Orchestral Tools Metropolis Ark 3 – The Beating Orchestra im Test
von Frank Schreiber,
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Trotz ihrer wenigen Jahre am Markt sind Orchestral Tools in Filmkomponistenkreisen längst kein Geheimtipp mehr, was nicht zuletzt auf ihre „Berlin Series“ zurückzuführen ist, eine komplette, umfangreiche Orchester-Library, die im legendären Aufnahmesaal des Berliner Teldex-Studios aufgenommen wurde. Darüber hinaus wurde für Musik, die bigger-than-life daherkommen soll, mit Metropolis Ark unlängst eine eigene Serie aufgelegt. Im gleichen Saal und mit identischer Mikrofonierung und Positionierung aufgenommen, bekam eben jene Reihe nun mit der dritten Veröffentlichung kurz vor Weihnachten Zuwachs: Metropolis Ark 3.
Trotz ihrer wenigen Jahre am Markt sind Orchestral Tools in Filmkomponistenkreisen längst kein Geheimtipp mehr, was nicht zuletzt auf ihre „Berlin Series“ zurückzuführen ist, eine komplette, umfangreiche OrchesterLibrary, die im legendären Aufnahmesaal des Berliner Teldex-Studios aufgenommen wurde. Darüber hinaus wurde für Musik, die bigger-than-life daherkommen soll, mit Metropolis Ark unlängst eine eigene Serie aufgelegt. Im gleichen Saal und mit identischer Mikrofonierung und Positionierung aufgenommen, bekam eben jene Reihe nun mit der dritten Veröffentlichung kurz vor Weihnachten Zuwachs: Metropolis Ark 3.
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Inspiration für die Metropolis Ark-Reihe war, wie der Name schon verrät, die Musik des gleichnamigen Filmklassikers von Fritz Lang. Glücklicherweise aber nicht bezüglich des Vintage-Charakters, sondern eher im Hinblick auf Größe, Kraft und Vision, dafür aber umgesetzt mit dem Sound und den Möglichkeiten von heute. Die monumentale Größe und Lautstärke der Reihe spiegeln sich in Metropolis Ark 1 wider, während Metropolis Ark 2 die leiseren Töne bedient − allerdings ebenfalls mit großen Besetzungen und teilweise herrlich düsteren Klängen.
Metropolis Ark 3 verknüpft nun das durch seine Vorgänger aufgespannte Spektrum mit dem Fokus auf Rhythmus. Nicht dass in den ersten beiden Libraries keine Perkussion- Instrumente an Bord gewesen wären, aber das Besondere von Metropolis Ark 3 ist, dass neben einer beachtlichen Anzahl mächtiger Taiko- und Percussion-Sounds das komplette Orchester auf perkussive Spielweisen abgestimmt ist und so bei rhythmischen TuttiPassagen eine unglaubliche musikalische Gewalt entfesselt werden kann.
Gimme the beat
Bei Metropolis Ark 3 sind die Sounds in vier große Kategorien unterteilt: Den Anfang macht »The Beating Orchestra«, wo jeweils die kompletten Streicher bzw. Holz, Blech oder Percussion in diversen und äußerst interessanten Spielweisen über die Klaviatur gemapt sind, wodurch Sounds über die komplette Range der jeweiligen Orchestergruppe eingeflogen werden können.
Um Mehrstimmigkeit in einer Instrumentengruppe besser und mit erweiterter Range realisieren zu können, werden in den »Orchestral Sections« die Gruppen jeweils in High- und Low-Ensembles unterteilt. Beim Blech erfreulicherweise in Trompeten-, Horn- und Low Brass-Ensembles. Zu guter Letzt liegt die Percussion jeweils als Ensemble- oder Solo-Version vor.
Für Streicher, Holz und Blech und sogar manche Percussion erweitern verschiedene und herrliche Cluster-Artikulationen das Klangspektrum enorm, genauso wie die binären und ternären Repetitionen, die in unterschiedlichen Notenwerten vorliegen.
Da, wo es Sinn macht, liegen viele Artikulationen auch gesondert als Time-Machine-Patches vor, die mittels Kontakts Timestretching-Algorithmus in Echtzeit in der Länge angepasst werden können. Sehr schön!
The Capsule, ein Akronym aus »Control And Performance Symphonic Utility Engine«,
steuert die entscheidenden Funktionen bei allen Orchestral-Tools-Libraries mittels ausgefuchster Scriptings. So können z. B. MIDI-CCs komfortabel auf verschiedenste Parameter gemappt, Keyswitches flexibel definiert und viele weitere Details den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Auch bei Metropolis Ark 3 wird davon hinreichend Gebrauch gemacht, was komfortables und flexibles Arbeiten ermöglicht.
Sound
Was sich von den inneren Werten her auf den ersten Blick vielleicht noch wie eine verträumte Standard-Orchester-Library liest, kehrt sich in das absolute Gegenteil, wenn man die ersten Töne anspielt. Hier wird einem im wahrsten Sinne des Wortes schlagartig klar, dass Metropolis Ark 3 alles andere als Standard und vor allem noch viel weniger verträumt ist.
Die Sounds wurden nämlich meist mit sehr hoher Lautstärke eingespielt, sodass die Artikulationen von Melodieinstrumenten manchmal erst bei einem beherzten mf als leiseste Dynamikstufe beginnen, sehr oft aber auch einzig in ff oder fff vorliegen. Somit ist der entsprechende Ausdruck gewährleistet, der nötig ist, wenn sich die Instrumente später dann auch wirklich laut gespielt anhören sollen und nicht nur per Volume bzw. Limiter laut gedreht wurden. Außerdem wurden bei Metropolis Ark 3 oftmals nicht alltägliche Ensemblegrößen gewählt, um einen besonders großen Sound zu erzeugen.
Dies, gepaart mit dem einerseits groß – artig klingenden Raum des Teldexstudios und dem andererseits hervorragend eingefangenen Klang, lässt beim ersten Anspielen beide Augenbrauen nach oben wandern und gleichzeitig das Kinn ein Stück nach unten klappen. Die Streicher klingen je nach Artikulation meist schön präsent, beim Holz kommen oftmals sehr schöne Details zutage, und das Blech ist teilweise sehr mächtig. Gerade die tieferen Brass-Sounds haben mir hier gut gefallen.
Die meisten Sounds klingen sehr fett, ohne aber harsch oder wie ein übertriebener Effekt zu wirken, und lassen sich dement – sprechend oft einsetzen, ohne auf Dauer allzu anstrengend zu werden oder sich totzulaufen. Sie lassen eine gewisse Transparenz nicht vermissen, und die Library bringt einen eigenen, authentischen Orchester-Sound mit, der mir außerordentlich gut gefällt, sehr edel daherkommt und tatsächlich eine schöne amerikanische Filmmusik-Ästhetik anklingen lässt.
Die Percussion wiederum liegt meist in sehr detailliert gesampelten Dynamikstufen vor, beginnen oftmals mit leisen Lautstärken und kommen meist mit einer Vielzahl von Round-Robin-Variationen daher, was sich in der Summe somit sehr gut spielen lässt und auch noch hervorragend klingt. Gerade die Ensembles machen mächtig Druck und geben die gewünschte Größenvorstellung problemlos wider. Bei der Percussion gibt es glücklicherweise nicht nur tiefere Sounds, wie die schön vollen Taikos oder Lowdrums, sondern auch Abstufungen in höhere Register so wie eine große Auswahl unterschiedlicher Metals, hoher Drums, Percussion usw. So sollte für jedes Arrangement die passende Frequenz dabei sein.
…uuuuuund Action!
Im praktischen Einsatz spielt Metropolis Ark 3 eindeutig dort seine Stärken aus, wo die Dramaturgie an ihrem Höhepunkt bzw. die Situation ausweglos ist, die letzte Eskalationsstufe erreicht wurde, der Alien-Zombie-Saurier an den Fersen klebt oder der blaue oder der rote Draht durchgeschnitten werden muss … ihr wisst, was ich meine. Und genau da ist die Library goldrichtig.
Sie legt problemlos noch eine Schippe drauf, und wenn man denkt, das Arrangement sei schon pickepackevoll, wird man spätestens vom Blech, das sich einfach unverschämt gut durch den Mix schneidet, eines Besseren belehrt. Durch die laut eingespielten Instrumente der Library stimmt einerseits die für derartige Musik benötigte, angespannte Klangästhetik, und gleichzeitig setzen sich so die meisten Instrumente mit ihren obertonreichen Sounds und messerscharfen Attacks sehr gut durch. Dadurch lassen sich wunderbar auch in lauten Arrangements deutlich vernehmbare, rhythmische Akzente setzen, die durch den Wechsel zu den zahlreichen Cluster-Artikulationen zusätzlich noch mehr an Dramatik gewinnen können.
Die Arbeit mit Metropolis Ark 3 geht schnell von der Hand, und die Sounds liegen oftmals in sinnvoll zusammengestellten Ensembles vor. Wenn man Patches wählt, welche bereits die gängigsten, per Keyswitches umschaltbaren Artikulationen an Bord haben und bei denen bereits die komplette Instrumentengruppe über die Klaviatur gemapt ist, kommt man oft sehr schnell sehr weit. Der absolute Turbo-Boost ist es aber, wenn man die fantastischen Kontakt-Multis einsetzen kann. So werden z. B. bei den Full-Orchestra-Multis von jeder Instrumentengruppe die gerade zuvor genannten Patches samt deren verschiedenen Artikulationen geladen, wodurch mal eben das komplette Orchester unter den Fingern liegt. Der Sound ist dabei wirklich überwältigend. Der Clou ist, dass die Keyswitches konsistent und damit für alle Gruppen gleich sind und auch bei solch einem Kontakt-Multi perfekt funktionieren. So lassen sich bequem die Artikulationen für das ganze Orchester gleichzeitig wechseln und damit sehr viel abwechslungsreiches Material in Echtzeit und mit vollem Orchester-Sound einspielen.
Aber auch die anderen Multis jenseits des Full-Orchestra sind absolut gelungen, und spätestens hier zahlt es sich aus, dass die Instrumente der Library in relativ kleinen Gruppen gesampelt wurden, denn so und auch im eigenen Orchester-Setup sind interessante Kombinationen möglich, die flexibel bleiben und immer noch einen transparenten Sound ermöglichen, der nicht alles zuschmiert.
Bei so viel Licht gibt es aber auch ein wenig Schatten, und so hätte ich mir mindestens die Hälfte der vorbildlichen Percussion-Round-Robin-Varianten auch bei den restlichen Orchesterinstrumenten gewünscht. Leider liegen Letztere nämlich meist nur als 2-, manchmal auch als 3-RR-Varianten vor, was je nach Motiv, Spielweise und Frequenz teilweise schon auffallen kann. Mindestens vier oder mehr standardmäßige RRs hätten definitiv mehr Lebendigkeit und Unauffälligkeit garantiert. Mehr RRs sind natürlich ein Zeit- und Kostenfaktor, aber evtl. gibt es ja noch welche in den Aufnahmen der Recording-Sessions? Eventuell wäre das etwas für das nächste Update? Ebenso wie das Fixen einiger kleinerer Bugs, die sich im Vorweihnachtsstress hartnäckig gehalten und es dann doch ins Release geschafft haben? Oder auch das Verbessern mancher etwas auffälligerer Loop-Punkte bei den Repetitionen des Streichorchesters, die laut Entwickler tatsächlich sehr tricky waren?
Glücklicherweise relativieren sich viele der Punkte im praktischen Einsatz, weil es in vollen und lauten Arrangements recht belebt zugeht. Trotzdem sind durchaus Situationen denkbar, in denen Auffälligkeiten zu hören wären. Jedenfalls wurden diese und einige weitere Punkte bereits im Orchestral-Tools-Bugtracker vermerkt.
Fazit
Metropolis Ark 3 ist eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Library. Das Konzept und der Sound sind großartig, und es gibt viele, sehr gut passende und nicht alltägliche Artikulationen und Cluster. Dadurch wird eine Klanggewalt entfesselt, vor der andere Libraries schon längst ausgestiegen sind. Außerdem kann man sehr schnell und effektiv mit der Library arbeiten, aber auch in eine detaillierte Soundwelt abtauchen, falls erforderlich.
Als drittes Release der Metropolis Ark-Reihe ist die Library meiner Meinung nach eher als Missing-Link zu verstehen, die sich bezüglich Sound und Artikulationen natürlich hervorragend zwischen den Polen der ersten beiden Releases platziert, sich aber auch sehr gut in das bestehende Setup der Wahl integrieren lässt. Zwar sind insgesamt eigentlich alle Orchesterinstrumente und ein großer Perkussion-Apparat vorhanden, aber mit der Library alleine kommt man nicht weit, es sei denn, es wird ausschließlich dieser ganz spezielle, perkussiv- orchestrale Musikstil gefordert. Dementsprechend sehe ich den Einsatz der Metropolis-Ark-3-Library eher da, wo sie auf ein schon bestehendes Arrangement aufbauen kann, also als äußerst willkommene Erweiterung für das bestehende Setup, um bei dramatischen und lauten Passagen ordentlich Dampf zu machen und den Sound bis aufs Äußerste zu steigern.
+++ mächtiger und gleichzeitig differenzierter, edler Orchester-Sound
+++ Flexibilität, Spielbarkeit
++ Artikulationen, Besetzung und Multis
– – oftmals nur eine weitere Round-Robin-Variante außerhalb der Percussion