Obwohl Yamaha mit der RX5 im Jahr 1986 ein sehr leistungsfähiges Modell im Kampf um die Rhythmusmaschinen-Weltherrschaft auf den Markt geworfen hatte, wurde in den Entwicklungsabteilungen schon kräftig am Nachfolgemodell gearbeitet, da Hauptkonkurrent Roland gerüchteweise eine neue Supermaschine entwickelte. Klangbeispiel gibt’s weiter unten!
Yamahas Kriegskasse war nach dem überwältigenden Erfolg des FM-Synthesizers DX7 prall gefüllt und man wollte die Konkurrenz mit einem neuen Modell in die Defensive zwingen. Bei den Überlegungen, was man denn am Spitzenmodell RX5 verbessern konnte, kam man zu dem Ergebnis: Digital ist besser, aber noch mehr digital ist noch besser – sprich, es müssen mehr Samples implementiert werden. Eine der wenigen Schwachstellen der RX5, die mit Features wie Einzelausgängen und umfangreichen Editiermöglichkeiten ausgestattet war, war (neben der lediglich 12fachen Polyfonie) der begrenzte Soundvorrat von 24 Samples. Konsequenterweise wurden dem Nachfolgemodell RX7, das 1988 auf den Markt kam, dann auch gleich 100 Samples spendiert. Die 12-Bit-Auflösung der Samples wurde beibehalten und die Polyfonie auf 16 Stimmen aufgestockt.
Ein Manko des Vorgängers RX5 war (außer der Größe) auch der hohe Preis (anfangs 2.700 Mark, später weniger), der viele Musiker, die aufs Budget achten mussten, vom Kauf abhielt. Daher entschied man sich, beim Nachfolger auf einige Dinge wie die Einzelausgänge und Lautstärkeregler für jedes Instrument zu verzichten. Die RX7 kostete 1.650 Mark und wurde bis 1989 gefertigt.
Was macht die RX7 so besonders?
Die Ausmaße der RX7 (43 x 27 x 7 cm) sind etwas kompakter als die der RX5. Das mattschwarze Design macht einen seriösen Eindruck und signalisiert kühle Ernsthaftigkeit. Die Hardware mit ihrem Stahlgehäuse und der Oberseite aus stabilem Plastik ist wie immer bei Yamaha über jeden Zweifel erhaben und supersolide. Die 24 Drum-Pads (es gibt wohl kaum Rhythmusmaschinen mit mehr Pads!) sind nicht anschlagdynamisch und klappern etwas beim Einspielen. Die fehlende Anschlagdynamik wird aber durch die zweifache Akzentfunktion etwas ausgeglichen. Die Pads sind zwar nicht besonders groß, die Größe reicht aber aus, um eine Hi-Hat-Figur mit zwei Fingern einzutappen – die Drum-Sounds lassen sich aber über MIDI anschlagdynamisch spielen. Neben dem hintergrundbeleuchteten Display gibt es eine Reihe von Status-LEDs. Links liegen Fader für die Tempoeinstellung, die Dateneingabe sowie die Lautstärke der Summe und des Metronoms.
Rückseitig bietet die Maschine einen Stereoausgang, einen Kopfhöreranschluss, einen Metronomausgang, ein MIDI-Trio, ein als DIN-Buchse ausgeführtes Cassetten-Interface, einen Cartridge-Schacht und einen Anschluss für einen Fußschalter, der mit verschiedenen Funktionen belegt werden kann.
Es stehen bis zu 100 Patterns zur Verfügung, die sich zu maximal 20 Songs verketten lassen. Die Songs wiederum können in drei so genannten Chain-Speicherplätzen aneinander gereiht werden. Der Speicherinhalt lässt sich auch über MIDI-Dump im Computer ablegen oder in der optionalen RAM-Cartridge (RAM 4) speichern, die auch im RX5 und im DX7 ihren Dienst tun kann. Eine externe Speicherung kann schneller notwendig werden, als man denkt, denn wenn man viele komplexe Patterns programmiert hat, wird’s eng, weil der interne RAM-Speicher der RX7 nicht allzu groß ist.
Wie bei der RX5 sind natürlich Features wie Realtime- und Step-Modus, Swing-, Akzent- und Flam-Funktion sowie programmierbare Tempowechsel implementiert.
Reich an Samples!
Die 100 Sample-Sounds (12 Bit, 44,1 kHz) waren damals ein echtes Highlight. Die Palette der Drum-Sounds reicht vom Naturschlagzeug über Gated-Reverb-Drums bis zu Simmons und diversen Clap-Samples. Bei den Effekt-Sounds gefallen besonders einige FM-Percussion-Sounds, die mit dem DX7 erstellt wurden. Dazu kommen noch ein paar Bass-, Gitarren- und Bläser-Samples. Roland TR-808- oder TR-909-Derivate fehlen völlig, was aber kein großer Nachteil ist, da man diese sowieso irgendwo hat. Die Sounds sind zum Teil den Karten der RX5 entnommen, sie klingen meist druckvoll und transparent. Zusätzliche Sounds kann man allerdings nicht einladen.
Herausragend sind die (im Vergleich zum Vorgänger) erweiterten Editiermöglichkeiten, mit denen man die Klänge an eigene Bedürfnisse anpassen kann. So lässt sich neben Parametern wie PAN oder LEVEL auch die DECAY-Phase des Sounds einstellen. Neben einer großen Tuning-Bandbreite (–3 bis +2 Oktaven) gibt es noch eine Pitch-Hüllkurve zur Erzeugung typischer Simmons-Effekte („Piuuuu“).
Ein besonderes Feature…
…das kaum eine Rhythmusmaschine an Bord hat, ist der LFO, der auf die Modulationsziele Lautstärke oder Pitch zur Erzeugung von Tremolo oder Vibrato-Effekten geroutet werden kann. Die Geschwindigkeit des LFOs reicht von 2,4 bis 78,1 Herz. In extremen Einstellungen lassen sich damit schön kranke Sounds programmieren. Eine Bereicherung ist auch der Delay-Effekt, der auch unterschiedliche Pitch-, Panorama- und Level-Einstellungen der bis zu vier Wiederholungen erlaubt. Bei kurzen Delay-Zeiten (mit nur einer Wiederholung und extremem Panning) wird ein schöner räumlicher Effekt erzeugt.
Es gibt zehn unterschiedliche Sound-Sets (à 24 Sounds) im Speicher, wovon fünf frei programmierbar sind. Im Step-Recording-Modus kann man jeden Step mit unterschiedlichen Effekt- und Sound-Einstellungen versehen. Auf die Reverse-Funktion der RX5 wurde verzichtet, allerdings vermisst man sie nicht so sehr, da es einige Reverse-Samples im Speicher gibt.
Bei aktivierter DAMP-Funktion kann man die Sustain-Phase eines Sounds pro Step individuell gestalten und z. B. ultrakurze Cymbals programmieren. Mit einem angeschlossenen MIDI-Keyboard kann man solche Sounds auch in Echtzeit eingeben (der One-Shot-Modus ist deaktiviert, und die Sounds erklingen nur so lange, wie die Taste gehalten wird). Einzelne Klänge können im Poly-Modus tonal aufsteigend auf die 24 Pads gelegt werden.
Praxis
Nach kurzer Einarbeitungszeit geht die Bedienung ganz gut von der Hand, zumal die wichtigsten Parameter auf dem Front-Panel aufgedruckt sind. Eine Bedienungsanleitung findet man unter www.yamaha.com, einen (käuflich zu erwerbenden) Editor bei www.squest.com/Windows/MidiQuest/MidiQuest-About.html.
Die letzte Software war Version 1.3. Um die OS-Version der RX7 zu identifizieren, muss man die 7 und die 9 im Zahlenblock beim Einschalten gedrückt halten. Außerdem lassen sich dann noch verschiedene Testroutinen aktivieren. Die Original-Demo-Songs (mit kräftigem 80s-Trash-Appeal) können mit Utility/Job # 07 wiederhergestellt werden.
Die RX7 gehört zu den unterschätzten Drumcomputern der Achtzigerjahre. Sie war in den 90ern nie Kult wie die Roland TR-Maschinen und kann daher zu moderaten Gebrauchtpreisen erstanden werden. Als Add-On macht sie im Studio des Hardware-Freundes keine schlechte Figur und ist dank der interessanten Editiermöglichkeiten ein guter Loop-Lieferant.
Die Features der RX7 im Überblick:
- 16fache Polyfonie
- digitale Klangerzeugung (12 Bit, 44.1 kHz)
- 24 Pads
- 100 Sounds
- mehrere Instrumentparameter programmierbar: Tune, Bend, vierstufige Hüllkurve, Pegel, Loop
- 2 Card-Slots (1 x Data, 1 x Waveform)
- beleuchtetes, zweizeiliges Display mit 16 Zeichen
- 100 User-Patterns (max. 99 Takte)
- 20 Songs mit maximal 99 Parts
- 3 Drum-Sets
- Realtime- und Step-Programmierung
- Tempowechsel programmierbar
- Swing-Funktion, Roll- und Flam-Funktion, Akzent-Funktion, Damp-Funktion
- Delay-Effekt
- LFO
- Tempo von 20 – 250 BPM
- Auflösung: 1/96
- Cartridge-Slot
- Stereoausgang, Kopfhörerausgang
- MIDI In/Out/THRU
- Sync-Ein- und -Ausgang
- Tempo-Tap-Funktion
- Display-Kontrast regelbar
- Footswitch für Start/Stop und Repeat
Wo ist den die RX-11 angesiedelt vor der RX-7 oder danach? Ich hab so ein Teil hier noch rum liegen:-) War ganz nett damals…