Letztes Jahr präsentierte Zoom ein preisgünstiges Thunderbolt-Audio-Interface im Desktopformat. Nun machen die Japaner Ernst: Das TAC-8 ist ein erwachsenes Audio-Interface mit acht Preamps, Digitalschnittstellen und komplexem Monitoring im professionellen Rackformat.
Verglichen mit dem »Lifestyle«-orientierten Desktop-Audio-Interface TAC-2 (s. S&R 12. 2014) präsentiert sich das neue TAC-8 eher nüchtern-pragmatisch: Alle acht AnalogEingänge in Form von XLR/Klinke-Combi-Buchsen für Mikrofon- bzw. Line-Signale liegen auf der Frontplatte.
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Die ersten beiden Eingänge lassen sich per Druckschalter wahlweise auch als Instrument-Inputs mit hoher Eingangsimpedanz (1 Megaohm) nutzen. Das TAC-8 unterscheidet von vielen Konkurrenzprodukten, dass es völlig ohne Display, Menüs, Endlos-Encoder oder Up/Down-Taster auskommt.
Jeder Kanal hat sein eigenes Gain-Poti samt einer rudimentären Pegelanzeige in Form einer einzelnen LED, die grün leuchtet, sobald ein Signal anliegt und bei Übersteuerung auf Rot umspringt. Phantomspeisung lässt sich in zwei Vierergruppen zuschalten.
Angenehm simpel ist auch das Monitoring. Die beiden Kopfhörerausgänge lassen sich separat in der Lautstärke regeln; ein großer silberner Knopf regelt den rückwärtigen Main-Out, an dem sich somit Aktiv-Monitorboxen ohne einen zusätzlichen MonitorController anschließen lassen.
Womit wir bei den Anschlüssen auf der Rückseite angelangt wären. Auch hier herrscht klare Linie: Acht Line-Ausgänge plus die beiden bereits angesprochenen Main-Outs gibt’s in Form von symmetrisch beschalteten Klinkenbuchsen. Dazu gesellen sich digitale Ein- und Ausgänge als achtkanaliges ADAT-Buchsenpaar und koaxiale S/PDIF-Anschlüsse.
Word-Clock- Anschlüsse gestatten die Synchronisation in einem komplexeren Verbund (in kleineren Setups genügt die Clock-Übertragung via S/PDIF oder ADAT). Erfreulicherweise wurden auch MIDI-Anschlüsse nicht vergessen, denn Hardware-Synths liegen ja wieder voll im Trend.
Mit Strom versorgt wird das TAC-8 über ein externes Steckernetzteil. Das wird nicht jedem gefallen, spart aber Kosten. Zumindest auf einen Ein/Aus-Schalter hat Zoom nicht verzichtet, wenngleich er taktisch ungünstig auf der Rückseite platziert wurde und somit nach dem Rackeinbau nur noch schwer zu erreichen ist.
Kontakt zum Rechner nimmt das TAC-8 via Thunderbolt auf. Eine zweite Buchse zum Daisy-Chaining weiterer TB-Geräte fehlt wie so oft. Anders als beim günstigeren TAC-2 legt Zoom auch kein Thunderbolt-Kabel bei.
Schade, da sind die Japaner wohl auf die Linie der übrigen Hersteller eingeschwenkt, die das Beschaffen der teuren TB-Strippen dem Kunden überlassen. Als kleines Zuckerl liegt dem TAC-8 immerhin ein Lizenzcode für Cubase 7 LE bei. Das übrigens auch für Besitzer der Vollversion praktisch ist, um »on the road« dongelfrei zu arbeiten.
INSTALLATION & PERFORMANCE
Da Thunderbolt auf Windows-Rechnern bislang kaum Verbreitung gefunden hat, ist das TAC-8 faktisch ein Mac-only-Gerät. Mindestvoraussetzung ist OS X ab 10.8.5; Yosemite (10.10) wird laut Hersteller bereits unterstützt. Die Installationsdateien sind erstaunlich winzig; der Treiber selbst umfasst noch kein Megabyte. Die ebenfalls sehr kompakte Mixer-Applikation muss separat aufgespielt werden.
Auf dem Testrechner, ein MacBook Pro 13 (late 2011, 2 x 2,4 GHz, 16 GB RAM, OS X 10.9.5), verlief die Installation reibungslos. Wie bei allen Thunderbolt-Interfaces ist nach dem Aufspielen der Treiber ein Neustart erforderlich; anschließend kann das Interface im laufenden Betrieb an- und abgestöpselt werden.
Bereits in der kleinsten Puffereinstellung von 32 Samples läuft das Zoom TAC-8 ohne Aussetzer. Die vom Treiber an Cubase gemeldeten Ein- und Ausgangslatenzen betragen je 0,726 ms (bei 44,1 kHz Abtastrate).
Wichtiger ist indes die Frage, bis zu welcher Rechenlast die Treiber störungsfrei arbeiten. Wie gewohnt habe ich dies im »DIVA-Test« ermittelt: Als leicht reproduzierbaren Benchmark betreibe ich den ressourcenhungrigen Softsynth deluxe DIVA von U-He im besonders CPU-intensiven »Divine«-Modus bei aktivierter Multicore-Unterstützung und wähle das Dreamsynth-Patch »Beauty Pad«. Nun probiere ich, in welcher Latenzeinstellung wie viele DIVA-Stimmen ohne Audioaussetzer gespielt werden können.
In der 32 Samples-Einstellung sind vier Stimmen möglich, bis erste Knackser auftreten. Bei 64 Samples (Ein- und Ausgangslatenz je 1,451 ms) sind es bereits 10 Stimmen. Ein leistungsfähigerer Rechner könnte in dieser Einstellung vermutlich schon alle 16 möglichen DIVA-Stimmen bewältigen.
Mein betagtes MacBook 13 schafft dies erst in der 256-Samples Einstellung (je 5,805 ms), wobei anzumerken wäre, dass diese 16 DIVA-Stimmen das kleine MacBook fast vollständig auslasten. Wenngleich das Desktop-Interface TAC-2 auf demselben Testrechner minimal performanter agierte − vermutlich weil es weniger Ein- und Ausgangskanäle verwalten muss −, darf man dem TAC-8 unterm Strich eine sehr gute Niedriglatenz-Performance attestieren.
MESSEN UND LAUSCHEN
Nicht minder wichtig ist natürlich die AudioPerformance. Zoom verspricht im Datenblatt einen Dynamikumfang von 120 dB. Im Loop-Test (Ausgang auf Eingang) erreichen AD-plus DA-Wandlung eine Gesamtdynamik von 114,5 dB − kommt also ungefähr hin. Gemessen an der Preisklasse ist das ein sehr guter Wert.
Die Gesamtverzerrungen betragen 0,005 % − das ist nicht ganz so superniedrig wie die Werte mancher Konkurrenzprodukte, etwa von MOTUs AVB-Interfaces. Nüchtern betrachtet sind das immer noch verschwindend geringe Klirrprodukte, die meilenweit von dem entfernt sind, was wir in unserer Wahrnehmung ansatzweise »Verzerrung« nennen würden.
In der maximalen Abtastrate von 192 kHz reicht der Übertragungsbereich (−3-dB-Punkte) von 7 Hz bis 80 kHz. Bei der üblicheren Samplingfrequenz von 44,1 kHz ist logischerweise bei 20 kHz Schluss; allerdings bietet das Zoom TAC-8 die Möglichkeit, Upsampling zu aktivieren, sodass die interne Signalverarbeitung bei vierfacher Abtastrate stattfindet.
In den Messungen äußert sich der Upsampling-Modus in einer minimalen Welligkeit oberhalb von 10 kHz; die Verzerrungswerte bleiben unberührt. Eine signifikante Klangverbesserung ist mir im Hörtest nicht aufgefallen. Es mag aber durchaus Szenarien geben, in denen Upsampling sich positiv auswirkt.
Auffällig in den Frequenzgangmessungen ist ein ulkiger kleiner Nippel von einem halben Dezibel bei 450 Hz, der auch schon beim Test des TAC-2 zutage trat. Ursache weiterhin unbekannt. Allerdings sollte man nicht auf den Gedanken kommen, dass die Zoom-Interfaces wegen einer so minimalen, noch dazu recht schmalen Anhebung irgendwie mittenbetont klängen − die heute übliche Mess-Skalierung stellt solche Kleinigkeiten dramatischer dar, als sie sich dem Ohr präsentieren.
Tatsächlich wirkt das TAC-8 im subjektiven Hörtest ausgesprochen transparent, detailreich und hochauflösend. Das Stereobild erscheint stabil mit ausgezeichneter räumlicher Ortung. Mit Blick auf die guten, aber nicht überragenden Messwerte hätte ich das kaum erwartet, aber im Hörtest gefällt mir das TAC-8 ausgesprochen gut, besser als manche Interfaces mit spektakuläreren Messwerten. Rein vom Höreindruck würde ich das TAC-8 zu den am besten klingenden AudioInterfaces zählen, die ich in den letzten Jahren unter der Lupe hatte.
Bild: Dr. Andreas Hau
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PRAXIS
Was mir am TAC-8 vielleicht noch besser gefällt als sein Klang, ist die einfache Bedienung. So haben die Preamps »richtige« Gain-Potis, obwohl die interne Steuerung eigentlich digital erfolgt − man kann die Vorverstärkung auch über die Mixer-Software einstellen. Genauso praktisch ist, dass sich die Eingänge auf der Front befinden, denn Combibuchsen sind nur dann praktisch, wenn man sie problemlos erreichen kann. Zum Wechsel zwischen Mikrofoneingang (XLR)- und Line-Input (symmetrische Klinke) muss ja umgestöpselt werden. Manch anderer Hersteller lässt einen dazu hinters Rack klettern.
Ein weiterer Pluspunkt ist der große Lautstärkeknopf, der sich von allen anderen Reglern optisch wie haptisch abhebt. Klingt trivial, ist aber in der Praxis ein kritischer Faktor. Eine so primäre Aufgabe sollte mit einem Handgriff sicher zu erreichen sein, gerade auch in Panik-Situationen bei Feedback o. Ä. Beim Zoom TAC-8 ist der Lautstärkeregler nicht − wie an vielen anderen Audio-Interfaces − ein Endlos-Encoder mit Mehrfach -belegung, sondern ein simples Poti, dessen Stellung man jederzeit ablesen kann.
Was leider fehlt, ist ein Mute-Taster, und auch einen Mono-Schalter sucht man vergebens. Gut gelöst ist die Zuordnung der Kopfhörerausgänge. Phones 1 spiegelt stets den Main-Out (bei unabhängiger Lautstärkeregelung), während Phones 2 über das Kopfhörersymbol der Tabs jedem analogen oder digitalen Ausgangspaar zugeordnet werden kann.
Die Mixer-Software ist klar gegliedert und leicht zu bedienen. Weniger oft benötigte Teile wie die digitalen Audiokanäle bzw. DAW-Returns lassen sich ein- und ausblenden. Das sorgt für Übersicht. Bei Bedarf lassen sich via Mixer-Tabs separate Monitoring-Mischungen für jedes der analogen und digitalen Ausgangspaare anlegen.
Zoom hat sogar einen einfachen Digitaleffekt integriert, der acht Reverb/Echo-Programme bietet, die recht anständig klingen und gerade bei Gesangsaufnahmen zur Wohlfühl-Atmosphäre beitragen. Gewünscht hätte ich mir, dass man wenigstens die Hall- bzw. Delay-Zeit nachjustieren könnte; derzeit lassen sich die Effekte jedoch nicht editieren. Außerdem wird durch das Aktivieren der Effektsektion die Upsampling-Funktion deaktiviert, da für beides gleichzeitig offenbar nicht genug DSP-Leistung zur Verfügung steht.
Ansonsten gibt das Zoom TAC-8 eine sehr solide Vorstellung ab. Mit einem Eingangsrauschen von −125 dBu agieren die Mikrofon-Preamps recht rauscharm, und auch in höheren Gain-Settings (max. 60 dB) bleibt ihr Klang angenehm transparent.
Praktisch, gerade wenn’s schnell gehen soll, etwa um eine ganze Band einzupegeln, ist Zooms Auto-Gain-Funktion, die den optimalen Wert anhand des Eingangspegels ermittelt. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Phantomspeisung exakt 48 Volt und maximal 13,6 mA liefert und damit 100 % spezifikationskonform arbeitet.
FAZIT
Das Zoom TAC-8 ist ein ausgewachsenes Audio-Interface fürs Heim- bzw. Projektstudio, das im Grunde völlig unspektakulär daherkommt. Und genau deshalb lässt sich so angenehm damit arbeiten! Statt mit neuen Tricks, Bells & Whistles punktet das TAC-8 mit einem leicht nachvollziehbaren Bedienkonzept.
Manche Audio-Interfaces sind so komplex und frei konfigurierbar, dass bereits das simple Anlegen eines Monitormixes zur Herausforderung wird. Beim TAC-8 gelingt dies selbst einem weniger erfahrenen Musiker im Handumdrehen − inklusive einem fluffigen »Arbeits-Hall« für den Sänger. Ebenso erfreulich sind die Klangergebnisse und die Niedriglatenz-Performance. Kurzum: ein wirklich durchdachtes Audio-Interface ohne erkennbare Schwächen. Leider nur für den Mac. Doch mit just vorgestellten UAC-8 steht bereits eine USB-3.0-Variante in den Start – löchern!
+++
durchdachtes Bedienkonzept
++
sehr guter Klang
++
flotte Treiber
–
kein zweiter Thunderbolt-Port
TAC-8 Hersteller/Vertrieb Zoom / Sound Service UvP/Straßenpreis