Wie besetzt man erfolgreich die Nische zwischen Übungsraum und Hochglanzstudio? Das Berliner Popschutz Studio macht’s vor.
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Endlose Equipmentlisten, Designermöbel, sonnendurchflutete Lofts − so muss ein Profistudio aussehen. Oder auch nicht? Welche Newcomer-Band will und kann Glanz und Gloria der Major-Studiowelt bezahlen? Mit dieser Frage sehen sich auch Rocco Weise, Fabian Brokof und Arne Bergner konfrontiert, als für ihr gemeinsames Bandprojekt Brokof die Zeit reift, den Sprung vom Übungsraum ins Studio zu wagen. Die Suche nach dem geeigneten Aufnahmeort führt schließlich zum Entschluss, sich diese Umgebung selbst zu schaffen. Nach mehreren Wandlungsphasen und Umzügen entsteht 2008 mit viel Eigenleistung das Popschutz Studio in seiner heutigen Form: In einem von Eisenbahngleisen eingerahmten Gewerbegebiet gelegen, befindet sich das Studio nahe am Berliner Nachtleben-Zentrum Friedrichshain und dennoch außerhalb des Radars der Grundstücks – investoren. Das Popschutz Studio teilt sich sein altes Backsteingemäuer mit einer Schule für Mediendesign, einem Club und mehreren Übungsräumen − ein perfekt funktionierendes Soziotop.
Entspannte Atmosphäre
Ort und Team verbreiten eine spontan spürbare, natürliche und nicht nur vordergründig zur Schau gestellte Entspanntheit, die wesentlich zum Erfolgsrezept des Studios beiträgt. Rocco erklärt: „Wir wollen unsere Künstler dazu bringen, bei ihren Aufnahmen optimale Performances abzuliefern. Dazu erscheint uns eine ganz bestimmte Atmosphäre und Stimmung im Studio als maximal wichtig. Unsere Kunden sollen sich so sehr zu Hause fühlen wie in ihrem gewohnten Übungsraum. Zudem wissen sie, dass auch ein weiterer Take niemanden finanziell ruinieren wird. Gleiches gilt für klangliche Experimente, die Zeit in Anspruch nehmen dürfen.“ Arne ergänzt: „Gerade junge Bands fühlen sich vom Ambiente vieler Hochglanz-Studios überfordert. Bei uns kommt Leistungsdruck gar nicht erst auf. Und wenn doch, bekommt der Sänger auch mal ein Fußbad zur Entspannung gereicht.“ Rocco hat während seiner Lernphase bei der Berliner Studio-Ikone Moses Schneider über die für den Umgang mit Künstlern notwendige Sensibilität mindestens ebenso viel gelernt wie über die korrekte Aufstellung der Mikros. Zudem sind Rocco und Arne als Gastdozenten in der benachbarten Mediendesigner-Schule tätig, also bestens mit den Problematiken von Leistung und Lernen vertraut.
Leistungsfähige Technik
Wenn auch im Popschutz Studio die technische und akustische Ausstattung nicht unbedingt im Vordergrund steht, erfüllt sie dennoch sämtliche Notwendigkeiten, um qualitativ hochwertige und anspruchsvolle Aufnahmen zu ermöglichen. Der Erfolg des Studios spricht für sich: Popschutz ist über Monate weitgehend ausgebucht. Max Herre zählt ebenso zu den Gästen wie Kraftklub, Jennifer Rostock und die Killerpilze. Fabian betont, dass Kunden, die zwischenzeitlich größere Studios buchen, gerne wieder hierher zurück finden. Das Team sieht sich im weiten Feld der »handgemachten Musik« zu Hause. Der über – wiegende Teil der Kundschaft bringt einen Indie-, Alternative- oder Folk-Background mit. „Wir hatten aber auch schon Jazz-Produktionen und ganz ‚absurde‹ Sachen, die sich jeder Einordnung entziehen,“ berichtet Fabian. Neben Recording und Mix für Musikproduktionen wird das Studio zunehmend für den Bereich Sprachaufnahmen gebucht. Auch die Realisation von Filmmusiken ist möglich.
Technik im Popschutz Studio:
Die technische Ausstattung ist nicht der wichtigste Faktor des Studiokonzepts, aber dennoch alles andere als Nebensache: Ein großes Vintage-Analogpult findet sich ebenso wie eine Mac-Pro-basierte DAW mit Pro Tools, Logic Pro, Ableton Live und N.I. Komplete. Gerne genutzt wird eine Otari 16-Spur-Bandmaschine. Instrumente und Mikrofone sind reichhaltig vorhanden oder werden bei Bedarf angemietet. Die Räumlichkeiten − eine ehemalige Autowerkstatt − bieten gute akustische Eigenschaften sowie reichlich Platz bei dennoch intimer Atmosphäre.