In dieser Workshop-Reihe zeigen wir, wie und mit welchen Tools sich aktuelle Charthits und klassische Stilrichtungen zu Hause am eigenen Rechner (nach-)produzieren lassen. Außer der Reihe haben wir diesmal ein besonderes Special für euch, in dem wir keinen Titel analysieren, sondern den Künstler direkt in seinem Studio besucht haben und ihn selbst über seine Arbeitsweise erzählen lassen. Bühne frei für Dominik Eulberg, seines Zeichens Naturschützer, studierter Vogelkundler, renommierter DJ und Elektronikkünstler.
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Dominik stellte sich als liebenswürdiger und überaus gesprächiger Zeitgenosse heraus, der uns exklusive Einblicke in seine Arbeitsweise gewährte. Er selbst lässt sich nicht auf ein bestimmtes Genre festnageln, stilistische Scheuklappen und Schubladendenken sind ihm fremd. Auf Beatport wird er unter »Melodic House und Techno« geführt, manche ordnen ihn unter »Minimal Techno« ein, und auch das Etikett »Öko-Techno« wurde extra für ihn geschaffen. Insgesamt beschreibt dies seinen musikalischen Output ziemlich treffend, denn Eulbergs Tracks haben allesamt etwas minimalistisch Technoides, dazu Ambient-Anleihen durch sphärische Pads, schwirrende Synths und trancige Sequenzen, und aufgrund seiner Liebe zur Natur integriert er auch gern unterschwellige Outdoor-Field-Recordings oder bearbeitete Tierklänge. Unter allem liegt dabei ein druckvolles Drum-Fundament, das die Tracks zudem clubtauglich und tanzbar macht.
Darüber hinaus versucht Dominik Eulberg, mit einer konsequent originellen Namensgebung seiner Tracks wie Abendpfauenauge & Oleanderschwärmer nebst näherer Erläuterung im Klappentext auf die Artenvielfalt hinzuweisen und bei den Hörern ein Bewusstsein und eine Sensibilisierung für die Natur zu schaffen. Dazu bietet er dem Partypublikum häufig auch nach seinen DJ-Sets, die ihn Wochenends um den ganzen Globus führen, als »chilligen« Gegenpol geführte Touren durch die Flora und Fauna an.
Ausflug in den Westerwald
Hier in einem beschaulichen Dorf, am Rand eines Naturschutzgebiets und in Seenähe, hat Dominik Eulberg sein Studio unter das Dach seines Hauses gebaut. Es ist bis ins letzte Detail durchdacht, lose Kabel sieht man nicht, auf kleinem Raum hat er für jeden analogen Synth einen definierten Platz, und Controller sind unter der selbstgefertigten Tischplatte herausziehbar.
Die Zentrale des Studios ist ein Mac mit Steinberg Cubase, abgehört wird über den Genre-Standard Genelec. Drumherum hat sich Dominik im Lauf der Zeit eine illustre Sammlung analoger Synth-Boliden von Roland Jupiter-8 über Sequential Circuits Prophet VS, Dave Smith OB-6/Prophet 12 bis zu einem Original Prophet-V und vielem mehr zugelegt. Alle Signale werden analog gebündelt und über Subgruppen in ein Universal Audio Apollo-Interface eingespeist, nicht aber ohne vorher einen Crane Song HEDD-Quantum-Wandler passiert zu haben, mit dem sich stufenlos Bandsättigung und harmonische Röhrenverzerrungen zumischen lassen, die den Sound griffiger und lebendiger machen.
Luxuriös ist auch die Ausstattung an ausgesuchten Hardware-Effekten wie einem Bricasti M7-Hall oder Eventide H8000-FW-Multi-Effekt-Prozessor. Über die Kanal-Sends eingeschleift kann bereits das Anspielen einer einzigen Taste eines Synths ein ganzes klangliches Feuerwerk zünden. Dominik bevorzugt es, auf diese Art und Weise kreierte Klänge direkt fertig aufzunehmen. Die Signale werden dennoch separat dry/wet aufgezeichnet, um eventuell in Cubase später noch nachjustieren zu können. Das Vorhandensein umfangreicher Hardware ist allerdings kein Ausschlusskriterium gegenüber Softsynths, die Dominik ebenso gern und ausgiebig nutzt.
Konzept & Arbeitsweise
Für die bis zu 15 Minuten langen Tracks ist es interessant zu wissen, wie Dominik es schafft, bei aller Detailverliebtheit in der Produktion und trotz des minimalistischen Soundbilds eine Spannungskurve zu erzeugen, die den Hörer am Ball hält, ohne mit Copy & Paste zu langweilen oder vorhersehbar zu klingen. Der aufschlussreichste Aspekt seiner Herangehensweise ist hierbei gar nicht technischer oder musikalischer Natur, sondern die intensive und langwierige Beschäftigung mit einem Konzept. Dies kann Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen, die musikalische Ausführung wird dabei fast zur Nebensache.
So soll das kommende Album beispielsweise den Titel Mannigfaltig tragen, mit der Diversität der Natur und der individuellen Einzigartigkeit als Konzeptthema. Das Cover, die gesamte grafische Gestaltung, Track-Anzahl, Titelnamen, Fotos und Videos zu einzelnen Tracks etc. sind fertiggestellt, bevor auch nur ein Ton Musik produziert wurde. Die Videos werden anschließend auf die Videospur in Cubase gezogen und vertont, sodass Dominik sich an der Dynamik des Videos orientieren kann, um sich nicht zu verlieren. Auf diese Weise sitzt er eben nicht täglich im Studio, um auf eine zufällige musikalische Eingebung zu warten, sondern arbeitet am Ende der Konzeptphase sehr gezielt und effizient an der Musik. Das Drum-Fundament bildet dabei meist der Elektron Analog-Rytm-Drumsynth, dessen Sound er an den jeweiligen Titel anpasst und dann sampelt.
Es folgt eine Mischung aus (mit Effekten bereits versehenen) analogen wie auch Software-Synths, die weitere Bearbeitung findet in Cubase statt. Hier variiert Dominik z. B. gerne die Startpunkte bei Chord-Sounds, um sie nicht zu perfekt klingen zu lassen oder sorgt mit der Random-Funktion der MIDI-Parameter für subtile Änderungen. Dazu kommen umfangreiche Insert-Effektketten und Automationen zur weiteren kreativen Soundbearbeitung. Ideen werden im Projekt lose gesammelt und später passend zum Video arrangiert. Dabei nutzt Dominik auch exzessiv die Sidechain-Funktion über Send-Wege, um den einzelnen Elementen genügend Platz in seinem sehr transparenten Sound einzuräumen.
Wer sich nun inspiriert fühlt, ebenfalls Tracks im Stil von Dominik Eulberg zu produzieren, sollte sich unbedingt das Video mit der Studiotour und einem interessanten Gespräch über die Konzeptarbeit und Arbeitsweise in Cubase unter: www.soundandrecording.de/deconstructed ansehen.
Bereits seit 15 Jahren ist Dominik Eulberg fester Bestandteil der Technoszene. 2003 veröffentlichte er seinen ersten Track Der Hecht im Karpfenteich, gefolgt vom Debütalbum Flora & Fauna auf dem renommierten Label Traum Schallplatten. Die Inspiration zu seinen ungewöhnlichen Titelnamen bezieht Eulberg aus seiner intensiven Beschäftigung mit der Natur. Nach vier weiteren Alben, unzähligen Singles und EPs gründete er 2017 sein eigenes Label Apus Apus, auf dem er bislang die drei EPs Bienenfresser & Blauracke, Roter Gitterling & Tintenfischpilz und im August dieses Jahres eine dritte EP mit den nach Schmetterlingsarten benannten Tracks Abendpfauenauge & Oleanderschwärmer veröffentlichte. Ein neues Album mit dem Titel Mannigfaltig soll im kommenden Jahr erscheinen.
Naturschutz und ein DJ Leben das rund um den Globus führt, ist leider extrem widersprüchlich. Flugzeug und so.
Okay, ich bin auch kein Engel, aber Kurzstreckenflüge lehne ich ab.
Aber so läuft das heutzutage, ein Umweltbewusstsein das moralisch vordergründig ist. Vegan, aber per Billigflug um die Welt jetten zb.
Trotzdem interessanter Artikel, aber Studiotechnisch nichts weltbewegendes wenn man selbst schon ü 30 Jahre aktiv ist.
Erstmal ist eure Kritik an Eulberg sicher nicht ganz unbegründet. Allerdings ist beim Thema Umweltschutz JEDER gefragt, da hilft es wenig, wenn man mit dem Finger auf einzelne Zeigt. Gerade auch in Deutschland leben wir im hohen Maße über unsere Verhältnisse, was den Ökologischen Fußabdruck angeht, d.h. etwa 99% aller Deutschen haben da noch starken Lern- und “Nachsitzbedarf” und d.h. kaum einer darf sich hier entspannt zurücklehnen.
Des Weiteren gibt es viele Arten sich für Umweltschutz einzusetzen. Einer Eulbergs Schwerpunkte ist der Artenschutz (was den CO2-Ausstoß angeht, da mag es auch eine Korrelation geben, ist aber trotzdem erstmal eine andere Baustelle). Dass er sich beruflich wie privat für die Artenvielfalt stark macht, dafür sollte man ihm dankbar sein. Würde sich jeder einem Umweltproblem so verschreiben wie Dominik dem Artensterben, wäre der Welt schon sehr viel geholfen und es wäre eine sehr gute Basis von der man weitere Schritte gehen kann.
In diesem Sinne beste Grüße aus der Sound&Recording-Redaktion.
Ach was,
einfach schön direkt, so wie es sich für ne moderne (noch?) offene Gesellschaft gehört. Mit diesem ganzen selbstgefälligen Grünen Trendgerede a la “es liegt nur an den Anderen, bitte verbietet uns doch endlich von oben etwas” wird gar nichts besser, außer mehr Kontrolle und weniger Eigeninitiative. Das war ein schön direkter, kritischer und wahrer Kommentar. Selten. Wenn das jemand nicht verträgt, bitte, ist’s auch OK.
Der Hinweis darauf, daß DJs viele Flugmeilen machen und so CO2 produzieren liegt durchaus nahe.
Ob man das aber Eulberg zum Vorwurf machen kann, da bin ich mir nicht sicher. Ich habe mir seine Toutpläne nicht angesehen. Wo spielt er denn vorwiegend? Wenn er vor allem in Deutscland und Europa unterwegs ist, woher wissen die Kritiker, daß er nicht Bahn fährt?
Hat er Buchungen in Übersee abgelehnt wegen CO2-Bedenken?
Könnte sein oder? Vielleicht auch nicht. Aber einfach davon ausgehen, daß er wie viele Kollegen ohne Selbstbeschrenkung um die Welt jettet, ohne das genau zu wissen, das wäre unfair. Evtl. wissen die Kritiker mehr als ich.
Naturschutz und ein DJ Leben das rund um den Globus führt, ist leider extrem widersprüchlich. Flugzeug und so.
Okay, ich bin auch kein Engel, aber Kurzstreckenflüge lehne ich ab.
Aber so läuft das heutzutage, ein Umweltbewusstsein das moralisch vordergründig ist. Vegan, aber per Billigflug um die Welt jetten zb.
Trotzdem interessanter Artikel, aber Studiotechnisch nichts weltbewegendes wenn man selbst schon ü 30 Jahre aktiv ist.
Deinen Kommentar kann ich nur unterschreiben.
Flugzeuge, Kreuzfahrtschiffe und der gesamte Tourismus sind die Pest in unserer Zeit,
Insofern ist ein DJ der herumjettet ein massiver Umweltverschmutzer und hat mit Ökologie nicht das Geringste zu tun.
Leider hast du absolut recht.
Liebe Leserinnen und Leser,
Erstmal ist eure Kritik an Eulberg sicher nicht ganz unbegründet. Allerdings ist beim Thema Umweltschutz JEDER gefragt, da hilft es wenig, wenn man mit dem Finger auf einzelne Zeigt. Gerade auch in Deutschland leben wir im hohen Maße über unsere Verhältnisse, was den Ökologischen Fußabdruck angeht, d.h. etwa 99% aller Deutschen haben da noch starken Lern- und “Nachsitzbedarf” und d.h. kaum einer darf sich hier entspannt zurücklehnen.
Des Weiteren gibt es viele Arten sich für Umweltschutz einzusetzen. Einer Eulbergs Schwerpunkte ist der Artenschutz (was den CO2-Ausstoß angeht, da mag es auch eine Korrelation geben, ist aber trotzdem erstmal eine andere Baustelle). Dass er sich beruflich wie privat für die Artenvielfalt stark macht, dafür sollte man ihm dankbar sein. Würde sich jeder einem Umweltproblem so verschreiben wie Dominik dem Artensterben, wäre der Welt schon sehr viel geholfen und es wäre eine sehr gute Basis von der man weitere Schritte gehen kann.
In diesem Sinne beste Grüße aus der Sound&Recording-Redaktion.
@ Peter Dom: Das ist wohl der unproduktiveste selbsgefällige Kommentar deen ich seit langem gelsen habe.
Ach was,
einfach schön direkt, so wie es sich für ne moderne (noch?) offene Gesellschaft gehört. Mit diesem ganzen selbstgefälligen Grünen Trendgerede a la “es liegt nur an den Anderen, bitte verbietet uns doch endlich von oben etwas” wird gar nichts besser, außer mehr Kontrolle und weniger Eigeninitiative. Das war ein schön direkter, kritischer und wahrer Kommentar. Selten. Wenn das jemand nicht verträgt, bitte, ist’s auch OK.
Der Hinweis darauf, daß DJs viele Flugmeilen machen und so CO2 produzieren liegt durchaus nahe.
Ob man das aber Eulberg zum Vorwurf machen kann, da bin ich mir nicht sicher. Ich habe mir seine Toutpläne nicht angesehen. Wo spielt er denn vorwiegend? Wenn er vor allem in Deutscland und Europa unterwegs ist, woher wissen die Kritiker, daß er nicht Bahn fährt?
Hat er Buchungen in Übersee abgelehnt wegen CO2-Bedenken?
Könnte sein oder? Vielleicht auch nicht. Aber einfach davon ausgehen, daß er wie viele Kollegen ohne Selbstbeschrenkung um die Welt jettet, ohne das genau zu wissen, das wäre unfair. Evtl. wissen die Kritiker mehr als ich.