Focusrite Scarlett 2i2 2nd Gen USB-Audio-Interface im Test
von Axel Latta,
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Nach vier Jahren bringt Focusrite eine zweite Version seines beliebten Interfaces „Scarlett 2i2“ raus. Der Hersteller verspricht höhere Abtastraten und verbesserte Performance. Mal sehen was dahinter steckt…
Die Scarlett-Serie gehört schon lange zu den Verkaufsschlagern unter den USB-Interfaces. Vom Mini-Gerät „Solo“ mit nur einem XLR-Eingang bis hin zum Studio-Allrounder „18i20“ decken die englischen Entwickler ein breit gefächertes Repertoire ab.
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Hardware
Das Chassis des 2i2 besteht vollkommen aus gebürstetem Aluminium und sitzt stabil auf vier Gummifüßen. Mit einem Gewicht von knapp über einem halben Kilogramm und
Maßen von 175 x 43 x 110 Millimetern (BxHxT) passt das Scarlett problemlos in jeden Rucksack. Die Rückseite ist lediglich mit einem Klinken-Pärchen für die Line-Ausgänge und einem Kensington-Lock ausgestattet. Die Stromversorgung erfolgt über die USB2.0-Schnittstelle, insofern ist kein zusätzliches Netzteil nötig.
Auf der Frontseite findet man zwei Kombibuchsen des Herstellers „Amphenol“, welche sowohl Klinken- als auch XLR-Stecker entgegennehmen. Beide Eingänge lassen sich per dedizierten Kippschalten für Line- oder Instrumenten-Signale anpassen und sind mit je einem Poti zur Regelung des Eingangspegels bestückt.
Rechts davon sind ein weiterer Kippschalter zum Aktivieren des „Direct Monitoring“ sowie ein hintergrundbeleuchteter Button für die Phantomspeisung eingelassen.
Ein großes, silbernes Poti kümmert sich um die Lautstärkenregelung der Line-Ausgänge und ein weiteres, kleineres Poti um den Kopfhörer-Ausgang darunter. Simpel, übersichtlich und im Allgemeinen gut verarbeitet!
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
In The Box
Der installierte Treiber bringt unter Windows 10 nur ein simples „ASIO Control Panel“ mit sich. Hier lässt sich die Abtastrate zwischen 44,1 kHz und 192 kHz festlegen. In der ersten Generation war nach 96 kHz Schluss, was in dieser Kategorie ohnehin vollkommen ausreicht. Die ASIO-Puffergröße kann Werte zwischen 16 und 1024 Samples annehmen. Auf dem Mac hingegen bewegt sich die Puffergröße des Core-Audio-Treibers zwischen 32 und 2048 Samples.
Die Latenz wurde mithilfe des Round-Trip-Verfahrens, also ein direkter Verbund von Line-Ausgang und Line-Eingang, gemessen. Als Werkzeug kam dabei das Centrance „Latency Test Utility“ zum Einsatz.
Bei einer Abtastrate von 44,1 kHz und der kleinsten Puffergröße liegt eine kombinierte Verzögerung (DA-Wandler und AD-Wandler) von 3,9 Millisekunden vor. Beim Standardwert von 256 Samples kommt es zu 22,8 Millisekunden. Diese Messung wird auch in Cubase 8.5 bestätigt, wo jeweils 11,4 Millisekunden für Eingangs- und Ausgangslatenz auftauchen. Kein neuer Weltrekord, aber durchaus im grünen Bereich.
Praxis
Sobald die USB-Verbindung zum Computer steht, signalisiert das Scarlett seine Betriebsbereitschaft mit einer kleinen grünen LED.
Statt hochaufgelösten Bargraphen wird der Eingangspegel lediglich durch LED-Ringe visualisiert. Beim Einpegeln dreht man also solange auf, bis die Farbe von grün zu rot wechselt und somit den viel zu hohen Pegel von 0 dBFS markiert. Dazwischen färbt sich die LED noch kurz orange, wobei dieser Anzeigebereich sehr gering skaliert ist. Um Clipping zu vermeiden und gleichzeitig genügend Bits zu nutzen, sollte man also besser mit Blick auf die DAW zurückregeln.
Der Headroom der Preamps, welcher laut Focusrite erhöht wurde, ist jedenfalls für alle im Test angeschlossenen Klangquellen ausreichend – und möchte man ein Mikrofonsignal aufnehmen, bieten die beiden Line-Eingänge genügend Reserven, um den Pegel anzupassen. Der Klang entpuppt sich durchweg angenehm und ungefärbt.
Bei Aktivierung der Phantomspeisung, werden beide XLR-Eingänge gleichzeitig mit je 47,2 Volt versorgt. Somit bewegt sich die Spannung locker im Toleranzbereich von +/- 4 Volt.
Das „Direct Monitoring“ funktioniert, allerdings fällt beim Umlegen dieses Schalters der Pegel der Line-Ausgänge hörbar ab und im Gegensatz zu manch anderen Interfaces, bietet das Scarlett keinen Mix-Regler, um das Verhältnis von direkten Eingangssignal und dem Playback der DAW anzupassen.
Hinsichtlich des Kopfhörer-Mixes gibt es keine Routing-Optionen und aufgrund nicht vorhandener Panorama-Regler kommt selbst bei Verwendung von Stereo-Mikrofonie alles in Mono beim Kopfhörer an. Auch hat man auf interne Effekte wie Hall oder Delay für das Monitoring verzichtet.
Die kostenlose App „iOS Control“, welche die Fernsteuerung von Preamps, Headphone-Mixes oder Hochpassfiltern in den entsprechenden Focusrite-Interfaces per WLAN ermöglicht, ist für das 2i2 leider nicht verfügbar. Das eine MIDI-I/O oder eine S/PDIF-Schnittstelle fehlt, ist angesichts der kompakten Ausmaße weniger verwunderlich, jedoch hätte Focusrite vielleicht mit einer iPad-Unterstützung noch ein Punkte bei der „2nd Generation“ sammeln können – die gibt’s leider erst ab dem Scarlett 6i6.
Fazit
Focusrite bietet ein schnörkelloses, übersichtlichstes und leicht zu bedienendes Audio-Interface, das sich konzeptionell an Singer/Songwriter oder kleine Projektstudios richtet. Durch die kompakte Bauweise und unkomplizierte Stromversorgung per USB-Bus eignet sich das Scarlett 2i2 zudem bestens für mobile Einsätze.
Dank dem mitgelieferten Software-Paket, welches Ableton „Live Lite“ und das Plug-In-Bundle „Time And Tone“ von Softube beinhaltet, steht der sofortigen Recording-Session nichts im Weg.
Wem Mix-Fernsteuerung per App oder direkte iPad-Unterstützung wichtig ist, sollte sich jedoch die etwas größeren Modelle der Scarlett-Serie ansehen.