2-Wege-Monitor aus der XR-Serie

Mackie XR824 Nearfield Studio Monitor im Test

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(Bild: Dieter Storck)


Mit den Modellen XR624 und XR824 etabliert Mackie eine neue Serie von Monitorlautsprechern, die preislich etwas unterhalb der Top-Modelle aus der HR-MKII-Serie angesiedelt ist. Wir haben sie für euch ganz genau getestet.

Ausstattung und Bestückung entsprechen den üblichen Standards. Beide Modelle sind voll aktive 2-Wege-Systeme mit einer 1″- Hochtonkalotte, kombiniert mit einem 6,5″- bzw. 8″-Tieftöner. Der Hochtöner verfügt über ein großes Waveguide zur Anpassung des Abstrahlverhaltens, das gleichzeitig auch noch die Sensitivity der Kalotte im mittleren Frequenzbereich deutlich erhöht. Somit wird nicht nur das Abstrahlverhalten auf einen möglichst gleichmäßigen Verlauf hin optimiert, sondern auch noch die Dynamik verbessert, und die Verzerrungen werden reduziert. Die Vorzüge des Waveguides liegen somit ganz offensichtlich auf der Hand, was bei Mackie auch schon seit Langem konsequent umgesetzt wird. Die Kalotte selber ist ein Neodym-System mit Aluminiummembran. An dieser Stelle scheiden sich die audiophilen Geister ein wenig. Die eine Fraktion bevorzugt Metallmembranen wegen eines prä- ziseren Klangs, die andere Seite setzt auf Gewebemembranen, die weniger Resonanzen ausbilden. Beide Varianten haben ihre Vorund Nachteile, wobei es kein eindeutiges besser oder schlechter gibt.

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Als Tieftöner kommen in der XR-Serie klassische Konustreiber mit Ferritmagneten, Blechkorb und Kevlarmembran zum Einsatz. Die Gehäuse sind als Bassreflexsysteme aufgebaut. Möchte man ein Bassreflexgehäuse mit wenig Volumen tief abstimmen, gibt es zwei Möglichkeiten. Man kann die Fläche des Tunnels reduzieren oder die Länge vergrößern. Kleine Querschnittsflächen verursachen Strö- mungsgeräusche und Verluste, große Längen sind in kleinen Gehäusen schwierig unterzubringen.

Mackie löst das Problem mit einem groß- flächigen, langen Tunnel, der im Gehäuse einmal um 180° gefaltet wird und so die notwendige Länge für eine tiefe Abstimmung erreicht. Beide Enden des Tunnels sind zudem mit großzügigen Trompetenöffnungen versehen, womit Strömungsgeräusche an den Einund Austrittskanten verringert werden. Für die XR824 liegt die Abstimmfrequenz des Resonators knapp unter 40 Hz. Das Gehäuse der XR824 entspricht dem in dieser Preisklasse üblichen Standard mit MDF als Basismaterial und aufgeklebter Kunststofffolie. Die Gehäusekanten an der Frontplatte sind gerundet. Das Waveguide für den Hochtöner und die Randabdeckung des Tieftöners sind als Kunststoff-Formteil gefertigt.

Elektronik

Die Elektronik befindet sich komplett auf der herausnehmbaren Rückwand des Monitors. Eine Trennung zum Gehäusevolumen des Tieftöners gibt es nicht. Die Endstufen in der XR-Serie werden im Datenblatt mit 100 W für den Tieftöner und 60 W für den Hochtöner angegeben. Beide Endstufen sind in Class-DTechnik aufgebaut. Das zugehörige Netzteil ist ein HF-Schaltnetzteil. In Kombination mit der Auto-Standby-Funktion liefern die XRMonitore so ihren Beitrag zur Energieeinsparung im Studio. Das Anschluss- und Bedienfeld bietet Eingänge für symmetrische und unsymmetrische Signale bis maximal +20 dBu.

Die Eingangsempfindlichkeit kann zudem bei Bedarf noch über einen Trimmer angepasst werden. Über drei solide Kippschalter können Filter für Vollraum (frei stehend), Halbraum (wandnahe Aufstellung) und Viertelraum (Eckposition) ausgewählt, ein 80-Hz-Hochpassfilter aktiviert und eine Hochtonanpassung mit ±2 dB eingestellt werden. Die Filterfunktionen und deren Auswirkungen auf den Gesamtfrequenzgang zeigt Abb. 2. Die Trennung zwischen Tiefund Hochtöner erfolgt bei ca. 2 kHz. Die interne Signalverarbeitung in den XRs geschieht vollständig analog. Digitale Eingänge gibt es nicht. Letzteres scheint vor allem auch in Anbetracht des günstigen Preises gut verschmerzbar, da in den meisten Fällen ohnehin gute analoge Ausgänge mit DACs in den Front-Ends der Mischsysteme zur Verfügung stehen.

Messwerte

Der erste Blick auf den Frequenzgang der XR824 täuscht zunächst ein wenig. In den Höhen gibt es einige Turbulenzen, die sich bei näherer Betrachtung jedoch als unkritisch herausstellen, da sie entweder schon außerhalb des Hörbereiches (›20 kHz) liegen oder aber, so wie der schmale Einbruch bei 15 kHz, eine lokale Erscheinung nur in Richtung der Mittelachse des Monitors sind. Verursacht wird der Einbruch vermutlich durch den kleinen Diffusor vor der Membran, der das Abstrahlverhalten bei höchsten Frequenzen verbreitert. Verlässt man die Mittelachse und misst die Frequenzgänge unter 10° oder 20° Winkel, dann verschwindet der Einbruch oder geht sogar in eine kleine Überhöhung über (siehe Abb. 1). Die ebenfalls in Abb. 1 gezeigten Nahfeldmessungen an der Membran des Tieftöners und am Bassreflexport lassen zum einen die tiefe Abstimmung erkennen und zwei Resonanzen aus dem Bassreflextunnel bei 529 und 705 Hz, die sich beide auch im Spektrogramm aus Abb. 5 wiederfinden. Die Ursachen dürften Gehäuse – moden sein, die über den Tunnel nach außen dringen. Das Problem ist mehr oder weniger grundsätzlicher Natur und betrifft alle Bassreflexgehäuse, die in einem Frequenzbereich noch genutzt werden, wo die Gehäuseabmessungen in den Bereich der halben Wellenlänge kommen.

In der XR-Serie werden Treiber mit einer relativ hohen Sensitivity zusammen mit kräftigen Endstufen eingesetzt. Beides zusammen ist ein gewisser Garant für hohe Pegel und wenig Verzerrungen. Abb. 4 zeigt dazu die maximal 3 % Verzerrungen (THD) erreichbaren Pegelwerte bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld. Ohne Schwachstellen im Verlauf kommt die XR824 zwischen 100 Hz und 10 kHz auf einen Mittelwert von 104 dB. Zwischen 50 und 100 Hz werden ebenfalls noch sehr gute 102 dB erreicht. Bis 300 Hz wurde die Messung zusätzlich noch mit einem 10-%- Limit durchgeführt, wobei aber kaum höhere Pegelwerte erzielt wurden, da vorher schon der Limiter in das Geschehen eingriff. Die zweite Messreihe mit einem Multitonsignal mit EIA-426B-Spektrum und 12 dB Crestfaktor lieferte, bezogen auf 1 m, einen Mittlungspegel von 101 dB und einen Spitzenpegel von 113 dB. Zusammen mit der gleichmäßigen Verteilung der Verzerrungskomponente in Abb. 8 sind auch diese Messwerte als sehr gut zu bezeichnen. Es bleibt noch der abschließende Blick auf die Isobarenkurven in Abb. 6 und 7. Der −6-dB-Abstrahlwinkel kann ab 1,5 kHz aufwärts mit ca. 100×90 angegeben werden. Die Isobaren dazu verlaufen mit Ausnahme der unvermeidlichen Interferenz in der Vertikalen bei der Trennfrequenz schön gleichmäßig.

Hörtest

Die XR824 gehört zur Kategorie der etwas größeren Nahfeldmonitore. Entsprechend wurde auch der Hörtest für eine Entfernung von ca. 2 m gestaltet. In dieser Distanz hat der Hörer reichlich Bewegungsfreiheit, wo weder der Mittenbezug verloren geht noch eine tonale Färbung einsetzt. Insgesamt könnte man den Klang als gefällig mit aus – gedehntem Tiefbass bezeichnen. Einen Subwoofer wird man hier vermutlich nur in Extremfällen vermissen. Der HF-Bereich stellt sich trotz der im Messraum etwas turbulenten Ergebnisse als gut und seidig dar. Wer es gerne etwas lauter mag, wird bei der XR824 bestimmt nicht enttäuscht. Auch wenn das abgehörte Material reichlich Tiefbass enthält, wird das von der XR824 locker umgesetzt. Treibt man es dann doch zu heftig, dann greift der Limiter eher unauffällig ein. Auf der anderen Seite lässt sich aber auch bei geringen Pegeln gut mit der XR824 arbeiten.

Fazit

Mit der neuen XR824 bietet Mackie einen Nahfeldmonitor im mittleren Preissegment an, der mit seinem 8″-Tieftöner schon zu den etwas größeren Vertretern seiner Klasse zählt. Entsprechend kräftig stellt sich die XR824 dann auch dar. Sowohl bei den Messwerten wie auch im Höreindruck hat der Mackie- Monitor mit einem ausgedehnten Frequenzgang und recht amtlichen Maximalpegel – werten einiges zu bieten. Auf Features wie Einmessfunktion, einen DSP zur Raumanpassung oder Vernetzung wurde in der XR-Serie ebenso verzichtet wie auf eine besonders edle Ausführung der Gehäuse oder spezielle exotische Treiber. Dafür beherrscht der XR824 sein Kerngeschäft absolut solide und bleibt mit einem Straßepreis von 900,− Euro pro Paar inkl. MwSt. auch bei kleinem Budget noch gut bezahlbar.


XR824

++ Messwerte
++ Klangqualität
++ Einsatzmöglichkeiten
+ Verarbeitung und Wertigkeit
+++ Preis/Leistungs- Verhältnis

Hersteller/Vertrieb Mackie / Loud Technologies
UvP/Straßenpreis pro Paar 1.306,− Euro / ca. 1100,− Euro

www.mackie.com

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