LOG Professional Alpha: 2-Wege Nahfeldmonitor im Test
von Anselm Goertz,
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(Bild: Anselm Goertz)
Der schon viele Jahre im Highend Sektor tätige und in Graz ansässige Hersteller LOG Audio bietet unter dem Label LOG Professional seit Kurzem auch zwei Studiomonitore und einen Subwoofer mit den Typenbezeichnungen Alpha, Beta und Sub an. Hinter diesen neutralen Namen verbergen sich ein kompakter 2-Wege-Nahfeldmonitor, ein 4-Wege-Mid-Field-System und ein 12″-Subwoofer.
Die beiden Monitore Alpha und Beta sind als voll aktive Systeme aufgebaut und mit einem DSP-System für die Signalverarbeitung ausgestattet. Konsequenterweise gibt es auch entsprechende digitale Eingänge im AES3-Format inklusive Link-Anschluss, sodass die heute in der Studiotechnik meist übliche voll digitale Signalkette ohne Verluste durch eine DA- und ADUmsetzung fortgeführt werden kann. Zum Test gestellt wurde ein Pärchen der Alpha Nahfeldmonitore, die, ebenso wie alle anderen Produkte von LOG, vor Ort in Österreich entwickelt und hergestellt werden.
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Elektronik und Treiber
Bestückt ist der Alpha Monitor mit einem 6,5″-Tieftöner, der auf ein Bassreflexgehäuse arbeitet, und einer 1″-Gewebekalotte. Beide Treiber stammen vom italienischen Hersteller Sica, der neben den bekannten PA-Treibern auch eine komplette Baureihe für HiFi und Studio im Programm hat. Der Hochtöner ist mit einem Neodym-Magneten bestückt, der Tieftöner kommt mit einem klassischen Ferrit-Magneten daher. Ob nun das eine oder andere Magnetmaterial besser ist, lässt sich nicht sagen. Für kompakte Hochtontreiber bietet das Neodym-Material auf jeden Fall konstruktive Vorteile, um auf beengtem Raum ein konzentriertes und starkes Magnetfeld aufbauen zu können. Bei Tieftönern wird dagegen häufig der Vorzug eines Ferrit-Magnets mit einer besseren Wärmeabfuhr von der Schwingspule genannt. Demgegenüber steht das höhere Gewicht, das jedoch bei Studiomonitoren und kleinen Lautsprechern keine relevante Rolle spielt.
Das Gehäuse der Alpha ist aus MDF gefertigt und außen komplett mattschwarz beschichtet. Im Innern ist eine Verstrebung zur Stabilisierung der Seitenwände eingesetzt. Insgesamt macht der Monitor so einen wertigen und optisch gefälligen Eindruck. Die Rückwand besteht aus einer massiven Aluminiumplatte, die im Innern die gesamte Elektronik trägt und von außen mit einem recht großen Kühlprofil belegt ist. Notwendig wird Letzteres, da man bei LOG noch auf klassische Class-AB-Endstufen setzt, die höhere Verluste als die sonst meist üblichen Class-D-Verstärker mit sich bringen. Ebenfalls auf der Rückseite angeordnet ist der Bassreflextunnel, mit dem das System auf eine für die Größe der Box tiefe Tuning-Frequenz von 40 Hz abgestimmt wird. Als Anschlussmöglichkeiten gibt es einen symmetrischen analogen Eingang mit XLR-Buchse sowie einen digitalen Eingang mit Link-Ausgang für Signale im AES3-Format. Da das AES3-Format für Stereosignale immer beide Kanäle enthält, kann über einen der DIP-Switches auf der Rückseite ausgewählt werden, welchen Kanal der Monitor wiedergibt. Weitere Funktionen, die über die insgesamt acht DIP-Switches eingestellt werden können, sind die Eingangsempfindlichkeit für analoge Signale, ein Auto-Sleep Modus, eine 3 dB Bassabsenkung und ein Low-Latency-Modus, der unter Verzicht auf eine linearphasige Filterung die Latenz der Signalverarbeitung durch die FIR-Filter von 21,5 ms auf 0,7 ms verkürzt.
Das zur Signalverarbeitung eingesetzte DSP-System arbeitet mit einem ADAU1452 Sigma DSP und einem AD1939 Codec, beides von Analog Devices. Analog Devices gibt für den AD1939 ein S/N von 112 dB für die DACs und von 107 dB für die ADCs an. Bei der Elektronik gibt es noch ein interessantes Detail zu entdecken. Das symmetrische Signal des analogen Eingangs wird, bevor es zur Eingangsschaltung kommt, durch zwei großformatige 10µF/250V-Koppelkondensatoren von Visaton geleitet. Der Hintergrund dafür dürfte sein, dass man auch sehr tieffrequente Signalanteile nicht beschneiden möchte und daher eine große Kapazität benötigt, man gleichzeitig aber auch keinen Elektrolyt-Kondensator einsetzten möchte, da diese ohne DC-Vorspannung auch Verzerrungen verursachen können.
Messwerte
Wie sich der Alpha Monitor im Messlabor geschlagen hat, zeigen die Abbildung 1 bis 9 mit umfassenden Messwerten zum Frequenz- und Phasengang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten bzw. dem erreichbaren Maximalpegel. Abb.01 und Abb.02 zeigen den Amplituden- und Phasenverlauf des Frequenzgang, gemessen in 2 m Entfernung unter Freifeldbedingungen. Der Amplitudenverlauf, also das, was gemeinhin als Frequenzgang bezeichnet wird, zeigt eine untere und obere Eckfrequenz (–6 dB) von 44 Hz und 27,4 kHz. Die 44 Hz sind für einen Nahfeldmonitor dieser Größe ein üblicher Wert. Die Gewebekalotte beweist ihre Qualitäten auch noch jenseits der 20 kHz und fällt dort ohne störende Resonanzen kontinuierlich im Pegel ab. Die Welligkeit im Kurvenverlauf fällt mit 3,7 dB zwischen dem Minimum und Maximum im Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 kHz gut aus. Die blaue Kurve im unteren Teil von Abb.01 zeigt das optional schaltbare –3-dB-Filter bei 30 Hz.
Interessant wird es in Abb.02 bei den Phasengängen. In der Standardeinstellung arbeitet der Monitor weitgehend phasenlinear, womit jedoch eine Latenz von 21,5 ms einhergeht. Schaltet man den Monitor in den Low-Latency-Modus, dann wird die Latenz unter Verzicht auf die Linearphasigkeit auf 0,7 ms reduziert. Abb.02 zeigt die zugehörigen Phasengänge. Der Amplitudenverlauf ist in beiden Fällen identisch. Die recht hohe Latenz von 21,5 ms deutet auf den Einsatz langer FIR-Filter mit vielen Taps (4.000 bei 96 KHz Samplerate) hin. Das zugehörige Zerfallsspektrum aus Abb.03 zeigt ein nahezu perfektes Ausschwingverhalten ohne ernsthafte Resonanzen. Lediglich bei 800 Hz erkennt man eine winzige Resonanz, die vermutlich auf eine Gehäusemode zurückgeht.
Das Abstrahlverhalten der Alpha ist in beiden Ebenen mit ca. 120° oberhalb von 1 kHz breit und erlaubt viel Bewegungsfreiheit. Erst oberhalb von 10 kHz beginnen sich die Isobaren (Abb.7 und Abb.8), bedingt durch die Größe der Hochtonmembran, einzuschnüren. Der Übergangsbereich bei der Trennfrequenz von 2,5 kHz fällt dank der steilen und linearphasigen Trennung der beiden Wege sehr schmal aus und macht sich daher kaum bemerkbar. Das Spinorama aus Abb.09 bestätigt das günstige Abstrahlverhalten. Im Listening Window ist der Verlauf nahezu perfekt identisch zum Frequenzgang On-Axis, und die Kurven der Early Reflections und Sound Power verlaufen dazu parallel verschoben, sodass der Raum insgesamt und auch die frühen Reflexionen nicht frequenzselektiv stärker oder schwächer in Relation zum Direktschall angeregt werden.
Abschließend bleibt noch der Blick auf die Verzerrungswerte. Gemessen wurde zum einen mit Sinusburst-Signal der erreichbare Schalldruckpegel, bezogen auf 1 m Entfernung für höchstens 3 % und für höchstens 10 % Verzerrungen. Die 10-%-Kurve in Abb.04 zeigt einen recht gleichmäßigen Kurvenverlauf ohne Schwachstellen, wo unterhalb von 300 Hz ca. 103 dB erreicht werden, gefolgt von einem kontinuierlichen Anstieg auf ca. 110 dB, die ab 1 kHz aufwärts Bestand haben. Im Mittelhochtonbereich gibt es somit im Vergleich zu den Tiefen einige dB mehr Reserven, was für einen kleinen 2-Wege-Monitor typisch ist. Die blaue 3-%-Kurve fällt nicht ganz so gleichmäßig aus und zeigt eine leichte Schwäche des Tieftöners zwischen 300 Hz und 700 Hz.
Etwas mehr Details für die Praxis liefern die Multitonmessungen aus Abb.05 und Abb.06. Die Kriterien für den Maximalpegel bei dieser Messung sind maximal –20 dB Gesamtverzerrungen (THD+IMD) und nicht mehr als 2 dB Kompression in mehreren benachbarten Frequenzbändern im Vergleich zu einer Messung im linearen Kleinsignalbereich. Die Kurven in Abb.05 lassen erkennen, dass die Begrenzung primär durch den Tieftonweg erfolgt. Aus der Messung zur grünen Kurve wurde anschließend Abb.06 abgeleitet. Der Verzerrungsanteil erreicht hier den –20-dB-Grenzwert, wo sich wiederum die höchsten Verzerrungsanteile im vorab schon genannten Frequenzbereich ab 300 Hz aufwärts bis ca. 2 kHz erkennen lassen. Final erreicht die Alpha bei der Multitonmessung einen Mittelungspegel Leq von 98,3 dB und einen Spitzenpegel von Lpk von 111 dB. Diese Pegelwerte beziehen sich ebenfalls auf 1 m Entfernung im Freifeld und Vollraum. Auch hier lässt sich festhalten, dass die Ergebnisse für einen Monitor dieser Größe erwartungsgemäß sind.
Hörtest
Der Hörtest der Alphas erfolgte in einer für Nahfeldmonitore typischen Entfernung von 1,5 bis 2 m. Der Monitor klingt ausgeglichen bei einem weit gesteckten Frequenzumfang, was vor allem in Anbetracht der kompakten Abmessungen positiv überrascht. Ohne die Alphas zu sehen, würde man einen deutlich größeren Monitor vermuten. Solange keine extremen Basspegel gefordert werden, kommt man daher gut auch ohne Subwoofer aus. Der Hochtöner löst die Höhen sehr fein und akzentuiert auf, ohne dabei auch bei kritischen Musikpassagen auch nur einen Hauch der Schärfe erkennen zu lassen. Perfekt gelingt auch die räumliche Abbildung sowohl in der Lautsprecherebene wie auch in der Tiefe des Raumes. Einzig die hin und wieder bei lauten und tiefen Tönen vernehmbaren Geräusche des Bassreflexports fielen etwas störend auf, wenn sie nicht durch das restliche Programmmaterial verdeckt wurden.
Fazit
Mit dem Modell Alpha bietet der Grazer Hersteller LOG Professional einen interessanten Nahfeldmonitor, der dank seiner exzellenten Verarbeitung und dem wertigen Erscheinungsbild spontan gefällt. Die Signalzuspielung kann analog oder digital (AES3) erfolgen. Je nach Anwendung hat man ferner die Möglichkeit, zwischen einem linearphasigen Modus mit 21,5 ms Filterlatenz und einem Low-Latency-Modus mit nur 0,7 ms Latenz zu wählen. Die Messergebnisse fallen insgesamt gut und für einen Monitor dieser Größe überdurchschnittlich aus. Klanglich können die Alphas rundum überzeugen, sodass eine ausführliche Hörprobe in jedem Fall zu empfehlen ist, was die Entscheidungsfindung bei einem doch recht stolzen Paarpreis von 5.930 Euro zumindest etwas erleichtern dürfte. LOG Audio bietet zudem den Käufern als Serviceleistung eine Einmessung vor Ort an, bei der daraus hervorgehende Frequenzgangkorrekturen direkt in die FIR-Filter der Box übertragen und linearphasig umgesetzt werden können.
Aus dem Messlabor:
Unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt eine Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen mit Ausnahme der Störpegelmessung erfolgen mit einem G.R.A.S. 1/4″ 46BF-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem WinMF Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen. Für die Störpegelmessung wird ein G.R.A.S. 1/2″ 40AF-Messmikrofon mit hoher Sensitivity und geringem Eigenrauschen eingesetzt.
Profil LOG Professional Alpha
Frequenzbereich: 44 Hz – 27,4 kHz (–6 dB)
Welligkeit: 3,7 dB (100 Hz – 10 kHz)
hor. Öffnungswinkel: 120 Grad (–6 dB Iso 1 kHz – 10 kHz)
ver. Öffnungswinkel: 120 Grad (–6 dB Iso 1 kHz – 10 kHz)
max. Nutzlautstärke: 108 dB (3 % THD 100 Hz – 10 kHz)
Basstauglichkeit: 98,7 dB (10 % THD 50 – 100 Hz)
Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B-Signal bei Vollaussteuerung: 98,3 dB Leq und 111 dB Lpk
Paarabweichungen: 0,6 dB (Maxwert 100 Hz – 10 kHz)
Störpegel (A-bew.): 25 dBA (10 cm)
Maße/Gewicht: 220 × 340 × 220 mm (B × H × T) / 7 kg