Dreamteam

3 Top-Kompressoren fürs Vocal-Mixing von Universal Audio

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Die Quick-Controls lassen sich direkt über dem Plug-in anzeigen: hier
für den UAD 1176.

Es gibt mittlerweile unzählige Kompressoren die alle einen guten Dienst erweisen, je nach Klangmaterial und Verwendungszweck, unterschiedlich einsetzbar. Aber es gibt eben auch die legendären, weil vielfach über Jahrzehnte bewährten Kandidaten, mit denen man einfach nichts falsch machen kann.

Da wäre der 1176, allein oder auch in Kombination mit dem  LA-2A von Universal Audio. Beiden laufen auf der UAD Plattform, oder in der Native-Variante, ohne speziell erforderliche Hardware. Dazu der Empirical Labs EL8 Distressor, als moderne vielfältige Kombilösung, ebenfalls von UA.

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Der LA-2A ist wohl immer noch einer der am besten klingenden Kompressoren für Gesang. Allerdings ist er etwas „limitiert“ was seine Kontrollmöglichkeiten angeht. Er komprimiert entweder das anliegende Signal, oder fungiert falls gewünscht, auch als Limiter. Will man ein Vocalsignal mit großen Signalspitzen, sprich einen sehr dynamischen Gesang, harmonisch und durchsetzungsfähig im gesamten Mix einbetten, muss man einen einzelnen Kompressor meist zu stark einstellen. Nur so wären alle Pegelspitzen der gesamten Vocalperformance zu erwischen, um somit das Signal kontrollieren zu können.

Aufgrund seiner Bauweise als optischer Kompressor, ist der LA-2A in diesem  Fall für das anliegende Gesangssignal evtl. etwas zu langsam und braucht daher auch zu lange um wieder aus der Kompression heraus zu kommen und wieder zu öffnen. Das liegt daran, dass die Release-Kurve des LA2-A nicht linear arbeitet. Gegen Ende der Kompression wird sie beim „loslassen“ immer langsamer wenn sich das Signal wieder dem Nullpunkt nähert, als wieder unkomprimiert anliegt.

Die Partnerlösung

Diese Arbeitsweise bzw. Eigenart des LA-2A, ist das komplette Gegenteil der Wirkungsweise eines 1176 Kompressors. Dieser fängt mit einer bestimmten Geschwindigkeit an zu arbeiten und wird immer schneller wenn er sich wieder dem Nullpunkt nähert und somit die Kompression wieder komplett freigibt.

Genau deshalb arbeiten diese beiden legendären Kompressoren so gut zusammen.

Es ist daher sinnvoll den 1176 vor dem LA-2A in die Vocal-Chain zu setzen. Dies dürfte für die meisten Anwendungen die bessere Wahl sein. Eine ziemlich schnelle Attackzeit, (Attack-Regler auf ca. 3-6) und ein komplett aufgedrehter Release-Regler auf 7, (sprich sehr schnelle Releasetime) stellen sicher, dass der 1176 nur an den stärksten Pegelspitzen schnell eingreift und sofort wieder das komprimierte Signal freigibt. Der 1176 fügt, je nachdem wie stark wir die Kompression wählen, zum einen Farbe hinzu, also leichte Klangfärbung, bis hin zu Saturation, sprich leichte oder stärkere Verzerrungen, je nach Geschmack und angestrebter Soundvorstellung.

Dieser Kompressor arbeitet mit einem festen Threshold, daher ist kein separater Threshold-Regler zu finden. Der Grad der Kompression wird einfach über den Inputknopf gesteuert.

Tipp:

Der 1176 lässt sich in der „OFF“ Stellung, angewählt durch den Attack-Regler, auch ohne Kompression betreiben. Man nutzt quasi den Schaltkreis und seine klanglich einmalige Eigenart, ohne explizite Kompression. Der Inputregler steuert die Saturation und die auftretenden Verzerrungen bei höheren Einstellungen. Ein weiteres Feature ist der „All Button Mode“. Das halten der Shift-Taste und das gleichzeitige anwählen aller Ratio-Knöpfe, setzt ihn in diesen speziellen Mode. Sehr interessant für experimentellere, hart komprimierte, verzerrte Sounds.

Was man wissen sollte:

Der UA 1176 ändert seine Art zu komprimieren wenn man die Ratio verändert. Die Default-Einstellung ist 4. Bei einer Ratio von 4, komprimiert der 1176 stärker, weil die Knee-Kurve softer agiert. Stellt man sie z.B. auf 12, (was erst mal krass klingt für Vocals), ändert sich aber auch die Knee-Kurve, sie wird steiler (reagiert also nicht permanent und fängt nur die Signalspitzen ab). Das klingt viel natürlicher, gleichmäßiger und dichter im Gesamteindruck als z.B. ein Kompressor der zu krass eingreift. In der Kombination mit dem LA-2A funktioniert diese Einstellung oft prima. (immer abhängig vom Ausgangsmaterial)

Im Limiter Mode arbeitet die Gray-Version des LA-2A z.B. auch sehr gut im Zusammenspiel mit Backingvocals.

Über den HF Regler lässt sich der Frequenzbereich in dem der Kompressor anfängt zu arbeiten, etwas besser steuern. Gegen die Uhr gedreht, reagiert er etwas sensitiver auf die höheren Frequenzen und umgekehrt im Uhrzeigersinn, eher auf die Bassbereiche des Klangmaterials.

Wir halten fest:

Der 1176 ist ein sehr schneller Kompressor mit dem sich zum einen sehr gut und schnell Pegelspitzen abfangen lassen, zum anderen ist er auch, wenn gewünscht, ein stark klangfärbendes Tool. Etwas energielosem Gesang, kann so schnell Leben und Charakter eingehaucht werden. Durch stärkere Bearbeitung des Signals lassen sich auch Saturation, also färbende Verzerrungen hinzufügen.

1176-Classic-Limiter-Collection

Es gibt den 1176 von UA in 3 Versionen, alle mit eigenen Klangfeatures. Ausprobieren!

  1. 1176 REV A (Bluestrip) etwas höher Verzerrung
  2. 1176 LN REV E (Blackface) etwas lineareres Kompressionsverhalten
  3. 1176 AE (40th Anniversary Edition) mit 2:1 Ratio

Der LA-2A ist ein optischer Kompressor, um einiges langsamer in seiner Funktionsweise als der 1176, mit nur 2 Reglern, Peak Reduction und Gain-Regler ausgestattet. Also super einfach einzustellen.

Nur Peak Reduction-Regler einstellen, so dass die Kompression ca. 3-7 db Reduktion anzeigt (guter Ausgangswert) und dann den Gain-Regler zur Lautstärkeanpassung nach Belieben nachregeln. Sehr einfach und effektiv, ein sehr warmer Röhren-Soundcharakter ist so zu erzielen.

LA2A-Leveler-Collection

Den LA-2A gibt es ebenfalls  in 3 Ausführungen, mit jeweils eigenen Klangfeatures.

  1. Original LA-2 (frühe 1960 Jahre) langsamste Ansprache, einzigartig weicher Soundcharakter
  2. LA-2A Gray (Mitte der 1960 Jahre) „medium speed“ Kompression
  3. LA-2A Silver (späte 1960 Jahre) wohl flexibelste Version

In Kombination sind die beiden ein echtes Dreamteam und somit unschlagbar, vielseitig und sehr kreativ einsetzbar.

Wer es etwas moderner mag

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der Empirical Labs, EL8 Distressor von UA, wesentlich moderner, wenn man das so sagen kann. Im Kern eine Art „hybride“  Ausgabe der Kombination von 1176 und LA-2A, mit unendlich mehr Regel- und Klangmöglichkeiten. Die beiden Modes, Dist 2 und Dist 3 fügen so z.B. schöne Obertöne hinzu. Leichte Verzerrungen, bis hin zu extremer Saturation sind hier mühelos machbar. Ein kreatives experimentieren lohnt sich und macht total Spaß. Die Wirkungsweise dieses großartigen Tools reicht von, sehr fein und musikalisch, bis hin zur völligen „Klangverbiegung“. Die erzielbaren Soundmöglichkeiten und vorstellbaren Einsatzgebiete sind daher nahezu endlos.

Erwähnenswert ist ebenfalls das Prinzip der sogenannten Parallelkompression. Diese ist hier auch umsetzbar. Hierzu dient ein einfacher Mixregler. So kann ein, beliebig regelbarer Anteil des komprimierten Signals, stufenlos dem unbearbeiteten Originalsignal zugemischt werden. Feine Nuancen in der Dynamik des Gesangs bleiben so erhalten und trotzdem klingt alles schön tight, natürlich, kraftvoll und dicht.

UAD-EL8-Distressor

Dynamik und Pausen sind meiner bescheidenen Meinung nach, zwei der effektivsten Tools beim Musikmachen generell. Neben der Königsdisziplin „dem Zuhören“. Klingt banal und logisch, ist es aber leider in der Praxis oft nicht. Das aber nur am Rande

Aus diesen Gründen finde ich, sollte ein Gesangspart immer auch seine Natürlichkeit behalten, um musikalisch zu bleiben. So beeindruckend eine 100 % geschliffene ultralaute Performance, in der auch die kleinste Spukeblase hörbar ist, auch sein mag, nach kurzer Zeit stellt sich bei mir oft beim hören ein Gefühl von überzogener „Unechtheit“ ein. Aber auch das ist letzten Endes Geschmacksache und dem Zeitgeist geschuldet. Jeder wie er es mag und das ist auch fein so. Wer also auf tighten, durchsetzungsfähigen, energetischen und kraftvollen, aber dennoch weitestgehend natürlichen Gesangssound steht, macht mit dieser Kombination von UA`s Plugin`s,  alles richtig im Bezug auf Kompression eines Vocalsignals im Mix.

Fazit

Letzten Endes sind alle Plug-In`s, hier im Besonderen Kompressoren, Werkzeuge die im Idealfall helfen, die klangliche Vision eines Musikers aus seinem Kopf heraus als „Klangfarbe“ in die Welt zu malen.

Mit Klangfarben malt man Klangbilder. Viel Freude beim Malen eurer Visionen. Und nicht vergessen: die Musik selbst hat keine Regeln, außer denen, die ihr euch selbst auferlegt. Bleibt experimentierfreudig.

Be free!

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