Gesang und Sprache werden meist mit Großmembran-Kondensatormikrofonen aufgenommen. Für Instrumente verwendet man dagegen vorwiegend Kleinmembran-Kondensatormikros. Aber das sind nur grobe Anhaltspunkte. Klassik-Toningenieure verwenden fast ausschließlich Kleinmembranmikros, auch für Gesang.
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Umgekehrt werden in Studios auch häufig Akustikgitarren, Klaviere und sogar Schlagzeug mit Großmembran-Kondensatormikrofone abgenommen. Es geht also einiges!
Mikrofone mit großer Membran, d. h. mit einem Durchmesser von ca. 1 Zoll (rund 25 mm) liefern in der Regel ein stärkeres Signal und damit einen besseren Rauschabstand als Kleinmembranmikros (meist knapp über 1/2 Zoll, d. h. 15 − 18 mm). Dafür haben (gute!) Kleinmembran-Kondensatormikros ein konsistenteres, weitgehend frequenzunabhängiges Richtverhalten, und sie besitzen einen etwas weiteren, lineareren Übertragungsbereich. Vor allem unterscheiden sie sich aber auch in dem Klangeindruck, den sie vermitteln.
Um es eine kurze Formel zu bringen: Kleinmembranmikrofone sollen den Klang akkurat und natürlich abbilden, Großmembranmikrofone sollen in erster Linie schön klingen. Großmembran-Kondensatormikrofone nennt man daher auch oft „Solistenmikrofone“, da sie sich gut dazu eignen, ein bestimmtes Instrument oder eine Stimme in den Vordergrund zu stellen. Kleinmembranmikrofone werden dagegen gerne zur Aufnahme von Ensembles und Chören verwendet. Aber wie gesagt, das sind nur allgemeine Anhaltspunkte.
Schönklang beflügelt!
Was, wenn das Geld nur für ein Mikrofon reicht? Ich würde jedem, der (auch) Gesang aufnimmt, eher zum Großmembran-Kondensatormikrofon raten. Dessen schmeichlerisches Klangverhalten ist auf die menschliche Stimme optimiert und unterstützt den Sänger in seiner Performance. Schönklang beflügelt! Außerdem bildet gerade in der Popmusik der Lead-Vocal den Hauptfokus. Klingt die Stimme überzeugend, ist das schon die halbe Miete, und manch andere Unzulänglichkeit fällt kaum mehr auf.
Entsprechend sollte man beim Kauf des Gesangsmikrofons nicht unnötig knausern. Brauchbare Großmembran Kondensatormikros bekommt man ab etwa 200 Euro (s. Empfehlungen); billigere Modelle sollte man, wenn’s geht, vermeiden, denn günstiger kann man selbst in China kein wirklich gut klingendes, sauber verarbeitetes Studio Mikrofon herstellen. Ein ausgezeichneter Startpunkt für Instrumentalaufnahmen ist ein Kleinmembran Stereoset. Generell sind Kleinmembran-Kondensatormikrofone aufgrund ihres gleichmäßigeren Richtverhaltens besser für Stereoaufnahmetechniken geeignet als Großmembranmikrofone. Außer für „richtige“ Stereoaufnahmen, etwa von Chören, Streichern, Bläsern, Klavier, lässt sich ein solches Stereoset natürlich auch für Multimikrofonierung verwenden (d. h. Abnahme derselben Schallquelle an verschiedenen Positionen) oder zur Einzelabnahme zweier Instrumente.
Bühnenmikros im Studio?
Ein teures, besonders hochwertiges dynamisches Studio Mikrofon (z. B. das Sennheiser MD441) kann durchaus besser klingen als ein Kondensatormikrofon der billigeren Sorte. Also Ohren auf beim Mikrofonkauf! Obwohl man im Studio eher zum Kondensatormikro tendiert, lohnt es sich unbedingt, bereits angeschaffte Bühnenmikros auf ihre Studiotauglichkeit zu testen. Auch Profis benutzen gerne mal ein Shure SM58, SM57, Sennheiser MD 421 oder Beyerdynamic M 88 für die Abnahme von Schlagzeug und Gitarrenverstärker, ja sogar für Gesang. Einfach mal ausprobieren!
Dynamische Mikrofone liefern in der Regel deutlich geringeren Ausgangspegel als Kondensatormikrofone. Ihren optimalen Klang entfalten dynamische Mikrofone deshalb erst in Verbindung mit einem hochwertigen, besonders rauscharmen Vorverstärker.
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