Preisbrecher

Sony C-80 – Kondensatormikrofon im Test

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Ein neues Sony Studiomikrofon lässt immer gerne aufhorchen. Besonders dann, wenn es sich in die Tradition des berühmten Sony C-800G stellt. Für den, der das 800G nicht kennen sollte: Es wurde 1992 gelauncht, damals für einen Preis von 10.000 DM. Heute wird es für ca. 15.000 Euro gehandelt.

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Mir hat das 800G vor Längerem einmal sehr geholfen. Bei der Produktion eines Chopin Klavierkonzertes kam der Klang des Flügels einfach zu hart rüber. Dabei wurden die üblich verdächtigen Mikrofone der für diese Einsatzzwecke bekannten Firmen eingesetzt. Das Sony machte den Sound weicher und angenehmer. Leider stand damals nur eines zur Verfügung, sodass ein weiteres Stereopaar anderer Typen eingesetzt werden musste.

In jedem Falle tritt das 80-C in große Fußstapfen. Ob es dem ansatzweise gerecht wird, wollen wir in diesem Test herausfinden.

Ich glaube, man kann durchaus behaupten, dass die Marke Sony in deutschen (Audio-)Studios mit Mikrofonen ja nicht unbedingt überrepräsentiert ist (ich rede hier nicht von Kameramikros). Umso mehr darf man auf dieses Mikrofon, welches sich im Bereich von rund 570 Euro Straßenpreis ansiedelt, gespannt sein.

Geliefert wird das Produkt in einer stabilen Pappschachtel. Das Mikro selber befindet sich in einem stabilen Case. Zusätzlich gibt es eine vielversprechende Spinne, die sich einfach bedienen lässt und deren Gummihalterungen den Eindruck machen, dass sie länger halten als manche teurere. Das Mikro selber macht einen guten Eindruck – wertige Verarbeitung, so wie man es von Sony gewohnt ist und auch erwartet.

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Die Doppelmembrankonstruktion des C-80

Die Bedienungsanleitung gibt die notwendigen Hinweise und wartet mit einem Frequenzgang sowie einem Polardiagram auf. Der Frequenzgang sieht in jedem Fall auffällig aus und lässt den folgenden Studiotest um so spannender werden.

Beim C-80 handelt es sich um ein Doppelmembranmikrofon mit einer unidirektionalen Richtcharakteristik, landläufig auch als Nierencharakteristik bezeichnet. Es wird von Sony vor allem als Vocal-Mikro angepriesen. Das Mikrofon besitzt ein Highpassfilter, sowie ein –10-db-Pad. Das C-80 ist also mit allem equipped, was man in einem Standard-Setup im Studio benötigt. Mit den technischen Werten (siehe Profilkasten) liegt es im guten Mittelfeld für aktuelle Mikrofone. Der max. SPL ist relativ hoch. Der Rauschabstand geht ok. Ein U 87i kann da bzgl. der rein technischen Messwerte nicht mehr ganz mithalten, dafür hat es bekanntermaßen andere wichtige Features.

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Das Sony C-80 wird mit einem stabilen Case und einer gut einsetzbaren Spinne geliefert.

Bei der Evaluation technischer Daten ist es immer wichtig, die reale »Lautheit« eines Mikrofones in die Bewertung mit einzubeziehen. Das ist insbesondere für Vocal-Mikros relevant, da diese ja die Stimmen präsent im Mix nach vorne bringen sollten. Ein Mikrofon, was »lauter« klingt, hat in jedem Falle einen Vorteil, insbesondere was die Signal to Noise Ratio betrifft. Aber natürlich auch, was den »Cut through« betrifft. Das gilt bekanntermaßen besonders für Live-Vocal-Mikrofone wie ein Shure SM 58 oder Sennheiser e 935, die vor allem Feedback-arm sein müssen. Im Studio hat man es im Allgemeinen weniger mit Feedback Problemen zu tun.

Der Frequenzplot des C-80 bestätigt die von Sony beschrieben Stimmenfreundlichkeit zunächst nicht wirklich. Vocals bzw. Vocal-Mikrofone benötigen, um »präsent« zu klingen, vor allem Peaks in den Bereichen um 1 kHz sowie um 3 kHz. Das liegt zum einen daran, da sich dort die typischen Präsenzen von Stimmen befinden, zum anderen sind genau da die Stellen, an denen das menschliche Ohr am besten hört (unsere Ohren haben keinen linearen Frequenzgang). Der Frequenzplot des C-80 sieht allerdings ganz anders aus. Er zeigt eine gewisse Anhebung unterhalb von 100 Hz, sodann bewegt er sich relativ linear bis rund 4 kHz. Daraufhin folgt ein kleiner Peak bei 5,5 kHz, um dann ab 6 kHz recht mutig bis zum Bereich 15 kHz um etwa 6 dB anzusteigen. Das entspricht nun nicht zwangsweise den erwarteten Anhebungen bei 1 kHz und/oder 3 kHz. Jedoch ist mir nach jahrzehntelangen Erfahrungen sehr bewusst, dass Frequenzplots nicht immer unbedingt die Realität abbilden. Um die realen Qualitäten des C-80 zu ergründen, haben wir folgende Testaufnahmen durchgeführt:

• Male Vocals im Vergleich zum U 87i und Brauner Valvet,

• Acoustic Guitar im Vergleich zum U 87i und Brauner Valvet,

• Electric Guitar im Vergleich zum U 87i und SM57.

Die Aufnahmen fanden bei Marathon Music im Marathon Studio von Hanz Marathon in Hannover statt, der auch die Vocals und die Gitarrenparts beisteuerte. Vielen Dank an dieser Stelle für die wie immer professionelle Betreuung!

Für den Vocal-Test wurden die Mikros nebeneinander aufgebaut. Jedes Mikro wurde einzeln besungen, also nicht alle drei auf einmal. Ein Mikro sollte bekanntermaßen aus der Hauptachse bespielt werden, sonst ergeben sich zu große Abweichungen, was für einen Test natürlich absolut verfälschend wirken würde. Zwar hat man dann nicht »denselben« Take, das lässt sich jedoch verschmerzen, wenn man einen professionellen Musiker vor sich hat.

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Der Frequenzplot des C-80

Vocals

Das Sony schlägt sich hier im Vergleich zu den deutlich teureren und bekannten Mikrofontypen außerordentlich gut. Die beschriebene Höhenanhebung kann man deutlich hören, ohne dass sie allerdings stören würde. Sie verleiht dem C-80 einen gewissen und sehr willkommenen »Biss«. Dabei lässt es nicht an einem guten Bassfundament und einer sehr guten Präsenz vermissen. Das, was man im Frequenzplot eigentlich nicht sieht, nämlich eine Präsenz zwischen 1 kHz und 3 kHz, ist durchaus vorhanden. Das Mikrofon erzeugt die für die Vocals relevante Mitte auf eine »natürliche« Art und Weise, und eben nicht durch simple Frequenzanhebung. Diese »natürlich « Präsenz zeigt die wirklich gute Qualität dieses Mikrofones. Und das ist in keinem Falle eine Selbstverständlichkeit für Mikrofone in diesem Preisbereich.

Zieht man ein paar Standard-Plug-ins heran, wie z. B. eine SSL-4000-Emulation oder die von mir sehr geschätzte Pultec Emulation von Apogee, zeigt sich, dass das Mikro sehr gut auf die Möglichkeiten der Plug-ins reagiert. Das ist erfahrungsgemäß nicht bei allen Mikrofontypen der Fall. Wenn die Höhen des C-80 bei bestimmten Stimmen einmal zum Zischeln neigen sollten, kann man das mit einem Höhenfilter leicht beseitigen. Dazu eignet sich immer wieder gerne das High Cut Filter aus der SSL Emulation.

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Der Aufbau für den Vocal-Check: links das Brauner, in der Mitte das U 87i, rechts das C-80

Cut Through

Damit Vocals in einer Mischung gut durchkommen, also einen guten Cut Through haben, sollte ein Vocal-Mikro hierzu selber beitragen. Natürlich kann man hier mit Plug-ins, wie den obengenannten, kräftig nachhelfen. Aber der Klang kommt als Erstes vom Mikro (und dem Sänger und Sängerin natürlich). Und, wie jemand mal sagte: »Microphones make the best filters.« Sic est.

Hier zeigt sich das Sony C-80 von seiner allerbesten Seite. Ohne weitere Nachbearbeitung ist der Cut Through des Mikros den anderen beiden deutlich überlegen. Dabei wird es nie aufdringlich oder »mittig, quäkig«. Hier zeigt sich erneut, die »natürliche« Qualität dieses Mikros. Wirklich klasse!

An dieser Stelle hat mich dann mal das »gefühlte« Rauschen des Sonys im Vergleich zu den anderen Probanden interessiert. Dazu wurden die Mikros auf gleiche »Lautheit« gepegelt. Das bedeutet, dass sich die wiedergegebene Lautstärke der Stimme auf allen drei Mikros gleich laut »anhört«. Es gibt dafür auch Messmethoden, ich bevorzuge hierbei aber die »Messmethode Ohr«.

Wenn man jetzt einen »Raumtake« macht, also einen Take im leeren Raum, ohne weiteres Signal, fällt beim Sony etwas auf: Bei stark angehobenem Pegel auf allen drei Mikros, lässt sich ablesen, dass der Rauschpegel des Sonys rund 6 dB schlechter ist als beim U 87. Das Brauner allerdings noch mal rund 2–3 dB schlechter als das Sony. Klanglich wirkt das Rauschen des Brauners jedoch eher so ähnlich wie das des U 87. Das Sony hat hingegen einen leichten Rausch-Formanten im Bereich 750 Hz, was bei stark angehobenem Pegel wahrnehmbar ist. Für »normale« Anwendungen, wie diejenigen, die wir hier testen, ist das in jedem Fall irrelevant. Also kein Grund zur Panik. Auch bei leisen Stellen im folgenden Test mit einer Akustikgitarre war das Rauschen des Sonys, auch bei starker Kompression, an leisen Stellen real nicht störend.

Acoustic Guitar

Um es gleich zu sagen: Hierbei läuft das Sony C-80 zur Höchstform auf. Der Klang ist straff, aufgeräumt und brillant, ohne dabei aggressiv oder aufdringlich zu werden. Die Gitarre kommt sehr natürlich rüber. Wichtig hierbei auch: Greif- oder sonstige Spielgeräusche sind nicht überbetont. Man könnte es so formulieren. Es entsteht ein »fast fertiger« Sound. Natürlich hilft auch hier wieder die leichte Anhebung bei 5 kHz und darüber. Man hat aber zusätzlich den Eindruck, dass gewisse »Mulmbereiche« wie die üblich Verdächtigen um 200 Hz angenehm beseitigt werden, ohne dass in diesem Beriech etwas fehlen würde.

Bei unserem Aufnahmeraum handelte es sich um eine Sprecherkabine, die naturgemäß eher gedämpft ist. Das wirkt sich besonders in den oberen Frequenzbereichen aus. Das Sony hat das einfach hinter sich gelassen und bietet einen wunderbaren Sound, der auch den Sustain der Gitarre gebührend wiedergibt. An dieser Stelle und in dieser Situation ist das Sony den beiden anderen Typen eindeutig überlegen. Nota bene: In einem Raum, der sehr hart und brillant klingt, kann das wiederum den gegenteiligen Effekt erzeugen. Diesen Check werde ich an anderer Stelle nachholen.

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Aufnahme Acoustic Guitar

Electric Guitar

Für den Check der E-Guitar haben wir einen Alto-Speaker verwendet, der über einen Looper HX Stomp von Line 6 mit diversen Distortion-Programmen bespielt wurde. Der Looper hatte den Vorteil, dass wir die Mikros jeweils an die gleiche Stelle positionieren, aber immer den gleichen Take abspielen konnten. Leise ging es, nebenbei gesagt, auch nicht her. Wir hatten Pegel von weit über 100 dB vor dem Speaker.

Auch hier zeigt das Sony seine hervorragenden Qualitäten. Es gibt keine Probleme mit zu hohen Pegeln. Der Pad-Schalter konnte in diesem Fall also in Ruheposition belassen werden. Das Neumann hingegen benötigte das –10-dB-Pad durchaus. Ohne diesen ging es richtig in die Begrenzung, wobei dies nicht zu harten Verzerrungen führte, sondern zu einem durchaus fetten Sound. Da das nun nicht mehr vergleichbar mit den anderen beiden Mikros war, haben wir das Pad verwendet. Als drittes Mikro im Bunde hatten wir für diesen Test ein SM57 ausgewählt, ein Mikro, was nach wie vor einen gewissen Standard am Gitarren-Amp darstellt und somit eine gute Referenz ist. Auch hier führt das Sony zu großer Freude. Der Sound ist durchgehend sehr gut. Es macht sich ein angenehmes »Rock’n’Roll«-Feeling breit, so wie man es erwartet. Der Sound ist sehr druckvoll, ohne matschig zu werden. Die Attacks sind ausgesprochen gut abgebildet. Dabei ist der Sound auch hier nicht aggressiv oder »plärrig«. Erwartungsgemäß ist der Cut Through sehr gut und sorgt für einen präsenten Sound, der sich sowohl für Solo- als auch für Rhythmuszwecke eignet.

Für mich persönlich wirkte das U 87 an dieser Stelle noch etwas straffer und »verbindlicher«. Dabei rede ich aber von kleinen Nuancen. Es liegen keine Welten zwischen den beiden Mikrofonen. Das SM57 liefert seinen bekannten, guten Sound, kommt allerdings nicht wirklich an das Sony und das Neumann ran.

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Aufbau für den E-Guitar Check: Für die realen Aufnahmen standen alle drei Mikros in der Mitte.

Fazit

Das Sony C-80 ist ein hervorragendes Mikrofon, was insbesondere für den Straßenpreis von rund 580 Euro jeden Cent wert ist. Das Mikro liefert einen wirklich hochwertigen Sound, der sich einfach durch die Qualität des Mikros durchsetzt und keine wüsten Frequenzverrenkungen benötigt. Dadurch lässt es sich sehr universell einsetzen. Ich kann mir das C-80 auch sehr gut an jeder Art von Percussion vorstellen, da es offensichtlich in der Lage ist, Attacks sehr gut rüberzubringen.

Dazu gesellen sich das stabile, wertige Gehäuse und eine gut gelungene Spinne, die das Mikro sehr gut fixiert. Die Spinne hält das Mikro sehr gut in der gewünschten Position, und lässt sich leicht bedienen. Very good job, Sony!


Hersteller: Sony

UvP/Straßenpreis: 593,– Euro / ca. 580,– Euro

Internet: pro.sony/de_DE

Unsere Meinung:
+++ hervorragender Klang bei Vocals sowie A- und E-Gitarren
++ saubere Verarbeitung
+++ Preis/Leistungs-Verhältnis

Profil: Sony C-80

Kapseltyp: Kondensatormikrofon
Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
Charakteristik: unidirektional
Empfindlichkeit: –30 dB (Abweichung ±3 dB) (0 dB=1 V/Pa, 1 kHz)
Ausgangs-Impedanz: 90 Ω ±15 %, symmetrisch
Dynamikbereich: ≥ 125,5 dB
Signalrauschabstand: 81,5 dB
Eigenrauschen: ≤ 12,5 dB SPL (0 dB=2 × 10-5 Pa), (IEC* 61672-1 A-gewichtet, 1 kHz, 1 Pa)
max. Schalldruck des Eingangssignals: ≥ 138 dB SPL, (Ausgangspegel für 1 % Kurvenverzerrung bei 1 kHz, umgewandelt in äquivalenten
Eingangsschalldruckpegel: 0 dB = 2 × 10-5 Pa)

 

Den Testbericht findest du auch in der aktuellen Sound&Recording-Ausgabe 1/23. Hier versandkostenfrei bestellen oder als PDF kostengünstig herunterladen. 

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Danke für die Review! Jetzt frage ich mich allerdings, ob ich mein U87 ai verkaufen und mir das Sony C-80 holen sollte?
    Oder was macht man mein U87 noch besser als das Sony Mic, welches ja laut Test zB im Cut Through deutlich überlegen ist?

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