Apple macht es uns Audio-Menschen derzeit nicht leicht: Die betagte FireWire-Schnittstelle steht vor dem Aus, und der neue Mac Pro »Zauberhut« muss ohne PCIe-Slots auskommen. Damit die UAD-2-Plattform auch für aktuelle Macs attraktiv bleibt, schickt Universal Audio nun seine externe DSP-Lösung Satellite mit der hoch performanten Thunderbolt-Schnittstelle ins Rennen.
Beim Auspacken ein Hauch von Stanley Kubrick: Aus dem Dunkel der Schaumpolsterung erhebt sich nachtschwarzer Quader. Im Weltraumklassiker 2001: A Space Odyssey bewirkte die Begegnung mit einem schwarzen Monolithen einen Evolutionsschub; plötzlich begannen Affen, Werkzeuge zu verwenden. Was mag wohl dieser schwarze Quader in uns Mixern und Musikern auslösen?
Anzeige
Genauer betrachtet
Unter dem 17 x 17 x 4,5 cm großen Quader liegt noch ein kleinerer schwarzer Quader in Form des externen Netzteils. Das Verbindungskabel mit einem verriegelbaren 4-Pol-XLR-Stecker misst knapp 150 cm, und dürfte gerne ein bisschen länger sein, um das Satellite freier positionieren zu können. Nicht vergessen wurde ein Netzschalter auf der Rückseite, um das Satellite bei Nichtbenutzung ausschalten zu können. Glücklicherweise verfügt das UAD-2 Satellite nicht nur über einen, sondern über zwei Thunderbolt-Anschlüsse, sodass Daisy-Chaining mit weiteren Thunderbolt-Geräten möglich ist, beispielsweise mit einem UAD Apollo Twin Audiointerface.
Bedienelemente hat das UAD-Satellite keine. Im eingeschalteten Zustand leuchtet auf dem Front-Display das Universal-Audio-Logo; bei korrekter Verbindung zum Rechner erscheint ein »HOST« in weißer Schrift, sollte die Verbindung gestört sein, blinkt »HOST« rot/weiß. Genauere Infos gibt das UAD-Meter der Software.
Die UAD-2-Software samt Treiber ist rasch aufgespielt − vorausgesetzt, man verfügt über eine flotte Internetverbindung, denn die Installationsdatei ist knapp 1 Gigabyte groß. Ein Datenträger liegt nicht bei, ebenso wenig ein gedrucktes Manual. Das Thunderbolt-Kabel muss für 40 bis 50 Euro beim Apple-Händler separat erworben werden. Wie schon öfter erwähnt, ist Thunderbolt eine hoch performante, aber auch technisch aufwendige Schnittstelle, die u. a. winzige DSP-Chips in den Steckern erfordert. Die Kabel werden deshalb wohl weiterhin teuer bleiben, zumal Thunderbolt im umsatzstarken Windows-Markt bisher faktisch kaum stattfindet. Auch für das UAD-2 Satellite gibt es keine Windows-Treiber, und derzeit scheinen auch keine geplant zu sein. Schon ein bisschen schade, dass Mac und PC nach einer Zeit der Annäherung (u. A. gleiche Intel-Prozessoren) nun wieder stärker auseinanderdriften.
Praxis
Angeschlossen, installiert, registriert: läuft. So kurz lässt sich der Praxistest im Grunde zusammenfassen. Systemvoraussetzung ist OS X ab 10.8 und natürlich ein Mac mit Thunderbolt-Schnittstelle; getestet wurde auf einem MacBook Pro 13 (late 2011) unter OS X 10.9.4 mit Cubase 7.5.3.
Für so manches kleinere Audiointerface ist die Thunderbolt-Schnittstelle eher ein Luxus, der bis auf etwas geringere Systemlatenzen kaum Vorteile gegenüber USB2 oder FireWire bietet. Das UAD-2 Satellite profitiert dagegen erheblich von der enormen Bandbreite der Thunderbolt-Schnittstelle. Bei den älteren UAD-Satellites mit FireWire-Anbindung konnte die Bandbreite schon einmal knapp werden, denn jedes Plugin erfordert ja einen digitalen Audiostream von der DAW zum DSP und wieder zurück. Wenn man sehr viele Plugins verwenden wollte, etwa den ressourcenschonenden Cambridge EQ auf jedem Kanal, konnte es passieren, dass die FireWire-Bandbreite aufgebraucht war, noch bevor die DSPs voll ausgelastet waren. Bei den neuen Satellites mit Thunderbolt-Schnittstelle muss man das kaum mehr befürchten.
Thunderbolt ist im Grunde eine externe Ausführung des PCIe-Bus mit vergleichbar hoher Bandbreite und direkter Systemanbindung. Das macht es erstmals auch möglich, Satellites mit der geballten Rechenpower von acht Shark-DSPs sinnvoll zu nutzen. Im Praxistest war es gar nicht so einfach, das uns vorliegende UAD-2 Satellite Octo bis an seine Auslastungsgrenze zu treiben; für übliche Projekte wird man so viel Rechenpower nur selten benötigen. Aber mit Wille und Vorsatz (oder hohen Abtastraten!) bringt man selbst acht DSPs zum Schwitzen.
Dabei stellte sich heraus, dass die Systembelastung des Host-Rechners angenehm niedrig blieb. Auch dies dürfte mit ein Verdienst der Thunderbolt-Schnittstelle sein. Bei vollen 98 % Auslastung des UAD-2 Satellite Octo meldete das CPU-Meter von Cubase 7.5.3 eine Systembelastung von ca. 10 %. So lässt sich selbst auf einem kleinen MacBook Pro 13 sehr angenehm arbeiten; sein Lüfter blieb selbst im 90-Minuten-Dauertest flüsterleise. Das UAD-2 Satellite, das übrigens ganz ohne Lüfter auskommt, wurde selbst mit acht voll ausgelasteten DSPs gerade einmal handwarm.
Zum Glühen bringen kann das UAD-2 Satellite allerdings die Kreditkarte: Im Lieferumfang enthalten sind nämlich nur das »Analog Classics Plus«-Plugin-Bundle mit 1176, LA-2A, Fairchild 670 und Pultec Pro, jeweils in der älteren (dafür ressourcen-schonenden) Legacy-Version, sowie der CS-1 Channelstrip und der Real-Verb-Pro-Hall. Die einzigen neueren Goodies sind der UA 610-B Preamp/EQ und der Precision Enhancer Hz.
Bild: Dr. Andreas Hau
Bild: Dr. Andreas Hau
Weitere UAD-2-Plugins sind über den UA Onlinestore separat zu erwerben. Und da sind wirklich sehr leckere Sachen für jeden Geschmack dabei. Gerade in den letzten Monaten gab es hier wieder etliche Highlights, u. a. den Manley Vari-Mu-Kompressor und den von der UAD-Gemeinde sehnsüchtig erwarten AMS RMX16 Reverb, der den Pop der 80er prägte wie kaum ein anderer Effekt (u. a. mit dem originalen »Nonlinear« Gated Reverb).
Fazit
Das UAD-2 Satellite mit Thunderbolt-Schnittstelle ist eine externe DSP-Lösung auf der Höhe der Zeit, die perfekt zur jüngsten Mac-Generation passt: elegant, extrem leistungsstark und völlig geräuschlos. Die direkte Systemanbindung macht das UAD-2 Satellite zu einer hoch performanten Lösung. Voraussetzung ist natürlich der Erwerb entsprechender UAD-2 Plugins, die fraglos die Speerspitze der aktuellen Geräte-Emulationen bilden − und leider auch entsprechend teuer sind. Aber, wie schon mein Opa zu sagen pflegte: Es geht auch billiger, ist dann aber nicht mehr so schön.
Windows only – Mac only
Wie beim Apollo Twin laufen die USBVarianten des Satellite ausschließlich an Windows-Rechnern (Windows 7, 8.1 und 10, jeweils in der 64-Bit-Version), während Mac-User zur Thunderbolt-Variante greifen müssen. Schade, denn neuere Macs verfügen ja durchaus auch über USB-3.0-Ports. Zwar ist die ThunderboltSchnittstelle technisch überlegen, doch würde mancher Mac-Anwender vielleicht gerne crossplatform arbeiten oder den Thunderbolt-Port anderweitig nutzen. Gleichzeitig mehren sich im PC-Lager die Anzeichen, dass sich Thunderbolt auf der Windows-Plattform doch noch durchsetzen könnte, im dritten Anlauf. Für Thunderbolt 3 werden nämlich (ausschließlich!) »USB 3.1 Type C«-Steckverbinder genutzt, d. h., Thunderbolt und USB werden quasi fusionieren. Zudem wird Thunderbolt für den Massenmarkt interessant als 4K-fähige-Grafikschnittstelle.
Es besteht also Grund zur Annahme, dass Universal Audio sich die strikte Trennung früher oder später noch einmal überlegen wird. Gegenwärtig aber gilt: Thunderbolt für Macs und USB für PCs.