst noch ein wenig über das allgemeine Erscheinungsbild. Die Klasik kommt gut verarbeitet und unauffällig daher. Die Bestückung ist auf den ersten Blick der übliche Standard mit einem 18 cm Tieftöner in Kombination mit einer Kalotte. Die Kalotte ist jedoch nicht der übliche 1″-Typ, also mit 25,4 mm Membrandurchmesser, sondern mit 19-mm-Membran etwas kleiner. Dies hat Vorzüge bei sehr hohen Frequenzen und klingt typischerweise etwas feiner und besser auflösend. Dafür wird aber auch der Tieftöner stärker gefordert, da die Trennung höher als bei einer größeren Kalotte sein muss.
Das Gehäuse für den Tieftöner ist als Bassreflexgehäuse mit einem Port auf der Rückseite aufgebaut. Die eigentlich bessere Alternative eines geschlossenen Gehäuses verbietet sich bei kleinen Lautsprechern in der Regel schon wegen des damit einhergehenden Pegelverlustes bei tiefen Frequenzen. Abgestimmt ist der Bassreflexresonator der Klasik auf tiefe 26 Hz. Eine so tiefe Resonanzfrequenz ist für eine kleine Box eher ungewöhnlich, aber zwingend, wenn man wie APS den Anspruch stellt, bis 35 Hz hinab mit ±2 dB arbeiten zu können.
Der kleine Hochtöner in der Klasik ist mit einer Aluminium-Membran bestückt. Was ist besser, fragt man sich da? Aluminium oder Gewebe oder vielleicht Titan oder gar Beryllium oder Keramik? Eine pauschale Antwort gibt es hier jedoch nicht. Harte Materialien bilden meist eine ausgeprägte Resonanz aus, die dann möglichst jenseits der 20 kHz liegen sollten. Gewebekalotten neigen hingegen zu vermehrten Partialschwingungen. Membranen aus Beryllium oder Keramik stellen aus heutiger Sicht ein Optimum dar, sind aber oft zu kostspielig. APS geht den Weg der Alumembrane, die dank ihres kleinen Durchmessers ihre Eigenresonanz erst bei 21,7 kHz und damit außerhalb des Hörbereiches hat. Die Resonanz ist zudem auch nur schwach ausgeprägt.
Aus dem Messlabor unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4″-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem Monkey-Forest Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen.
Hörtest
Beim Thema Hörtest kommen wir zum anfänglichen Anspruch der Klasik zurück, Spaß beim Hören zu vermitteln. Ziel erreicht, kann man da nur sagen. Das Pärchen Klasik wurde zum Hörtest im Hörraum mit ca. 2 m Abstand zum Arbeitsplatz aufgebaut. Die Zuspielung erfolgt wie üblich über einen digitalen EQ, der für die Raumentzerrung verantwortlich ist und auch für die bis dahin rein digitale Signalkette als High-End DA-Umsetzer agiert.
Die Klasik zeigt sich erwartungsgemäß tonal neutral. Schon bei den ersten gehörten Passagen war klar, dieser Monitor klingt sehr natürlich und ansprechend und zwar deutlich über das übliche Maß hinausgehend. Erst nach längerem Hören gelang es, dazu auch die entsprechenden Eigenschaften zu klassifizieren. Das war vor allem die unglaublich präzise Abbildung einzelner Quellen, die nicht nur völlig losgelöst von den Lautsprechern selber war, sondern auch noch weit über die Ebene zwischen den Lautsprecher hinausging. Auch die Tiefstaffelung gelang den Klasik bestens. Es mag sein, dass gerade diese Eigenschaft einer ebenso selbstverständlichen wie präzisen Quellenortung ein so entspanntes Hören möglich macht. Unklare Quellen, die sich in einem diffusen Klangbrei verstecken, dürften den Hörer wesentlich mehr anstrengen und den »Spaß« verderben.
Ein wenig in Stress gerät die Klasik, wenn laute, tiefe Bässe kommen. Kleine Lautsprecher tief abzustimmen ist zwar technisch gut möglich, geht dann aber auf Kosten der Pegelfestigkeit, wenn auch entsprechend tieffrequente Anteile im Quellmaterial vorhanden sind. Techno-Produzenten oder Freunde des lauten Hörens werden daher auf kurz oder lang mit einem der Subwoofer aus dem APS-Programm liebäugeln.
Profil
Frequenzbereich: 25 Hz — 23,6 kHz (−6 dB)
Welligkeit: 6,3 dB (100 Hz — 10 kHz)
hor. Öffnungswinkel: 140 Grad (−6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
hor. STABW (Standardabweichung): 22 Grad (−6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
ver. Öffnungswinkel: 110 Grad (−6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B Signal bei Vollaussteuerung: 93 dBA Leq und 108 dB Peak
Paarabweichungen: 1,2 dB (Maxwert 100 Hz — 10 kHz)
Störpegel (A-bew.): 24,3 dBA (Abstand 10 cm)
Maße: 210 x 320 x 280 mm (B x H x T)
Gewicht: 8,3 kg
Fazit
Der neue APS Klasik ist auf den ersten Blick ein eher unauffälliger Monitor. Technisch exzellent ausgeführt und mit einem linearphasigen Filternetzwerk ausgerüstet, bietet er jedoch einige herausragende Eigenschaften. Hinzu kommen gute bis sehr gute Messwerte und gut ausgeführte Anpassungen mit präzise arbeitenden Stufenschaltern anstatt ungenauer Potis.
Im Höreindruck kann der Klasik-Monitor mit einer selten gehörten Präzision in der Quellenortung aufwarten. Es liegt nahe, hier einen Zusammenhang zur linearphasigen Filterauslegung herzustellen, die von den APS-Technikern in seltener Form mit rein analoger Schaltungstechnik realisiert wurde.