Der polnische Hersteller APS wurde 2006 von drei Studiotechnikern mit jahrzehntelanger Erfahrung und dem Ziel gegründet, hochwertige Studiomonitore zu entwickeln und zu fertigen. Von vorneherein war dabei der Anspruch vorhanden, nicht einen weiteren »Low cost«-Monitor auf den Markt zu bringen, der auch irgendwie funktioniert, sondern sich klar im oberen Marktsegment zu positionieren. Letzteres schlägt sich unvermeidlich auch im Preis nieder, sodass man sich in direkter Konkurrenz zu den großen etablierten Namen der Szene befand.
Heute, 13 Jahre später, gehört APS selber zu den etablierten Namen. Im Portfolio befinden sich fünf Studiomonitore, von der kleinen Coax-Nahfeldabhöre bis zum großen Trinity Dreiweg-System und drei Subwoofern. Alle Lautsprecher sind voll aktiv und mit analoger Filtertechnik ausgestattet. Die Chassis stammen überwiegend vom norwegischen Hersteller SEAS aus dessen Prestige-Serie.
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Der erste Monitor von APS war das Model AEON, der nun mit der AEON2 eine Modellpflege erhält. In der Typenbezeichnung trägt die AEON2 den Beinamen »Germano« als Hinweis auf die Germano Studios in New York, die ihr Surround-System mit AEON-Modellen ausstatteten und sich dann aktiv mit in deren Weiterentwicklung zur AEON2 einbrachten. Hierzulande liegt der Vertrieb der APS Produkte bei Digital AudionetworX in Berlin, die das Pärchen AEON2 aktuell für einen UVP von 3.299 Euro anbieten.
Treiber und Elektronik
Als Hochtontreiber der AEON2 kommt eine SEAS-Kalotte zum Einsatz, die durch die spezielle Form ihrer Membran direkt auffällt. Eine relativ kleine 3/4″-Membran wird von einer auffällig großen Sicke umgeben. Beides zusammen entspricht von der Größe dann einer 1″-Kalotte. Die spezielle Konstruktion ermöglicht das weite Abstrahlverhalten einer kleinen 3/4″-Kalotte zusammen mit den guten Mitteltoneigenschaften einer größeren 1″-Kalotte. Für eine höhere Belastbarkeit wird Ferrofluid im Luftspalt eingesetzt, womit ein verbesserter Wärmeübergang von der Schwingspule auf den Ferritmagneten ermöglicht wird.
Der SEAS-Tieftöner ist ein 7″-Langhubchassis mit hinterlüfteter Schwingspule und Papiermembran. Der Aluminiumdruckgusskorb des Treibers ist zur Vermeidung von Strömungsgeräuschen mit besonders filigranen Streben aufgebaut und erlaubt der Membran eine ungehinderte Abstrahlung auf der Rückseite sowie eine gute Belüftung der Spule.
Bei den Endstufen mit 200 W für den Tieftöner und 100 W für den Hochtöner setzt man bei APS auf klassische AB-Schaltungen, die von einem herkömmlichen Netzteil mit großem Ringkerntrafo gespeist werden. Gleiches gilt für die Filter in der AEON2, die analog mit 5532 OPVs aufgebaut sind. Die Elektronik befindet sich komplett auf der herausnehmbaren Alurückwand des Monitors und ist durch eine massive Trennwand vom akustischen Volumen des Tieftöners getrennt. Eigentlich, so sollte man meinen, ist das eine Selbstverständlichkeit, was aber nicht der Fall ist und daher hier der besonderen Erwähnung bedarf. Als Anschluss gibt es bei der AEON2 eine XLR-Klinken-Kombibuchse mit XLR-Link-Ausgang. Das Gain kann klar definiert in 1,5 dB Stufen von 0 bis −10,5 dB eingestellt werden. Zur Ortsanpassung findet sich für den Hochtöner ein Shelf-Filter mit ±1,5 dB und für den Tieftöner ein relativ breites 80-Hz-Bell-Filter mit −1,5 oder −3 dB Gain. Für den Tieftöner gibt es zusätzlich noch die die Einstellungen active, passive und Roll off. Die zugehörigen Filterkurven finden sich in Abb.2.
Aus dem Messlabor
… unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4″-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem Monkey-Forest Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen.
Frequenzgang auf Achse gemessen in 2 m Entfernung in der Einstellung Bass Active. Die grüne Linie
zeigt den Übertragungsbereich (−6 dB) von 37 Hz bis
27 kHz. In Grau gestrichelt der Toleranzbereich von
5,6 dB zwischen 100 Hz und 10 kHz.
Filterfunktionen der AEON2. Tweeter ±1,5dB (or),
Woofer −3 und −1,5 dB (bl); Bass Passive (rt) und
Roll-Off (gr)
Phasengang auf Achse gemessen in 2 m Entfernung. Die Grundlaufzeit wurde subtrahiert. Oberhalb
von 200 Hz ist der Verlauf weitgehend linearphasig.
Maximalpegel bezogen auf 1 m Entfernung bei
höchsten 3 % Verzerrungen (rote Kurve) und bei
höchstens 10 % Verzerrung (blaue Kurve) für den
Tieftonbereich bis 300 Hz
Spektrogramm der AEON2. Mit Ausnahme der Gehäuseresonanz bei 266 Hz ist das Ausschwingverhalten makellos.
Horizontales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung. Der Pegel ist beim Übergang von Gelb auf
Hellgrün um 6 dB gegenüber der Mittelachse abgefallen. Ab 1 kHz aufwärts liegt der mittlere Öffnungswinkel bei 136°.
Vertikales Abstrahlverhalten. Ab 1 kHz aufwärts
liegt der mittlere Öffnungswinkel bei 110°. Der Übergang vom Tieftöner zum Hochtöner ist bei 2,7 kHz
durch die Einschnürung der Isobaren zu erkennen.
Messung der Intermodulationsverzerrungen mit
einem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum und
12 dB Crestfaktor für maximal 10 % Verzerrungsanteil. Auf 1 m im Freifeld bezogen wird dabei ein Pegel
von 100(97) dB(A) als Leq und von 112 dB als Lpk erreicht.
Gemittelte Frequenzgangmessung für die AEON2
mit je 30 Position für den linken und rechten Lautsprecher um den Hörplatz (blaue Kurve). Daraus abgeleiteter Raum-EQ in Grün und der gemittelte Verlauf mit EQ in Rot; Zielfunktion in Magenta.
Messwerte
Der erste Blick gilt wie immer dem Frequenzgang. Abb.1 zeigt einen weitgehend ausgeglichenen Verlauf mit einem dezenten Roll-off zu den Tiefen und Höhen. Die Eckfrequenzen (−6 dB) liegen bei 37 Hz und bei 27 kHz. Die Welligkeit im Frequenzgang beträgt streng betrachtet 5,6 dB. Lässt man den schmalen Einbruch bei 280 Hz außen vor, dann sind es 3,75 dB. Die Ursache für den scharfen Einbruch wird vermutlich eine Innenraumresonanz sein, die durch den Port nach außen dringt und zusammen dem von der Membran abgestrahlten Schall zu einer Auslöschung führt. Die Nahfeldmessungen vor der Membran und dem Port legen diesen Verdacht nahe. Unvermeidlich macht sich die Resonanz auch im ansonsten makellosen Spektrogramm aus Abb.5 bemerkbar. Der Phasengang der AEON2 in Abb.3 weist trotz rein analoger Filtertechnik einen nahezu linear – phasigen Verlauf ab ca. 200 Hz aufwärts auf.
Bei den Verzerrungsmessungen wurden die beiden üblichen Methoden mit Sinusbursts und mit einem Multiton-Signal angewandt. Die Sinusburstmessung bestimmt, welcher Pegel in Abhängigkeit von der Frequenz bei einem definierten maximalen Verzerrungswert möglich ist. Gemessen wird jeweils bei einer Frequenz, bei der der Pegel so lange erhöht wird, bis der Verzerrungsgrenzwert erreicht ist. Die Pegelerhöhung erfolgt in 1-dB-Stufen. Die Frequenzschritte betragen 1/12 Oktave. Abb.4 zeigt das Ergebnis für die AEON2 mit der roten Kurve, gemessen von 40 Hz bis 10 kHz, für maximal 3 % Verzerrungen und mit der blauen Kurve von 40 Hz bis 300 Hz für maximal 10 % Verzerrungen. Anhand des Kurvenverlaufes lassen sich Schwächen in bestimmten Frequenzbereichen gut erkennen. Die AEON2 erreicht Werte im Bereich zwischen 100 und 110 dB mit einem leichten Einbruch zwischen 600 und 900 Hz und an der bekannten Problemstelle bei 280 Hz. Die 10 %-Kurve zeigt für den Tieftöner bis 65 Hz herab noch beachtliche 100 dB.
Für die Praxis aussagekräftiger ist die Multitonmessung, bei der ein Testsignal verwendet wird, dessen Spektrum dem eines mittleren Musiksignals entspricht. Der Crestfaktor (Verhältnis Spitzenwert zu Effektivwert) des Testsignals kommt mit 12 dB ebenfalls einem nicht zu stark komprimierten Musiksignal recht nahe. Zusammengesetzt wird der Multiton aus 60 Sinussignalen mit zufälliger Phase und einem Frequenzabstand von 1/6 Oktave. Die Auswertung gestaltet sich mit einem FFT-Messsystem einfach, indem man alle nicht zum Anregungssignal gehörigen Anteile und somit die Verzerrungen in Relation zum Gesamtsignal setzt. Erfasst werden dabei sowohl harmonische Verzerrungen (THD) wie auch Intermodulationsverzerrungen (IMD). Beides zusammen bezeichnet man auch als Total Distortions (TD). Der Verzerrungsgrenzwert wurde bei dieser Art der Messung zu 10 % definiert. Abb.8 zeigt dazu jeweils in 1/6-Oktavbändern das Signalspektrum (grün), das wiedergegebene Gesamtsignal (rot) und dessen Verzerrungsanteile (blau). Bei 10 % Gesamtverzerrungen erreicht die AEON2 mit dieser Messmethode einen Mittlungspegel von 100 dB (97 dBA) und einen Spitzenpegel von 112 dB. Alle Werte beziehen sich auf 1 m Entfernung im Freifeld. Die Werte entsprechen weitgehend dem Datenblatt. Die AEON2 erreicht damit für einen Nahfeldmonitor hinreichend hohe Pegel. Für Entfernungen von mehr als 2 m zum Hörplatz kann es dann jedoch knapp werden, wenn das Programm kräftige Bässe enthält und man auch gerne etwas lauter hört. Im Hörtest leuchtete dann auch hin und wieder das APS Logo rot auf.
Bliebe noch der Blick auf die Isobarendiagramme. Horizontal strahlt die AEON2 mit 120° und mehr bis knapp unter 10 kHz sehr breit ab. Der Übergang vom Tieftöner zum Hochtöner gelingt perfekt, d. h., er ist nicht zu erkennen. Oberhalb von 10 kHz beginnt dann die Hochtonkalotte, trotz der mit 19 mm Durchmesser sehr kleinen Membran den Abstrahlwinkel etwa einzuschnüren, sodass bei 20 kHz noch ca. 60° erreicht werden. Vertikal sieht es im Prinzip ähnlich aus. Hier kommt jedoch der Interferenzbereich von Tief- und Hochtöner bei der Übergangsfrequenz von 2,7 kHz etwas störend ins Spiel. Vertikal sollte man daher die AEON2 gut ausrichten, sodass man sich mit der Ohrhöhe zwischen Hoch- und Tieftöner befindet. Keinesfalls sollte man die AEON2 quer liegend betreiben, was generell für alle Monitore gilt, deren Treiber bei aufrechter Aufstellung übereinander angeordnet sind.
Hörtest
Der Hörtest erfolgte nach dem bekannten Prozedere mit einer Einmessung und Filterung zur Kompensation der Unzulänglichkeiten des Hörraumes und der Position. Die Signalzuspielung erfolgte über einen HD2 DSP-Controller, der wiederum sein Signal via Dante-Audionetzwerk direkt von einem PC zugespielt bekam. Die Signalkette bleibt so konsequent bis zum DA-Umsetzer im Ausgang des DSP digital. Abb.9 zeigt dazu die Messungen aus dem Hörraum.
Die Aufstellung der Lautsprecher erfolgte mit ca. 75 cm Abstand zu den Seitenwänden und 2 m Abstand zur Rückwand des Raumes. Der Abstand zum Hörplatz betrug etwas mehr als 2 m.
Das Ergebnis des Hörtests war angenehm überzeugend. Der Monitor klingt so, wie es APS im Prospekt verspricht: neutral, klar und angenehm ohne die sonst manchmal bei Studiomonitoren zu vernehmende Sterilität. Das mag am dezenten Roll-off des Frequenzganges liegen oder am linearen Phasengang oder an beidem zusammen. Wie auch immer, der AEON2-Monitor eignet sich damit bestens für lange Hörsitzung ohne Ermüdungserscheinung beim Hörer. Es fehlt nichts, Details werden gut herausgeholt, die räumliche Abbildung ist präzise, und auf Showeffekte wird verzichtet. Das sind die Zutaten für einen Lautsprecher, der auch langfristig überzeugen kann.
Fazit
Mit der AEON2 bringt der polnische Hersteller APS einen weiteren Nahfeldmonitor der oberen Preisklasse auf den Markt. Hochwertige SEAS Chassis, klassische Elektronik mit analogen Filtern und Class-AB-Endstufen sowie ein sehr massives und gut verarbeitetes Gehäuse bestätigen die Position in diesem gehobenen Segment. Die Messwerte fallen erwartungsgemäß gut aus und bestätigen die Angaben des Herstellers. Im Hörtest zeigte sich die AEON2 professionell und entspannt. Der nicht ganz geringe Preis von 3.290 Euro für das Pärchen dürfte somit eine langfristig gute Geldanlage für das Tonstudio sein.