Softube – Drawmer 1973 Multiband-Kompressor im Test
von Dr. Andreas Hau ,
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Softubes Emulation des Drawmer 1973 Multiband-Kompressors verspricht britischen Sound. Selten wurde ein Hardware-Gerät so bald nach Erscheinen digital emuliert! Um Missverständnisse zu vermeiden: Es handelt sich nicht um eine Console-1-Erweiterung, sondern um ein „normales“ Plug-in (PC/Mac VST, VST3 AU, AAX). Klanglich entspricht das Plug-in weitestgehend dem Gerät, das ich letztes Jahr testete. D.h. die Bänder sind durch flache Frequenzweichen (6 dB/Okt.) weich voneinander abgesetzt, und die Kompressor-Einheiten haben FET-Charakteristik. Die Regelzeiten sind in weitem Umfang einstellbar in je sechs Stufen für Attack und Release. Die Ratio ist fest vorgegeben (etwa 4:1), doch hat die Kompressionskurve ein sehr weiches Knie, sodass sich im unteren Bereich ein viel niedrigeres Kompressionsverhältnis ergibt.
Funktional ist die digitale Version um einen M/S-Modus erweitert. Dabei können für das Mitten- und das Seitensignal unterschiedliche Einstellungen gewählt werden. So lässt sich der Stereoeindruck intensivieren bzw. der enthaltene Raumklang hervorholen. Oder umgekehrt die Stereomitte verstärken, um etwa einen zu leisen Sänger im Mix zu featuren.
Wie das Hardware-Original, ist Softubes Drawmer 1973 jedoch kein ausgemachtes Reparaturwerkzeug. Für chirurgische Eingriffe und Rettungsaktionen gibt es fester zupackende Multiband-Kompressoren mit steileren Crossovers, beispielsweise den UAD Precision Multiband Compressor. Der Drawmer 1973 ist eher ein sanfter Veredeler für Mix (auch Buskompression) und Mastering. Er holt aus einem guten Mix noch dieses letzte Quäntchen Druck und (ungequetschte) Lautheit heraus und/oder setzt ihm eine fluffige Schaumkrone aus weichen Höhen auf. Mit Bedacht eingesetzt, stellt sich bald dieses „Sounds-Like-A-Record“-Gefühl ein. Der Preis ist mit UVP 249,–/Straße 199,– angemessen. Für weniger als die Hälfte gibt es eine stark vereinfachte Preset-Version, den S73.
Mehr British Sound findet ihr im Test des von Softubes British Class A für Console 1, der für die Ausgabe 09/16 getestet wurde: