von Michael Makarski & Anselm Goertz, Artikel aus dem Archiv
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Der HR824 stammt aus Mackies High Resolution Monitor-Baureihe, die insgesamt drei Monitore und einen Subwoofer umfasst.
Bestückt ist die Box mit einem 8″-Tieftöner mit Druckgusskorb und einer 1″-Alukalotte, deren Membran in einer Gewebesicke aufgehängt ist. Zur Anpassung des Abstrahlwinkels an den Tieftöner und zur Verbesserung der Sensitivity im Mittenbereich arbeitet die Kalotte auf ein großes, ins Frontplattendesign integriertes Horn aus Zink-Druckguss. Intern ist das massive (19 mm) MDF-Gehäuse der HR824 noch mit einer H-förmigen Strebe versehen, die den Wandflächen zusätzliche Stabilität verleiht. Nach der sonst obligatorischen Bassreflexöffnung sucht man zunächst vergebens, bis sich beim genaueren Hinsehen hinter der Elektronik auf der Rückwand eine fast die gesamte Fläche abdeckende Passivmembran zu erkennen gibt.
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Die elliptisch geformte 12″ × 6″-Membran arbeitet vergleichbar einer Bassreflexabstimmung als Resonator, dessen Tuningfrequenz über das Luftvolumen im Gehäuse und die Membranmasse abgestimmt wird. Passivmembranen bieten einige Vorzüge gegenüber herkömmlichen Bassreflexresonatoren bei der Abstimmung und sie erzeugen keine Strömungsgeräusche. Ob diese Rechnung bei der HR824 allerdings aufgeht, darf ein wenig bezweifelt werden, da die Passivmembran hier nicht frei strahlt, sondern durch die Luftspalte der hinten aufgesetzten Lautsprecherelektronik. Letztere ist großzügig ausgestattet mit zwei Endstufen mit 150/100 Watt Dauerleistung und 350/210 Watt Peakleistung. Vor allem die hohe Peakleistung ist von entscheidender Wichtigkeit, wenn es um die saubere und unverzerrte Wiedergabe kurzer Signalspitzen geht. Getrennt werden die beiden Wege bei 1,8 kHz mit einer Weiche 4. Ordnung. Die Elektronik in einem separaten Metallkasten auf der Rückseite der Box bietet drei analoge Eingänge, zwei symmetrische auf XLR- und Klinkenanschlüssen und einen unsymmetrischen mit Cinch-Buchse, deren Empfindlichkeit über einen Trimmer auf der Rückseite eingestellt werden kann.
Mit drei Schiebeschaltern können diverse Filter zur Ortsanpassung konfiguriert werden. Als da wären in Abbildung 1 die beiden blauen Kurven mit 2 und 4 dB Pegelabsenkung im Bassbereich und die beiden grünen Kurven mit einer Anpassung des Hochtonbereiches um ±2 dB. Eine weitere Einstellung erlaubt die Verschiebung der Eckfrequenz des Hochpassfilters am unteren Ende des Übertragungsbereiches. Die Standardeinstellung ist 37 Hz. Zusätzlich gibt es dann noch die Möglichkeit der Einstellung auf 47 Hz und auf 80 Hz, was schon einer Low-Cut-Funktion entspricht. Beide Kurven sind in Abbildung 1 als pinkfarbene Verläufe zu erkennen. Eine weitere Besonderheit gibt es noch in der Endstufenschaltung des Tieftöners, die über einen Sensewiderstand in der Lautsprecherleitung das Signal abgreift und mit dem Eingangssignal vergleicht. Mögliche Verzerrungen im Strom der Schwingspule können so in gewissen Grenzen kompensiert werden.
Messergebnisse
In den Messergebnissen der HR824 sticht als erstes, ähnlich wie bei der Genelec 8050, der dramatisch ausschauende Peak von 20 dB im Hochtonbereich ins Auge. Schon beim zweiten Blick kann man dann aber beruhigt feststellen, dass dieser bei 26,5 kHz und damit deutlich außerhalb des angestrebten Übertragungsbereiches liegt. Der weitere Verlauf des Frequenzganges zeigt eine insgesamt sehr schön glatte Kurve mit einem minimalen Anstieg von ca. 1 dB zu den hohen Frequenzen hin. Die untere Eckfrequenz liegt mit 37 Hz sehr tief und die Welligkeit zwischen 100 Hz und 10 kHz mit maximal 4,41 dB erfüllt ebenfalls schon gehobene Ansprüche. Das zugehörige Zerfallsspektrum besticht durch ein absolut sauberes Ausschwingverhalten im gesamten Frequenzbereich bis 20 kHz hinauf. Lediglich die Membranresonanz des Hochtöners bei 26,5 kHz bricht auch hier ein wenig hervor. Die Paargleichheit fällt mit einer maximalen Abweichung von 2,55 dB nur mittelmäßig aus, ebenso wie der Störpegel von 26,5 dB in 10 cm Entfernung vor dem Hochtöner gemessen.
In der Maximalpegelkurve fällt der sehr hohe Pegel bis ca. 2 kHz auf, der wohl der kräftigen Endstufe zu verdanken sein dürfte. Im Arbeitsbereich des Hochtöners fällt die Kurve dann deutlich ab, was auf den Einsatz des Thermolimiters für den Hochtöner zurückgeht. Selbigen gibt es für den Tieftöner auch, nur dass er hier erst viel später eingreift, da der Tieftöner erheblich mehr thermische Verlustleistung verarbeiten kann als der Hochtöner. In den Isobarenkurven zeigen sich die Vorzüge des Hochtonhorns durch einen weitgehend gleichmäßigen Verlauf im gesamten Mittelhochtonbereich. Die Interferenzen in der Vertikalen erscheinen zwar recht tief, sind dafür aber auch sehr schmal und erstrecken sich nur über ca. 1/2 Oktave.
Hörtest
Im Hörtest bot die HR824 einen ausgeglichenen Gesamteindruck und ein sehr neutrales Klangbild mit guter räumlicher Abbildung. Leichte Schwächen waren im Bassbereich und hier vor allem bei der Pegelfestigkeit auszumachen, wobei man der Box zu Gute halten muss, dass sie in der Einstellung mit der tiefsten Eckfrequenz von 37 Hz betrieben wurde. Mit einer Hochpasseinstellung auf 47 Hz steigen die Pegelreserven demgegenüber kräftig an, allerdings verschwindet dann auch der „echte” Tiefbass.
Fazit
Die HR824 von Mackie erfüllt die Erwartungen, die man an ein Produkt eines so renommierten Herstellers wie Mackie stellt. Der Lautsprecher ist sehr gut verarbeitet, großzügig mit Filtermöglichkeiten zur Ortsanpassung und Schutzschaltungen ausgestattet und liefert sowohl bei den Messwerten als auch im Höreindruck „amtliche” Ergebnisse. Das alles gibt es natürlich nicht geschenkt, womit am Ende ein ebenso „amtlicher” Preis von 1.840 € für das Paar steht.
Ergebnisse
Störpegel (A-bew.): 26,5 dBA (Abstand 10 cm) hor. STABW (Schwankungsbreite): 14 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz) ver. STABW (Schwankungsbreite): 26 Grad (–6 dB Iso 100 Hz–10 kHz) Max. Nutzlautstärke: 105,5 dB (3 % THD 100 Hz–10 kHz) Basstauglichkeit: 101,1 dB (10 % THD 50–100 Hz) Paarabweichungen: 2,55 dB (Maxwert 100 Hz–10 kHz) Magnetische Schirmung: ja Abmessungen: 254 × 400 × 310 mm (B × H × T) Gewicht: 14,7 kg Paarpreis: ca. € 1.840