Mit Komplete Kontrol S begibt sich Native Instruments in den stark umkämpften Bereich der Masterkeyboard-Controller. Viele Hersteller gehen hier den Weg des möglichst günstigen Preises: Mehr Features für immer weniger Geld, mit dem Ergebnis, dass die meisten MIDI-Masterkeyboards sich einfach nur billig anfühlen. Mit den neuen Keyboards der Kontrol-S-Serie zeigt der Berliner Soft- und Hardware-Hersteller einmal mehr, dass bei einer Hardware nicht nur der Funktionsumfang, sondern vor allem auch die Haptik ein wichtiger (Wohlfühl-)Faktor ist.
Das Komplete Control-S gibt es in vier Größen − als 25-, 49-, 61- und 88-Tasten-Keyboard − und bietet ein umfangreiches Angebot an Funktionen. Einige davon darf ich vorab schon als Sensation in der MIDI- gesteuerten Musikwelt bezeichnen. Das Kontrol-S passt als universeller MIDI-Controller in jedes Setup − Besonderheit ist aber die perfekte Integration in das ebenso brandneue Software-Paket Komplete 10. Arpeggio- und Chord-Set-Modus, der über eine Auswahl von 16 Akkord-Variationen pro Taste verfügt, runden das Paket ab und machen Komplete Kontrol S zu einem Controller, der die Kreativität anregt.
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Sound&Recording 03/16 – DAW Controller Special
In der Sound&Recording-Ausgabe 03/16 stehen DAW-Controller im Fokus. Wir haben Ableton Push 2, NI Maschine und Komplete Kontrol S, Bitwig Surface Pro, das iPad Pro als Controller für euch getestet. In der StudioszeneD erfahrt ihr, wie die AVID S3 das Mixing von “Astronaut” von Sido und Andreas Bourani beeinflusst hat. Außerdem durften wir einen Blick hinter die Kulissen von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ werfen. Studio-Story: Dave O’Donnell produziert Keith Richards drittes Solo-Album Crosseyed Heart. Außerdem im Heft: Testberichte zu den UAD-2-Plug-ins Eventide H 910, AKG BX20 und Cinematique Instruments Ensemblia − Update 1.5.In De/constructed nimmt Henning Verlage The Chemical Brothers – Go auseinander.
Das Auffälligste sind die Multicolor-LEDs, die zur Light Guide-Funktion gehören und über jeder einzelnen Taste der Klaviatur angebracht sind. Es klingt banal, aber es erinnert irgendwie ein bisschen an ein Homekeyboard mit Leuchttasten-System. Der Grundgedanke ist vielleicht ähnlich, aber hinter Light Guide steckt ein sehr durchdachtes Konzept, das den Umgang mit den komplexesten Sampling-Instrumenten deutlich übersichtlicher macht.
Native Instruments‹ Software-Paket Komplete ist nicht einfach eine Sound-Library − Komplete ist die wohl größte Sammlung von Instrumenten, und diese bieten neben großartigen Presets nun mal umfangreiche Edit-Möglichkeiten. Das Kontrol-S erleichtert diesen Zugang mittels der Native Map: Beim Laden eines Instrumentes öffnet sich auf dem Monitor das User-Interface der ausgewählten Software, und alle Klangparameter werden zusammen mit ihren Werten in den acht Clear View-Displays in Balkenform angezeigt. Diese können nun mit den darüber liegenden Reglern auf den gewünschten Klang angepasst werden. Um auch bei umfangreichen Instrumenten alle Klangeffekte darstellen zu können, kann mit zwei blau leuchtenden Pfeil – tasten am linken Rand der Navigation zwischen 24 Parameter-Pages gewechselt werden.
Der eigene Fokus kann also auf dem Controller bleiben, und es muss nicht ständig auf den Monitor geschaut werden, um zu sehen, welchen Parameter man gerade bewegt.
Hardware, die schick aussieht und sich super anfühlt! Was außerdem direkt ins Auge sticht, sind zwei Touchstrips, die anstelle von Pitchbend- und Modulation-Wheel des Controllers zu finden sind. Der elementarste Teil ist natürlich die Fatar-Klaviatur aus halbgewichteten und anschlagempfindlichen Tasten mit Aftertouch.
Die Lichtershow
Das interessanteste an Light Guide ist wohl die Funktion “Scale”. Hier kann die Grundtonart eines Arrangements und auch die Art der Tonleiter definiert werden, wie beispielsweise Dur, Moll, Blues und verschiedene Kirchentonarten. Im Standard-Key-Mode zeigt der Controller durch die LEDs alle spielbaren Tasten der ausgewählten Tonart an und signalisiert somit, welche Tasten verwendet werden dürfen. Zum Beispiel leuchten im Falle von C-Dur die LEDs aller weißen Tasten blau, aber beim Anschlagen einer falschen Taste erklingt trotzdem der richtige Ton!
Noch einfacher geht’s allerdings im Easy-Key-Mode. Er legt einfach alle spielbaren Töne der Tonart auf die weißen Tasten, d. h., es kann jede weiße Taste gespielt werden, und jeder Ton sitzt. Außerdem stellt Light Guide die verschieden Zonen auf der Klaviatur, in denen beispielsweise Loops oder Einzeltönen liegen, farblich unterschiedlich dar, z. B. bei Drum- und Loop-Libraries oder Effekt-Tools wie The Finger.
Der Arpeggio sorgt für Harmonie
Der Arpeggiator verfügt über die gängigen Standardparameter − neu ist dagegen “Sequence”: Die Wiedergabe der Klang – reihenfolge kann aus 16 verschiedenen rhythmischen Mustern gewählt werden, die ein Arrangement abwechslungsreicher gestalten. Zusammen mit den anderen Parametern ergibt das eine unendliche Vielzahl an Klangfolgen und Effekten, die einem Song das gewisse Etwas verleihen können. Arpeggio kann auch mit den Settings der ScaleFunktion verknüpft werden. Bei Bedarf werden somit nur Töne aus einer vordefinierten Tonart gespielt. Dieser Punkt verdeutlicht noch einmal die bestehende Harmonie zwischen den einzelnen Einheiten von Komplete Kontrol S.
Die Taste führt zum Akkord
Die umfangreiche Funktion “Chord Set” setzt sozusagen den Schlussakkord zu den musikalischen Features und darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Durch Drücken einer einzelnen Taste auf der Klaviatur kann in diesem Modus ein Akkord aus bis zu vier Tönen erzeugt werden. Es stehen insgesamt jeweils acht verschiedene Moll- und Dur-Akkorde zur Auswahl. Dieses Feature ist auch für professionelle Pianisten eine starke Kompositionshilfe. Und keine Angst: Es ist durchaus legitim, sich Anregungen von einem Controller zu holen, wenn es mal irgendwo im Arrangement hakt.
Optimale Browser-Integration. Etwas, das Maschine-User bereits zu schätzen gelernt haben, findet nun Einzug in Komplete 10: der Tag-basierte Browser. Die Integration von Kontrol S und Komplete 10 begeistert und ermöglicht einen intuitiven Zugriff auf die sensationellen Soundmöglichkeiten.
Kreatives Pitch-Bending
Zwei Touchstrips können individuell mit verschiedenen Effektparametern verknüpft werden, wie beispielsweise einem Low-Cut oder der Dynamik. Diese Ribbon-Controller können aber auch auf die klassische Art und Weise als Pitchbend- und Mod-Wheel genutzt werden.
utzt werden. Die beiden Touchstrips verändern das bisher bekannte Handling komplett. Durch “Anstupsen” eines Touchfeldes kann das imaginäre Handrad auch mal durchdrehen. Wenn es fest genug nach oben »gestupst« wird, läuft die Positionsanzeige in Form von weißen und blauen LEDs nach oben durch und erscheint erneut am unteren Rand. Je nach Anschlagstärke können durchaus mehrere Umdrehungen erfolgen. Das heißt, verschiedene Steuersignale können beispielsweise im Wert gesteigert werden, bis es danach wieder bei Null losgeht.
Dies lässt sich auch für verschiedene Automationen im Mix nutzen. Mit sogenannten “Walls” können bis zu fünf verschiedene Zonen eingegrenzt werden, in dem sich die Parameter bewegen sollen. Dabei springen sowohl die Werte als auch die LEDs der Positionsanzeige ständig hin und her. Das hat etwas von Pong, einem der ersten Videospiele überhaupt, bei dem man als Strich einen Punkt hin und her kickt.
Durch die Touchstrips wird die Verwendung von Pitchbend und Modulation neu definiert. Das Handling ist ein komplett anderes, und man kann auch sehr kreativ damit umgehen.
Fazit
Das Komplete Kontrol S hat zwei große Pluspunkte: zum einen handelt es sich hier um einen leistungsfähigen MIDI-Controller mit gut verarbeiteter Hardware, zum anderen ist aufgrund der überaus gelungenen Integration die Handhabung des Software-Pakets Komplete 10 (gibt es derzeit etwas Komplexeres?) so einfach wie noch nie. Bei der Anschaffung wird man daher mit der Kombination aus Hard- und Software liebäugeln, denn insgesamt ergeben Kontrol S und Komplete 10 ein mächtiges Tool für die Musikproduktion, das mit vielen nützlichen Funktionen beim Songwriting und Sounddesign inspiriert. Zwar ist der Preis für das Kontrol S deutlich höher als bei anderen Controller-Keyboards, aber die Anschaffung lohnt sich: tolle Hardware, über die nicht nur das Handling, sondern auch das Performen Spaß macht.
Pro und Contra!
+ Tonarten werden in Light Guide visualisiert
++ Akkordhilfen
+++ perfektes Handling in Verbindung mit Komplete
++ sehr gute Ausstattung und Verarbeitung
–– Transport-Sektion funktioniert nicht in Kombination mit Pro Tools
Produkt und Herstellerinfos
Kontrol S Hersteller/Vertrieb Native Instruments
UvP/Straßenpreise Komplete Kontrol S25 499,− Euro / ca. 490,− Euro; Komplete Kontrol S49 599,− Euro / ca. 580,− Euro; Komplete Kontrol S61 699,− Euro / ca. 680,− Euro; Komplete Kontrol S88 999,-/ ca. 990,-
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