KI-gestützte Optimierung der Stimme

Angetestet: prime:vocal von Sonible

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Die Grazer Audiofachleute von Sonible präsentieren mit „prime:vocal“ ein neues Werkzeug zur Bearbeitung von Gesangs- und Sprachaufnahmen, die in nicht-idealen Aufnahmesituationen entstanden sind. Die Software verspricht deren Optimierung in einem übersichtlichen Tool mit vielen schlauen Hintergrundprozessen. Damit reiht sich „prime:vocal“ in das bekannte Portfolio von smarten Helfer des Herstellers ein.

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Erste Schritte

Das Tool ist als eigenständiges Programm konzipiert und läuft nicht als reguläres Plug-in der DAW. Die Aufnahmen können also unabhängig von einem Projekt „vorbehandelt“ werden.

Alternativ gibt es aber auch schon eine Beta für die ARA-Schnittstelle unter VST und AU. Damit kann „prime:vocal“ beispielsweise direkt in Logic und Cubase verwendet werden. Damit ist eine schnellere Bearbeitung direkt im Projekt möglich. Da sehe ich prime:vocal auf jeden Fall besser aufgehoben, als Projekt-unabhängig in der Standalone-Version.

Die Bedienoberfläche präsentiert sich aufgeräumt und übersichtlich. Nach dem Import einer Audiodatei beginnt prime:vocal automatisch mit der Analyse des Materials. Dieser Prozess benötigt je nach Rechner etwa die Spielzeit der Aufnahme – bei einer einminütigen Aufnahme also mindestens eine Minute, bei mir auch manchmal deutlich mehr. Bei längeren Audioaufnahmen wie beispielsweise bei Hörbüchern, kann das also schon eine Weile dauern. Bei langen Passagen kann aber direkt an bereits analysierten Teilen der Aufnahme mit der Arbeit begonnen werden.

Die Software erkennt selbstständig problematische Bereiche und bietet passende Korrekturmöglichkeiten an, die dann – auch dynamisch – feinjustiert werden können.

Störgeräusche und Raumakustik

Störgeräusche wie Lüfter oder elektrisches Brummen können reduziert werden, ohne den Gesang zu beeinträchtigen. Auch das Übersprechen anderer Instrumente lässt sich minimieren – praktisch bei gleichzeitiger Aufnahme mehrerer Quellen in einem Raum.

Außerdem werden unerwünschte Reflexionen aus akustisch schwierigen Räumen entfernt. Der Algorithmus ist dabei allerdings auf kleinere Räume optimiert. Bei sehr langen Hallfahnen, etwa in Kirchen, können Artefakte entstehen.

Die Bearbeitung von Zischlauten und Plosiven erfolgt über separate Module mit jeweils drei Intensitätsstufen.

Auch wenn man die besten Einstellungen gefunden hat, kann es sein, dass sie nicht überall gleichermaßen passen. Deswegen können sie per Automation im Zeitverlauf angepasst werden.

Dynamik und Klangformung

Für die dynamische Bearbeitung stehen zwei Funktionen zur Verfügung: Das Level-Riding sorgt für gleichmäßige Lautstärke, während die Kompression den Dynamikumfang kontrolliert. Die spektrale Ausbalancierung bietet mit den Profilen “Vocal Low/High” und “Speech Low/High” sowie den Klangcharakteren “Warm”, “Neutral” und “Bright” gute Anpassungsmöglichkeiten.

Bedienkonzept

Die Bedienung gestaltet sich intuitiv: Die wichtigsten Parameter sind direkt zugänglich, Feineinstellungen erfolgen über separate Bereiche. Die visuelle Darstellung der erkannten Störsignale erleichtert die Kontrolle.

Insgesamt kann man Festellen, dass sich alles schnell einstellen lässt, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Es passiert aber viel im Untergrund, auf das man wenig Einfluss hat. Das kann auch eine gute Sache sein, vor allem macht es einen schneller. Wer aber mehr Kontrolle und Flexibilität wünscht, muss zu dezidierten Plug-ins für die jeweilige Aufgabe greifen.

Preise

Prime:vocal kostet regulär 179 Euro. Für bestehende Sonible-Kund*innen gibt es personalisierte Crossgrade-Angebote, ebenso gibt es Angebote für Studierende. Eine Testversion für 30 Tage kann man auf der Website laden und dies ist unbedingt vor dem Kauf zu empfehlen.

Fazit

Prime:vocal von Sonible eignet sich besonders für Musikschaffende, die häufig unter nicht-optimalen Bedingungen aufnehmen müssen und bisher von den hier eingebauten Tools nicht schon einzelne Lösungen haben, wie sie auch Sonible selbst anbietet.

Prime:vocal ist ein gutes „all-in-one“-Paket für diesen speziellen Anwendungsfall. Trotzdem sollte man auch mit diesem Tool schon bei der Aufnahme alles dafür tun, ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Umso gezielter und effektiver kann prime:vocal dann seine Arbeit tun und in einem ersten Schritt die Gesangs- oder Sprachaufnahmen polieren. Für die Zukunft würde ich mir auch reguläre VST/AU Plug-ins mit einer Echtzeitbearbeitung wünschen, aber eigentlich ist die ARA-Variante schon die beste Lösung. Für problematische Aufnahmen müssen auch weiterhin die spezialisierten Tools herangezogen werden.

Link:

https://www.sonible.com/de/primevocal

 

 

 

 

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