High-End aus Down Under

Rode TF-5 Kleinmembran-Kondensatormikrofonset im Test

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(Bild: Dr. Andreas Hau)

Bislang definierte sich der australische Mikrofonhersteller Røde über ein extrem gutes Preisleistungsverhältnis. Da mag es überraschen, dass das neue in Zusammenarbeit mit dem angesehenen Klassik-Tonmeister Tony Faulkner entwickelte Stereo-Mikrofonset TF-5 sogar mehr kostet als mancher etablierte Studiostandard. Røde-Gründer Peter Freedman hat sich nämlich nichts weniger vorgenommen, als das beste Kleinmemembran-Kondensatormikrofon aller Zeiten zu bauen!

Klangrevolution oder doch nur ein überteuertes Røde NT5 in Schwarz? Ich war gespannt wie der metaphorische Flitzebogen, als ich das Paket entgegennahm, das mir der freundliche DHL-Bote mit Corona-Sicherheitsabstand vor die Türe gelegt hatte. Beim Auspacken gab’s auch gleich die erste Überraschung: Das Røde TF-5 Set kommt in einer nachtschwarzen Kartonverpackung, die zwar edel wirkt, jedoch nur bedingt road-tauglich ist. Das Material selbst ist gut 3 mm dick und scheint schon ein bisschen was auszuhalten, aber in den Regen sollte man damit besser nicht kommen. Praktischer finde ich das simple Kunststoffköfferchen in dem das ungleich günstigere Røde NT5 Stereoset geliefert wird, das mir der deutsche Vertrieb Hyperactive zum firmeninternen Vergleich beifügte. Luxuriös ist dagegen die übrige Ausstattung. Im TF-5-Set enthalten sind solide Mikrofonklemmen mit Hebel zum Arretieren des Gelenks, zwei Schaumstoff-Überzieher als Windschutz für den Außeneinsatz sowie die Røde SB20 Stereoschiene. Letztere ist bereits länger als Zubehörteil erhältlich und erfreut sich einiger Beliebtheit, da sie praktische Markierungen bietet, die den Aufbau üblicher Stereo-Mikrofontechniken erleichtern.

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Das TF-5 ist kürzer als das Røde NT5 und dünner als das Neumann KM 184. Dennoch ist das TF-5 mit 114 g das „schwerste“ der drei. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Um den Premium-Charakter zu unterstreichen, kommt das TF-5-Set nicht mit einem schnöden Manual, sondern einem fest gebundenen Begleitbüchlein in aufwendiger Gestaltung: Außen matt-schwarz mit schwarz-glänzendem TF-5-Aufdruck, innen mit zahlreichen farbigen Abbildungen und Statements zu Entwicklung, Herstellung und Anspruch. Mit von der Partie ist natürlich auch Tony Faulkner, der sich in den letzten 30 Jahren einen Ruf als hervorragender Klassik-Toningenieur erarbeitet hat und für seine Aufnahmen zahlreiche Preise abgeräumt hat. Hochgeschätzt ist er nicht zuletzt für Live-Mitschnitte, denn er gehört zu den Wenigen, die es verstehen, ein Orchester, wenn nötig, mit minimaler Mikrofonierung und ohne einen längeren Soundcheck aufzunehmen. Als Lösungsansatz für schwierige Akustik hat er sogar eine eigene, ganz ungewöhnliche Art der Stereomikrofonierung erfunden, das Phased Array, bei dem zwei Achter-Mikrofone in 20 cm Abstand nebeneinander positioniert werden. Wofür er neuerdings Røde NTR Bändchenmikrofone verwendet. Und für üblichere Mikrofonierungsarten hat er nun endlich auch maßgeschneiderte Kleinmembran-Kondensatormikrofone.

Røde TF-5: australische Spitzentechnik im kratzfesten Emaille-Finish (Bild: Dr. Andreas Hau)

Klein, stark, schwarz

Die TF-5 Mikrofone selbst kommen im gleichen satinierten Schwarz wie die meisten Røde-Mikrofone seit der Einführung des neuen NT1 (s. S&R 9/2014). Dabei handelt es sich um ein sehr widerstandsfähiges Emaille-Finish. Genau genommen ist die Farbe nicht Nachtschwarz, sondern ein dunkles Anthrazit. Bis auf den eingelassenen golden glänzenden Punkt, der so etwas wie das Markenzeichen von Røde geworden ist, sind die Mikros optisch unauffällig. Was für Kleinmembranmikrofone eine gute Sache ist, da diese oft eingesetzt werden, wo Mikrofone möglichst unsichtbar bleiben sollen. Mit einer Länge von 99 mm ist das TF-5 sehr kompakt und ganze 19 mm kürzer als das altbekannte Røde NT5. Beide sind mit 20 mm Durchmesser gleichermaßen schlank. Obwohl das TF-5 kürzer ist, bringt es 14 g mehr auf die Waage als das NT5, nämlich 114 g. Zum Vergleich: Der bekannte Studiostandard Neumann KM 184 misst in der Länge 107 mm, ist dafür aber 2 mm dicker und wiegt überraschenderweise am wenigsten, nämlich 80 g. Die Verarbeitungsqualität ist bei allen dreien hoch, selbst beim supergünstigen NT5. Das teurere TF-5 wirkt aber optisch edler. Das Neumann KM184 ebenso, aber das Finish des TF-5 ist widerstandsfähiger, sodass man sich lange an ihrem makellosen Look erfreuen wird. Ein handfestes Plus ist auch die lange Garantiezeit von 10 Jahren.

Die TF-5 Mikros haben Nierencharakteristik; andere Richtcharakteristiken sind derzeit weder als Komplettmikrofone noch als Austauschkapseln erhältlich. Die montierten Nierenkapseln lassen sich abschrauben; sie sind mechanisch übrigens nicht kompatibel mit den Kapseln des NT5 bzw. NT55 (wohl aber mit denen des NT-SF1 Ambisonics-Mikros). Auffällig ist die hohe Empfindlichkeit des TF-5 von satten 35 mV/Pa; das entspricht –29 dB re 1V/Pa. So hoher Output ist äußerst ungewöhnlich für ein Kleinmembranmikrofon; selbst für ein Großmembran-Kondenser wäre es ein hoher Wert. Zum Vergleich: Das Røde NT5 kommt auf 12 mV/Pa (–38 dB re 1V/Pa), während das Neumann KM 184 mit 15 mV/Pa (–36,5 dB re 1V/Pa) spezifiziert ist. Das TF-5 ist also 9 bzw. 7,5 dB „lauter“. Ein hoher Ausgangspegel entlastet den nachfolgenden Mikrofonvorverstärker, führt aber nicht zwangsläufig zu einem niedrigeren Rauschen. Denn wird das Kapselsignal bereits von der Mikrofonelektronik verstärkt, steigt gleichermaßen auch das Grundrauschen. Ohnehin wird bei der Bestimmung des Eigenrauschens der Pegel am Messverstärker angeglichen. Der Ersatzgeräuschpegel des TF-5 ist mit 14 dB-A erfreulich niedrig für ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon. Das günstige Røde TF-5 rauscht 2 dB mehr, das Neumann KM 184 erreicht mit 13 dB-A einen um 1 dB besseren Wert als das TF-5.

Je nach Einsatzzweck kann auch der Grenzschalldruckpegel zum limitierenden Faktor werden. Tatsächlich wurde das TF-5 ursprünglich mit nur 120 dB-SPL spezifiziert, noch dazu bei 1% Verzerrung statt den eigentlich üblichen 0,5%. So steht es gedruckt im beiliegenden Büchlein. Inzwischen hat Røde diesen Wert aber korrigiert; auf der Website ist der Grenzschalldruckpegel nun mit 135 dB SPL gelistet. Das sollte für alle üblichen Anwendungen genügen. Das günstigere Røde NT5 kommt aber auf 143 dB (bei 1% THD), das Neumann KM 184 verarbeitet Schallpegel bis zu 138 dB verzerrungsfrei (< 0,5% THD). Der etwas niedrigere Grenzschalldruckpegel des TF-5 hängt natürlich mit dessen hoher Empfindlichkeit zusammen: Bei 135 dB SPL muss die Mikrofonelektronik bereits über 14 dBu durch die Ausgangsbuchse knüppeln, also satte 4 Volt RMS. Das ist eine ganze Menge, und das TF-5 verbraucht dabei ordentlich Strom, nämlich 7 mA –  mehr als doppelt so viel wie das KM 184 (3,2 mA). Auch wenn die P48-Spezifikation bis zu 10 mA erlaubt, ist es durchaus ein bisschen riskant, der Phantomspeisung eine so hohe Stromentnahme abzuverlangen. Denn so manche Preamps und Audio-Interfaces sind mit schlappen Phantomspeisungen ausgestattet – nachmessen lohnt sich! Bedenken sollte man außerdem, dass die hohe Stromentnahme die Batterielaufzeit von mobilen Aufnahmegeräten drastisch verkürzen kann. Aber wer optimalen Sound möchte und noch dazu hohen Pegel, der muss halt mit hohem Strombedarf leben (Stichwort: Class A).

Das TF-5 hat übrigens keine sichtbaren Schrauben, weshalb ich es nicht öffnen konnte, um die Elektronik näher zu inspizieren. Soviel ist sicher: Die Schaltung arbeitet übertragerlos, was gerade für Kleinmembranmikrofone meist die sinnvollere Variante ist, da ein Übertrager, der so klein ist, dass er ins Gehäuse passt, keine hohen Pegel verarbeiten kann, ohne in Sättigung zu geraten – was entgegen anders lautenden Gerüchten meist nicht cool klingt, sondern irgendwie „verstopft“. Im Sinne eines offenen und sauberen Klangbilds, wie man es von einem Kleinmembran-Kondensatormikrofon erwartet, ist eine trafolose Ausgangsstufe geeigneter.

Das RødeTF-5 hat einen weitgehend linearen Frequenzgang bis etwa 5 kHz. Darüber folgt eine breitbandige Höhenanhebung um ca. 3,5 dB.
Das gut viermal günstigere Røde NT5 zeigt einen zu den Bässen stetig abfallenden Frequenzgang, und auch in den obersten Höhen oberhalb 15 kHz fällt der Frequenzgang sanft ab.
Der etablierte Studiostandard Neumann KM 184 hat einen sehr ausgeglichenen Frequenzgang mit nur ganz leicht angehobenen Höhen und einem sehr sanft abfallenden Bass unterhalb 200 Hz – wo bei kürzeren Abständen der Naheffekt greift.
Nein, die Kapseln des NT-SF1 haben weniger Bass, stärker angehobene Höhen und sind nicht so präzise selektiert.

Messen und Lauschen

Wie immer habe ich mich nicht mit den Herstellerdiagrammen zufrieden gegeben, sondern den Frequenzgang selbst nachgemessen. Dabei sehen meine eigenen Messungen sogar besser aus als der von Røde publizierte Sollfrequenzgang, der eine Senke um 80 Hz aufweist. Davon ist bei den Testexemplaren nichts zu sehen. In meinen eigenen Messungen ist ihr Frequenzgang von 40 Hz bis 3 kHz wie mit dem Lineal gezogen. Es folgt eine kaum nennenswerte Senke von knapp 1 dB bei 4 kHz; darüber setzt eine breite Höhenanhebung ein, die zwei Maxima von 3,5 dB bei 8,5 und 13 kHz aufweist. Der Übertragungsbereich geht über 20 kHz hinaus und reicht auch im Bass ungewöhnlich tief. Beeindruckend ist die Paargleichheit: Die Plots beider Mikros sind praktisch deckungsgleich, bis auf eine winzige Abweichung oberhalb 15 kHz.

Vergleichen wir auch hier mit dem günstigen Røde NT5: Dessen Bassübertragung fällt bereits unterhalb 300 Hz ab, wenngleich sehr langsam. Die Mitten werden bis 4 kHz weitgehend linear abgebildet, darüber folgen eine breite Präsenzanhebung bei 6,5 kHz und eine eher schmale Höhenanhebung bei 12 kHz. Bis 20 kHz fällt die Kurve schon wieder auf –3 dB. Immerhin, die Paargleichheit ist auch beim günstigen NT5 sehr gut.

Auch mein eigenes Paar Neumann KM 184 habe ich zum Vergleich durchgemessen. Die Paargleichheit ist perfekt; die beiden Plots sind über den gesamten Frequenzverlauf deckungsgleich. In den Höhen agiert das KM 184 linearer als das TF-5: Die Präsenz- und Höhenanhebungen bei 6,5 und 12 kHz sind mit 1,5 dB sehr, sehr moderat. Unterhalb 300 Hz fällt der Frequenzgang ganz sanft ab, bei 40 Hz, wo der tonale Bereich aufhört, ist die Kurve erst auf –3 dB gesunken.

Kenner des Røde-Portfolios dürfte aufgefallen sein, dass die Kapseln des TF-5 genauso ausschauen wie die des NT-SF1 Ambisonics-Mikrofons (s. S&R 3/2019). Ihr Durchmesser ist identisch; bei beiden sind die Schalleinlässe hinter der Kapsel nicht wie üblich als Schlitze, sondern in Form vieler kleiner Löcher ausgeführt. Bekommt man beim TF-5 halb so viele Kapseln zum doppelten Preis? Nein! Da ich vor ein paar Monaten ein NT-SF1 angeschafft habe, habe ich dessen Kapseln auf einen TF-5-Body geschraubt und nachgemessen. Ergebnis: Die Kapseln des NT-SF1 erreichen nicht die ganz gleiche Bassfülle; die Höhenanhebung ist kräftiger, und die Fertigungskonstanz ist insgesamt geringer. Zudem liefern sie etwas weniger Pegel; ihre Empfindlichkeit ist 2 bis 3 dB geringer.

Äußerlich gleichen die Kapseln des TF-5 denen des Røde NT-SF1 Ambisonics-Mikrofons, aber sind sie auch technisch identisch? (Bild: Dr. Andreas Hau)

Mindestens so wichtig wie der On-Axis-Frequenzgang sind die Polardiagramme, an denen man das Richtverhalten bei verschiedenen Frequenzen ablesen kann. Polardiagramme kann ich mit meinem Setup leider nicht selbst messen. Die Herstellerdiagramme sind beim TF-5 wenig aussagekräftig, denn Røde misst bei nur drei Frequenzen, 125 Hz, 1000 Hz und 4 kHz. Das mag man bei niederpreisigen Mikrofonen akzeptieren, aber angesichts des Anspruchs „absolute Spitzenklasse“, mit dem das TF-5 ins Rennen geht, muss Røde hier nachlegen. Zum Vergleich: Schoeps, DPA und Neumann messen bei sieben oder acht Frequenzen bis 16 kHz. Und es sind gerade die Frequenzen oberhalb 4 kHz, wo sich die Spreu vom Weizen trennt.

Trotz der fehlenden Plots scheint das Røde TF-5 auch in den obersten Frequenzen eine saubere Nierencharakteristik aufzuweisen. Jedenfalls klingen Schallquellen außerhalb der Aufnahmeachse weitestgehend unverfärbt. Das ist extrem wichtig für ein gleichmäßiges Klangbild bei Stereomikrofonierungen. Im Härtetest mit ORTF-Anordnung, wo die Stereomitte sehr weit off-axis erfasst wird, konnte das TF-5 Stereopaar jedenfalls mit meinen KM 184 mithalten. Die Stereodarstellung war in beiden Fällen homogen, das Klangbild sauber und verfärbungsfrei. Womit wir auch schon in der Klangverkostung angelangt wären.

Praxis

Der Praxistest bestätigt die Frequenzgangmessungen – hält aber dennoch Überraschungen parat! Im subjektiven Eindruck klingten die TF-5 Mikros brillant und hochauflösend. Das ungleich günstigere NT5-Stereopaar fällt dagegen klar ab; es klingt „eckiger“ in den Hochmitten. In den obersten Höhen fehlt etwas der Glanz, und in den Tiefen entfaltet es weniger Druck. Obwohl das NT5 für sich genommen keineswegs schlecht ist und als Primus seiner Preisklasse gilt, spielt das TF-5 Stereopaar in allen Klangregistern in einer höheren Liga. Es klingt offener, natürlicher, detaillierter – einfach kultivierter. Zudem lässt das TF-5 die Klangquelle subjektiv „größer“ wirken.

Das macht neugierig auf einen Vergleich mit dem etablierten Studiostandard. Mein Stereopaar Neumann KM 184 klingt insgesamt linearer als das Røde TF-5. Ich weiß aber nicht, ob ich auch von „natürlicher“ sprechen sollte. Das TF-5 lässt meine Lakewood D18 Akustikgitarre brillant und luftig klingen. Eigentlich sogar ein bisschen mehr als in Wirklichkeit, aber es ist eine sehr schöne Brillanz mit wunderbar frei schwingenden Obertönen. Das KM 184 wirkt in den Höhen eher lieblich und fängt die vollen Mitten besser ein – was irgendwie typisch Neumann ist. Ich höre deutlich das Ovankol-Holz aus dem Zargen und Rücken der Gitarre gefertigt sind. Einen Klassenunterschied kann ich hier nicht ausmachen; beide Stereopaare spielen auf einem ähnlich hohen Niveau. Es ist eher die Frage, wie man die Klangquelle präsentieren möchte bzw. welche Sound-Ästhetik man generell verfolgt.

Überraschenderweise lässt sich der Klangunterschied nicht per EQ ausgleichen. Das TF-5 hat ganz oben im Air-Band eine Luftigkeit, die wirklich einzigartig ist und sich beim linear abgestimmten KM 184 nicht einfach so „reindrehen“ lässt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das TF-5 hörbar mehr rauscht als das KM 184. Numerisch mag der Unterschied nur 1 dB betragen, aber die spektrale Verteilung des Rauschens ist beim TF-5 weniger günstig. Das ist freilich Jammern auf hohem Niveau. Wirklich hörbar wird das Rauschen des TF-5 nur unter der akustischen Lupe eines guten Kopfhörers, und auch nur in Situationen, wo das Rauschen nicht vom Nutzsignal verdeckt wird, beispielsweise in langen Ausklingphasen.

(Bild: Dr. Andreas Hau)

Fazit

Die Zusammenarbeit mit Tony Faulkner hat sich definitiv ausgezahlt. Mit dem TF-5 ist Røde ein Kleinmembran-Stereopaar gelungen, das qualitativ in der Champions League mitspielt. Klanglich ist es etwas heller abgestimmt als vergleichbare Modelle von Neumann, Schoeps oder DPA. Der Sound ist subtil vorgeformt und wirkt ohne jede Nachbearbeitung bereits „fertig“. Zudem schafft es ein gewisses Excitement im Air-Band, d. h. den obersten Höhen; das Klangbild wirkt bestens ausgeleuchtet. In den Tiefen besitzt das TF-5 Stereopaar Druck und Definition. Wichtig ist – und hier zeigt sich seine Klasse – dass dies nicht zulasten der Mitten geht, die über einen sehr weiten Bereich linear und frei von Verfärbungen abgebildet werden. Trotz einer leicht pop-orientierten Ästhetik – die längst ja auch in den Bereich Klassik eingezogen ist – wirkt das Klangbild insgesamt sehr natürlich.

Der hohen Qualität steht freilich auch eine selbstbewusste Preisgestaltung gegenüber. Dass das Røde TF-5 Stereopaar mehr kostet als mancher etablierte Studiostandard, stellt aus meiner Sicht jedoch kein unüberwindliches Problem dar. Das Preisleistungsverhältnis ist durchaus in Ordnung. Sowieso waren Kleinmembran-Kondensatormikrofone in den letzten Jahrzehnten keinen großen Moden oder technischen Umwälzungen unterworfen; man nutzt sie nicht selten ein ganzes Arbeitsleben lang. Da sollte es auf ein paar Euro oder auch ein paar Hundert Euro nicht wirklich ankommen. Möglich wäre, dass der Preis über die nächsten Jahre noch ein wenig sinkt, wie es z. B. beim Røde NTR der Fall war. Ein größeres Hindernis, insbesondere im Klassik-Sektor, ist, dass das Røde noch kein komplettes Kleinmembran-Mikrofonsystem anbietet. Derzeit gibt es nur das TF-5 mit Nierencharakteristik und ausschließlich als Stereopaar, nicht als Einzelmikrofon. Was fehlt, sind andere Richtcharakteristiken wie Kugel, Breitniere, Hyperniere und Acht, vielleicht gar als austauschbare Kapseln. Aber Røde ist eine smarte Firma, und es sollte mich wundern, wenn da nicht längst was in der Mache ist. Der Anfang ist gemacht: Willkommen in der Nobelklasse!

www.hyperactive.de

(Bild: Dr. Andreas Hau)

Hersteller: Røde
UvP / Straßenpreis: 1499,– Euro / 1409,–

www.rode.com

+++ definiertes, angenehm luftiges Klangbild

+++ ausgezeichnete Paarabstimmung

+++ hohe Verarbeitungsqualität, 10 Jahre Garantie

++ sehr gute technische Daten

– hoher Strombedarf könnte Probleme bereiten

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