Mackie Onyx Producer 2×2 – USB-Audio-Interface im Test
von Axel Latta,
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»Onyx«? Hatte Mackie nicht schon mal eine gleichnamige Serie im Repertoire? Ja, 2010 tummelten sich bereits die FireWire-Mischpulte »Onyx 820i« und »Onyx 1640i« auf unserem Prüfstand. Mit der neuen Serie konzentriert sich der amerikanische Hersteller ausschließlich auf kompakte Interfaces, diesmal mit USB-Schnittstelle.
Die beiden neuen Onyx-Modelle richten sich an Recording-Einsteiger, Podcaster und Musiker, die unterwegs aufnehmen möchten − und das mit Abtastraten von bis 192 kHz. Hinsichtlich des Konzepts und der Bauweise erinnert das »Onyx Producer 2×2« etwas an das Focusrite »Scarlett 2i2« − nur im typischen Mackie-Design und in Schwarz statt Rot. Das Desktopgehäuse besteht vollständig aus Aluminium und bringt mit den Maßen von 188 x 114 x 51 mm (BxTxH) knapp 700 Gramm auf die Waage. Zwei Gummipanele am Boden verhindern das Verrutschen auf glatten Unterlagen. Die Rückseite beherbergt zwei Line-Aus- gänge in Form von symmetrischen Klinkenbuchsen. Daneben befindet sich erfreulicherweise ein traditionelles MIDI-I/O, was heutzutage gerade bei kleinen Interfaces eher selten anzutreffen ist. Mit einem Einschub für einen Kensington-Lock kann man das kleine Gerät sichern. Eine USB-2.0-Buchse, die alleinverantwortlich die Spannungsaufnahme übernimmt, schließt das Feature-Set auf der linken Seite ab.
Die Frontplatte zeigt sich entsprechend mit ähnlich übersichtlichem Repertoire. Zwei Combobuchsen (XLR und Klinke) des Her- stellers Amphenol ermöglichen das Einspei- sen von Line- oder Mikrofonsignalen. Beide Buchsen verfügen je über einen Taster, der den Vorverstärker für hochohmige Instrumentensignale aufrüstet. Auch ein Taster für Phantomspeisung ist selbstverständlich mit dabei. All diese Bedienelemente sind im aktiven Zustand mit einer hellen Hintergrundbeleuchtung versehen. Auf der rechten Seite ist noch eine Buchse für den Kopfhöreranschluss eingelassen.
Während der Pegel der Line-Ausgänge über den silberfarbenen »Monitor«-Regler mit knapp 21 mm Durchmesser eingestellt wird, sind alle anderen Potis, also jene für Eingangspegel, Mischverhältnis der Sektion »Direct Monitoring« und Kopfhörerlautstärke, mit kleineren, gummierten Drehknöpfen bestückt, die allesamt extrem stabil auf ihrer Achse sitzen. Mackie liefert mit dem Onyx ein sehr gut verarbeitetes Produkt aus, bei dem rein gar nichts wackelt!
In The Box
Dem Interface liegen ein USB-Kabel, ein gedruckter Quick-Start-Guide sowie Download- Codes für »Tracktion 7« und »DAW Essentials Collection« bei. Auf der Mackies Webseite stehen eine Installationshilfe im PDF-Format sowie ein Windows-Treiber zum Download bereit. Es handelt sich um einen Universal-Treiber, der nicht nur die Geräte der »Onyx«- Serie, sondern auch jene der »Big Knob Studio«-Serie an den Start bringt. Auf dem Mac hingegen dockt sich das Interface ganz ohne Installation im CoreAudio-System an. Die Einrichtung geht also schnell und problemlos von der Hand.
Ein Desktop-Gehäuse mit übersichtlichem Feature-Set
Bild: Dieter Stork
Die Rückseite bietet zwei symmetrische Klinkenausgänge,
MIDI-I/O sowie einen USB-Port.
Bild: Dieter Stork
Vorverstärker, Lautstärkenregler und Kopfhörer -
anschluss sind allesamt über die Frontplatte erreichbar.
Der Frequenzgang ist erstklassig! Bei 20 Hz fällt
die Kurve gerade mal um 0,4 dB ab.
Der Klirrfaktor beträgt lediglich 0,0007 %. Das
Eigenrauschen liegt bei niedrigen —102,9 dBA.
Bild: Dieter Stork
Wer es noch simpler mag, sollte sich mal das »Onyx Artist« mit abgespecktem »Direct Monitoring« und ohne MIDI-I/O ansehen. Auf Combobuchsen
wurde dort verzichtet, stattdessen ist Kanal 1 mit XLR-Anschluss als reiner Mikrofonvorverstärker ausgelegt, während Kanal 2 Lineoder
Instrumentensignale per Klinke entgegennimmt.
Bild: Dieter Stork
Im Betrieb
Sehen wir uns das Gerät in der Praxis an. So- bald die USB-Verbindung zum Computer steht, zeigt eine LED die Betriebsbereitschaft des Onyx Producer 2×2 an. In der DAW, beispielsweise Ableton Live oder Steinberg Cubase, wird das Interface zuverlässig mit zwei Eingängen und zwei Ausgängen angezeigt. Auch das MIDI-I/O ist augenblicklich einsatzbereit, und die LED links neben dem Monitor-Regler signalisiert etwaige MIDI-Aktivitäten.
Interessant wird es beim Einpegeln der Vorverstärker! Die Gain-Potis arbeiten zuerst sehr exakt und fließend, allerdings kommt es ab knapp 90 % des Regelweges plötzlich zu einem riesigen Pegelsprung. Winzigste Drehbewegungen im Millimeterbereich resultieren da mal schnell in 10 dB Vorverstärkung. Man könnte beinahe von einer Fehlkonstruktion ausgehen, doch auch das zweite Poti weist dieses extrem seltsame Verhalten auf. Bei Line-Signalen, die evtl. direkt am Instrument zu justieren sind, mag das noch zu verkraften sein, liegt jedoch der optimale Pegel von Mikrofonen in dieser Gefahrenzone, ist das einfach nur ärgerlich.
Am Interface kann man den Pegel direkt mithilfe der beiden Signal/Overload-LEDs überprüfen. Diese wechseln jedoch sehr schnell von Grün zu Rot, sobald der Eingangspegel zu hoch wird. Manch andere Interfaces blenden diesbezüglich etwas weicher über oder verwenden noch einen orangenen Farbton zwischen dem nutzbaren und übersteuerten Pegelbereich. Es empfiehlt sich also, zusätzlich noch die Peak-Anzeige der DAW im Auge zu behalten.
Die Phantomspeisung liegt mit gemessenen 47,5 Volt für beide Vorverstärker voll im erlaubten Toleranzbereich. Alles in Ordnung! Da der Taster »+48 V« jedoch beide Vorverstärker gleichzeitig mit der Spannung beschaltet, ist Vorsicht geboten, möchte man beispielsweise ein Kondensatormikrofon zusammen mit etwa einem empfindlichen Bändchenmikrofon betreiben.
Auf dem Mac ist die Einstellung der Puffergröße ganz simpel über die jeweilige DAW vorzunehmen. Am PC hingegen kommt noch das »Mackie Control Panel« mit ins Spiel. Der Hersteller unterscheidet hier zwischen zwei unterschiedlichen Puffern − USB- und ASIO- Puffer −, die man separat einstellen kann. Mit einem ASIO-Puffer von 256 Samples liegt die Ausgangslatenz auf dem Testsystem bei 9,7 ms, bei 1.024 Samples hingegen bei 27,2 ms − gute, durchschnittliche Werte!
Bei 64 Samples kam es im Dialogfenster zu einer Warnung. So muss man den USB- Puffer von »Standard« auf »Minimale Latenz« umstellen, damit der Treiber ohne Aussetzer arbeitet. Das wirkt sich natürlich negativ auf die CPU-Auslastung aus − wenn auch im kaum messbaren Bereich. Unter dem Strich arbeitet der Treiber auf beiden Betriebssystemen sehr performant, und am PC klappte der Betrieb selbst mit der »automatischen« ASIO- Puffergröße einwandfrei.
Sollte ein älteres Rechnersystem hohe Puffereinstellungen erfordern, kann man diese systembedingten Verzögerungen elegant mit dem »Direct Monitoring« umschiffen. Diese Funktion ist beim Onyx Producer 2×2 ganz klassisch über einen Drehregler namens »Mix« gelöst, der stufenlos zwischen dem Eingangssignal und der DAW-Rückführung überblendet. So lässt sich das Signal der eigenen Performance rein analog und ohne Umweg über den Computer begutachten. Hört man allerdings ganz genau hin, schottet das Poti nicht komplett ab, wenn es ganz nach links auf die Position »Input« gedreht ist. Bei lautem Kopfhörerpegel ist noch ein leises, dumpfes Playback von der DAW wahrzunehmen − nicht schlimm, aber erwähnenswert. Der Kopfhöreranschluss lässt sich glücklicherweise getrennt von den Line-Ausgängen regeln und bietet trotz der Stromversorgung über den USB-Bus ordentliche Leistungsreserven.
Fazit
Da das Onyx Producer 2×2 mit seiner kompakten und stabilen Bauform ganz ohne Netzteil auskommt, eignet sich der kleine schwarze Schmuckstein bestens für den mobilen Einsatz. So kommt man für unter 150 Euro in den Genuss zweier Preamps mit sehr gutem Klang und niedrigem Eigenrauschen. Lediglich für das außergewöhnliche Regelverhalten der beiden Gain-Potis gibt es Abzüge. Dank der Download-Codes für Tracktion T7 und 16 weitere Plug-ins inklusive Tape Delay, Kompressor und Auto Filter kann man mit dem Aufnehmen sofort loslegen.
Der Treiber ist allerdings ein Ärgernis unter Win10 64bit, beim Ansehen von You Tube muss man dann die USB Verbindung trennen und wieder einstecken, einfach nur nervig.
Der Treiber ist allerdings ein Ärgernis unter Win10 64bit, beim Ansehen von You Tube muss man dann die USB Verbindung trennen und wieder einstecken, einfach nur nervig.