Im vergangenen November war wieder »Metal Month«. Wie jedes Jahr zelebriert die schwedische Softwareschmiede Toontrack in jenem Monat dieses schwergewichtige Genre mit einer Reihe von passenden Events und stellt dabei auch stets neue Software vor. Für die Drummer und Drums-Programmierer gab’s diesmal drei Drumsets, gebacken in die Erweiterung »Rock Solid« für das beliebte Plug-in EZdrummer.
Verschiedene Faktoren weisen darauf hin, dass Rock Solid aber eher nicht für Heavy Metal, sondern für alle anderen härteren Rock-Gangarten gedacht ist. Zunächst einmal wurden alle Sets vom kanadischen Toningenieur Randy Staub aufgenommen und produziert. Dieser bediente bereits nicht nur Metallica und somit das Metal-Genre erfolgreich, sondern saß auch schon bei Bryan Adams hinter den Reglern, der ja nun alles Mögliche macht, nur keinen Metal. (Übrigens wurden die Aufnahmen für Rock Solid in Adams’ Studio in Vancouver gemacht − wenn das mal kein Zufall war!) Schaut man sich dann das Rock-Solid-GUI an, fällt als Erstes auf, dass die nahezu Metal-obligatorische zweite Bassdrum fehlt, und darüber hinaus ist das gezeigte Set auch relativ überschaubar gehalten: je eine Kick und Snare, vier Toms und fünf Cymbals plus Hi-Hat − das war’s. Aber natürlich steckt noch mehr in dieser EZdrummer-Library …
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Die Kits
Es werden nämlich gleich drei verschiedene Drum-Kits mitgeliefert, die allesamt wieder erstaunlich wenig CPU-Speicher belegen, nämlich höchstens 350 MB. Jedes der gezeigten Instrumente kann natürlich wieder mit unterschiedlichen Sounds belegt werden, wobei sie immer zum dargestellten Kit-Piece passen müssen. Zur Wahl stehen je sechs Bassdrum- und Snare-Varianten, für das erste und dritte Tom je drei Sounds sowie je zwei für das zweite und vierte Tom. Bei den Cymbals − alle von Zildjian − sind vier Crashes, je zwei Rides und Chinas im Angebot, zu denen sich ein 10″ Splash und eine FX-Kombi aus 18″ Crash und 14″ China (sehr trashig!) gesellen. Die beiden Hi-Hats sind 14″ und 15″ groß.
Die Trommeln stammen hauptsächlich von den drei Herstellern Ayotte, Gretsch und Dunnett, ergänzt um je eine Snare Drum von Ludwig und Jeff Ocheltree sowie eine Ludwig-Kick.
Beim ersten Durchhören fällt der starke Raumanteil auf, der alle Kits sofort in Richtung »Power & Glory« schickt. Möchte man sich ein etwas neutraleres Bild von den Sets machen, sollte man im Mixer vielleicht zunächst die Kanäle Room, Mono-Room und Comp stummschalten, denn in das Default-Preset stellt einfach alle Regler auf null.
Die Sounds
Das Ayotte-Kit gibt die allgemeine Marschrichtung vor: Es drückt mit angenehmen Attacks und schiebt mit mächtigen Bässen. Die 22er-Kick klingt dabei relativ kurz und konkret, hat aber trotzdem gut Bass. Wer’s noch kürzer mag, kann eine »Alt«-Kick-Variante laden, die nicht mehr so viel Attack und Fundament hat. Zudem gibt’s eine auch eine 24er-Ayotte-Kick in zwei Varianten, die beide noch tiefer runter reichen, wobei die erste 24er länger klingt als die 22er.
Die Toms bestechen ebenfalls durch einen knackigen Attack und schicke Bässe, und klingen dabei noch recht lange nach.
Ergänzend gibt es zwei verschiedene Ayotte-Snares: eine 14″ x 6,5″ große Metall-Snare mit viel Bauch und crispem Snare-Teppich oder eine 13″ x 4″ große Ahorn-Snare, die aber sehr offen und knallig klingt − also kein typischer warmer Holzkessel-Sound.
Das Gretsch-Set ist insgesamt höher gestimmt, und die Toms klingen hier länger, machen aber trotzdem viel Dampf. Die Snare klingt sehr offen und kann sich prima durchsetzen. Die Kick rundet das Spektrum mit angenehmen Bässen und nicht zu viel Attack schön nach unten ab.
Das Dunnett-Kit schließlich ist mit nur zwei Toms zwar sehr basic ausgestattet, diese bieten aber einen besonderen Sound, denn sie sind aus Titan gefertigt: Sie klingen sehr lange aus und betonen Attack und Bass noch stärker als die beiden anderen Kits.
Passend dazu hat Toontrack eine 8″ tiefe Ludwig Metall-Snare gestellt, die sehr satt und trocken klingt. Nicht ganz so glücklich ist in meinen Augen hier die Wahl der Bassdrum ausgefallen: eine 20″ kleine Ludwig aus den 60ern, die zwar schöne Bässe hat, aber bezüglich des Attacks nicht ganz mithalten kann − für sich alleine genommen allerdings ein schönes Oldschool-Instrument. Eine stimmigere Ergänzung zu diesem Set ist für mich die große Ayotte-Kick.
In keines der Preset-Kits eingebunden ist die Jeff-Ocheltree-Snare, deren Kessel aus Cymbal-Bronze hergestellt ist. Sie ist mitteltief gestimmt und besitzt einen stark ausgeprägten Kesselton. Eine EQ-Variante dieser Snare filtert diesen Ton nahezu weg und betont gleichzeitig die Bässe, was sie sehr mächtig klingen lässt.
Bevor ich zu den Cymbals komme, muss ich vorwegschicken: Ich stehe auf Zildjian, daher gefällt mir der allgemeine Klangcharakter aller Cymbals sehr gut. Beim Mix wurden hier vor allem die Höhen gut gefeaturet, sodass sich alle Cymbals problemlos durchsetzen, ohne dabei aber zu schneiden. Wer auf Vintage steht, liegt hier falsch, denn auf diesen Sounds steht die Prägung »absolut aktuell«.
Mixer und Grooves
Der Mixer ist relativ einfach bestückt, denn es gibt keine separaten Kanäle für einzelne Mikrofone − sogar die Toms und Cymbals wurden auf je einem Stereokanal zusammengelegt. Man muss die Sounds also so nehmen, wie sie sind − was Mr. Staub allerdings exzellent hinbekommen hat: Jedes Drumset legt aus dem Stand einen Top-Sound hin. Interessant ist hier noch der Comp-Kanal, auf dem die komprimierte Summe des Kits anliegt und mit dessen Hilfe sich ruckzuck eine hübsche Parallel-Kompression zaubern lässt.
Die Grooves sind nun das letzte Indiz dafür, dass hier nicht speziell an die Metal-Fraktion gedacht wurde, denn Hi-Speed-Double-Bassdrum-Orgien fehlen völlig und machen den Platz frei für viele brauchbare Rock-Grooves und -Fills der eher härteren Gangart. Sehr gut!
Fazit
Der Metal-Month ist also nicht nur für Metal-Fans, sondern hat auch für die gemäßigteren Stilrichtungen von Hardrock bis NuMetal etwas zu bieten. Obwohl der Mixer etwas sparsam ausfällt, sollte es jedem leichtfallen, anhand der vielen Instrumente ein passendes Drum-Set für einen Song aus diesem Bereich zusammenzustellen. Keep rockin’ − for less!