Physische Objekte treffen auf Samples

Angecheckt: Vessels von Noon Instruments

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Das in London ansässige Klangstudio Noon Instruments hat sich bereits mit ihrem Debüt „Toska“ einen Namen gemacht. Auch mit dem neuen Release „Vessels“ bleibt die Sample-Schmiede ihrer Philosophie treu, außergewöhnliche Aufnahmetechniken mit modernen Produktionswerkzeugen zu verbinden. Dennoch ist hier etwas völlig Neues entstanden, das die Klangwelt von Toska perfekt ergänzt.

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Wenn man die Verbindung von analoger und digitaler Klangwelt als kreative Spielwiese nutzt, können moderne und gleichermaßen organische Sounds entstehen. Das neue Software-Instrument Vessels von Noon Instruments geht dabei einen besonderen Weg: Es kombiniert klassische Synthesizer-Samples mit der Resonanz physischer Objekte wie Ölfässer und Donnerblechplatten, kombiniert mit weiterem Reamping und Re-Recording auf Tape.

Die Aufnahmen

Die Basis bildet eine umfangreiche Sammlung von analogen und digitalen Synthesizer-Aufnahmen, die im Holy Mountain Studio in Hackney aufgenommen wurden. Diese wurden anschließend mit verschiedenen Reamping-Techniken bearbeitet. Dabei kamen unter anderem Oberflächenwandler zum Einsatz, die metallische Objekte in Schwingung versetzen und als eigenständige Klangquelle nutzen.

Klangkomponenten

Das Ergebnis dieser aufwendigen Produktionstechnik verteilt sich – vergleichbar mit Toska – auf drei Bänke, auf deren Grundlage die Patches in der Engine entstehen:

“Convergent” nutzt die Resonanzen der physischen Objekte (220 eher metallische, raue Klänge).

“Divergent” setzt auf klassisches Reamping durch zwei 180-Watt-Boxen in Stereo und unterschiedlichen Mikrofonen (weitere 220 Klänge, die auch durch zusätzliche Effekte (z.B. MS-20) an Raum und Charakter gewinnen).

“Relics” fügt eine weitere Dimension durch Aufnahmen der Samples auf Tonband und Kassette bei 20 weiteren Klängen hinzu.

Klanggestaltung und Presets

Aus diesen Komponenten entstehen dann in bis zu vier Layern (I-IV) die insgesamt 460 mitgelieferten Presets. Layer I liefert als Klanganteil immer die „rohen“ Aufnahmen, Layer II, III und IV die entsprechenden Komponenten aus der „Convergent-Bank“ und der „Divergent-Bank“ mit jeweils unterschiedlichen Signalen aus den unterschiedlichen Mikrofonen, Giganeln oder Objekten – je nach gewähltem Grundklang und Bank entsprechend angepasst.

Der weitere Klangformungsweg für alle Layer gemeinsam ist in fünf Hauptbereiche gegliedert: Form, Distort, Voice, Reflect und Pulse. Die Klangbearbeitung erfolgt durch etablierte Werkzeuge wie parametrischen EQ, Filter und Hüllkurven. Hinzu kommen kreative Effekte wie ein Röhren-Kompressor und verschiedene Saturation-Stufen. Der Halleffekt bietet neben algorithmischer Bearbeitung auch 24 Impulsantworten, die von realistischen Räumen bis zu experimentellen “Endless”-Texturen reichen. Ein synchronisierbarer Delay-Effekt, zwei LFOs und ein Arp ermöglichen die rhythmische Bearbeitung der Kreationen. Wer Toska kennt, wird sich insgesamt schnell zurechtfinden.

Die mitgelieferten Presets wurden übersichtlich in die fünf Kategorien Arp, Atmosphere, Keys, Pad und Pulse einsortiert. Insgesamt kann man feststellen, dass die Sounds etwas knackiger und rhythmischer daherkommen als beim Vorgänger Toska, bei dem der Fokus auf eher granularen Texturen und Flächen lag. Wobei auch Vessels einige schöne Pads und Texturen zu bieten hat.

Fazit

Vessels von Noon Instruments ist für alle, die gern charaktervollen Synthesizer-Klänge verwenden und das in den unterschiedlichsten Genres. Die Kombination aus hochwertigen und ungewöhnlichen Aufnahmen und physischen Resonanzen erzeugt eine besondere Klangästhetik. Die bewährte und intuitive Bedienung ermöglicht dabei sowohl subtile als auch experimentelle Klanggestaltung und wird auch zufriedene Anwender von Toska wieder gefallen. Allerdings wäre bei beiden Libraries ein übersichtlicher Preset-Browser mit Tags eine nette Ergänzung. Glücklicherweise bieten beide Libraries volle NKS-Kompatibilität, die ein schnelles Auffinden der Klänge mit den Audio-Previews erleichtert.

Vessels läuft im kostenlosen Kontakt Player ab Version 7.7.2 und benötigt knapp 26 GB auf der SSD. Der Preis liegt regulär bei 99£ (ca. 120 Euro) – zur Einführung gibt es bis Ende Januar 2025 noch 20£ Rabatt.

Links:

https://www.nooninstruments.com/vessels

Review Toska: https://www.soundandrecording.de/equipment/interessante-neue-sample-libraries/

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