Seltener Einblick in die Geschichte der elektronischen Musik
Historische Dokumentation über das Siemens-Studio
von Redaktion,
Anzeige
Die Geschichte der Studios für elektronische Musik und Klangexperimente ist faszinierend und im historisch-nostalgischem Rückblick regelrecht anrührend. Institutionen wie der Londoner BBC Radiophonic Workshop, das RAI Studio di Fonologia in Mailand oder das Siemens-Studio für elektronische Musik in München wagten seinerzeit Blicke in die Zukunft der Schallwellen.
Anzeige
Doch Blicke zurück in die Vergangenheit sind nicht immer einfach. Während die BBC ihr Archiv gut bewahrt und mittlerweile einige Videos aus dieser Zeit wieder zugänglich gemacht hat, sind bewegte Bilder aus dem Siemens-Studio höchst selten.
Um so erfreulicher ist es da, dass eine Dokumentation von 1967 wieder aufgetaucht ist, die den Komponisten Josef Anton Riedl, der das Studio von 1959 bis 1966 leitete, bei seiner Arbeit zeigt. Hier wurden Lochstreifen gestanzt, Gongs durch einen Vocoder geschickt, Frequenzen nach Tabellen eingestellt und Ausschwingzeiten justiert. Dabei ist die um einen akademischen Anspruch bemühte Dokumentation, bei der pedantisch genau Zahlen, Werte und Parameter vorgetragen werden, und die zur Schau gestellte Ernsthaftigkeit der Siemens-Angestellten unfreiwillig komisch, was den knapp viertelstündigen Clip aus heutiger Sicht sogar in zweifacher Weise sehenswert macht.
Das Siemens-Studio wurde 1966 aufgelöst und war lange Zeit eingelagert. Später gingen die Geräte in die Sammlung des Deutschen Museums in München über, wo sie seit 1994 zur dauerhaften Ausstellung gehören. Auch davon gibt es ein kleines Video, jedoch leider sehr kurz und ohne Ton. Aber seit 2001 werden die restaurierten Geräte mehrmals pro Jahr in kleinen Vorführungen präsentiert.