Der Einsatz eines Modularsystems auf der Bühne ist kein leichtes Unterfangen. Aufbau, Einrichtung von Patches, Stimmstabilität der VCOs und zielsichere Bedienung sind nicht zu unterschätzende Herausforderungen. Das Modularsystem des kanadischen Electro-Funk Duos Chromeo zeigt, wie diese Herausforderungen gemeistert werden können und das Ganze dabei auch noch cool aussieht.
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Das Live-Modularsystem von Chromeo
Der umtriebige Musiker und Analogspezialist Anthony Marinelli hat für seinen YouTube-Kanal Patrick “P-Thugg” Gemayel von Chromeo besucht und sich das großzügiges Modularsystem vorführen lassen, das sowohl bei den Studioaufnahmen als auch bei den Live-Gigs des Duos eingesetzt wird.
Das aus vier Einheiten bestehende System könnte man wegen seiner T.O.N.T.O.-ähnlichen Abmessungen und des stylischen Looks für Bühnendekoration halten. Doch es handelt sich um ein durch und durch konzipiertes System, um den Studiosound der Songs nahezu 1:1 auf die Bühne bringen zu können. Trotzdem lässt das System noch genügend Raum für spontane Improvisationen. Es soll die Flexibilität eines Modularsystems mit der zielgerichteten, schnellen Bedienbarkeit eines Minimoogs kombinieren.
Und so sieht das System auf der Bühne der Jimmy Kimmel-Show aus:
Der Chrom-Look gehört zur Identität der Band, den sie bereits bei früheren Setups umgesetzt haben, wenn auch vielleicht nicht ganz so opulent. Übrigens müssen die Chrom-Teile wegen der Beanspruchung und starker Verschutzung nach jeder Tour von Fachleuten aufpoliert werden.
Das System ist mit Modulen von Dotcom aufgebaut, wobei einige Module nach den Vorgaben von “P-Thugg” modifiziert wurden. Er hatte bereits früher mit einem Box22-System des Herstellers gearbeitet und nach eigener Aussage nie ein Problem damit gehabt. Aufgrund dieser Verlässlichkeit fiel die Wahl für das neue System deshalb leicht.
In den vier Blöcken des Systems sind sechs Kabinette untergebracht, die jeweils ähnlich aufgebaut sind und eine monophone Voice darstellen. Diese werden von Keyboards über MIDI/CV-Interfaces angesteuert. Dafür kommen Arturia Keylab 61, Nord Modular G2X und Nord Electro zum Einsatz, deren Gehäuse ebenfalls verchromt sind. Zwei der Kabinette werden durch den G2X geleitet, um sie mit den internen Effekten zu kombinieren, während die mehrstimmigen Nord Modular-Sounds separat abgegriffen werden.
Die Module in den Kabinetten sind fest verdrahtet, so dass keine Patch-Kabel gezogen werden müssen. Denn es wäre unmöglich, während des Konzertes die Patches schnell genug zu wechseln. Aber dank normalisierter Buchsen können im Bedarfsfall trotzdem zusätzlich Patch-Verbindungen hergestellt werden, die die vorverdrahteten Verbindungen dann unterbrechen. Außerdem wurde in jeder Voice eine Art “Preset”-System implementiert, bei dem über Switch-Module die Patch-Wege von Modulatoren auf ihre Ziele per Wahlschalter schnell umgeroutet werden können.
Für die Zukunft ist geplant, alle sechs Voices für polyphone Sounds zusammen spielen und von einem Kabinett aus gemeinsam bedienen zu können.
In dem 1-stündigen Video von Anthony Marinelli wird der Aufbau des System gezeigt, die einzelnen Bestandteile erklärt und es gibt ein paar Kostproben zu hören.
Übrigens ist Chromeo diesen Sommer auf Europa-Tour. Sie spielen unter anderem am 4. Juni in Köln (Die Kantine) und am 5. Juni in Berlin (Metropol).