Die Web-App Sonic Garbage stellt über 3.000 Sound-Schnipsel bereit, die per Zufall aus Youtube-Videos genommen wurden. Alle Samples sind 0,5 oder 1 Sekunde lang, können als Loop gespielt und unbegrenzt geschichtet werden.
Die Samples werden durch farbige Schaltflächen repräsentiert. Fährt man mit der Maus darüber, wird das betreffende Sample im Loop gespielt. Es genügt ein Click, um den Loop dauerhaft laufen zu lassen. Dann sucht man mit der Maus den nächsten passenden Loop. Zum Angleichen lässt sich die Lautstärke pro Sample einstellen. So kann man Stück für Stück einen immer komplexeren Loop erzeugen.
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Die Schaltflächen lassen sich den Tasten der Computertastatur zuweisen, so dass man sie gezielt an- und ausschalten kann. Auch eine mehrfache Zuweisung ist möglich. Noch besser ist die Zuordnung zu MIDI-Noten, wenn man die Loops in einem größeren Kontext nutzen will. Allerdings ist durch die generalisierte Länge der Samples die App defacto auf ein Tempo festgelegt. Das es keine Pitch-Funktion gibt, kann dies auch nicht geändert werden.
Hat man eine geniale Loop-Kombination gefunden oder “spielt” über die Tastatur damit ein kleines Arrangement, lässt sich die Performance direkt in der App aufzeichnen und anschließend als WAV-Datei herunterladen. Außerdem ist es möglich die einzelnen Samples per Rechtsklick auf den eigenen Rechner zu exportieren. Dann ist eine entsprechende Editierung im Sampler-Plugin oder die Verfremdung mit Filtern und Effekten natürlich möglich.
Und an dieser Stelle kommt es zum Problem. Da die Samples einfach aus Youtube-Videos extrahiert wurden, fehlt jeder Nachweis der Herkunft. Und somit hat man keinen Beleg, ob es sich um Copyright-freies Material handelt oder ob es Rechteinhaber gibt. Bei Samples, die offenbar aus einem Musikvideo stammen, muss man sogar davon ausgehen, dass es sich hier nicht um frei verwendbares Material handelt. Aber auch bei gesprochenen Passagen kann man sich nicht sicher sein. Erzeugt man jedoch eine Klangwolke aus Dutzenden oder Hunderten Loops scheint eine Wiedererkennung allerdings aussichtslos.
Angesichts der unendlichen Anzahl an Videos auf Youtube mag es zwar ausgeschlossen erscheinen, dass sich ein Rechtinhaber melden wird, aber Suchalgorithmen und blanke Zufälle könnten aus dem spielrischen Spaß eine ernste Angelegenheit machen. Ausgerechnet hierzu schweigt sich die Webseite aus. Daher sollte man Sonic Garbage nur für private Zwecke oder zur Ideenfindung nutzen, aber sicherheitshalber das Material nicht in einer Veröffentlichung einsetzen.