UAD Tutorial

Mixing Tutorial: Fix My Mix – Indie-Band

Anzeige
(Bild: DIRK.HEILMANN)

Musik aus dem Genre Indie zeichnet sich ganz oft durch einen etwas rougheren Sound aus, denn die Instrumente und der Gesang klingen im Gegensatz zu anderen Genres viel weniger bearbeitet und, aus rein technischer Sicht gesehen, manchmal sogar noch nicht mal wirklich gut. Dadurch entsteht aber ein ganz eigener Charme, und die Musik klingt viel ehrlicher und handgemachter. In dieser Folge haben wir es genau mit solch einem Song zu tun, jedoch sind die Instrumente hier zum Teil sehr stark herausgearbeitet worden. Dadurch kann man zwar alle Instrumente sehr gut wahrnehmen, aber der Eindruck einer Band, die zusammengespielt, hat, will hier leider nicht so richtig aufkommen.

Für diese Folge haben wir den Song Ich hab Zeit ausgewählt, den Andy Paulzen vor längerer Zeit aufgenommen und gemischt hat. Der Song besteht hauptsächlich aus Gesang, der mit der Akustikgitarre begleitet wird. Um diese beiden Elemente herum sind noch die Instrumente Drums, Bass und Mundharmonika aufgenommen worden. Als Referenz wurden mir die alten Songs von Olli Schulz genannt. Die Akustikgitarre klang klingt im alten Mix relativ hell und auch etwas dünn. So macht sie Sinn, wenn sie eher um andere Instrumente wie E-Gitarren oder Keyboards herumspielen würde. In diesem Fall ist sie aber eines der Hauptinstrumente direkt nach dem Gesang. Im alten Mix entstand der Eindruck, dass die Gitarre wichtiger als der Gesang ist, weil der Sänger deutlich dunkler und leiser als die Gitarre war. Für mich war dieses unausgewogene Verhältnis zwischen Gesang und Akustikgitarre das größte Problem im alten Mix.

Anzeige

Deshalb habe ich mich als Allererstes an die Bearbeitung dieser beiden Instrumente gemacht, denn sie sind die treibende Kraft im Song und müssen gut klingen. Alle anderen Instrumente baue ich später um diese beiden Elemente herum auf.

Die Gitarre wurde mit zwei Mikrofonen aufgenommen, und die beiden Spuren klingen relativ unterschiedlich; eine Spur ist deutlich heller und dünner als die andere. Ich habe zwar beide später im Mix verwendet, mich aber eher für die dunkler und auch voller klingende Spur entschieden.

Insgesamt war mir die Gitarre aber trotzdem viel zu hell. Vor allem bei etwas stärkerem Anschlag der Saiten. Dadurch war es sehr schwierig, den Gesang vor die Gitarre zu bekommen, ohne ihn viel zu stark bearbeitet klingen zu lassen. Also habe ich an erster Stelle den UAD Oxford Dynamic EQ für die Akustikgitarre verwendet, der sich vor allem um das Höhenbild kümmert. Ich habe ihn so eingestellt, dass er die Höhen mit einem High-Shelf nur bei den etwas lauteren Anschlägen absenkt, um die Gitarre so etwas ausgewogener im Frequenzgang zu machen.

Um sie dann auch noch etwas gleichmäßiger gespielt klingen zu lassen, habe ich sie zusätzlich komprimiert. Dafür verwende ich sehr oft den UAD Summit TLA-100. Dieses Plug-in hat einen Mix-Regler, und so kann ich das Instrument immer etwas stärker komprimieren, ohne dass es unnatürlich klingt, denn die Kompressiom wird nur leicht hinzugemischt.

Um die Gitarre noch etwas voller klingen zu lassen, habe ich den UAD API 560 EQ verwendet. Hier habe ich einfach die Höhen noch ein kleines bisschen abgesenkt und die unteren Mitten bei 500 und 250 Hz verstärkt.

Jetzt, wo die Gitarre etwas voller und dunkler klingt, sollte ich keine großen Probleme haben, den Gesang nach vorne zu holen. Also habe ich als Erstes den UAD API-Vision-Channelstrip verwendet, um vor allem mit dem EQ sowohl die Höhen als auch den Bass anzuheben. Dadurch kommt der Gesang etwas weiter nach vorne und klingt außerdem auch voller und größer. Dieser Channelstrip hat zudem eine eigene Klangfarbe, wodurch die Instrumente immer etwas knackiger klingen.

Der API 560 kam auf der Akustikgitarre zum Einsatz, um sie etwas wärmer und voller zu machen. Mit dem API Vision-Channelstrip wurde der Gesang bearbeitet. Der Oxford Inflator wurde auch für den Gesang benutzt, um ihn noch etwas zu präsenter zu machen. Als letzter Kompressor in der Gesangs-Kette kam der Teletronix LA-2A zum Einsatz.

Zusätzlich habe ich noch den UAD Oxford Inflator eingesetzt, ein Saturation-Plug-in, mit dem man eine sehr schöne Farbe bekommt und der nie übersteuert oder verzerrt klingt. Mit seinem „Curve“-Regler kann man bestimmen, ob das Signal ehr hell oder dunkel klingen soll. Diesmal habe ich mich eher für einen helleren Sound entschieden.

Den Gesang habe ich mehrfach komprimiert, damit er etwas ausgewogener klingt. Dafür habe ich unter anderem einen UAD 1176 Rev A und UAD Teletronix LA-2A verwendet. Beim LA-2A habe ich mich für die Legecy-Version entschieden, weil sie nicht so eine starke Farbe wie die anderen Versionen hat. Im Video habe ich einen kleinen Vergleich mit der „Silver Edition“ gemacht. Da kann man relativ gut hören, worin sich die beiden klanglich unterscheiden.


Teil 2

Im zweiten Teil dieses Tutorials geht es weiter mit dem Thema Indie. Wie bereits beschrieben, möchte man in diesem Genre auf der einen Seite einen nicht zu künstlichen und aufpolierten Sound haben, um es ehrlich und handgemacht klingen zu lassen, auf der anderen Seite soll der Mix aber trotzdem ausgewogen und treibend sein. Diese Balance ist immer wieder eine große Herausforderung beim Mischen. Im alten Mix klang das Schlagzeug leider etwas eingestaubt und hatte nur sehr wenig Punch. Außerdem hätte der Bass auch etwas präsenter in den Mitten sein können, um den Song insgesamt etwas treibender und spannender klingen zu lassen.

Drums

Ich habe die beiden Kick-Mikrofone (Kick-In & Kick-Out) miteinander verglichen, und dabei ist mir aufgefallen, dass das Kick-In Signal recht weich klang und gar nicht so viel von dem typischen Attack hatte, den ein Mikrofon normalerweise in der Bassdrum aufzeichnet. Das habe ich mit einem UAD API 550A EQ ausgeglichen. Damit konnte ich sowohl den Bass bei 50 Hz als auch den Punch und den Attack bei 3 und 12,5 kHz mit 12 dB boosten. Außerdem habe ich die Spur noch etwas angezerrt, indem ich den UAD Neve Pre übersteuert und noch etwas die weichen unteren Mitten mit einem einfachen Pro Tools EQ rausgefiltert habe. Beide Kick-Signale habe ich dann auf einem Bus zusammengefasst und bearbeitet. Hier habe ich vor allem zweimal den UAD SPL Transient Designer, benutzt um den Attack noch mehr zu verstärken. So wurde die Kick schön knackig und punchy. Außerdem habe ich das UAD Little Labs VOG benutzt, um den Bass in der Kick zu verstärken und noch einen EQ um die Mitten wieder etwas zu filtern. Nun klang die Kick schön warm und rund, hatte aber auch einen guten Attack.

Als ich dann die Snare bearbeiten wollte, musste ich feststellen, dass die Spuren bereits freigeschnitten waren. Doch leider war das Sustain der Snare immer mit einem sehr kurzen Fade sehr plötzlich abgeschnitten worden. Dieser Effekt wurde von der Kompression auf dem Schlagzeug deutlich verstärkt, und es klang so, als ob man ein Gated Reverb auf der Snare benutzt hätte. Um diesen Effekt etwas abzuschwächen, habe ich bei beiden Snare-Signalen (Snare top & Snare bottom) als erstes Plug-in ein Gate benutzt. Damit konnte ich die Snare deutlich leiser machen, bevor der Schnitt zu hören war. Zusätzlich habe ich auf beiden Spuren und später auch noch auf dem Snare-Bus einen UAD SPL Transient Designer benutzt, um den Attack zu verstärken und das Sustain zu verkürzen; so wurde der Effekt noch etwas weniger hörbar. Zusätzlich habe ich die Snare auf dem Bus mit einem UAD 1176 LN Rev E etwas komprimiert und unter anderem mit dem UAD Fatso angezerrt. Und um sie dann noch etwas knackiger zu machen, habe ich mit dem UAD API 560 EQ die unteren Mitten bei 200 und 500 Hz etwas gefiltert und die Höhen bei 8 kHz geboostet.

Jetzt klang die Snare schön knackig und offen, aber leider wurde sie auch wieder undurchsichtig und dunkel, sobald ich die Overheads aufgezogen habe. Diese klangen total undurchsichtig in den Mitten, und es fehlte etwas der Glanz, um die Becken schön rauskommen zu lassen. Also habe ich sie sehr stark mit dem UAD Manley Massive Passive um die 330 Hz gefiltert, um sie etwas aufzuräumen, und zusätzlich noch bei ca. 2 und 6 kHz geboostet, um sie zu verstärken und das ganze Schlagzeug etwas mehr zu öffnen. Zusätzlich habe ich die Overheads mit dem UAD API 2500 Kompressor komprimiert und mit dem UAD SPL Vitalizer etwas breiter gemacht.

Bass

Jetzt passte das Schlagzeug sehr gut in den Gesamtsound des Songs, und es ging an den Bass. Dieser war sehr gut aufgenommen und hatte keinen Bedarf an größeren Reparaturen. Ich habe ihn nur etwas bei 73 und 534 Hz mit dem UAD Oxford EQ geboostet. Und weil die Mitten selbst durch den EQ nicht so richtig verstärkt wurden, habe ich ihn zusätzlich noch etwas angezerrt, um ihn im Mix etwas hörbarer zu machen. Hinzu kam ein wenig Kompression mit dem UAD 1176 LN Rev E, und mit dem UAD Oxford Inflator habe ich die Mitten noch etwas gesättigt. Als Effekt habe ich hier einen Schuss Chorus benutzt, um den Bass etwas größer klingen zu lassen.

Der API 550 A kam auf der Kick In zum Einsatz, um den Bass und den Punch zu verstärken. Mit dem API 560 wurde die Snare gefiltert. Der SPL Transient Designer wurde auf den meisten Drum-Spuren gelegt, um die Attacks der Drums zu verstärken, und der Manley Massive Passive wurde für die Overheads benutzt.

Mundharmonika

Als letztes Instrument gab es nur noch eine Mundharmonika, die für eine kurze Passage im Song zu hören ist. Diese habe ich etwas mit dem UAD dbx 160 und dem UAD Summit TLA-100A komprimiert und ein wenig mit dem UAD Neve 88 RS gefiltert. Dabei habe ich vor allem die etwas zu präsenten Mitten bei ca. 3 bis 4 kHz rausgenommen. Zum Schluss habe ich noch einen Doubler/Flanger-Effekt auf die Mundharmonika gelegt, um sie etwas weiter in den Mix zu stellen, und ein wenig Hall hinzugefügt, damit sie noch etwas weicher und schöner klingt.

Aussicht

Das waren die wichtigsten Bearbeitungsschritte. Detailliertere Einstellungen der Plug-ins könnt ihr euch im Video-Tutorial auf unserer Webseite unter www.soundandrecording.de/fixmymix ansehen. Weitere Instrumente aus diesem Song „verarzten“ wir im dritten Teil.

Wenn einer eurer Songs in einem der nächsten Videos gemischt und vorgestellt werden soll, schickt uns dazu einfach euren alten Mix an redaktion@soundandrecording.de.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.