Native Instruments Maschine Studio Groove-Workstation im Test
von Jörg Sunderkötter,
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Während Maschine 1.0 doch einige Startschwierigkeiten hatte, entwickelte Native Instruments diese Hard-/Software-Kombination in den letzten Jahren konsequent weiter — es folgten weitere Versionen mit neuen Features wie z. B. Plug-in-Integration, eine neue Generation der Controller-Modelle Maschine und Maschine Mikro sowie etliche Sound-Expansions. Inzwischen zählt Maschine zu den Top-Produktionstools, und die Berliner con Native Instruments holen mit geballter Kraft zum zweiten Streich aus. Maschine Studio heißt der neue Controller, der nicht nur mehr Komfort verspricht, sondern obendrein ein Major-Update der Maschine-Software im Schlepptau hat.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Maschine-Fans werden von diesem Update begeistert sein! Denn es erweitert nicht nur die Funktionalität der Software immens, sondern verbessert die Handhabung der Groove Production Workstation in vielen Belangen. Das neue Layout einiger Funktionsbereiche fordert zwar eine gewisse Einarbeitung, trotzdem fühlt man sich nach dem Update noch immer zu Hause – zumal die gewohnte Oberfläche von den Native Instruments Konstrukteuren grundsätzlich erhalten wurde.
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Mit unbegrenzten Groups und Effekt-Inserts, eine Mixeransicht und mehr Übersicht im Content-Browser verspricht Native Instruments einen besseren Workflow und das sind nur einige der vielen neuen Features dieser Software, die den Update-Preis von 99,− Euro allemal rechtfertigen.
Als Produktionsumgebung, bestehend aus Pattern-Sequenzer mit umfassender Sound-Library, Sampler und Effekten, die sich über die Pads, Buttons und Regler des Hardware-Controllers steuern lassen, kann auch Maschine 2.0 standalone oder als Plugin arbeiten. Gerade letztere Kombination ist die optimale Ergänzung zur linearen Struktur der meisten Sequenzer, ist Maschine doch prädestiniert für eine Pattern-orientierte Produktionsweise, wie man sie von Grooveboxen wie Akais MPC kennt. Genau das Richtige, um Beats und Arrangements zu bauen, zu denen man parallel linear recorden kann.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Native Instruments Innovation ist nach wie vor, dass der Maschine-Controller mit der klangerzeugenden Software fest verbunden ist − unabhängig davon, welcher Sequenzer-Track gerade im Fokus ist. Intuitives Sounds-Schrauben wird so mit punktgenauem Beat-Programming in der Produktion kombiniert. All das bekommt mit Maschine 2.0 wiederum eine neue Dimension.
Drum-Synths
Mit den zahlreichen und authentisch produzierten Expansions hat Native Instruments schon mehrfach gezeigt, dass Maschine in den unterschiedlichsten elektronischen Genres amtliche Sounds und authentische Beats liefert. Nur eben ein typischer Maschine-Sound ließe sich nicht identifizieren. Das könnte sich mit den neuen Drumsynths nun ändern.
Sie lassen sich als Plug-in den Pads zuweisen und haben jeweils einen festen Aufgabenbereich: Kick, Snare, Hi-Hat, Toms und Percussion. Die Drumsynths sind dabei nicht als analoge Emulationen kultiger Vintage-Drumcomputer konzipiert − hier geht viel, viel mehr. Die Sounds sind extrem variabel, sie können synthetisch klingen, aber auch wie ultraclean gesampelte Drums. Dabei lassen sie sich weitreichend tunen und tweaken − ohne dabei jedoch die Attacks zu verschmieren, wie es beim Transponieren von Samples passiert. Die Sounds sind daher immer druckvoll, präzise und klar, und sie decken klanglich eine riesige Bandbreite ab. Ich werde bestimmt auch weiterhin meinem Lieblings-Bassdrum-Plug-in »Bazzism« die Treue halten, aber bei den Drumsynths hat sich Native Instruments mächtig ins Zeug gelegt – sind mein Favorit unter den neuen 2.0-Features.
Groups & Effekte ohne Limits!
Auf dem Panel des Native Instruments Controllers sehen wir noch immer die acht Group-Buttons A − H, aber Maschine kann ab sofort unbegrenzt viele Groups verwalten, was vor allem dann von Vorteil ist, wenn man eine Group allein zur Klangbearbeitung einsetzen möchte − eine großartige Möglichkeit: Man routet einen Audioeingang oder das Signal einer anderen Group auf die Pads, die dann individuell mit Effekten bestückt werden können. So lassen sich die Effekte mithilfe der acht Regler und den Automationen performen. Und genau in diesem Fall freut man sich auch schon über die Möglichkeit, unbegrenzt viele Effekt bzw. Plug-ins zu verketten.
Zwar neu und erst mal ungewohnt ist dabei die Darstellung der verwendeten Effekt-Plug-ins. Das Tolle daran ist, dass man nun die Plug-in-Oberflächen der Reihe nach durchscrollen und unmittelbar editieren kann − das Umschalten der Tabs entfällt und die Effekte haben nun ein »Gesicht«, was deren Handhabung wesentlich intuitiver gestaltet.
Sounds, Sounds, Sounds
Durch den neuen Browser wird das Arbeiten mit den Sound-Libraries übersichtlicher. Man hat hier die Darstellung der Library-Tabs von Kontakt ein wenig übernommen, aber mit einem Tag-basierten Browser nochmals deutlich aufgebohrt.
User von Komplete dürfen sich freuen, denn Maschine 2.0 integriert Native Instruments’ Mega-Paket komplett inklusive aller Synthesizer, Sample-Library oder Effekt-Plugins. Nach der Installation von Maschine muss allerdings ein Update von Komplete folgen, das den Plug-ins und Klangerzeugern eine weitere Oberfläche verpasst, die eine vereinfachte Darstellung mit jeweils den wichtigsten Parametern bereithält. Letztere sind automatisch den acht Display-Reglern der Maschine-Controller zugewiesen. Man kann selbstverständlich auf die komplette Ansicht von Massive, Absynth & Co umschalten, wenn man jedes Detail editieren möchte, aber man behält zunächst das intuitive Arbeiten mit den Sounds und Presets im Auge. Eine sehr praxisorientierte Lösung.
Native Instruments spendierte Maschine 2.0 die Synthesizer Massive und Reaktor Prism sowie das Scarbee Mark I Vintage Piano und das Plug-in Solid Bus Compressor. Natürlich sind die Maschineeigenen Effekte nicht zu vergessen, darunter Tape- und Tube-Saturation, Transient Designer bis hin zu Grain-Delay und Frequency Shifter.
Maschine Studio
Die Controller- Hardware ist ähnlich konzipiert wie die bekannten Modelle, unterschiedet sich aber in der Größe sowie einem markanten Punkt: Die beiden Displays sind hier keine LCDs, sondern große, grafikfähige Anzeigen. Damit lässt sich komfortabel arbeiten: Sei es im Grid des Stepsequenzers, bei der Sample-Bearbeitung (die in Maschine 2.0 neue Möglichkeiten bietet), der Effekt-Einstellungen oder etwa der Mixer-Ansicht − in allen Bereichen stellt man fest, dass man mit diesem Controller direkt viel schneller und effizienter arbeiten kann, ohne die Software -Oberfläche von Maschine zu öffnen.
Musste man für die Kontrolle von Lautstärke und Panorama bislang umständlich zum Out-Display navigieren oder in der Maschine-Software an Mini-Reglern herumpopeln, hat man bei dieser Hardware alle Instrumente einer Group als hübsche Kanalzüge inklusive Level-Anzeigen vor sich − übrigens ebenso in den Displays des Controllers. Dafür gibt’s 100 Punkte!
Ansonsten bietet hier Native Instruments noch jede Menge, wie z. B. eine große Jog-Wheel-Sektion, die einige Shift-Funktionen direkt zugänglich macht oder eine Level-Anzeige, die die Pegel von Master, Inputs, Sounds, Groups darstellen und regeln kann. Außerdem gibt es mehr Funktionen in der Transport-Sektion.
Fazit
Native Instruments verlangt mit 999,− Euro schon deutlich mehr als die reguläre Version, bietet aber nun mal auch entsprechend mehr Komfort. Vor allem bei Power-Usern dürfte die Hardware gut ankommen, denn damit arbeitet es sich in vielen Belangen deutlich einfacher und flüssiger als mit den bisher bekannten Maschine-Controllern. Native Instruments punktet mit einigen sinnvollen Ergänzungen der Bedienelemente und die beiden großen Displays können den Workflow stark beschleunigen. Dennoch lässt sich nach wie vor mit den anderen Controllern arbeiten, da die Software unverändert alle Controller unterstützt.
Das Update auf Maschine 2.0 ist ein Must-Have schon allein wegen der Drumsynths. Unbegrenzte Groups und Effekte, Tagbasierter Browser und Mixer-Ansicht sowie die Integration von Komplete machen Version 2.0 zur besten Maschine aller Zeiten.