Neues Studio-Package von Nonlinear Labs für den C15 Synthesizer im Test
von Matthias Fuchs,
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(Bild: Matthias Fuchs)
Der Synth »for those who love to play keys« will sich seit wenigen Wochen intensiv als Studio-Tool etablieren. Mit seinem neuen Studio-Package erhält der C15 sowohl lang Erwartetes (MIDI!) als auch höchst Überraschendes (Recorder).
Der C15 des Berliner Herstellers Nonlinear Labs zählt auch im fünften Jahr seiner Existenz zu den klanglich und konzeptionell außergewöhnlichsten Synthesizern überhaupt. Seine Exklusivität bezog das Instrument bislang nicht nur durch das Vorhandensein einer ganzen Reihe von bemerkenswerten Eigenschaften – wie etwa die überaus klangstarke und flexible Sound-Engine und die einzigartige Echtzeit-Controller-Ausstattung –, sondern auch durch das bewusste Aussparen bestimmter Funktionen, allen voran einem MIDI-Interface. Während die Linux-basierte Betriebs-Software des Instruments im vergangenen Jahr umfangreich upgedated wurde und nun noch mehr Stimmen sowie leistungsfähige Layer-, Split- und Mono-Modes ermöglicht, beinhaltet das aktuelle Studio-Package – man höre und staune – u. a. ein MIDI-Interface! Doch dazu später …
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Höchst innovativ und damit mindestens ebenso interessant wie besagtes MIDI-Interface erscheint die zweite große Neuerung des Upgrades:
Der Recorder
Dessen Konzept ist ebenso einfach wie genial: Nach seinem Einschalten nimmt der C15 lückenlos alles auf, was auf ihm gespielt wird. Das Stereo-Ausgangssignal wird intern als FLAC-File aufgenommen, welches automatisch mit einer Timeline versehen wird. Die extrem leistungsfähige Datenkompression sorgt dafür, dass der interne, 500 MB große Speicher für eine Aufnahmekapazität zwischen ein bis zwei Stunden (ausschließlich Sound) und etwa elf Tagen (ausschließlich Stille) ausreicht. Ist die Kapazitätsgrenze erreicht, nutzt der Recorder den Speicher als Ringpuffer, sodass man immer Zugriff auf die Aufnahmen der letzten Stunden hat.
Auf dem angeschlossenen Rechner stellt man das Audio-File in einem Browser-Fenster als Grafik dar. Hier kann man nach Belieben Punkte anwählen und die Einspielung wiedergeben sowie Abschnitte markieren, selbige als 24Bit/48kHz-Audio-File in den Rechner downloaden und dort umgehend in seine DAW importieren. Hat man also in der aktuellen Studio-Session vor etwa einer Stunde ein paar Hit-verdächtige Phrasen eingespielt, kann man diese jederzeit wieder hervorzaubern und mit ein paar Klicks in seiner DAW nutzbar machen. Da die Aufnahme direkt im C15 erfolgt, ist der Rechner nur für die (spätere) Sichtung und den Export der Audiosegmente erforderlich. Nebenbei bietet sich diese Funktion als sauberste Variante an, den C15 extern aufzunehmen – ganz ohne zusätzliche Soundcard, Wandler etc.
Die interne »Zeitmaschine« des C15 leistet jedoch noch weit mehr: Synchron zum Audiofile werden auch alle Controller-Bewegungen und sämtliche Editiervorgänge am Instrument lückenlos aufgezeichnet. Für Letzteres nutzt der C15 seine mächtige Undo-Funktion, die es ihm erlaubt, sämtliche Betriebszustände bis zum letzten Einschalten zurückzuverfolgen. So fördert der C15 nicht nur die musikalischen Ereignisse, sondern auch den im entsprechenden Moment aktuellen Parameter-Status mit einem Mausklick wieder zutage. Total recall at it’s best!
Das MIDI-Interface wurde sehnlichst erwartet, mutet neben der höchst innovativen Recorder-Funktion aber vergleichsweise unspektakulär an. Mit der aktuellen Software beherrscht der C15 nun endlich alles, was man von einem solchen Instrument MIDI-seitig erwartet: Verarbeitet werden neben Noten und Program-Changes auch sämtliche Spielhilfen (oder »Hardware Sources« in C15-Nomenklatur, also Ribbons, Pedale, Bender, Aftertouch), Letztere wahlweise in 7- oder 14-Bit-Auflösung. Dank der hohen Dynamik und Präzision des C15 können Note-On- und Off-Velocities ebenfalls mit 14-Bit-Auflösung gesendet und empfangen werden.
Da der C15 als USB-Host arbeitet, lassen sich MIDI-Devices, also Keyboards, Controller, Interfaces etc., direkt anschließen. Verbindet man den C15 mit einem weiteren Host, sprich einem Rechner, wird die externe MIDI-Bridge benötigt. Dabei handelt es sich um eine kleine und schick gestylte Holzbox mit magnetischer Unterseite. Sie lässt sich einfach am Instrument befestigen. Die Installation beschränkt sich auf »Plug&Play« – nach dem Einstecken der Kabel erkennt die DAW den C15 umgehend als MIDI-Device. Auf eine direkte MIDI-Ansteuerung aller Parameter hat man bewusst verzichtet. Angesichts der Parametervielzahl einerseits und der üppigen Ausstattung mit sehr leistungsfähigen und nunmehr MIDI-fähigen Spielhilfen ist diese Entscheidung durchaus sinnvoll.
(Bild: Matthias Fuchs)
Fazit
Dank Studio-Package lässt sich der C15 nun endlich zeitgemäß in eine Studioumgebung integrieren. Das MIDI-Interface ist dabei zweifellos an erster Stelle zu nennen. Es macht, was es machen soll, und das zur vollen Zufriedenheit. Vor allem aber potenziert sich nun der Nutzwert des Instruments für diejenigen, die zwar außergewöhnliche Klänge schätzen, aber nicht mit nennenswerten pianistischen Fähigkeiten gesegnet sind. Aber auch den Virtuosen unter uns bietet sich neues Potential, denn nun kann man den C15 bei Bedarf über das 88-Tasten-Masterkeyboard seiner Wahl spielen.
Eine echte Überraschung ist der Recorder – eine ebenso simple wie geniale Idee, die ihr Potenzial als Kreativ-Tool in vielerlei Richtung erst noch entfalten wird. Das Software-Update ist, wie bisher bei Nonlinear Labs üblich, kostenlos; nur für die optionale MIDI-Bridge werden 110 Euro fällig – eine mehr als sinnvolle Investition. Glücklicherweise lassen sich sämtliche, bisher gefertigten C15 mit dem Update nachrüsten. Das Studio-Package dürfte für jeden C15-User ein Muss darstellen und mit Sicherheit für potenzielle Interessenten eine höchst willkommene Entscheidungshilfe sein.