»Bus+« – was nach einer Marketingbezeichnung für die neue Fahrkarte im ländlichen ÖPNV-Tarifdschungel klingt, ist ein analoges Audiogerät, das weit über den klassischen Bus-Kompressor hinausgeht. Nun ist es aber zunächst genau das: ein Bus-Kompressor, also ein Dynamikgerät, welches zweikanalig aufgebaut ist und per Link im Stereobetrieb läuft.
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Die Frage »Was ist der Bus+ für ein Gerät?« ist so leicht gar nicht zu beantworten. Hinter dem kleinen Pluszeichen verbirgt sich ein geradezu brutaler Funktionsumfang für ein 19″-Analoggerät, wenn man bedenkt, dass der dem SSL Bus+ zugrunde liegende SSL-Buskompressor ein eigentlich eher einfach gestrickter VCA-Verdichter ist.
Die Beschriftung des Sidechain-ISR lässt
einiges von dem erahnen, was bezüglich
des Keyings möglich ist – aber nicht alles:
Auf der Front stehen noch unterschiedliche
SC-Ziele und Filter zur Verfügung.
Der Dynamic EQ bietet nicht nur zwei fixe Bänder, wie es vielleicht auf den ersten Blick den Anschein hat. Der Bus+ ist nämlich der Meister der Mehrfachbelegungen und mehr oder weniger versteckter Funktionen.
Threshold und Ratio sind bekannt.
Mit negativen Ratios wird es aber
mal so richtig spaßig!
Im Wesentlichen ist der SSL Bus+ ein aufgebohrter
SSL Bus-Compressor. Hinter dem
Pluszeichen verbirgt sich aber eine Menge
Funktionalität.
Konzept und Fähigkeiten
Sicher, der Solid State Logic Bus+ hat eine Menge Parameter, die Grundlage bildet jedoch eine Regelverstärkung, die ein 2181-Chip der THAT Corporation vornimmt. Dieser Chip ist nach David Blackmer gefertigt und findet Anwendung auch in Equalizern, Fader-Automationen, Expandern und vielem anderen Gerät. Er wird gerne dort eingesetzt, wo es um gute technische Werte und eine möglichst transparente Arbeit geht. Unauffälligkeit ist auch eine der Kernkompetenzen eines SSL Buskompressors. An dieser Stelle sei aber schon einmal gesagt: Der Bus+ kann auch anders.
Als VCA-Kompressor ist das grundlegende Parameterset so wie im Schulbuch: Threshold legt den Wert fest, ab dem die Kompression stattfindet, Attack und Release die Regelzeiten. Make-Up macht den reduzierten Pegel in 0,5-dB-Schritten wieder wett, Mix regelt das Verhältnis von Wet zu Dry. Wer diese kurze Benennung verfolgt und dabei auf die Bilder der Frontplatte geschielt hat, wird erkannt haben, dass Ratio schon einmal eine Besonderheit aufweist: Das Kompressionsverhältnis startet bei 1,3:1 und läuft bis 20:1. Darüber kommen dann noch negative Ratios! Die dadurch erzielte Overcompression ist eine klassische Effektkompression, wie man sie beispielsweise im dbx 160A findet – ein großer Spaß auf Dirt-Mikes am Schlagzeug! Fun Fact: Die Firma dbx wurde vom vorhin angesprochenem David Blackmer gegründet.
+++ klanglich und technisch sehr hochwertiges Processing
+++ äußerst flexibles Routing
++ gemessen an den Fähigkeiten sehr preiswert
++ riesiger Funktionsumfang von meist hohem Nutzen
– viele Mehrfachbelegungen