Die erfolgreiche Vocalist-Reihe aus dem Hause DigiTech bekommt mit dem „Live Pro“ ein professionell ausgelegtes 19″-Gerät zur Seite gestellt, welches seine Qualitäten nicht nur live, sondern auch im Studio unter Beweis stellen will.
Auf den Punkt sitzende, professionelle vierstimmige Backing-Vocals mit nur einem Knopfdruck? Wenn man den DigiTech-Entwicklern Glauben schenkt, ist das jetzt nicht nur in perfekter Studioqualität, sondern auch ohne absolviertes Tonmeisterstudium möglich. Mit dem Vocalist Live Pro präsentiert DigiTech ein für den Profibereich konzipiertes, üppig ausgestattetes 19″-Gerät, welches neben seinen qualitativen Stärken auch mit einer äußerst unproblematischen Bedienbarkeit punkten möchte. Während sich die anderen Geräte aus der Vocalist-Live-Serie mit den durchlaufenden Nummern 2–4 ausschließlich auf die Bedürfnisse singender Gitarristen konzentrieren, bietet das Pro-Modell in Ergänzung dazu auch noch die Möglichkeit, harmoniegebende MIDI-Peripherie anzuschließen.
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Grundlegendes
Auf der linken Seite des durchweg aufgeräumt wirkenden Frontpanels sind gut zugänglich ein durchgeschleifter Gitarrenanschluss (IN&THRU) mit schaltbarem „Ground Lift” und ein symmetrischer XLR-Eingang für das Einspeisen des Mikrofonsignals untergebracht. Bei der hier zum Einsatz kommenden Mikrovorverstärkereinheit handelt es sich um eine studiotaugliche LowNoise-Variante aus dem Hause Soundcraft (ebenfalls Harman). Neben dem komfortabel dimensionierten Gain-Regler für das Eingangssignal stehen dem „Vocal Input” ein Taster zur Aktivierung der 48V-Phantomspeisung zur Verfügung sowie zwei weitere, welche die direkte Wahl zwischen dem frontseitigen XLR-Eingang und einem alternativen, rückseitig verbauten Line-In möglich machen.
Über das mittig integrierte und großzügig dimensionierte Display lässt sich das gesamte Innenleben des Vocalist Live Pro bequem und übersichtlich bedienen. Die dazu notwendige Navigation wird über einen einzigen, rechts vom Display untergebrachten Endlosdrehregler mit „Push”-Funktion (EDIT), ergänzt um einen simplen „Back”-Button, realisiert. Die grundlegende Wahl des „Harmony”-Modes (Gitarre, MIDI oder Other) geschieht über drei permanent zugängliche Extra-Schalter. Auch auf das über den MainOut ausgegebene Mischungsverhältnis von Lead-/Ausgangssignal, Harmony- und Reverb-Level lässt sich über drei speziell für diesen Zweck reservierte Potis direkt Einfluss nehmen.
Über weitere Taster im Front-Panel besteht darüber hinaus noch die Möglichkeit, die drei getrennten Effektsektionen (Lead FX, Harmony & Reverb/Delay) ein- oder auszuschalten, die vorhandene Bypass-Funktion zu aktivieren, geänderte oder selbst erstellte Presets auf einem der 99 User-Plätze zu speichern oder das mitgelieferte Gitarrenstimmgerät aufzurufen.
Auch auf der Geräterückseite hat der Vocalist Live Pro einiges zu bieten. Neben einer das Mikrofoneingangssignal spiegelnden „Mic-Pass-Thru”-XLR-Buchse und dem bereits erwähnten Line-In-Anschluss in Klinkeausführung hält der 19-Zoller einen ebenfalls in XLR ausgeführten „Main-Out” (stereo) sowie einen parallel oder einzeln nutzbaren und mit symmetrischen Klinkenbuchsen versehenen Aux-Out (stereo) bereit. Selbst an einen Ground-Lift-Schalter zum Unterdrücken massebedingter Brummschleifen wurde gedacht.
Im digitalen Anschlussbereich befinden sich in Ergänzung zu den weiter oben schon angedeuteten MIDI-In- und -Thru-Schnittstellen noch ein koaxialer S/PDIF- sowie ein USB- 1.1-Anschluss. Letzterer dient dabei ausschließlich dem Datenaustausch mit einer über die DigiTech-Webpage erhältlichen Library-Software (Mac & PC), welche das Archivieren und Managen der Presets vereinfachen soll. Zur handlosen und punktgenauen Effektsteuerung stehen ein Footswitch und ein Expression-Pedalanschluss zur Verfügung.
Um die letztendliche interne Signalverarbeitung mit einer Wortbreite von 24 Bit kümmert sich beim „Vocalist Live Pro” eine spezielle Prozessoreinheit der Firma Freescale, während die von Lexicon (Harman) lizenzierte Effektsektion auf die Leistung des von DigiTEch entwickelten AudioDNA2-Chips setzt.
Strukturelles
Neben „klassischen” Stimmharmonisierungsmodi wie dem Vorgeben einer gewünschten Skala oder dem genauen Triggern einzelner Akkordtöne via angeschlossener MIDI-Peripherie setzt DigiTech beim Vocalist Live Pro hauptsächlich auf eine „musIQ” benannte Algorithmuslösung aus dem Hause „3dB Research”. Bei der Entwicklung ging es im Wesentlichen darum, der Harmonizer-Technologie eine Art musikalisches Gehör zu verpassen, welches die Nachbildung möglichst authentischer Mehrstimmigkeit gewährleisten soll. Ein großer Vorteil dieser Herangehensweise ist die Tatsache, dass „musIQ”-basierte Harmonieprogramme ohne spezielle Voreinstellungen bei angelegtem Gitarren- oder MIDI-Signal sofort einsatzbereit sind. So gelangt man dann auch bei einer spontanen Session durch einfachen Anschluss eines Keyboards oder einer Gitarre zu einem schnellen und überzeugenden Ergebnis. Im MIDI-Betrieb bietet der Vocalist Live Pro ebenfalls die Möglichkeit, vierstimmig arrangierte Sätze durch einen Sequenzer mit einer Stimme pro Kanal auszugeben.
Folgt man dem Signalfluss eines typischen Vocalist-Presets, so durchläuft die per Mikrofon eingebrachte menschliche Stimme in der Regel eine dreistufige Klangregelung. In der „Pre-Effects”-Sektion stehen in erster Linie grundlegende Klangwerkzeuge wie Low-Cut, De-Esser, Noise Gate, Compressor oder EQ zur Verfügung, mit denen man dem angelegten Signal einen ersten charakterlichen Anstrich verpassen kann. Die zweigeteilte „Lead-Effects”-Sektion geht hier mit Parametern wie Pitch-Korrektur, einer „Persona” benannten Stimmcharakterverfärbung und anderen Modulationseffekten sowie der eigentlichen Harmonizerstufe schon einen ordentlichen Schritt weiter. Bei der dritten und letzten Stufe handelt es sich um einen virtuellen Einschleifweg für die integrierten Hall- und Delay-Effekte aus dem Hause Lexicon, welcher in der Lage ist, dem Signal kurz vor dem Main-Out noch das gewisse Etwas zu verleihen.
Praxis
Schon beim ersten Zappen durch die Werks-Presets und einem Minimal-Setup, bestehend aus E-Gitarre und Mikrofon, wird schnell klar, dass DigiTech seine Versprechen bezüglich der Bedienfreundlichkeit des Vocalist Live Pro schon auf den ersten Testmetern einzulösen beginnt. Mit wenigen Handgriffen sind die nötigsten Einstellungen wie das Mischungsverhältnis oder die Eingangssignalstärke zur vorläufigen Zufriedenheit justiert, sodass man sich in kürzester Zeit statt auf die Technik voll und ganz auf das Musikmachen konzentrieren kann.
Neben diesen mehr als offensichtlichen Livequalitäten ist der Vocalist Live Pro gleichfalls als Rack-Ergänzung für den Studioalltag bestens gerüstet. In Zusammenarbeit mit einer DAW lässt sich der Vocalist beispielsweise ohne Probleme als klassischer Einschleifeffekt nutzen. Während eine beliebige Gesangsspur des Multitrackers sich per entsprechender Verkabelung ihren Weg durch die Signalkette des Harmonizers und wieder zurück auf die DAW sucht, kann das harmoniegebende Element wahlweise durch ein parallel abgespieltes MIDI-Arrangement oder einen gleichfalls per verfügbarem Eingang (Line-In) zugeführten Audiotrack einer Gitarren- oder Bassaufnahme beigefüttert werden. Auf diese Weise lassen sich natürlich auch wie bei einer klassischen Send-Effekteinspeisung eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten und Klangfärbungen gefahrlos ausprobieren.
Sound
Auch wenn digitale Stimmvervielfältiger einem gut eingespielten Gesangsquartett in letzter Konsequenz nicht das Wasser reichen können, kommt DigiTechs Vocalist Live Pro diesem ehrgeizigen Ziel doch schon gefährlich nahe. Besonders die „musIQ”-basierten Programme überzeugen zusätzlich zu ihrem hohen klanglichen Niveau durch eine flexibel und angenehm unstatisch wirkende „Musikalität”. Im direkten Vergleich zu bekannten Lösungen der Konkurrenz präsentiert sich das Klangbild des Vocalist Live Pro mit einem überraschend offenen und frei atmenden Charakter. Auch die gebotene Palette an Stimmverfremdungen (Persona etc.) sowie die integrierte Autotune-Funktionalität bieten einiges an kreativ nutzbarem Potenzial.
Ebenso die Ausstattung mit einem rausch – armen Soundcraft-Preamp bis zum exquisiten Lexicon-Hall tragen dazu bei, dass man mit dem Gerät ohne Umwege schnell zu guten Ergebnissen kommt, die z. B. bei Demo- bzw. Vorproduktionen sehr gut funktionieren. Ebenso kann man den Vocalist Live Pro sehr gut einsetzen, um echte Vocals zusätzlich „anzudicken”. Man sollte auf keinen Fall erwarten, dass das Gerät etwa einen weniger guten Vocal-Track „repariert”, einen guten Take kann man damit jedoch regelrecht veredeln, wenn man die generierten Stimmen effektvoll arrangiert und nicht zu sehr in den Vordergrund mischt.
Fazit
DigiTechs Vocalist Live Pro hat im Test eindrucksvoll gezeigt, dass ein großzügig dimensionierter Funktionsumfang und eine einfache Bedienung auf keinen Fall zu Lasten der klanglichen Qualität gehen müssen. Dar- über hinaus präsentiert sich das schlanke Gerät, auch was sein Tätigkeitsfeld angeht, als ungemein flexibel und anpassungsfähig. Für knapp 600 Euro bekommt man einen wirklich gut konzipierten Oberklasse-Harmonizer zum Einsteigerpreis. Bequemer und vor allem schneller lassen sich gut klingende mehrstimmige Sätze wohl wirklich nicht generieren.
Profil
Konzept: harmoniegesteuerter, vierstimmiger Harmonizer mit wählbaren Stimmverwandlungseffekten
Reverb: Lexicon Hall
Harmoniesteuerung: Akkord- und Tonarterkennung durch Gitarre, Keyboard oder MIDI, frei wählbare Harmonien
Speicher: 99 Benutzer- und 99 Werksprogramme
Anschlüsse: XLR- und Klinkenausgänge, Mikrofonvorverstärker von Soundcraft, 48V-Phantomspeisung
Wo kann ich dieses Gerät kaufen ?
Mfg
Hallo,
Das Gerät gibt es wohl nur noch auf dem Gebrauchtmarkt.
Lieben Gruß