Der ARP Solina String Synthesizer kombiniert die wohl berühmteste Stringmachine aller Zeiten mit einem potenten Mono-Synth: eine Traumkombination, die leider ultrarar ist.
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Die gängige Bezeichnung »ARP String Synthesizer « ist eigentlich nicht ganz richtig, denn er wurde er offiziell nur unter der Solina-Flagge verkauft. Hinter Solina stand die holländische Orgelfirma Eminent, die den Solina String Synthesizer in ihrem holländischen Werk in Bodegraven fertigte und mit ARP kooperierte. Man entschloss sich Mitte der 70er-Jahre, das erfolgreiche Solina String Ensemble mit einer monofonen Synth-Engine von ARP zu kombinieren, und schuf ein außergewöhnliches Instrument namens Solina String Synthesizer. Dieser war allerdings kein wirklicher Verkaufsschlager, und zwischen 1975 und 1982 wurden nur 100 Geräte hergestellt. Er war relativ teuer (1.195 Dollar), und das Interesse vieler Keyboarder richtete sich damals verstärkt auf polyfone Synthesizer.
Nichtsdestoweniger ist der ARP Solina String Synthesizer ein sehr leistungsfähiger Klangerzeuger, denn er steht für die Vermählung zweier sehr potenter Synths der Siebziger, die auf zahllosen legendären Aufnahmen zu hören sind: dem Solina String Ensemble und dem ARP Explorer.
Das Solina String Ensemble war bis in die 80er-Jahre hinein das Nonplusultra, wenn es darum ging, die Produktion oder die Bühnenshow mit künstlichen, seidenweichen String-Sounds zu veredeln. Das 1974 auf den Markt gekommene Solina String Ensemble wurde auf vielen Produktionen eingesetzt, von denen die bekannteste vermutlich das Album Wish You Were Here von Pink Floyd ist, wo das Instrument z. B. auf dem Stück Shine On You Crazy Diamond die Sonne aufgehen lässt. Auch Jean-Michel Jarres Erfolgsalben Oxygene und Equinoxe wurden maßgeblich von diesem Stringsound geprägt. Er benutzte übrigens anfangs noch das Original Unique-310-Orgelmodell (in das die Klangerzeugung der Stringmachine integriert war). Charakteristisch für den Sound auf seinen ersten Alben ist auch die Kombination von Solina-Strings mit dem Small-Stone-Phaser von Electro-Harmonix.
Die ersten Solina String Ensembles wurden noch komplett in Holland hergestellt, aber die Nachfrage stieg, und um sich neue Märkte zu erschließen, arbeitete man mit der amerikanischen Synthesizer-Firma ARP zusammen, die das Gerät in den USA populär machte. Das Solina String Ensemble kostete Mitte der Siebziger ca. 2.500 Mark.
Die String-Sektion basiert auf einer Frequenzteilerschaltung, die die polyfonen Klangfarben Violin, Viola, Trumpet und Horn sowie die monofonen Presets Contra Bass und Cello erzeugt. Ein wichtiger Bestandteil des typischen Solina-Klangs ist der Ensemble-Effekt, der die Strings erst so richtig schön breit und flirrend macht.
Der ARP Explorer (Model 2900 Explorer I) kam 1974 heraus; sein Verkaufspreis lag knapp unter der magischen Grenze von 1.000 Dollar. Er war damals eine gute und vor allem leicht zu transportierende Alternative für alle, denen ein ARP Odyssey zu sperrig und zu kompliziert war – gewisse Limitationen wie die Beschränkung auf einen Oszillator konnte man dafür in Kauf nehmen. Die analoge Klangerzeugung des Explorer ist monofon und arbeitet mit einem spannungsgesteuerten Oszillator, der die Wellenformen Sägezahn, Rechteck und zwei Puls-Varianten (eine davon mit modulierbarer Pulsweite) erzeugt. Außerdem gibt es einen Noise-Generator, der Pink Noise liefert. Alle Wellenformen lassen sich parallel aktivieren, das gilt auch für die vier Fußlagen. Durch die Kombination von Wellenformen und Oktavlagen ist man in der Lage, das Instrument mit wenigen Handgriffen umzuregistrieren; sind die Preset-Schalter für die (leider einzige) ADSR-Hüllkurve und die Filterabteilung umgelegt, wird die passende Hüllkurven- bzw. Cutoff- und Resonanz-Einstellung mitgeliefert. Auf Wunsch lassen sich die Sounds natürlich auch manuell modifizieren. Das von Moog abgekupferte Tiefpass-Filter (ARP-Filterbaustein 4034) arbeitet mit 24 dB Absenkung pro Oktave und bietet Regler für die Intensität von LFO und Hüllkurven-Modulation. Der LFO verfügt über eine Delay-Funktion, kann Cutoff sowie VCA modulieren und erfreulicherweise auch die Hüllkurve triggern, sodass sich sequenzerartige Sounds erstellen lassen. Eine weitere Besonderheit ist ein automatischer Bend-Effekt in der Effekt-Sektion, die ansonsten noch ein regelbares Portamento bietet.
Fusion
Beide Geräte, der Solina String und der ARP Explorer wurden in den Solina String Synthesizer integriert. Zu den Top-Features des Gerätes gehört die Möglichkeit, die String-Sounds durch die Klangerzeugung des Explorer zu schicken. Es stehen vier Betriebsarten zur Verfügung: Strings (+ Brass), Strings (+ Brass) durch das Lowpassfilter, Kombination Explorer mit Bass und Cello sowie Kombination Explorer mit Strings (+ Brass).
Der seidenweiche Sound des Solina String, der in den hohen Lagen silbrig glänzt und in den Bässen bröselig brummt, wird durch den organisch-kraftvollen Klangcharakter der Explorer-Mono-Synth-Sektion wirkungsvoll ergänzt. Mit ihr lassen sich auch überzeugende Lead- und fette Bass-Sounds generieren; experimentelle Sounds gehören aber nicht zum Repertoire. Der Explorer verdankt seinen warmen und lebendigen Klangcharakter zum großen Teil dem hervorragenden Tiefpassfilter, mit dem sich das Klangspektrum der String-Sektion sehr schön erweitern lässt, auch wenn es nur parafonisch agieren kann. Das 4-Pol-Filter des Explorers kann bis zur Eigenresonanz gebracht werden.
Die Klon-Armee marschiert, und auch Behringer hat das Solina String ins Auge gefasst; kürzlich wurde ein Bild eines Solina-String-Ensemble-Klons geleakt. Es gibt noch keine konkreten Ankündigungen, aber möglicherweise kommt im nächsten Jahr ein analoger String-Expander im bekannten Behringer-Mini-Format heraus. Man munkelt, der Klon würde mit einem Phaser im Stil des Small Stone von Electro Harmonix ausgestattet sein.
Der Solina String Synthesizer wurde uns freundlicherweise von Ingo Rippstein zur Verfügung gestellt.