Analog, digital oder beides?
Analog oder Digital Mischpult?
von Axel Latta, Artikel aus dem Archiv
Um einen analogen Mix später wieder exakt herstellen zu können, muss man die Einstellungen präzise dokumentieren, entweder durch schlichtes Abfotografieren oder mithilfe von „Recall Sheets“, also Vordruckblättern, die jeden Regler, Fader und Schalter des Mischpults skizziert darstellen.
Das ist zeitaufwendig und kann besonders bei häufigem Wechsel zwischen mehreren Songs Nerven kosten. Auf rein analoger Ebene übernimmt also jedes Bedienelement (fast immer) genau eine Funktion. Das heißt auf der anderen Seite, dass man schon nach relativ kurzer Einarbeitungszeit weiß, wo man hin greifen muss. Viele Digital-Mixer hingegen bieten auf recht geringem Platz zwar viel mehr Optionen, lösen dieses Paradox allerdings durch mehrere „Ebenen“. Mal können die Fader den Pegel der Eingangskanäle steuern, mal den Ausgangspegel der Aux-Wege oder, wenn es sein muss, sogar einzelne Bänder eines grafischen Equalizers . Klingt komplex, ist es auch!
Dennoch haben es in letzter Zeit einige Hersteller geschafft, digitale Mischpulte auf einfachste Bedienung zu trimmen; ganz oben auf der Liste wäre etwa die „Studio – Live“-Serie von Presonus. Der größte Vorteil eines rein digitalen Mixers, wie beispielsweise des Phonic IS-16 − das ein sehr gutes Preis/ Leistungs-Verhältnis, sogar mit farbigem Touchscreen und mitgeliefertem WiFi-Dongle, bietet − oder des Yamaha 01V96i, ist natürlich das sogenannte „Total Recall“. Vor Feierabend wird einfach ein Preset mit allen Einstellung des Mischpults abgespeichert, und bei der nächsten Session lässt sich alles exakt wieder herstellen − in wenigen Sekunden! Auch einzelne Sektionen, etwa nur der Equalizer des Gesangs oder die Dynamics der Snare, lassen sich speichern oder schnell auf andere Kanäle kopieren. Außerdem ist meist jeder Kanalzug mit allen Raffinessen ausgestattet, von Kompressor über Noise-Gate bis hin zum Limiter.
Nach dem Vorverstärker arbeitet ein Digital-Mixer nur mit Nullen und Einsen. Somit liegt es eigentlich auf der Hand, einen Computer in dieses System mit einzubeziehen. Sehr viele Mischpulte der neueren Generation stellen deshalb eine digitale Schnittstelle wie FireWire oder USB bereit. Über ein einziges Kabel lassen sich die Eingangskanäle des Mischpults in die DAW weiterleiten und dort aufnehmen − das Mischpult wird zum Audiointerface! Meistens ist in diesem Zusammenhang noch ein Schalter namens „Pre EQ“ zu finden, der während der Aufnahme zwar ein sauberes Monitoring Signal ermöglicht, die Spuren aber dennoch ohne die Equalizer-Bearbeitung auf der Festplatte landen lässt.
Umgekehrt geht’s natürlich auch, denn die meisten dieser Digitalpulte verfügen über einen Schalter in der Eingangssektion, der die DAW-Spuren wieder auf die Kanäle im Mischpult zurückholt. Dann kann es losgehen mit dem Mix! Wer diesen Vorzug nicht missen möchte, ohne auf analoge Equalizer und echte Aux-Wege mit dedizierten Drehreglern zu verzichten, sollte einen Blick auf die sogenannten Hybrid-Pulte werfen. Vorzeigebeispiele wären etwa das Mackie Onyx 1640i, das Midas Venice F-16 oder das Allen & Heath ZED R16.
Hybrid – best of both worlds!
Analoger Signalweg plus integrierte digitale Schnittstelle. So verbindet man die analogen Vorteile wie Soundqualität und Workflow mit digitalem Recording.
Mackie Onyx 1620i bietet acht Mic-/Line-Eingänge, vier Stereo-Eingänge und einen 4-Band-EQ mit zwei parametrischen Mittenbändern in den ersten acht Kanälen, außerdem eine Talkback-Sektion.
Wer eine preiswerte und flexible „digitale“ Ergänzung für rein analog aufgebaute Mischpulte sucht, der sollte sich unbedingt den LR-16 von Cymatic Audio anschauen. Für knapp 400 Euro liefert das kompakte Gerät 16 Line-Inputs, die über die Direct-Outs der Mischpultkanäle mit Signalen versorgt werden. Die Buchsen lassen aber auch das Einschleifen über Kanal-Inserts zu.
Der LR-16 ist praktisch für Live-Aufnahmen oder etwa Bandrecording im Proberaum, da er in Verbindung mit USB-2.0-Speichermedien als Standalone-Recorder eingesetzt werden kann. Dank Class-compliant-Treibern kann der LR-16 außerdem an Audiorechnern oder an iOS-Geräten als Audiointerface arbeiten.
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Gute Zusammenfassung. Leider ist der Artikel nicht mehr recht zeitgemäß.