(Bild: Dieter Stork)
Amphion aus Finnland entwickelt und fertigt Lautsprecher für den professionellen Studio-Einsatz und für den gehobenen Consumer-Markt. Auf der Amphion-Homepage wird zwischen Consumer-Produkten und Studiomonitoren unterschieden.
Bei den Studiomonitoren finden sich fünf passive 2-Wege-Monitore der Kategorie Nearfield bis Midfield und drei optionale Subwoofer. Dazu passend gibt es Verstärker mit Modulen des schwedischen Herstellers Anaview als Mono- oder Stereoendstufen und für Subwoofer mit Filtern für die X-Over-Funktionen. Zum Test gestellt wurde der mittelgroße Monitor One18 mit einem 18-cm-Tieftöner und einer 25-mm-Hochtonkalotte zusammen mit der Stereoendstufe Amp500 und einem Set Lautsprecherkabel. Grundsätzlich können die Amphion-Monitore aber auch mit jeder anderen Endstufe betrieben werden, da die Endstufen keinerlei spezifische Funktionen wie Filter oder Limiter besitzen.
Passiver Monitor
Der One18-Monitor ist als passives 2-Wege-System im Bassreflexgehäuse mit Passivmembran ausgeführt. Letztere erzeugt anstelle eines offenen Bassreflexports zusammen mit dem Luftvolumen im Gehäuse einen Resonator. Die Masse des Masse-Feder-Systems wird dabei nicht durch die im Bassreflextunnel befindliche Luft definiert, sondern durch das Gewicht der Passivmembran. Die Passivmembran ist bei genauerer Betrachtung nichts anderes als ein Tieftöner jedoch ohne Antrieb. Gegenüber dem klassischen Bassreflexresonator mit einem Tunnel bietet die Passivmembran einige Vorteile: Eine Tiefe Abstimmung, für die eine hohe Masse erforderlich ist, lässt sich einfach durch das Gewicht der Membran und einer kleinen Zusatzmasse erreichen, und mögliche Gehäuseresonanzen bei höheren Frequenzen dringen durch die Membran weniger stark nach außen. Strömungsgeräusche bei hohen Basspegeln gibt es ebenfalls nicht.
Die Gehäuse der One18 sind sehr massiv aus MDF gefertigt und im Innern zusätzlich noch mit Versteifungen versehen. Außen sind die Gehäuse mit einem feinen Anthrazit-Strukturlack überzogen, was zusammen mit der silbernen Alumembran des Tieftöners und dem großen, in Weiß gehaltenen Waveguide des Hochtöners alles in allem einen edlen und stylischen Eindruck macht. Die Treiber stammen vom norwegischen Edelhersteller Seas. Dass man auch sonst keine Kosten und Mühen scheut, erkennt man an der mit teuren Bauteilen bestückten passiven Weiche und dem großzügig ausgelegten Anschlussterminal. Die passive Weiche trennt Hoch- und Tieftöner bei 1,6 kHz. Die für eine 25 mm Kalotte ungewöhnlich tiefe Trennfrequenz ist dem Tieftöner geschuldet, der mit seiner Aluminiummembran nicht zu nahe an der Membranresonanz betrieben werden soll. Für den Hochtöner werden die 1,6 kHz durch das großzügige Waveguide praktikabel, da durch das Waveguide speziell in den Mitten ein deutlicher Anstieg der Sensitivity auf Achse möglich wird. Gleichzeitig sorgt das Wave guide für ein kontrolliertes und relativ enges Abstrahlverhalten der kleinen 25-mm-Membran, womit ein stetiger Übergang vom Tieftöner zum Hochtöner erreicht wird.
Die Endstufe
Für passive Lautsprecher wird eine Endstufe benötigt, was eigentlich keiner Erwähnung bedürfte, wenn es hier nicht um Studiomonitore gehen würde, die es heute nahezu ausschließlich als aktive Systeme gibt. Den potenziellen Anwendern der Amphion-Monitore bleibt also die Qual der Wahl für eine Endstufe. Natürlich bietet Amphion auch eigene, im Preis zu den Monitoren passende Endstufen an. Diese basieren auf Class-D-Modulen mit Schaltnetzteil des schwedischen Herstellers Anaview. In der zum Test mitgelieferten Amp500 Stereoendstufe ist ein AMS1000-2600 Modul mit 2x 300W Leistung an 4 Ohm und 2x 500W an 2 Ohm verbaut. Letzteres könnte im Zusammenspiel mit der One18 durchaus von Bedeutung sein. Zwar ist der Monitor im Datenblatt als nominelles 8-Ohm-System ausgelobt, wirft man jedoch einen Blick auf die Impedanzkurve in Abb.01, dann fällt die Kurve zu hohen Frequenzen hin ungewöhnlich stark bis auf ein Impedanzminimum von 1,7 Ohm bei 32 kHz ab. Das mag weniger relevant sein, da hier keine signifikante Signalenergie mehr zu erwarten ist, aber auch die 2,3 Ohm bei 20 kHz sind nicht ganz unkritisch.
(Bild: Dieter Stork)
Warum das so ist, kann ohne einen genaueren Blick auf den Plan der passiven Weiche von dieser Stelle aus jedoch nicht gesagt werden. Geht man streng nach der Definition, dann sollte ein Lautsprecher innerhalb seines Arbeitsbereiches die Nennimpedanz um nicht mehr als 20 % unterschreiten. Bis 5 kHz wird das von der One18 auch weitgehend eingehalten, darüber hinaus jedoch nicht. Eine weitere interessante Information liefert die Impedanzkurve noch zur Abstimmung des Resonators mit der Passivmembran, dessen Resonanzfrequenz bei 40 Hz liegt, wo das Minimum zwischen den beiden Impedanzspitzen angesiedelt ist. Noch einmal zurück zur Endstufe konnten deren maximale Ausgangsspannung im Labor zu 55 Vpk und die stabile Dauerleistung an 4 Ohm zu 275 W bestimmt werden. Die Leistungsaufnahme im Ruhezustand liegt bei niedrigen 13 W.
Der Störabstand beträgt sehr gute 116 dB und die Verzerrungen (Abb.09) liegen für Ausgangsleistung bis 100 W an 8 Ohm bzw. 200 W an 4 Ohm deutlich unterhalb von –60 dB (=0,1 %).
Messwerte
Bei den Messwerten gilt der erste Blick meist dem Frequenzgang auf Achse. Auch wenn dieser nicht der allein selig machende Messwert ist, lässt er doch eine erste Aussage über die Qualität eines Lautsprechers zu. Zusammen mit den Isobarenkurven der Directivity wird dann ein solides Kriterium daraus. Die Isobarenkurven zeigen auf, wie stark der Frequenzgang außerhalb der Mittelachse von dessen Verlauf abweicht. Ein linearer Frequenzgang zusammen mit gleichmäßigen Isobarenkurven (bzw. Flächen) in beiden Ebenen sind ein Garant für einen gleichmäßigen neutralen Höreindruck im Raum innerhalb des Abstrahlwinkels eines Lautsprechers. Dieser ist so definiert, dass dort über einen möglichst weiten Frequenzbereich der Pegel um nicht mehr als 6 dB gegenüber der Mittelachse abgefallen ist. Mit einer Bewertung für den Frequenzbereich von 1 kHz bis 10 kHz beträgt der Abstrahlwinkel für die One18 120° in der horizontalen Ebene und 127° in der vertikalen Ebene. Unterhalb von 1 kHz weiten sich die Isobarenkurven auf, da die mit zunehmender Wellenlänge in Relation dazu kleine Membran des Tieftöners keine Richtwirkung mehr erzeugt. Oberhalb von 1 kHz erkennt man in Abb.05 und Abb.06 einen weitegehend gleichmäßigen Öffnungswinkel von ±60°, bis dann oberhalb von 10 kHz eine Einschnürung der Isobaren einsetzt. Das Waveguide des Hochtöners verliert dort seine Wirkung, da der Hochtöner hier bereits so stark bündelt, dass die Schallwelle durch das Waveguide nicht mehr geformt werden kann. Positiv fällt bei den One18 noch auf, dass der Bereich der Trennfrequenz speziell in den vertikalen Isobaren kaum zu erkennen ist.
Für die Bewertung der One18 sollte auch die passive Betriebsart ein wenig berücksichtigt werden, die nicht die komplexen Filtermöglichkeiten aktiver analoger oder digitaler Filter bietet. Der Frequenzgang (Abb.02) eines passiven Lautsprechers spiegelt somit viel mehr die Qualitäten der einzelnen Treiber wider. Bei aktiven Systemen sieht man dem Frequenzgang dagegen nicht sofort an, ob dieser durch eine aufwendige Filterung oder durch gute Treiber zustande kommt. Unter diesem Aspekt liefern die beiden Treiber bei minimalem Filtereinsatz durch die passive Weiche ein sehr gutes Gesamtergebnis. Zieht man das Spektrogramm aus Abb.04 dazu, dann entpuppen sich die beiden kleinen Nasen im Frequenzgang bei 550 Hz und bei 1,1 kHz als Resonanzen, die vermutlich auf Gehäusemoden zurückgehen. Ein Blick ins Innere zeigt, dass Dämmmaterial in den One18 nur in eher geringer Menge und auch nur direkt auf den Gehäusewänden eingesetzt wurde. Ebenfalls nicht ganz unerwähnt bleiben sollte noch der Peak bei 25,2 kHz. Hier liegt die Ursache in der Membranresonanz des Hochtöners, die sich jedoch außerhalb des hörbaren Frequenzbereiches befindet. Etwas Vorsicht ist trotzdem geboten. Wird diese Resonanz durch hochfrequente Signalanteile angeregt, kann es zu Intermodulationsverzerrungen im hörbaren Frequenzbereich kommen.
Zwei weitere Messung befassen sich mit dem Verzerrungsverhalten bzw. dem erreichbaren Maximalpegel. Bei passiven Lautsprechern sind diese Messungen immer ein wenig kritisch, da es keine Limiter oder sonstigen Schutzschaltungen gibt und man nicht genau weiß, welche Leistungen dabei den einzelnen Treibern zugemutet werden und wann es zu möglichen Schäden kommt. Neben dem üblichen Verzerrungslimit wurde daher bei den Messungen der One18 für den Sinusburst-Test (Abb.03) die maximale Ausgangsspannung auf 28 Vrms (100 W an 8 Ohm) und bei der Multitonmessung auf eine maximale Ausgangsspannung von 55 Vpk begrenzt. Die 55 Vpk entsprechen der maximalen Ausgangsspannung der Amp500 Endstufe und bezogen auf 8 Ohm einer Peakleistung von ca. 400 W. Die gleichmäßige 3-%-Kurve für den Maximalpegel aus Abb.03 lässt erkennen, dass die Begrenzung hier primär durch das Leistungslimit entstand und nicht durch Verzerrungen der Lautsprecher. Rechnet man von der Sensitivity bei 1 W auf 100 W hoch (+20 dB) dann werden die 100 W durchgängig umgesetzt, ohne dass die Verzerrungen über 3 % steigen. Für das echter Musik sehr ähnliche Multitonsignal mit einem EIA-426B-Spektrum und 12 dB Crestfaktor wird bezogen auf 1 m Entfernung im Freifeld ein Spitzenpegel von 109 dB erreicht. Der Anteil der Gesamtverzerrungen aus THD und IMD betrug dabei –23 dB, entsprechend 7 %. Auch das ist ein sehr guter Wert.
Aus dem Messlabor …
… unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4″-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem Monkey-Forest Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen.
Hörtest
Für den Hörtest wurden die One18 zusammen mit der Amp500-Endstufe betrieben. Alles weitere erfolgte nach dem bekannten Prozedere mit einer Einmessung und Filterung zur Kompensation der Unzulänglichkeiten des Hörraumes und der Position. Die Signalzuspielung erfolgte über einen HD2 DSP-Controller, der wiederum sein Signal via Dante Audionetzwerk direkt von einem PC zugespielt bekam. Die Signalkette bleibt so konsequent bis zum DA-Umsetzer im Ausgang des DSP digital. Abb.09 zeigt dazu die Messungen aus dem Hörraum. Die Aufstellung der Lautsprecher erfolgte mit ca. 75 cm Abstand zu den Seitenwänden und 2 m Abstand zur Rückwand des Raumes. Die Hörposition war ca. 3 m von der Lautsprecherebene entfernt. Neben den Testkandidaten gibt es bei den Hörtests als Anker auch noch die im Hörraum resident installierten aktiven 3-Wege-Monitore.
Im Höreindruck stellten sich die One18 dabei trotz ihrer kompakten Abmessungen als dynamisch, pegelfest und auch kräftig im Bass heraus. Mit entsprechendem Musikmaterial wurde die Amp500-Endstufe dabei bis an ihre Leistungsgrenze ausgefahren, ohne dass die Lautsprecher eine Überlastung oder Schwäche erkennen ließen. Tonal war die Widergabe völlig ausgeglichen. Lediglich in den Mitten waren bei kritischen Passagen ansatzweise leichte Resonanzen auszumachen, die sich dann auch in den Messwerten bestätigten. Die Quellenortung betreffend agierten die One18 im Vergleich konzentrierter auf einer insgesamt kleineren »Bühne«, was so nur als Feststellung getroffen werden kann, ohne zu bewerten, was jetzt besser oder schlechter bzw. richtiger ist.
(Bild: Dieter Stork)
Fazit
Mit dem Modell One18 macht der finnische Hersteller Amphion ein interessantes Angebot für Freunde passiver Monitore. In exzellent verarbeiteten Gehäusen werden edle Treiber von Seas zusammen mit einer passiven Weiche aus hochwertigen Komponenten eingesetzt. Ein großzügig dimensioniertes Waveguide optimiert das Abstrahlverhalten und die Sensitivity des Hochtöners, sodass ganz ohne aufwendige Filterung ein sehr gutes Gesamtergebnis entsteht. Genau darin liegt die Stärke der One18 mit nur wenigen guten Komponenten zum gewünschten Ergebnis zu kommen. In Kombination mit der kräftigen Amp500-Endstufe entsteht daraus ein hoch dynamisches Monitor-Set, das den hohen Anforderungen an einen professionellen Monitor mit so wenig zusätzlicher Technik und Filterung wie möglich bestens nachkommt. Kompromisse müssen dabei kaum gemacht werden. Wer sich in der Szene auskennt, ahnt jetzt schon, dass es teuer werden kann. Das ist jedoch bei Amphion nicht der Fall. Die One18 Monitore sind mit 2.700 Euro für das Paar und der Amp500-Verstärker mit 1.680 Euro sehr realistisch kalkuliert und bieten dem Käufer einen hohen Gegenwert.
Unsere Meinung:
+ Messwerte
++ Klangqualität
+ Einsatzmöglichkeiten
+++ Verarbeitung und Wertigkeit
++ Preis/Leistungs-Verhältnis
Hersteller: Amphion Loudspeakers
Ltd. Preis pro Paar: ca. 2.700,– Euro
www.amphion.fi
Profil – Amphion One18
Frequenzbereich: 56 Hz – 19,3 kHz (–6 dB)
Welligkeit: ±3 dB (100 Hz — 10 kHz)
hor. Öffnungswinkel: 120 Grad (–6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
hor. STABW (Standardabweichung): 18,3 Grad (–6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
ver. Öffnungswinkel: 127 Grad (–6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
ver. STABW: 20 Grad (–6 dB Iso 1 kHz — 10 kHz)
max. Nutzlautstärke: 101 dB (3% THD 100 Hz — 10 kHz)
Basstauglichkeit: 94,3 dB (10% THD 50 — 100 Hz)
Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B Signal bei Vollaussteuerung: 94 dBA Leq und 109 dB Peak
Paarabweichungen: 1,7 dB (Maxwert 100 Hz — 10 kHz)
Störpegel (A-bew.): entfällt, da passiv
Maße / Gewicht: 191 x 380 x 305 mm (B x H x T) / 12 kg
Ich empfinde die Impedanzkurve als katastrophal. So etwas sollte sich ein Hersteller nicht erlauben, zumal die Monitore nicht gerade im Billig-Segment angesiedelt sind.
Hallo Holger,
da haben wir mal direkt beim Hersteller in Finnland angefragt. Hier seine Antwort – ich hoffe das erklärt einiges.
Lieben Gruß aus der Redaktion
While the measurement data is correct, the low impedance at over 30 kHz do not cause any issues in real world situation. As a manufacturer we must keep in mind what the product in meant to do. Especially in the speaker industry optimising measurements is often prioritised to optimizing performance.
When a speaker is connected to an amplifier, the amplifier does not “see” the impedance curve or load. The curve only becomes relevant when the amplifier is trying to push voltage into the load at a certain frequency. Only then does the load require a current from the amplifier, and power is definied by voltage times current, so the lower the impedance the higher the power requirement at a given voltage and frequency.
So if we really desire the speaker-amplifier to produce full output power at 32 kHz (outside the human hearing range) the speaker impedance at that specific frequency becomes relevant, and the amplifier must be able to deal with that load. But the spectrum of music is not that of white noise i.e. flat over the entire bandwidth. It typically follows a pink noise spectrum, with most of the energy at lower frequencies and gradually less power needed as the frequency increases.
With higher sampling rates there can theroretically be signals all the way up to 100 kHz, but not (deliberately) at high levels