Umfangreiche Kammer-Streicher mit dem Bonus des Ungewohnten
Orchestral Tools Pēteris Vasks Strings
von Thomas Schimmack,
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Mit einer ganz „normalen“ Streicher-Library kommt man als Hersteller bei dem großen Angebot heutzutage nicht mehr weit. Man muss sich schon etwas mehr anstrengen und den extra Twist liefern. Und dieses besondere Extra bietet Orchestral Tools Pēteris Vasks Strings.
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Orchestral Tools Pēteris Vasks Strings
Natürlich werden auch hier erst mal die Standards bedient. In mittelgroßer Kammerbesetzung bekommt man bei alles, was man von einer guten Chamber-Strings-Library erwartet. Die Ensembles von erster und zweiter Geige, Viola, Cello und Kontrabass liefern bei den klassischen Artikulationen bereits einige, die über den Pflicht hinaus gehen. Dazu gehören beispielsweise Marcato, Pizzicato, Staccato, Portato und Spiccato, dazu kommen noch Tremolo, Trills und sehr schöne Harmonics (optional auch mit Tremolo). Zwei Legato-Varianten (normal und „geflüstert“) krönen die Auswahl. Im Großen und Ganzen sind alle aufgezählten Spielweisen immer für alle Instrumente vorhanden; die Bässe sind dem Instrument entsprechend etwas reduzierter unterwegs.
Zur besonderen Ausstattung gehören dann noch die jeweils ersten Streicher aller Gruppen von Violine bis Bass. Das ist sehr willkommen und nicht selbstverständlich. Deren Spielweisen sind ebenso vielfältig und sogar noch umfangreicher. Sie haben zusätzlich noch einen Schwerpunkt beim Legato für wunderschöne Solo-Melodien. Dafür liefert die Library das lyrischen Legato, ein expressives und eine zurückgenommenes „Sul Tasto Legato“. Die Übergänge sind aber Werk durchweg überzeugend und konsistent, können aber bei Bedarf in der Lautstärke angepasst werden.
Besonders bei Orchestral Tools Pēteris Vasks Strings ist das expressive Verhalten, das über das Modwheel gesteuert wird: Die drei aufgenommen dynamischen Layer wandeln sich vom „Con sordino Klang“ in den leisen Aufnahmen zum offenen Klang ohne Dämpfung beim intensiveren Spiel, was einen sehr kraftvollen Eindruck hinterlässt. Ganz fragil kommen dann noch die zarten „Wispered“-Patches für die sehr leisen Passagen daher sogar zusätzlich als „Soft“-Variante – sanfter geht es fast nicht.
Damit hat man in feinster Weise im Prinzip alle Punkte einer sehr gelungenen Kammer-Streicher-Library erfüllt und allein dafür kann Pēteris Vasks Strings in Betracht gezogen werden.
Ungewöhnlich wird es aber bei der Untergruppe der „Gestures“, die den zweiten großen Bereich der Library bildet. Die Idee wurde von dem Werk des zeitgenössischen Künstlers Pēteris Vasks aus Lettland inspiriert, im Speziellen das Werk „Voice“. Die Aufnahmen in der St. Johannis Kirche in Riga wurden deswegen auch in Zusammenarbeit mit dem Komponisten erstellt. Er war auch sonst maßgeblich beim Gestalten der Library involviert und folgerichtig wurde sie auch nach ihm benannt.
Alle oben beschrieben Ensembles und Solo-Instrumente bieten diese zusätzlichen Rubrik an „Gesture“-Artikulationen komplett an, nur bei den Bässen ist die Auswahl wieder etwas kleiner. Es ist schon beeindruckend, wie sich die Detailfreude in allen Bereichen von Orchestral Tools Pēteris Vasks Strings wiederfindet.
Einige der Aufnahmen der „Gestures“ scheinen mir einzigartig in der Welt der Sample-Libraries zu sein: Es befinden sich beispielsweise Fingertremolo, Läufe (auch aleatorisch gespielt) und eine echt coole Vielfalt an Glissandi in beide Richtungen unter den Artikulationen. Die Glissandi gibt es mit und ohne Trills, über bis zu zwei Oktaven gespielt oder mit speziellen dramatischeren Effekten. Man wird sicherlich in der Hauptsache die „normaleren“ Spielweisen der Library verwenden, aber ein offener Blick in diese speziellen Klänge lohnt, vor allem, wenn man vielleicht mehr in Richtung Sounddesign gehen möchte.
Der tolle warme Raum der St. Johanniskirche wurde detailliert und flexibel mit sechs Mikrofonsignalen aufgenommen, die einzeln geladen und gemischt werden können. Neben den nahen Spot- und einem etwas wärmeren Bändchen-Mikrofon findet man mehrere Raumsignale in verschiedenen Abständen zu den Musikern des „Sinfonietta Riga“, sodass dieses kleine Ensemble in dem großen Raum fast episch klingen kann.
Hersteller: Orchestral Tools
Plattform: Sine Player (kostenfrei)
Preis / Größe: 549€ / 234 GB
Besonderheiten: 6,5,4,4,3 + 2x erste Geigen, je eine erste Viola, Cello, Bass, sehr viele Spielweisen, auch abseits des Standard-Repertoires, 6 Signale, kreative Dynamics