Möchte man ein E-Piano auf das formfaktorische Minimum reduzieren, stellt mittlerweile lediglich noch die Tastatur eine Art natürliche Schallgrenze dar. Mit seinen neusten portablen Modellen verpasst Casio einer seiner erfolgreichsten Kompakt-Modellreihen eine feine Produktpflegepolitur.
Anzeige
Sowohl das PX-S3100 als auch das abgespeckte Geschwistermodell PX-S1100 sind in den klassisch unbunten Farbgebungen Schwarz und Weiß sowie in einem kleidsamen Rot erhältlich. Auch in der Form beerben die Neuzugänge ihre numerisch verwandten Wegbereiter. Wir haben uns die kompakten Instrumente aus Casios Privia-Reihe einmal genauer angeschaut.
Oberflächenveredlung
Klarer Hingucker der PX-S-Modelle ist die spiegelglatte Paneloberfläche, aus der sich lediglich der großformatige Lautstärkeregler und ein Einschaltknopf erheben. Die gesamte Bedienung wurde über Sensortasten und eine entsprechende Unterleuchtung – und im Fall des 3100 sogar inklusive Display – realisiert. Diese Umsetzung vermittelt zwar einen durchweg edlen Eindruck, steht vom Bedienkomfort allerdings klar hinter Lösungen mit physischen Schaltern und Knöpfen zurück. Aber schließlich wurden die Instrumente ja auch nicht für die Bühne konstruiert, und das Auge isst ja bekanntlich gerne mit.
Schwarzweißkontrast
Als Tastatur kommt wieder die von Casio entwickelte und bereits bewährte Smart Scaled Hammer Action zum Einsatz. Für ein hervorragendes Spielgefühl sorgt in diesem Zusammenhang neben einer graduierten Gewichtung auch die an synthetisches Elfenbein und Ebenholz angelehnte taktile Oberflächenstruktur des Klaviaturleichtgewichts, mit dem das ganze Instrument gerade einmal auf etwas über 11 kg kommt. Während das PX-S3100 ganze 700 Sounds und 200 Rhythmen in die Waagschale wirft, beschränkt sich das PX-S1100 mit lediglich 18 Klängen auf das wesentliche Brot- & Streichfett-Geschäft für den Hausgebrauch. Auch die Bedienung gestaltet sich deutlich rudimentärer als beim großen Bruder, wobei »Spezialfunktionen« wie etwa Layer und Split in einen unbeschrifteten 18-fachen Funktionstaste-plus-Keyboardtaste-Bereich (der klassische Homepiano-Gedächtnistrainer) innerhalb der ersten zwei Oktaven ausgelagert wurden. Komfortabler löst dies das PX-S3100 mit seinem Bedienpanel. Richtig elegant wird es jedoch erst, wenn man sein Piano mit der zugehörigen iOS/Android-App Chordana Play via Smartphone und dem beiliegenden USB-Adapter per Bluetooth verbindet.
Drahtlos
Auch wenn Apps mittlerweile bei einer Vielzahl an Produkten als schnell zusammengenageltes Nice-To-Have ohne weltbewegenden Mehrwert wahrgenommen werden, ist die Chordana Play App von Casio hingegen ein funktionaler und wichtiger Teil des Konzepts. Über diese lassen sich nämlich nicht nur Sounds und Effekte per Fernsteuerung auswählen, sondern auch spieltechnisch interessante Parameter wie Saitenresonanz, Dämpfer- und Tastaturgeräusch in ihrer Lautstärke variieren. Zudem lassen sich die Pedalfunktion definieren und sogar die internen Lautsprecher deaktivieren. Darüber hinaus ermöglicht die App das Abspielen von Audiodateien und MIDI-Songs über das Instrument – bequem via Bluetooth. Eine durchweg funktionale und schnörkellose Lösung, die das Gesamtpaket sinnvoll und durchdacht ergänzt.
Verdrahtet
Abgesehen von dieser Drahtlos-Option stehen dem Nutzer allerdings auch noch zahlreiche physische Ein- und Ausgänge zur Seite. So verfügt das PX-S3100 neben den dankenswerterweise auf der Vorderseite untergebrachten Kopfhöreranschlüssen (3,5 mm Stereoklinke) rückseitig über Sustain- und Expressionpedal-Verbindungen, die Anschlussmöglichkeit für die Dreierpedal-Kombi SP-34 (über Mini-DIN) sowie ein Stereo-Ausgangspärchen. Neben dem bereits erwähnten USB-Anschluss (Typ A), welcher zur Verwendung mit dem mitgelieferten Bluetooth-Modul oder wahlweise für Aufnahme oder das Abspielen von MIDI- und Audio-Daten genutzt werden kann, steht noch ein klassischer Typ-B-Port zum Direktanschluss an eine DAW bereit. Über einen Stereoklinke-Eingang (3,5 mm) lassen sich zudem auch via Kabel Audiosignale einspeisen und über das Instrument wiedergeben.
Letzteres wurde beim PX-S1100 gemeinsam mit der Möglichkeit eines Expressionpedal-Anschlusses eingespart. Eine Halbpedal-Funktion wird von keinem der beiden Modelle unterstützt.
Einsatz
Die Bedienung der Instrumente gestaltet sich im Großen und Ganzen ausgesprochen intuitiv, und auch die Bespielbarkeit der Tastatur lässt angesichts der Price-Range wenig Wünsche offen. Das 2 Mal 8 Watt starke, integrierte Lautsprechersystem macht ebenfalls eine gute und für den Heimeinsatz mehr als ausreichende Figur. Wer in den vollen Genuss der klanglichen Tiefe des gebotenen Sampleangebots kommen möchte, sollte sein System natürlich ohnehin um ein paar gute Aktivmonitore oder einen hochwertigen Kopfhörer bereichern.
Klanglich überzeugen vor allem die Grand-Piano- und E-Piano-Sounds, wobei Letztere mit soliden Rhodes-Derivaten und jeder Menge DX-Flair aufzuspielen verstehen. Aber auch die übrigen Sounds und im Speziellen die des PX-S3100, angefangen bei Orgel, Jazzgitarre bis hin zu den obligatorischen Strings, gehen qualitativ weit über Layer- und Split-Sound-Kompatibilität hinaus. Abgerundet wird das Bild beim 3100er zusätzlich durch ein ordentliches Pitchwheel und zwei (im Rahmen) zuweisbaren Controllern.
Fazit
Mit den Modellen PX-S3100 und PX-S1100 sichert sich Casio erneut einen der vordersten Plätze in der Kompaktpiano-Klasse. Vor allem das größere Modell bietet mit einem Anschaffungswert von deutlich unter 1.000 Euro ein wirklich überragendes Preis/Leistungs-Verhältnis. Beide Instrumente kommen zudem komplett mit Sustain-Pedaltaster, Notenpult, Bluetooth-Adapter und Audio/MIDI-Recording. Eine schöne Melange aus Sound, Funktionalität und ausgezeichnet spielbarer Tastatur für Einsteiger und Fortgeschrittene zu einem attraktiven Preis!