Fotografieren bei Konzerten beeinträchtigt die Erinnerung
von Redaktion,
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Es gibt eine Reihe von nervigen Dingen bei Konzerten – das mit Abstand nervigste sind jedoch Konzertbesucher, die permanent ihr Smartphone zum Filmen oder Fotografieren hochhalten, um alle Aufnahmen direkt via Youtube, Facebook, Twitter und Co. in die Welt hinaus zu schicken. Dass dieses Verhalten nicht nur den Künstler und den anderen Konzertbesuchern sondern auch ihnen selbst schadet, belegt eine im Dezember 2013 veröffentlichte Studie der Fairfield University im US-Bundesstaat Connecticut.
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In der Studie beschäftigt sich die Psychologin Linda A. Henkel mit den Folgen von Fotografieren auf das Gedächtnis. Dabei kam heraus, dass „Fotografieren einen Beeinträchtigungs-Effekt“ auf die Erinnerung hat. Im Rahmen der Studie schickte Henkel eine Gruppe von Studenten mit der Anweisung in das Fairfield Bellarmin Museum für Kunst, bestimmte Objekte zu fotografieren. Einen Tag später sollten die Probanden Details zu verschiedenen Kunstwerken wiedergeben. Bei den Objekten, die sie nicht fotografiert hatten, erinnerten sich die Studenten an weitaus mehr Details als bei den fotografierten Objekten. Die Psychologin folgert daraus, dass unser Gehirn ein Foto als Erinnerungshilfe nutzt: „Wenn wir einen externen Speicher verwenden, zählen wir geistig auf die Kamera, dass sie sich für uns erinnert“, so Linda A. Henkel. Das Gedächtnis wird quasi ausgelagert, in die Kamera.
In unserem Fall heißt das: Wer ein Konzert filmt oder fotografiert statt einfach erlebt, kann sich im Nachhinein weniger an die Show erinnern!
Diese Tatsache scheinen einige Musiker schon lange gewusst zu haben! Und damit ihre Shows in den Erinnerungen ihrer Fans weiterhin fortleben, verbieten sie einfach jegliche Foto- oder Filmaufnahmen. Bei immer mehr Konzerten sieht man daher „No Pictures“-Schilder an den Eingängen. Einer der berühmtesten Verfechter der Kein-Handy-Politik ist Bob Dylan. Während seiner „Never Ending Tour“ kündigte er sogar an, dass er sofort die Bühne verlassen würde, wenn er ein Handy sieht. Mit seiner Politik machte sich Bob Dylan jedoch nicht nur Freunde: Über das Verbot war der Deutsche Journalisten Verband so verärgert, dass er seine Mitglieder dazu aufforderte, Dylan mit einem Berichterstattungs-Boykott zu strafen.
Keinen Spaß versteht auch der US-Rocker Glenn Danzig, wenn es um Aufnahmen während seiner Konzerte geht. Bei einer Show im Oktober 2013 reagiert er auf einen Handy-Filmer mit der Aufforderung: „punch that fucking asshole.”
Jack White ist ebenfalls ein Verfechter des Handy-Verbots:
Es gibt jedoch auch Musiker, die sich die Handys ihrer Fans zu Nutze machen. Coldplay zum Beispiel binden die Konzert-Besucher auf diese Weise in ihre Shows mit ein, indem sie „Handy-Wellen“ oder ähnliche Licht-Spektakel mit ihnen veranstalten. Zahlreiche Musiker sind zudem mit Youtube-Ausschnitten ihrer Konzerte berühmt geworden.