Vintage FX: Analoger Stereo-Chorus

Dyno-My-Piano TSC-618 Tri Stereo Chorus (*1983)

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(Bild: Matthias Fuchs)

Auch bekannt unter solch einprägsamen Bezeichnungen wie Dytronics CS-5 oder Songbird TSC1380S wird der schlichte 19″-Streifen immerhin seit 35 Jahren als der »Holy Grail Of Chorus-Effects« gehandelt. Wir schauen dem Lieblingsspielzeug zahlreicher 80er-LAGuitar-Heroes akribisch unter die Haube …

Chorus-Effekte für den Studiogebrauch, also im Rack-Format mit symmetrischen Anschlüssen usw. ausgestattet, haben erstaunlicherweise Seltenheitswert. Roland Dimension D, TC1210 … und schon wird die Luft dünn. Wäre da nicht dieser ominöse 19″-Streifen, der sich während der 80er-Jahre in den Effekt-Racks vieler L.A.-Studiogitarristen bewundern ließ. Obwohl mittlerweile kultig verehrt und in zahllosen Multi-Effekten als Preset verewigt, ist über die wahre Herkunft und Natur dieses Wunderwerkes nur wenig Verlässliches bekannt.

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Vom Rhodes-Add-on zum 19″-Effekt

Ursprünglich war der Tri Stereo Chorus (»TSC«) gar kein Gitarreneffekt, sondern entstand aus einer Modifikation für das Fender-Rhodes-Piano. 1974 begann ein gewisser Chuck Monte unter der Firmierung Dyno-My-Piano (»DMP«), in den USA Service und Modifikationen für das Rhodes-Piano anzubieten. Neben diversen mechanischen Verbesserungen und Mods entstand alsbald ein Custom-Preamp mit EQ zum Einbau in die Piano-Frontplatte. Um 1979 wurde in Verbindung mit dem Preamp auch die Platine eines Boss CE-2 Chorus-Pedals mit verbaut. Aus einer CE-2 Platine wurden bald zwei, um einen Stereo-Effekt erzeugen zu können. Dieser »Dual Chorus« wurde so verkabelt, dass das erste Drittel der Piano-Pickups durch den ersten, das zweite Drittel durch den zweiten Chorus geschickt wurde und das letzte Pickup-Drittel unbearbeitet blieb − der »Tri Stereo Chorus« war geboren.

Anfang der 80er verfügte Chuck Monte über ein weltweites Repräsentanten-Netzwerk für seine Produkte. Zusammen mit seinem japanischen Partner Masaki Mitsuhisa wurde dieses Konzept schließlich zu einem eigenständigen Effektgerät weiterentwickelt und ab 1983 unter wechselnden Bezeichnungen in Japan gefertigt. Zunächst nannte sich das Gerät Dyno-My-Piano TSC 618. Es folgte der baugleiche Dytronics CS-5 und schließlich der Songbird TSC 1380 − zuletzt auch als »Tri Stereo Chorus/Splitter« oder TSC 1380S angeboten.

Der TSC fand schon bald seinen Weg in die Racks zahlreicher Studiogitarristen der LA-Szene. Spätestens nachdem Michael Landau und sein Kumpel Steve Lukather sich als Fans des TSC bekannt hatten, war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Steve Vai, Eric Clapton, Andy Summers, Dan Huff, aber auch Sound-Bastler wie Godley&Creme oder Vangelis nutzen den TSC. Zudem fand er sich in großen Studios wie etwa im Ocean Way Recording oder in Prince’ Paisley Park. Somit dürfte das Gerät auf zahllosen Hit-Produktionen der 80er zu hören sein.

Dennoch blieb das Gerät eigentlich immer ein Geheimtipp und erlangte nie die Popularität eines Roland Dimension D. Der Grund lag möglicherweise in den doch recht eingeschränkten Vertriebsmöglichkeiten des Herstellers. Leider sind keine Daten über Stückzahlen und Verkauftspreise in Erfahrung zu bringen.

Anfang der 80er verfügte Chuck Monte über ein weltweites Repräsentanten-Netzwerk für seine Produkte. Zusammen mit seinem japanischen Partner Masaki Mitsuhisa wurde dieses Konzept schließlich zu einem eigenständigen Effektgerät weiterentwickelt und ab 1983 unter wechselnden Bezeichnungen in Japan gefertigt. Zunächst nannte sich das Gerät Dyno-My-Piano TSC 618. Es folgte der baugleiche Dytronics CS-5 und schließlich der Songbird TSC 1380 − zuletzt auch als »Tri Stereo Chorus/Splitter« oder TSC 1380S angeboten.

Der TSC fand schon bald seinen Weg in die Racks zahlreicher Studiogitarristen der LA-Szene. Spätestens nachdem Michael Landau und sein Kumpel Steve Lukather sich als Fans des TSC bekannt hatten, war der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Steve Vai, Eric Clapton, Andy Summers, Dan Huff, aber auch Sound-Bastler wie Godley&Creme oder Vangelis nutzen den TSC. Zudem fand er sich in großen Studios wie etwa im Ocean Way Recording oder in Prince’ Paisley Park. Somit dürfte das Gerät auf zahllosen Hit-Produktionen der 80er zu hören sein.

Dennoch blieb das Gerät eigentlich immer ein Geheimtipp und erlangte nie die Popularität eines Roland Dimension D. Der Grund lag möglicherweise in den doch recht eingeschränkten Vertriebsmöglichkeiten des Herstellers. Leider sind keine Daten über Stückzahlen und Verkauftspreise in Erfahrung zu bringen.


Das Innenleben des Tri Stereo Chorus

…basiert ursprünglich auf zwei Boss CE-2 Chorus-Pedalen. Daraus wurde ein interessant und geschickt modulierter Stereoeffekt gezaubert.

1 Die aufgräumte Platine gibt den Blick frei u. a. auf die drei Panasonic Eimerketten-Chips, zwei Vactrols zur Steuerung der beiden Modulations-LFOs und den NE570 Kompander-Chip.
Der Preset-Mode erzeugt einen sehr subtilen »Schwebe-Sound«. Im Manual Mode lässt sich der Chorus-Effekt manipulieren.
Die Rückseite mit Mono-In und Stereo-Out sowie Fußpedal-Anschlüssen für Bypass und Modulationsgeschwindigkeit
Der TSC soll unbestätigterweise auf zahllosen 80er-Produktionen zu hören sein — von Brian Adams über Duran Duran und Billy Idol bis hin zu Bananarama (Venus). Gesichert ist seine Mitwirkung auf Michaels Landaus Tales from the Bulge von 1990 (Gitarre spielt hier auch Steve Lukather, ebenfalls TSC-Fan), auf Def Leppards Hysteria (produziert 1983 bis ’87 von Robert »Mutt« Lange) und auf dem ersten Soloalbum XYZ von Ex-Polizist Andy Summers. Letztes wurde 1987 im Devo-Studio produziert.

 

Was geht?

Die übersichtlichen Bedienelemente des TSC sind zu großen Teilen erklärungsbedürftig. Während Pad- und Effect-Schalter noch als selbsterklärend durchgehen, bedarf das exakte Verständnis der anderen Funktionen zunächst einem Blick unter die Haube: Im TSC arbeiten drei parallele Verzögerungseinheiten, jeweils mit einem Panasonic MN3007 Eimerketten-Chip ausgestattet. Das Eingangssignal wird zunächst via Preamp und Kompander aufbereitet und auf die drei Delay-Lines verteilt. Ist der Chorus-Mode auf »Mono« geschaltet, werden die Signale aller drei Eimerketten gleichmäßig auf beide Ausgänge verteilt. Ist der Taster ausgeschaltet (bzw. Stereo), gelangen die verzögerten Signale von Delay-Line 1 und 2 zum linken Ausgang, die von 2 und 3 nach rechts.

Wirklich schräg ist der LFO-Mode: Ist »Preset« aktiv, erfolgt die Modulation durch zwei Sinus-LFOs mit je drei, um 120° phasenverschobenen Ausgängen. Dabei schwingt einer der LFOs mit ca. 5,5 Hz, der andere mit ca. 0,25 Hz. Beide werden im Verhältnis von etwa 1:6 überlagert/addiert, sodass der eine nur 15 % der Modulationstiefe des anderen erreicht. Beide laufen völlig unabhängig voneinander und werden nicht gegenseitig moduliert. Sowohl die Intensityals auch der Rate-Regler sind dann außer Funktion. Das Ergebnis ist ein äußerst subtiler und unauffälliger, aber dennoch lebendiger, schwebender Chorus-Effekt. Man vermisst ihn sofort, sobald man ihn abschaltet. Es handelt sich dabei wohl um den typischen TSC-Sound.

Im »Manual«-Mode arbeitet nur einer der LFOs. Hier lassen sich nun die Modulationstiefe (»Intensity«) für alle drei Delay-Lines getrennt und die Geschwindigkeit mit dem Rate-Regler (gemeinsam) bestimmen. Abhängig von den Reglerstellungen zueinander erhält man auch hier sehr subtile Effekte, allerdings sind auch deutlich auffälligere Sounds möglich. Den intensivsten Chorus-Effekt erzielt man bei Intensity-Einstellungen von etwa 1 Uhr. Danach liefert das Gerät, besonders bei hohen Rate-Settings, einen deutlichen Vibrato- oder auch Leslie-ähnlichen Effekt. Auch dieser Betriebsmodus liefert sehr angenehme, lebendige Klänge mit einem Hauch metallischen Glanzes, der Gitarren und E-Piano besonders zugute kommt. Der Klang ist allerdings wesentlich statischer als im Preset-Mode. Die Steuerung der Geschwindigkeit des (Manual)-LFOs erfolgt übrigens über Vactrols. Vermutlich entsteht dadurch das etwas träge Verhalten des Rate-Reglers und die als besonders »weich« empfundene Modulation.

Drückt man beide Taster gleichzeitig, werden die drei Modulationssignale addiert. Der Effekt wird dadurch minimal statischer, aber etwas intensiver. Schaltet man beide Taster ab, ist die Modulation außer Kraft gesetzt. Die Audiosignale durchlaufen dann die Eimerketten mit fixer Verzögerungszeit. Da die Verzögerungen nicht zu 100 % identisch sind, ergibt sich auch hier ein sehr subtiler Raumeffekt.

Der Gesamtklang des TSC ist sauber und rauschfrei. Der Bypass-Schalter erzeugt leider einen großen Pegelsprung.

Bei der letzten Inkarnation des Gerätes, dem TSC 1380S, lassen sich die drei Intensity-Potis herausziehen und liefern so eine zusätzliche Schaltfunktion, über deren Natur sich jedoch leider keine schlüssigen Infos auftreiben ließen.

Kult

Seine Seltenheit und die spärlichen Infos haben dem TSC über die Jahrzehnte zu reichlich Kultfaktor verholfen. Die Gebrauchtpreise liegen demnach üblicherweise jenseits von Gut und Böse. Daran ändern auch die zahlreichen, vielfach sehr gelungenen Repliken (Hard- und Software) wenig − im Gegenteil … Tatsächlich liegen die klanglichen Qualitäten des TSC auf höchstem Niveau. Sein Sound ist rundum überzeugend. Diese Eigenschaft teilt er mit seinem einzigen ernsthaften Mitbewerber, dem Roland Dimension D.

Unser Testgerät wurde freundlicherweise von Fabian Dräger zur Verfügung gestellt. Für technische Infos bedanken wir uns bei Stefan Hübner.


Dynos Today

Der Tri Stereo Chorus wurde mehrfach kopiert und adap – tiert. So finden sich in zahlreichen modernen DigitalEffekten Presets und/oder Algorithmen, die den TSC emulieren, so etwa in Geräten von Strymon, Line 6 und Eventide. Im Orville und H8000 finden sich sogar mehr oder weniger vollständige Emulationen von Michael Landaus Effektrack. Auch Eventides kleiner H9 wurde entsprechend bedacht.

Unter den Plug-ins steht (wie so oft), der von Softube entwickelte UAD-TSC an erster Stelle.

Auch echt-analoge Hardware-Clones gibt es: Der italienische Boutique-Hersteller Shiva Audio Devices bietet mit seinem »Wave Chorus« eine exakte Replik des Klassikers. Als gelungene Alternative bietet sich Fulltones »That 80’s Rack Chorus« an. Beide sind sicher auch für TSC-Hardliner sehr interessante Optionen und weniger überteuert als das seltene Original.

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