Strezov Sampling – Jade Evolutions:
„Moderne fernöstliche Texturen“
Der bulgarische Sample-Spezialist Strezov Sampling entführt uns mit der aktuellen Library „Jade Evolutions“ erneut in die ostasiatische Klangwelt. Dieser Release folgt der vor einigen Jahren erschienenen Library „Jade Ethnic Orchestra“, die detailreich sehr viele einzelne Instrumente aus China und der Mongolei versammelt. Sie bringt alles für das Umsetzen von asiatisch anmutenden Melodien und Percussion mit und ist sogar noch deutlich umfangreicher als die gerade veröffentlichten Evolutions (110 GB /480 €).
Die neue Library hat aber auch einen anderen Schwerpunkt und setzt auf lange, sich entwickelnde Klanglandschaften, Moods und Texturen. Sie besteht laut Hersteller ausschließlich aus neuen Aufnahmen, die speziell für dieses Library entstanden sind. Die Samples werden vom Hersteller eher als Performances beschrieben, weniger als klassische Samples. Viele Instrumente sind dennoch chromatisch spielbar, jenseits der eigentlichen Evolutions. Die beiden Jade-Libraries ergänzen sich wunderbar und Nutzer des Ethnic Orchestras erhalten einen Rabatt beim Erwerb der Evolutions.
Beim einer Evolutions-Library erwartet man hintergründige, eher unauffällige Klangentwicklungen, die subtil einen Klangcharakter mitbringen. Das gilt zwar auch für diese Library, in vielen Patches spielen sich aber auch eindringlichere Klänge und Phrasen deutlicher in den Vordergrund. Sie drücken dem Ganzen so einen charakterstärkeren und vielleicht auch wiedererkennbareren Stempel auf als bei vergleichbaren Textur-Libraries. Das muss aber kein Nachteil sein, denn man bekommt so schnell komplexe und zur ostasiatischen Stimmung passende Ergebnisse.
Die Aufnahmen sind – wie man es von Strezov Sampling erwartet – sehr hochwertig und zusammen mit chinesischen Musikern in Peking entstanden. Die 20 GB Sample-Material verteilen sich auf Streicher (Solo und Ensemble, gestrichen und gezupft), Holzbläser und Percussion-Instrumente eines traditionellen chinesischen Orchesters. Zusätzlich gibt es vokale Ensembles und eine Auswahl an Synth-Pads, die zusammen mit dieser Library entwickelt wurden. Alle diese Sounds (Zones) können theoretisch einzeln genutzt werden, sind aber als Komponenten für die Texture-Engine gedacht. Diese besteht aus einem XY-Pad mit vier Quellen – je zwei auf der linken Seite und zwei auf der rechten. Jeder Seite ist zusätzlich ein Slot zugeordnet, die eines der Synth-Pads beherbergen kann. Diese können bei Bedarf je bis zu +/- 3 Oktaven verschoben werden, um den Klang an den nötigen Stellen im Spektrum „aufzufüllen“. In der Mixer-Ansicht werden eine Reihe von Effekten zur Verfügung gestellt (Hall, Chorus, Verzerrung, Filter, …) und es lassen sich die Verhältnisse der sechs Layer zueinander einstellen. Außerdem können ADSR angepasst sowie ein LFO für jeden Layer einzeln verwendet werden.
Mit diesem übersichtlichen Konzept lassen sich dann durch Verschieben des XY-Pads langsame und subtile Veränderungen zwischen den „Zones“ gestalten oder auch radikale und expressive Klangwelten erzeugen. Diese eignen sich dann – je nach Auswahl der Zones – für den schnellen ostasiatischen Vibe oder auch für Projekte, die komplett von diesem ethnischen Zusammenhang losgelöst sind. Für melodiösere Elemente bietet sich die Kombination mit dem Ethnic Orchestra an oder auch die Library „East Asia“ passt gut, die Nutzer ab Komplete Ultimate bereits auf dem Rechner haben sollten.
Leider wurde die NKS-Unterstützung von Jade Evolutions etwas sparsam umgesetzt. Bei den gemappten Controllern wurde nur das XY-Pad integriert, was allerdings auch das zentrale Bedienelement ist. Auch findet man keine Previews für die einzelnen Patches in Komplete Kontrol, was eigentlich sehr hilfreich beim schnellen Suchen von geeigneten Sounds ist. Allerdings wurden die Patches im internen Browser detailliert getaggt und lassen sich verzögerungsfrei umschalten. Hier findet man auch Hintergrundinfos zu jedem Sound und Tipps, wie das Patch ursprünglich gedacht war.
Jade Evolutions ist eine tolle neue Library, die flexibel auch für sich stehen kann und das eigene Arsenal an Sounds um über 250 neue Patches erweitert, von zurückgenommen über wiedererkennbare und typisch chinesische Klänge bis hin zu überraschenden Performances.
The Creative ToolboX: Steinway Grand Piano
Ein weiterer Tipp aus dem Hause Strezov: Als zweites Geschenk an die User anlässlich des 10. Geburtstages der Firma kann man nun die „The Creative ToolboX: Steinway Grand Piano“ bekommen – ein schönes und detailliertes Sample-Klavier. Dieses Instrument folgt der bereits erhältlichen Drum-ToolboX. Beide laufen im kostenlosen Kontakt Player (mit NKS) und werden über Native Access installiert.
Hersteller: Strezov Sampling https://www.strezov-sampling.com/products/view/jade-evolutions.html
Plattform: Kontakt Player (ab 6.7.1)
Preis / Größe: 249 € / 20 GB
Besonderheiten: tolle Erweiterung des Jade Ethnic Orchestra, funktioniert teilweise auch ohne klanglichen ostasiatischen Bezug, XP-Pad mit 4+2 Layern, viele Presets
Native Instruments – Schema: Dark
„düstere Texturen und neue Pulse-Engine”
Eine ganz andere Art von Texturen findet man in Schema: Dark. Diese neue Library aus dem Hause Native Instruments ist in Zusammenarbeit mit „10 Phantom Rooms“ entstanden. Hinter diesem Namen steht der Sounddesigner Tobias Menguser (Arturia, NI, Ensoniq, Waldorf, Alesis, …) und die ehemaligen Musiker von Tangerine Dream Paul Haslinger und Peter Baumann. Ihre gemeinsame Firma will laut der Website in diesem Jahr mit eigenen Kontakt-Instrumenten starten. (https://www.10phantomrooms.com/) Vorher kann man aber einen kreativen Vorgeschmack bekommen, was da vielleicht kommen wird.
Die grobe Richtung, in die „Schema: Dark“ unterwegs ist, kann man als düster, pulsierend, hybrid-orchestral und episch bezeichnen. Dafür wurde von den Entwicklern eine neue Engine geschaffen, die das sequenzielle Abspielen, Anordnen und Bearbeiten von gesampelten Pattern und Loops in bis zu 16 Schritten erlaubt – gezielt oder per Zufall.
Dabei bedient sich das Instrument aus 1732 Klangquellen (Loops) und liefert fast 350 fertige Snapshots mit, die daraus gebaut wurden. Die Aufnahmen stammen u. a. aus den Bereichen Orchester, Drums (akustisch und synthetisch), SFX und Field-Recordings, Drones und Bässe. Man bekommt also eine Ahnung, wohin die Reise etwa gehen wird. Es finden sich Bass-Sequenzen, Drumloops, rhythmische orchestrale Sequenzen und teilweise Kombinationen aus allem, die praktisch fertige Construction-Kits darstellen. Für mich sind einige Presets manchmal klanglich etwas zu komplex und deswegen vielleicht weniger universell einsetzbar. Mir gefallen die etwas unscheinbareren Patches besser, die man als treibenden Pulse im Hintergrund verwenden kann. Aber alles kann ja im Detail angepasst werden. Die Engine hat vier Slots, die mit den Loops gefüllt werden können und alle haben einen unabhängigen Step-Sequenzer. Jeder ist für sich autark in der Bearbeitung, bei der Wiedergabe werden dann alle gleichzeitig getriggert. Die Pattern können jeweils angepasst werden, wie auch die Anzahl der Steps und die Abspielrichtung (auch die des zugrunde liegenden Samples). Presets und eine Zufallsfunktion helfen auch hier bei der Gestaltung. Jeder Slot kann bis zu drei unterschiedliche Pattern bekommen, die dynamisch per Keyswitch umgeschaltet werden können. Innerhalb eines Pattern können dann wiederum jeder Step in Pitch, Cutoff, Decay und Lautstärke variiert werden.
In der Mixer-Ansicht werden die Verhältnisse der Slot zueinander festgelegt sowie deren jeweilige Stereoposition. Ein zusätzlicher Fader erlaubt es, die Layer 1-4 nacheinander zum Gesamtmix hinzuzufügen und das Signal so beispielsweise intensiver werden zu lassen. Das eingestellte Mixverhältnis bleibt dabei erhalten.
Globale Regler kümmern sich am Ende u. a. noch um Hochpass-Filter, zwei optionale Send-Effekt-Wege (für Hall, Delay, Chorus, Flanger, Phaser), Gate und den Output-Level.
Ich bin gespannt, ob diese kreative Sequencer-Engine auch in weiteren Instrumenten zur Anwendung kommt. Wer düstere und pulsierende Elemente für seine Tracks benötigt, wird hier jedenfalls fündig!
Hersteller: Native Instruments mit 10 Phantom Rooms: https://www.native-instruments.com/de/products/komplete/cinematic/schema-dark/
Plattform: Kontakt Player 7
Preis / Größe: 149 € / 1.9 GB
Besonderheiten: NKS, kreative Engine, scheint der Start einer neuen Reihe zu sein, kreativer Auftakt von „10 Phantom Rooms“