Der in der Hi-Fi- und High-End-Szene bekannte schwäbische Hersteller Nubert electronic hat sich seit einigen Jahren mit seiner nuPro-Serie auch unter den Studiomonitoren einen guten Ruf erarbeitet. Neu sind hier die Modelle A-500 und A-700, die sich als Standboxen mit 1 m bzw. 1,1 m Bauhöhe für größere Abhörentfernungen von 2 bis 4 m empfehlen.
Wie auch bei den Consumer-Produkten gilt bei Nubert, dass es als Direktvertrieb viel Gegenwert fürs Geld gibt und man die Produkte entweder im eigenen Umfeld für 30 Tage oder in einem der großen Ladenlokal in Schwäbisch Gmünd, Aalen oder Duisburg testen kann.
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Im Umfeld eines Tonstudios fällt es zunächst vielleicht schwer, sich den Einsatz der Standboxen-Modelle A-500 und A-700 vorzustellen. Bedenkt man jedoch, dass der klassische Regieplatz mit großer Console und diversen Sideracks nur noch in wirklichen großen Studios zu finden ist und manch eine einfache Produktion im akustisch präpariertem heimischen Umfeld entsteht, dann passt eine mittelgroße Standbox ganz gut ins Bild. Vielleicht möchte man als Musiker oder Techniker auch einfach nur zu Hause im Wohnzimmer unter verlässlichen Bedingungen mit professionellen Lautsprechern hören, wo sich dann auch ein Monitor in der Art der großen nuPro-Systeme anbietet. Andere Beispiele für die Anwendung könnten Demoräume für Kunden oder Produktionsstudios in Agenturen und vieles mehr sein.
Bestückung und Elektronik
Aufgebaut ist die getestete A-500 als schlanke Säule mit drei Tieftönern, einem baugleichen Mitteltöner und einer Hochtonkalotte. Alle Treiber sind, wie bei Nubert üblich, Custom-Design und in moderner Bauweise mit strömungsoptimierten Aludruckgusskörben und hinterlüftetet Schwingspulen konstruiert. Jeder Weg verfügt über einen eigenen Verstärkerzweig, deren Leistung mit 210/70/70 W im Datenblatt angegeben wird. Die komplette Signalverarbeitung und alle Filter werden in einem schon von den kleineren Modellen bekannten DSP-System bearbeitet. Das schlanke Gehäuse mit 17×17 cm Grundfläche wird mit Distanzstücken auf eine schwere und deutlich größere Stahlplatte geschraubt, die für die notwendige Standfestigkeit sorgt und für die im Boden der Säule platzierte Bassreflexöffnung definierte Randbedingungen schafft. Die Trennung zwischen den Wegen erfolgt bei ca. 300 Hz und 2 kHz. Auf ein Waveguide an der Hochtonkalotte wurde bewusst verzichtet, da der Übergang zum Mitteltöner, der bei 2 kHz auch noch recht breit abstrahlt, auch ohne noch gelingt. Generell war es ein Entwicklungsziel, eine breite horizontale Abstrahlung zu erreichen, um dem Hörer möglichst viel Bewegungsfreiheit zu geben.
Betrieb und Bedienung
Das Gehäuse der A-500 ist im nuPro-typischen Design mit gerundeten seitlichen Kanten und schwarzer oder weißer Schleiflack-Oberfläche gehalten. Die fünf Treiber sind bündig in die Front eingesetzt und können bei Bedarf durch einen mitgelieferten und leicht einsetzbaren, mit dünnem Stoff bespannten Rahmen geschützt werden. Auch wenn der Stoff keinen echten Schutz gegen mechanische Schäden darstellt, so schütz er die Treiber doch vor Staub, Sonneneinstrahlung und neugierigen Fingern. Eine Messung mit und ohne Frontabdeckung zeigte jedoch einen nicht ganz unerheblichen Einfluss auf den Frequenzgang der A-500, sodass es sich für ernsthafte Hörsitzung empfiehlt, die Frontabdeckung kurz zu entfernen.
Die Bedienung erfolgt über ein gut lesbares großes Display an der Front mit vier Cursor-Tasten und einem Menü-Taster. Noch komfortabler geht es über die mitgelieferte kleine Fernbedienung, die für Mute, Volume, Bass und Mid/High Tasten für den direkten Zugriff hat, ebenso drei Tasten für die Eingangswahl von USB, Aux und S/PDIF.
Die Bedienung, egal ob direkt an der Box oder über die Fernbedienung erfolgt immer an einer Box, die als Master definiert ist. Die zweite Box wird über Link-Kabel am Master angeschlossen und bekommt über dieses Kabel alle Steuersignale sowie das Audiosignal in digitaler Form. D. h., alle Quellen werden für links und rechts an der Master-Box angeschlossen, und von hier wird alles weitere intern zwischen den beiden Monitoren organisiert. Sehr praktisch. Die Master-Box greift bei digitalen Datenströmen auf den linken Kanal zu, die Slave-Box auf den rechten, was bei der Verkabelung beachtet werden sollte. Im »Single«-Modus lässt sich die Kanalzuordnung über das Bedienmenü ändern und alternativ auch auf Mono schalten. Ohnehin verfügt jeder Monitor über die komplette Ausstattung. Seitens der Hardware gibt es also keine festen Vorgaben für Master und Slave.
Messwerte
Beim Frequenzgang der A-500 zeigt sich bei der Messung in 4 m Abstand auf Achse mit und ohne Frontabdeckung, dass sich Letztere ab 2,5 kHz durch eine verstärkte Welligkeit und zwei scharfe Einbrüche bemerkbar macht. Unabhängig davon fällt ab 5 kHz aufwärts ein kleiner Pegelsprung von 2 dB auf. Ein Blick in die Anleitung klärt auf, dass man die Lautsprecher am besten so aufstellt, dass man sich im 20-Grad-Winkel zur Mittelachse befindet. In der Tat verschwindet für eine zweite Messung unter 20 Grad die 2-dB- Überhöhung ebenso wie der kleine Einbruch bei 4 kHz. Die Welligkeit im Frequenzgang beläuft sich dann auf geringe ±2,1 dB zwischen 100 Hz und 10 kHz. Die Eckfrequenzen (−6 dB) liegen bei 34 Hz am unteren Ende und bei 22,8 kHz für die hohen Frequenzen. Letzteres ist u. a. auch durch die 48-kHz- Abtastrate des DSP-Systems in der A-500 bedingt. Der zugehörige Phasengang weist die für ein 3-Wege-System typischen Phasendrehungen auf. Eine nähere Analyse wäre erst über eine Einzelmessung der Wege und Filter möglich, die hier aber nicht ausgeführt wurde.
In einem weiteren Schritt wurde aus Frequenz- und Phasengang das Spektrogramm abgeleitet. Relevante Resonanzen sind darin nicht zu erkennen. Vor allem die Mittel-Hochtoneinheit arbeitet nahezu perfekt und frei von Resonanzen. Die Isobarenkurven lassen für beide Ebenen ein breites Abstrahlverhalten erkennen, so wie man es für die relativ kleinen Chassis ohne weitere Schallführung erwartet. In der Vertikalen kommt es durch Interferenz-Effekte unvermeidlich zur Einschnürung im Übergangsbereich zwischen Mittel und Hochtöner. Prinzipiell trifft das auch für den Übergang von den Tieftönern zum Mitteltöner zu, nur dass hier durch die große Wellenlänge bei 300 Hz die Auswirkungen deutlich verringert sind.
Verzerrungen und Maximalpegel wurden mithilfe von Sinus-Burst-Signalen gemessen. In den Mitten und Höhen wird der Pegel durch den Limitereinsatz begrenzt. Unterhalb von 200 Hz werden dann auch die 10-%-Verzerrungen erreicht, da hier die Tieftöner in ihrer Auslenkung gefordert sind, was unweigerlich bei höheren Pegeln zu Verzerrungen führt. Bei 50 Hz werden noch 90 dB erreicht, wo die relativ kleinen Treiber dann doch an ihre Grenzen stoßen.
Für den alltäglichen Betrieb mit einem Musik- oder Sprachsignal ist es jedoch manchmal schwierig, aus dieser Art der Messung direkte Rückschlüsse auf die erreichbaren Pegelwerte zu ziehen, da bei Signalen mit Crestfaktoren von 10 bis 20 dB immer der Spitzenwert der limitierende Faktor ist und nicht der Mittelwert der Leistung.
Für die Praxis aussagekräftiger ist daher die Messung mit einem Multitonsignal. Die Basis des Anregungssignals besteht aus 60 Sinussignalen mit Zufallsphase, deren spektrale Gewichtung beliebig eingestellt werden kann. Für die durchgeführte Messung wurde eine Gewichtung entsprechend eines mittleren Musiksignals gewählt. Der Crestfaktor des so synthetisierten Mess-Signals, der das Verhältnis vom Spitzenwert zum Effektivwert beschreibt, liegt bei praxisgerechten 12 dB. Im Unterschied zu einer Messung mit einem einfachen Pinknoise-Signal erlaubt diese Messmethode auch eine Auswertung der Verzerrungsanteile im Messsignal. Um den Verzerrungsanteil zu bestimmen, werden alle Spektrallinien aufaddiert, die nicht im Anregungssignal vorhanden sind, die also als harmonische Verzerrungen oder auch als Intermodulationsverzerrungen hinzugekommen sind. Wichtig ist es dabei zu beachten, die Frequenzen des Anregungssignals so zu generieren, dass sie nicht mit den harmonischen Verzerrungsanteilen zusammenfallen, da sie sonst nicht mehr ausgewertet werden könnten.
Bei dieser Art der Messung wird der Pegel so lange erhöht, bis der Gesamtverzerrungsanteil einen bestimmten Grenzwert erreicht, der hier auch bei 10 % festgelegt wurde. Unter diesen Bedingungen erreichte die A-500 für ein typisches Musikspektrum nach EIA-426B bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld unter Vollraumbedingungen einen Spitzenpegel von 110 dB. Der Mittlungspegel lag bei 98 dB linear bewertet und bei 95 dB mit A-Bewertung. Umgerechnet auf 4 m (−12 dB) sind das noch 83 dBA und somit genau 1 dB mehr, als die für ein Stereoset pro Lautsprecher geforderten 82 dBA für 85 dBA Abhörpegel am Hörplatz. Da kaum jemand unter reflexionsfreien Vollraumbedingungen arbeiten wird, kommt natürlich noch ein Zugewinn an Pegel durch die Aufstellung am Boden und durch das Diffusfeld im Raum dazu.
Die Paarabweichung der beiden Testmuster belief sich auf maximal 2 dB und der Störpegel, gemessen in 10 cm Entfernung vom Hochtöner, auf 35 dBA bei Nutzung der analogen Eingänge. Schaltet man auf S/PDIF oder USB, dann verschwindet das Rauschen unter der Messgrenze und ist praktisch nicht mehr wahrnehmbar.
Hörtest
Vor dem Hörtest wurde eine kurze Messung am Hörplatz durchgeführt. Je 30 Messpositionen für den linken und rechten Lautsprecher wurden dazu im direkten Umfeld des Hörplatzes aufgenommen und energetisch gemittelt. Für tiefe Frequenzen dominieren unweigerlich die Raummoden das Bild. Der Verlauf insgesamt ist jedoch sehr schön gleichmäßig. Die Übertonung der Höhen und der 4-kHz-Einbruch sind auch hier vollständig verschwunden. Als eine Art Referenz wurde ein weiterer, sehr etablierter 3-Wege-Studiomonitor hinzugezogen.
Tonal wirkt die A-500 deutlich größer, als es die kleinen Konustreiber auf den ersten Blick vermuten lassen. Die Bässe reichen tief herab und sind auch in allen Lagen hinreichend kräftig. Die durch die Konstruktion bedingte freie Aufstellung zeigt ihre Stärken vor allem in einem völlig von den Lautsprechern losgelösten Klangbild mit präziser Quellenortung. Tonal ist die A-500 erwartungsgemäß ausgeglichen und professionell in ihrem Verhalten. Im direkten Vergleich zur Referenz klingt die A-500 tonal sehr ähnlich, die räumliche Abbildung ist vergleichbar präzise, im Detail jedoch etwas anders, wobei offen bleibt, was jetzt besser oder wie auch immer richtiger ist.
++
Messwerte
++
Klangqualität
+
Einsatzmöglichkeiten
++
Verarbeitung und Wertigkeit
+++
Preis/Leistungs-Verhältnis
Fazit
Die neue Nubert A-500 in ihrer Bauweise als schlanke Säule ist ebenso wie ihr größerer Bruder A-700 ein eher ungewöhnlicher Lautsprecher für einen Studiomonitor. Den klassischen Studioeinsatz hat man vermutlich bei Nubert auch gar nicht primär im Auge gehabt, sondern mehr das Umfeld aus Demoräumen, Homerecording-Studios oder auch die eine oder andere Lounge, wo Musik in klar definierter, guter Qualität wiedergegeben werden soll. Messwerte und Hörtest zeigen, dass dieses Ziel erreicht wurde. Mit der A-500 wurde ein neutraler und solider Abhörlautsprecher geschaffen, der einen weiten User-Kreis ansprechen dürfte. Angenehm fällt in diesem Zusammenhang vor allem auch das schlanke und diskrete Erscheinungsbild auf. Selbiges gilt auch für den Preis, der in Anbetracht der gebotenen Qualität und Fähigkeiten ebenfalls angenehm schlank ausfällt.
Profil Nubert
A-500 Frequenzbereich: 34 Hz − 22,8 kHz (−6 dB)
Welligkeit: 7,1 (4,2) dB (100 Hz − 10 kHz)
hor. Öffnungswinkel: 155 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
hor. STABW (Standardabweichung): 26 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)
ver. Öffnungswinkel: 126 Grad (−6 dB Iso 1 kHz − 10 kHz)