In dieser Folge von “Der Typ am Mischpult” stellen wir euch Gerd Mauff, Produzent, Recording- & Mixing Engineer sowie Eigentümer des Tonhotel Hamburg.
Name: Gerd Mauff
Anzeige
Herkunft: Lübeck
Geboren: 7. Juli, 1969
Referenzen: Sven Meier (Tim Bendzko, Jochen Distelmeyer, Tomte, Kettcar), Philipp Steinke (Boy, Revolverheld), Sven Bünger (Johannes Oerding, Madsen, Mary Roos)
Kannst du dich unseren Lesern kurz vorstellen und deinen Lebensweg beschreiben?
Nach meiner Lehre zum Elektriker habe ich Abitur gemacht, ehe ich mit Anfang 20 damit begonnen habe Bands von Freunden live zu mischen und mit denen in Deutschland herum getourt bin. Dann kam ich nach Hamburg und wollte Physik studieren. Das hab ich dann auch zwei Semester lang gemacht. Das lief aber nicht so, weil ich da bereits in Clubs gearbeitet habe und Sascha Stadler, den heutigen Manager von Revolverheld, mit seiner Band Pornomat kennengelernt habe. Das war so gegen Ende der 90er. Nebenbei habe ich einen Tonassistentenkurs an der SAE in Hamburg absolviert um ein paar Wissenslücken aufzufüllen. Eigentlich wollte ich dann Medientechnik studieren aber die Arbeit lief eben ganz gut und ich musste mich ständig zwischen Klausuren oder Touren entscheiden (lacht). Ich war viel mit Stoner Rock Bands wie Nebula, die Basisband von Fu Manchu, oder Unida unterwegs. Das hat mich einfach mehr interessiert als zu Studieren.
Also lebst du nun deinen Traum?
Studio war schon immer ein Traum von mir. Schon in den 90ern hab ich mir im Musikladen in Lübeck oft übers Wochenende einen 8-Spur-ADAT Recorder ausgeliehen und dann in einem Club live aufgenommen und zu Hause auf Hifi-Boxen über einen Soundcraft-Mischer gemixt. Damit hab ich mich dann herangetastet. Es gab auch das Freshtone Studio, von Rolf Schwarz in Lübeck, wo noch richtig mit analogem Tape aufgenommen wurde. Die erste richtige CD hab ich dort auf einer Studer mit 16 Spuren auf 2“ aufgenommen. Das war richtig cool und ein komplett anderes Arbeiten, da man nicht geschnitten hat. Jeder Verspieler und Drop-In war richtig Arbeit.
Was ist das besondere am Theater?
Außerdem mag ich auch die Kunstform im Theater. Ich war bereits mit der Rocky Horror Show unterwegs oder auch Kindermusicals wie z.B. Peter Pan mit Musik von Konstantin Wecker. Das kann man mal eine Zeit lang machen, dann ich hab mich damals am Thalia Theater in Hamburg auf eine ausgeschriebene Stelle als Tonmeister beworben, wo ich jetzt seit fast 8 Jahren als freier Mitarbeiter tätig bin. Der Sommernachtstraum ist beispielsweise mit Musik von Christopher ‘Krite’ Uhe (Speed Niggs, Locust Fudge, Sharon Stoned), oder aktuell läuft eine Romea & Julia Inszenierung von Jette Steckel, mit Anja Plaschg (Soap&Skin) und Anton Spielmann von 1000Robota. Schöne, kreative Arbeit und jede Inszenierung ist vom Sound und der Technik her wieder anders.
Wie sieht dein Tagesablauf aus?
Meine Kernarbeitszeitliegt so zwischen 11 und 21 Uhr. Oft arbeitet man bei einer guten Session auch bis spät in die Nacht aber darunter leidet dann der nächste Tag.
Schönstes Projekt?
Ganz besonders schön fand ich das Album von Still & Search, einem jungen Trio mit Sängerin aus Hamburg, das wir vor zwei Jahren hier aufgenommen haben. Die Sängerin spielt manchmal Synthi, Gitarre oder auch Klavier. Die machen seit fast 10 Jahre Musik. Es hat sehr viel Spaß gemacht das Album zu produzieren weil wir eine Menge ausprobiert haben. Der Name war Programm. Deshalb hat es auch fast zwei Monate gedauert, bis wir mit Aufnahmen und Mixdown fertig waren.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Wenn ich mit Bands arbeite versuche ich eigentlich immer die Lyrics der Band als Ausgangspunkt zu nehmen. Die große Kunst ist es das Gefühl, das im Text steckt, auch in die Musik zu bringen. Das ist mein Anspruch.
Was war für dich eine wichtige berufliche Erfahrung?
Ein ganz wichtiges Treffen war für mich das erste mit Moses Schneider Ende der 90er, als Pornomat ihr erstes Album mit ihm aufgenommen haben. Als wir dann so übers Produzieren geredet haben meinte er zu mir: „Produzieren ist eigentlich ganz einfach, man braucht nur ein bisschen Geschmack“. Das hab ich mir gemerkt. Letztendlich ist unser Bauch immer die wichtigste Instanz.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Fähigkeiten als Engineer?
Man sagt immer die Musik entsteht vor dem Mikro. Ganz wichtig sind da aber nicht nur der Musiker sondern auch die Instrumente. Da schau ich ganz genau. Deshalb hab ich hier auch verschiedene Schlagzeuge, Gitarrenverstärker usw. die ich selbst auch in meiner Werkstatt warte und repariere. Hier stehen auch zwei Percussion-Kisten. Ich finde es einfach wichtig, dass man den Künstler auch mit einem gewissen Angebot an Instrumenten inspiriert und auf alles eine Lösung findet. Man muss auch selber mit Medium für die Kunst und die Musik sein.
Mit welchen Monitoren hörst du ab?
Adam S3X V
Das war zuerst echt ungewohnt wegen den Bändchen-Hochtönern.
Man hört so unfassbar gut ausgelöst darüber dass man sich am Anfang erst mal wundert. Man wird einfach nicht müde beim Abhören, auch bei hohen Lautstärken. Der einzige Nachteil ist das Windgeräusch, dass durch die Bassreflexröhren zu hören ist.
AB-Vergleich
Spendor LS3 – Klassiker aus den BBC Studios.
Welche Mikrofone nutzt du am liebsten?
AKG C12 Re-issue
AKG C414
Neumann U87
Beyerdynamic Bändchen M130, M160
Sennheiser MD421
Nevaton MC416, zwei Lomo-Replicas
Mit welcher DAW arbeitest du?
Logic
Wichtigster Shourtcut
Cmd+S (lacht)
Top 3 Plugins
Channel EQ von Logic
Renaissance Vox von Waves
SuperTap Delay von Waves
Vocal-Tuning?
So ein Plugin hab ich nicht! (lacht, ist nätürlich im Logic von Haus aus)
Hörst du lieber Vinyl oder CD?
Ich bevorzuge Vinyl inklusive Download. Wenn ich eine CD kaufe, dann wandle ich sie sowieso direkt in MP3 um, weil es einfach praktischer ist.