Grau statt schwarz

Novation Circium Rhythm – Standalone-Sampler im Test

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Erst kürzlich hatten wir die Groovebox Circuit Tracks auf dem Prüfstand. Nun ist der Klassenkamerad Circuit Rhythm, Novations Standalone-Sampler, an der Reihe.

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Mit Circuit Rhythm handelt es sich tatsächlich um das erste Novation-Produkt, das den Fokus auf »Standalone-Sampling« legt. Wir sind gespannt!

Die Hardware des neuen Samplers ist absolut identisch mit der von Circuit Tracks. Die graue Deckplatte ist in ein schwarzes Desktopgehäuse eingelassen, welches stabil auf zwei länglichen Gummistreifen steht. Das Gewicht beträgt etwas weniger als 800 Gramm.

Trotz der geringen Maße von 240 x 210 x 45 Millimetern findet eine Vielzahl von Anschlüssen ihren Platz auf der Rückseite. Rechts dienen über »Sample In« zwei 6,3-mm-Klinkenbuchsen als Audioeingang, und die gleiche Konfiguration wurde dem Stereoausgang spendiert. Außerdem sind hier noch 3,5-mm-Klinkenbuchsen für Kopfhörerausgang und Sync-Anschluss an Bord. Wie der Kollege Tracks beherbergt auch Rhythm dank fünfpoligen DIN-Buchsen ein vollständiges MIDI-I/O mitsamt Thru-Verbindung.

Stromversorgung und Datenübertragung erfolgen über den integrierten USB-C-Port. Daneben ist das Einschubfach für eine microSD-Karte zu finden. Ein USB-Kabel des Typs A/C mit einer Länge von 1,5 Metern sowie ein 5V-Netzteil werden mitgeliefert.

32 anschlagsdynamische Pads mit einer Kantenlänge von 18 mm und RGB-Beleuchtung stellen den Großteil der Bedienoberfläche dar. Weitere 28 um diesen Bereich angeordnete Buttons übernehmen diverse Steuerfunktionen. Im oberen Bereich befinden sich zehn Drehregler, wovon acht als Macro-Controls bzw. Endlos-Encoder ausgelegt sind; die restlichen zwei dienen als Master-Volume und Master-Filter. Im Gegensatz zu vergleichbaren Samplern verzichtet der Circuit Rhythm allerdings auf ein Display.

Rhythm_rear
Die Rückseite von Circuit Rhythm ist ausgiebig bestückt.

Im Betrieb

Eigentlich kann man mit dem Standalone-Sampler sofort loslegen. Im Vergleich zu Circuit Tracks dauert das Hochfahren von Rhythm jedoch etwas länger. Knapp acht Sekunden vergehen, bis die grünen LEDs den aktuellen Ladezustand der internen Batterie anzeigen und danach in den Betriebsmodus wechseln. Etwa vier Stunden kann Rhythm mit einer Akkuladung arbeiten – zur Not funktioniert der mobile Betrieb auch mit angeschlossener Powerbank. Werkseitig wird das Kistchen mit Demomaterial ausgeliefert, um sich schneller einen ersten Eindruck zu verschaffen. Die zwei Pad-Reihen agieren vorerst als klassischer Step-Sequencer. Entweder man programmiert das jeweilige Sample durch einfaches Antippen in den gewünschten Step, oder man nimmt eine Performance direkt in den laufenden Sequenzer auf. In beiden Fällen dienen die zwei unteren Reihen als traditionelle Drum-Pads.

Zwar besaß schon »Tracks« Audioeingänge, allerdings dienten diese primär dem Durchschleifen und Filtern von externen Signalen. Das externe Audiosignal lässt sich in »Rhythm« ebenfalls über den Kopfhörer und die Klinkenausgänge abhören – auch ohne Aufnahme –, jedoch ist diesem Klinkenpärchen nun ein waschechter Sampler nachgeschaltet. Spur-Typen wie MIDI oder »Synthesizer« gibt es hier nicht, Rhythm ist also ein Vollblut-Sampler mit integriertem Sequenzer und Effekt-Sektion.

Sampling

Mit dem Button links oben lässt sich vom Modus »Drum Pads« zu »Sample Rec« umschalten. Nun wählt man einen leeren Slot an und beginnt die Aufnahme über den Button »Rec«. Im Anschluss lässt sich das neu erstellte Sample mit den Encodern bearbeiten. Hier sind insbesondere die grundlegenden Parameter Start und Length relevant, um das Sample passend zu trimmen. Darüber hinaus stehen Parameter wie Tune, Slope, Distortion, HP Filter, LP Filter und Resonance zur Auswahl. Das Endergebnis kann man in
einem der 128 Slots abspeichern.

Während des Samplings fällt auf, dass leider kein Input-Gain vorhanden ist. So muss man stets schon vorher für ausreichend hohen Pegel sorgen. Außerdem fehlt ein Metering. Der Aufnahmestart kann bei Bedarf auch an einen Schwellwert gekoppelt werden. Auch ein Modus zum Resampling ist im Repertoire.

SAMPLES
Novation Components: Das Tab »Samples« erlaubt die Verwaltung von je 32 Sounds auf bis zu vier Pages.

Sequencer

Die erste Button-Reihe direkt über den Pads ist mit den Ziffern 1–8 beschriftet und gibt direkten Zugriff auf den Pattern-basierten Sequenzer. Jede Spalte bzw. Spur beinhaltet acht Patterns mit bis zu 32 Steps. Schön, dass man die Patterns auch kombinieren kann – so kommt man je Spur auf bis zu 256 Steps. Wie bei Circuit Track lassen sich mehrere Patterns in Szenen verwandeln, die wiederum – bis zu 16 – in einem Projekt zusammengefasst werden können. Diese Projekte fasst das System in sog. »Packs« zusammen. Je Pack ist eine Sampling-Zeit von bis zu 228,1 Sekunden erlaubt.

Beim Einspielen hat man die Auswahl zwischen verschiedenen Play-Modi, also One Shot, Gate Choke, Loop oder Reverse. Auch an einen Slice-Modus hat der Hersteller gedacht – so lassen sich längere Samples in vier, acht oder sechzehn Schnipsel zerlegen, welche separat auf eigenen Pads aufliegen. Selbstverständlich gibt es auch einen Modus zum chromatischen Spielen von Samples – allerdings existiert keine Skalen-Funktion, welche die Performance auf eine definierte Tonleiter einschränkt.

FX

Für den Live-Betrieb hat Novation besonders geeignete Performance-Effekte, die sogenannten Grid FX, eingebaut. Der klassische Effekt Note Repeat ist auch bei Novation in ähnlicher Form unter dem Namen »Beat Repeat« vorhanden. Zudem sind weitere Effekte wie Reverser, Gater, Digitise, Phaser und Vinyl im Angebot. Sehr cool!

Über den Button »FX« gelangt man übrigens an »Brot und Butter«-Effekte wie Reverb und Delay, die man einzelnen Spuren beliebig beimischen kann. Auf der Stereosumme sitzt abschließend ein Kompressor.

Components

Sobald die USB-Verbindung zum Computer steht, erscheint ein neues Laufwerk namens »Rhythm« im System. Viel zu entdecken gibt es dort allerdings nicht. Lediglich ein URL-Link mit dem Titel »Getting Started« ist dort abgelegt, der zur Hersteller-Website führt und erstmal um eine Anmeldung im Account bittet. Hier erhält man dann den Novation USB Driver, der für Windows-Systeme mit Version 7 und höher erforderlich ist.

Hilfreich ist die kostenfreie Software »Novation Components«. Diese lässt sich direkt als Web-Version starten, sofern man Chrome, Opera oder Edge verwendet. Alternativ gibt’s die Möglichkeit zum Download der Standalone-Version für Mac und Windows.

Beim ersten Start führt ein kleines Screen-Tutorial durch die wichtigsten Schritte. Auch Firmware-Updates sind direkt über diese Plattform durchzuführen. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Verwaltung der Samplepakete. Das Menü »Packs« teilt sich in drei Tabs auf: Samples, Grid Effects und Projects.

Das erste Tab bietet eine übersichtliche Ansicht aller Samples und deren Pad-Zuweisung. Samples lassen sich nicht nur aus bestehenden Artist-Packs aus der Cloud laden, sondern auch ohne Umwege von der Computer-Festplatte importieren – ganz simpel via Drag&Drop. Die Samples kann man hier zwar benennen und verschieben, jedoch leider nicht editieren. Es wäre schon praktisch gewesen, könnte man zumindest Start- und Endpunkt mit der Maus einstellen. Insofern gibt es auch keine Wellenformansicht. Praktisch ist aber, dass die Samples nach einem Mausklick direkt über den Computer-Lautsprecher wiedergegeben werden.

Im Tab Grid Effects lassen sich die Effekte beliebigen Pads zuweisen. Auf der rechten Seite des Fensters hat man zudem Zugriff auf ein paar der dazugehörigen Parameter. So könnte man beispielsweise zwei Pads mit unterschiedlichem Beat Repeat belegen: eines mit einer Rate 1/8, das andere mit 1/16.

Das letzte Tab ermöglicht es, bis zu 64 Projekte auf zwei Pages abzulegen. Ist man mit der Konfiguration seines Packs fertig, kann man dieses lokal speichern oder via Mausklick an »Circuit Rhythm« übertragen. Top!

Fazit

Novation ist mit Circuit Tracks eine leistungsstarke Kombination von Groovebox und Sampler geglückt. Die Gestaltung der Bedienoberfläche ist derart übersichtlich, dass trotz fehlendem Display ein intuitives Arbeiten und Produzieren möglich ist – durch die umfangreiche Funktionalität ist ein bisschen Einarbeitungszeit dennoch einzuplanen. Das Kistchen richtet sich in erster Linie an Beat-Produzenten, die auch unterwegs in die Pads hauen möchten.

Lediglich in Components könnte der Hersteller noch etwas nachrüsten – besonders ein grafischer Sample-Editor würde sich anbieten.


Hersteller: Novation
Straßenpreis: ca. 390,– Euro
Internet: www.novationmusic.com

Unsere Meinung:
+++ geradliniges Konzept
+++ Standalone-Betrieb
+++ Grid FX
++ Preis/Leistungs-Verhältnis
– kein Input-Metering

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