Rückblick auf das Sample-Jahr 2023: Spitfire Audio – Eric Whitacre Contrast
von Redaktion,
Anzeige
Anzeige
Im vergangenen Jahr sind wieder unglaublich viele schöne neue Libraries erschienen. Ich habe noch mal zurückgeschaut und einige herausgepickt, die für mich herausgestachen. Heute:
Spitfire Audio – Eric Whitacre Contrast
„Der Chor auf neuen Pfaden als kreatives Werkzeug“
Der amerikanische Komponist und Dirigent Eric Whitacre ist ein regelmäßiger Gast bei Spitfire Audio und ist auch bei den Chören bereits in mehreren Libraries vertreten. Angefangen hatte die Zusammenarbeit mit dem Künstler vor einigen Jahren für den „Eric Whitacre Choir“. Einen Ableger davon findet man bei den kostenlosen LABS-Instrumenten. Eine weitere, wirklich schöne wie preiswerte Chor-Library ist übrigens auch der „Epic Choir“, der in der Einsteiger-Serie „Originals“ für 29 € zu bekommen ist. 50 Sänger liefern hier eine schön und groß klingende Grundlage für alle, die gerne einen mächtigen Chor in ihrer Musik verwenden wollen.
Wieder zusammen mit dem Dirigenten wurde mit der Chor-Library „Eric Whitacre Contrast“ nun ungewöhnlicheres Terrain betreten. Sie liefert eher experimentellere, speziellere und ungewöhnlichere Elemente aus dem Gesangsbereich. Die Aufnahmen entstanden – wie auch für den ursprünglichen Chor – in den Air Studios und dieselben dort beteiligten Sänger wurden wieder engagiert. Es sollte also alles gut zusammen klingen.
Standard, Grid und Synth
Die Library besteht aus drei Teilen: Zum einen haben wir die „Standard“-Patches, die direkt aus den gesampelten Sängern entstanden sind und schon hier merkt man, dass es sich nicht um ganz gewöhnliche Singweisen handelt. Daneben gibt es die beiden kreativen Spielwiesen, den Synth-Bereich mit der bekannten eDNA-Engine von Spitfire Audio und das ebenso für Spitfire-User bekannte Evo-Grid.
Der Standard-Bereich nutzt das gewohnte Spitfire-GUI, das alle erwartbaren Bedienelemente mehr oder weniger übersichtlich bereithält, um virtuos die Chor-Artikulationen zu spielen. Ein Mixer lässt die gewünschten Signale einstellen und zusätzlicher Hall und das Verhalten der Release-Samples ist anpassbar.
Im unteren Bereich wählt man die Singweisen aus, die auch per Keyswitch während des Einspielens umgeschaltet werden können. Der Name der Library „Contrast“ stammt von der Unterscheidung bei allen Patches in „light“ und „dark“, die sich durch die gesamten Klänge zieht und einen ersten Eindruck über die Klangwelt und die verwendeten Vokale gibt.
Die Auswahl der Singweisen ist vielfältig, aber nicht erschlagend und viele sind kleine Performances in sich selbst. Es gibt gesungene Intervalle, unterschiedlich intensive und immer wunderschöne Klangverläufe, Marcato-Shouts, Swells und sogenannte Fragments. Dies sind kleine Bausteine, quasi gesungene Übergänge, die sich zu Melodien zusammenbauen und per Velocity steuern lassen. Dieses Konzept gab es auch schon in der String-Library „Fractured Strings“, bei der auch der hier ebenso integrierte Scale-Mode vorgestellt wurde. Dieser grenzt die „erlaubten“ Noten auf die eingestellte Tonart ein. Beim Spielen von Akkorden entstehen so tolle Kreationen, doch manchmal muss man „Reverse Engineering“ betreiben, was man eigentlich für Noten gespielt hat. So kommt man aber schnell und kreativ aus der eigenen Komfort-Zone.
Das Evo-Grid liefert – wie bei anderen Libraries vielfach gesehen – eine Möglichkeit – gezielt oder per Zufall – verschiedene Performances und Samples zu neuen, sich entwickelnden Kreationen zu kombinieren. Das klappt mal mehr und mal weniger gut, kreativ ist es aber immer.
Für mich bringt aber gerade der Synth-Modus den größten Mehrwert in dieser Library, denn hier werden beide Welten – Chöre und Synthese – zusammengeworfen. Wir verlassen damit den natürlichen Klang des Gesangs, aber das finde ich gerade reizvoll. Die eDNA-Engine besteht aus zwei Layern, die den Samples mit Synthesizer-typische Reglern, Effekten und Filtern an den Kragen gehen. Eine schöne Auswahl an über 100 Klangkreationen, auch von externen Sounddesignern, liefern eine breite Auswahl an Chor-inspirierten Patches für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke.
Zugegeben, wer gewöhnlichen Chorgesang benötigt, sollte vorerst zu einer der anderen Libraries greifen, die die normalen Töne eines Chores liefern und die man sicherlich auch viel häufiger benötigt. Als kreative Ergänzung, als Spielwiese für Experimente und für spannungsgeladenere Kompositionen findet man in der „Eric Whitacre Contrast“-Library aber viele neue, ungewöhnliche und trotzdem sehr gut verwendbare Chor-Patches. Eine tolle Erweiterung der Stimmen-Palette.
Hersteller: Spitfire Audio
Plattform: eigenes Plug-in
Preis / Größe: 279€ / 66 GB
Besonderheiten: experimentierfreudig, kreativ und überraschend im Evo-Grid, 19 Sänger mit 14 Signalen, kombinierbar mit anderen Chören von Spitfire Audio, besonders durch die Synth-Engine genreübergreifend einsetzbar