Recording auf die Hand

Test: Zoom H6 Essential – Mobile Recorder

Anzeige

Zooms H-Serie an Mobilrecordern hat unzähligen Künstlern und Content Creators zu erfolgreichen mobilen Aufnahmen verholfen. Auch mein Ur-H6 war mir stets ein treuer Begleiter und hat über die Jahre einiges aufgenommen. Seit einigen Monaten gibt es mit dem H6 Essential nun eine neue Variante.

Anzeige

Der Name »Essential« passt hier perfekt, denn der Recorder bzw. eigentlich dessen Zubehör wurde auf das absolut Essenzielle reduziert. Wurde der ursprüngliche H6 noch in einem Plastikköfferchen mit allerlei Zubehör und zwei Mikrofonaufsätzen geliefert, so ist es beim H6 Essential ein hübsch gestalteter Pappkarton, in dem sich der Recorder und der XY-Mikrofonaufsatz befinden. Das war’s – keine zusätzlichen Kabel, kein Windschutz, keine Anleitung, gar nichts außer ein paar Sicherheitshinweisen. Generell finde ich das auch erst mal gar nicht problematisch, denn USB-Kabel hat inzwischen wohl jeder genug zu Hause, und statt Standardbatterien sind AA-Akkus bei Mobilrecordern eine gute Alternative. Lediglich ein einfacher Schaumstoffwindschutz wäre vielleicht eine schöne Sache gewesen, aber dieser hilft auch nur bei einem lauen Lüftchen oder dient als Poppschutz.

Erster Eindruck. Hübsch sieht der mattschwarze H6 ja aus. Er wirkt minimalistischer als das Originalmodell, aber auch ein wenig verspielter. Das liegt daran, dass die vier Potis und Pad-Schalter auf der Oberfläche verschwunden sind. Stattdessen sitzt an dieser Stelle nun der eingebaute Lautsprecher, umringt einem Mixer-Button sowie von den Auswahltasten für die einzelnen der insgesamt sechs namensgebenden Recording-Kanäle. Letztere werden aus dem beigefügten XY-Stereomikrofon sowie vier verriegelbaren XLR-Klinke-Kombibuchen, die auch Phantompower liefern, gespeist.

Die Verriegelung ist eine willkommene Verbesserung, gleichzeitig befinden sich allerdings die Eingänge 1&2 bzw. 3&4 nicht mehr auf derselben Seite wie beim Vorgänger, was die Kabelführung beispielsweise bei Stereomikrofonen etwas umständlicher macht. Die genannten Eingangspaare lassen sich nämlich intern verlinken und nehmen dann auf einer Stereospur auf – warum die linkbaren Anschlüsse daher nicht auf einer Seite geblieben sind, erschließt sich mir daher nicht. Zu den weiteren Innereien später noch mehr.

Das Mikrofon kann durch andere Aufsätze ausgetauscht werden, ist allerdings mit den Aufsätzen des Vorgängers nicht kompatibel, was natürlich ein wenig schade ist.

Unterhalb des zentralen Auswahlbereichs finden sich die Transportschalter. Auch hier wurden die einzelnen Elemente ringförmig angeordnet. Weiter unten folgt dann noch das Display, welches ausreichend hell leuchtet und ein cleanes und aufgeräumtes UI zeigt.

Eine Neuerung, für die ich Zoom nicht genug danken kann, ist der Verzicht auf ein gummiertes Gehäuse. Fühlte sich dieses bei meinem H6 anfangs gut an und gab ihm Grip, ist es über die Jahre zu einer klebrigen Masse geworden. Das Problem ist nicht Zoom-exklusiv, auch der eine oder andere bekannte Synthesizerhersteller hat beispielsweise damit zu kämpfen, und glücklicherweise geht der Trend von diesen gummierten Oberflächen weg. Hier hat Zoom also alles richtig gemacht.

    Ansonsten ist die Menütaste zusammen mit der Steuerungswippe des Originals einem Rad plus Entertaste gewichen, den Remote-In gibt es nicht mehr (da jetzt via optionalem Bluetooth Adapter per App steuerbar), Kopfhörer- und Line-Out sind immer noch getrennt vorhanden, und eine USB-C-Buchse sorgt für Strom sowie die Verbindung zum Rechner. Denn der H6 kann auch Audio-Interface dienen, was durchaus praktisch ist.

Die linkbaren Inputs befinden sich nicht mehr gemeinsam auf einer Seite.

Das Innere und der Klang. Nicht nur äußerlich haben sich Dinge verändert, sondern auch im Gehäuse des Recorders. Intern arbeitet der neue H6 jetzt komplett mit 32-Bit Floating Point, was das Wegfallen der Gain-Potis erklärt. Das macht das schnelle und spontane Aufnehmen mit dem neuen H6 deutlich einfacher. Manuelles Einpegeln entfällt, was praktisch ist, der eine oder andere aber vielleicht vermissen wird.

Nachdem ich einige Testaufnahmen mit dem H6 Essential gemacht habe, war ich ein wenig verwundert. Zunächst einmal klingt das Gerät, genau wie sein Vorgänger, sehr gut. Vor allem dann, wenn man den günstigen Preis betrachtet. Was mich aber enttäuscht, ist die Tatsache, dass es anscheinend in puncto Rauschverhalten des internen XY-Mikros keine wirklichen Verbesserungen zu geben scheint. Das ist kein Deal Breaker, aber schade. Zudem ist das neue Mikro weniger höhenlastig abgestimmt, was natürlich Geschmackssache ist – mir hat der Sound des Vorgängers aber besser gefallen. Bei Nutzung eines externen Mikros mittels XLR-Buchsen fällt dieser Kritikpunkt natürlich weniger ins Gewicht. Es wäre aber auch verwunderlich, wenn Zoom die komplette Technik der höherpreisigen F-Serie in die H-Serie integriert hätte.

Fazit: Zooms H6 bleibt auch in der neuen Essential Variante ein absolut empfehlenswertes Gerät mit einem sehr guten Preis/Leistungs-Verhältnis. Wer einen flexiblen Recorder mit vielen Eingängen sucht, der nicht allzu kompakt sein muss, liegt hier richtig. Das eine oder andere Zubehörteil sollte jedoch eventuell noch eingeplant werden. Für Besitzer eines originalen H6 sehe ich allerdings keinen Grund für ein Upgrade. 

Hersteller/Vertrieb:

Zoom / Sound Service

UvP:

329,– Euro

Internet:

Unsere Meinung:

++   flexibel und gut ausgestattet

++   gutes Preis/Leistungs-Verhältnis

     Preamps könnten rauschärmer sein

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.