Arturia will mit dem KeyStep das Unmögliche möglich machen und bietet einen Keyboard-Controller an, der nicht mehr als 120,- Euro kostet und sowohl den blassen Modular-Nerd als auch den Bedroom-Producer oder das Bühnen-Frontschwein zufrieden stellen soll. Kann das gutgehen?
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Die umtriebige französische Soft-und Hartwareschmiede hat in den letzten Jahren schon viel Erfahrung mit dem Bau von Controllern und kompakten Tasten-Instrumenten wie dem, Synth-Verkaufsschlager MicroBrute gesammelt. Der neue Mini-Keyboard-Controller KeyStep wurde als das Missing Link im Controllerbereich konzipiert: ein Minitasten-Keyboard, das mit Arpeggiator, Stepsequenzer und CV/Gate-Ausgang ausgestattet und zudem im preislichen Low-Cost-Sektor angesiedelt ist.
Äußerlichkeiten
Der KeyStep präsentiert sich im cool-nüchternen, stabilen, weissen Gehäuse (Oberseite Plastik, Unterseite Metall), das eine zeitlose Eleganz und eine gewisse Laborästhetik ausstrahlt. Die Mini-Tastatur umfasst zweieinhalb Oktaven und verfügt über Anschlagsdynamik und Aftertouch. Der solide gefertigte und kompakte Controller lässt sich ziemlich gut spielen, allerdings ist der geringe Hub der relativ breiten 32 Mini-Tasten, etwas gewöhnungsbedürftig und fühlt sich nicht ganz so angenehm an, wie etwa das Mini-Keyboard der Reshaper-Serie von Yamaha, wirkt aber deutlich hochwertiger als etwa die Microbrute-Tastatur. Letztlich ist das aber Geschmackssache (ich kenne Leute, die die KeyStep-Tastatur für das beste Mini-Keyboard überhaupt halten) und man will ja schließlich mit dem Gerät auch keinen Rachmaninov spielen.
Panel
Die Spielhilfen (Pitch/Modulation) sind als kleine gut einsetzbare Touch-Strips ausgeführt, darüber hat man die Oktavlagenschalter sowie Hold- und Shift-Taste positioniert. Zwei achtstufige Drehschalter dienen der Anwahl der Sequenzen oder der Arpeggio-Typen (Up/Down, Inclusive, Exclusive, Random, Note Order, Double Up, Double Down) und der Quantisierung (1/4 bis 1/32T). Das Tempo lässt sich mit einem Poti oder einem Tap-Taster einstellen.
Kommunikation
Rückseitig sichtet man erfreulich viele Anschlüsse: Neben USB/MIDI gibt es gottseidank auch MIDI-IN- und -Out im klassischen DIN-Buchsen Outfit (heute keine Selbstverständlichkeit mehr), einen Sustain-Pedal-Anschluss, Sync- Ein- und Ausgänge und CV/Gate-Ausgänge. Außerdem steht praktischerweise noch ein weiterer CV-Ausgang zur Verfügung, der dem Modulations-Touch-Strip, dem Aftertouch oder der Velocity zugeordnet ist und mit dem man etwa Cutoff oder andere Parameter steuern kann. Diverse Sync-Optionen lassen sich mit DIP-Schaltern einstellen. Strom erhält das Gerät über USB oder den Anschluss für ein (nicht im Lieferumfang enthaltenes) Neun-Volt-Standard-Netzteil. Der Energieverbrauch ist gering, der KeyStep kann auch von einem iPad gesäugt werden.
Step It!
Trotz seines minimalistischen Outfits bietet der KeyStep jede Menge Features. Mit der Shift-Taste lassen sich außer dem MIDI-Kanal auch die Gate-Zeit und der Swing-Faktor einstellen. Die acht abspeicherbaren Sequenzen können bis zu 64 Steps lang und bis zu achtfach polyfon sein; aufgenommen wird wahlweise im Step- oder Realtime-Modus, Pausen, Tie und Legato lassen sich auch eingeben. Overdubs und rudimentäres Editieren ist am Gerät möglich. Im Arpeggio-Hold-Modus lassen sich bei Bedarf sukzessiv bewegliche Akkordgebirge schichten; zudem steht auch ein Chord-Play-Modus für Ein-Finger-Akrobaten zur Verfügung, der auch im Arpeggiator genutzt werden kann.
Finetuning
Will man tiefer in den KeyStep eintauchen, kann man softwaregestützt weitere Feineinstellungen vornehmen: Mit dem kostenfreien MIDI Control-Center (das auch mit anderen Arturia-Produkte arbeitet), lassen sich z.B.
– Sync-Einstellungen verändern (1 PPQ, 2 PPQ etwa für Korg Volcas, 24 + 48 PPQ DIN Sync etwa für Roland TB-303 etc.),
– Control Voltage und Gate einstellen (1 Volt/Okt, Volt>Hertz, 5V oder 12V Gate)
und die Sequenzen grafisch editieren.
Fazit
Arturia hat mit dem KeyStep ein kleines Feature Monster im Controller-Sektor geschaffen, das man in Zukunft auf vielen Bühnen und Studio-Tischen sehen wird. Das wirklich kostengünstige Gerät bietet eigentlich fast alles, was man sich von einem Kompakt-Controller erträumt und wird dank des flexiblen, polyfonen Sequenzers und Arpeggiators zum inspirierenden Kreativ-Tool, das vor allem für den Live-Performer eine Menge bietet. Vermisst habe ich nur eine Möglichkeit MIDI-Programmchange-Befehle abzufeuern; dies gehört eigentlich zum Standard eines ControllerKeyboards und sollte via Firmware-Update nachgereicht werden.
KeyStep Hersteller/Vertrieb Arturia
UvP 119,– Euro