In der Welt der Synthesizer gibt es Modelle, die jedem irgendwann einmal über den Weg laufen und die man in diversen Songs ganz sicher schön gehört hat. Ein solcher Synthesizer ist der Elka Synthex, ein analoger Polysynth aus den 80er Jahren, der von Künstlern wie Jean-Michel Jarre und Depeche Mode genutzt wurde. Nun hat Arturia den Klassiker in die digitale Welt überführt – mit dem Synthx V.
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Elka Synthex und sein virtueller Nachbau
Der Elka Synthex war ein bemerkenswerter analoger Synthesizer der frühen 1980er-Jahre. Er zeichnete sich durch seinen kraftvollen, charakteristischen Klang und vielseitige Funktionen aus. Mit zwei DCOs pro Stimme, einem einzigartigen Multimode-Filter und einem flexiblen LFO-System bot er ein breites Klangspektrum. Besonders hervorzuheben waren seine Bandpass-Filter und der integrierte Chorus-Effekt, die maßgeblich zu seinem unverwechselbaren Sound beitrugen.
Der Synthex verfügte über 80 Speicherplätze und einen eingebauten Sequenzer. Seine robuste Bauweise und das intuitive Bedienkonzept mit zahlreichen Reglern und Schaltern machten ihn zu einem geschätzten Instrument für Musiker und Produzenten. Trotz einiger Einschränkungen wie der fehlenden Anschlagdynamik gilt der Synthex als Klassiker der Synthesizer-Geschichte und wurde von bekannten Künstlern wie Jean-Michel Jarre, Stevie Wonder, Keith Emerson oder Depeche Mode eingesetzt. Seine Seltenheit und Klangqualität machen ihn zu einem begehrten Sammlerstück in der Welt der analogen Synthesizer (zum Zeitpunkt des Schreibens ist er für rund 11.000 € bei reverb.com zu bekommen).
Der Arturia Synthx V versucht natürlich, die Essenz des originalen Elka Synthex nachzubilden – so wie man es von dem französischen Hersteller kennt. Wie sein Hardware-Vorgänger ist der Synthx V ein multitimbraler Synthesizer mit dualer Architektur und behält auch die charakteristischen DCOs bei. Der beliebte Chorus-Effekt ist in drei Varianten verfügbar.
Ein Kernstück des Originals war auch der CEM 3320 Multimode-Filter, der im Synthx V nachgebildet wurde. Arturia hat nicht nur den legendären Hochpassfilter rekonstruiert, sondern auch einen bisher ungenutzten Tiefpass-Modus implementiert.
Die duale Architektur erlaubt es, zwei unterschiedliche Klänge unabhängig in Layer A und B zu schichten und zu verweben. Der “Spread”-Parameter verteilt die Stimmen im Stereofeld, was besonders bei genutzter Unison-Funktion für massive Bässe interessant ist. Die vielen Modulationsmöglichenkeiten der Oszillatoren wie Ring-und PWM-Kreuzmodulation ermöglichen die Erzeugung komplexer Klänge.
240 Presets legt Arturia dem Softsynth ab Werk bei. Diese stehen dann auch in der neuesten Version von Analog Lab zur Verfügung und können dort mit anderen Synths des Herstellers kombiniert werden.
Erweiterungen und moderne Features
Der Arturia Synthx V geht natürlich über eine reine Emulation hinaus und bietet zusätzliche Features:
Multi-Arp: Anstelle des ursprünglichen 4-Spur-Sequenzers gibt es nun vier unabhängige Arpeggiator-Einheiten. Diese ermöglichen komplexe, rhythmische Patterns und können im Stereo-Link-Modus sogar den linken und rechten Kanal separat ansprechen. Ich hoffe, dass diese Funktion in weitere Synths des Herstellers und in Analog Lab per Update nachgerüstet wird.
Effekt-Rack: Vier Effekt-Slots mit 17 verschiedenen Effekten aus dem Arturia-Arsenal stehen zur Verfügung. Von Reverb bis Distortion lässt sich der Klang umfassend formen.
Sehr flexible Modulatoren: Drei Modulator-Slots mit Drag-and-Drop-Funktion erweitern die Möglichkeiten der Klanggestaltung erheblich.
Erweiterte Spielbarkeit: MPE (MIDI Polyphonic Expression) und polyphoner Aftertouch, sofern die eigene Hardware dies unterstützt.
Die Alternativen
Neben dem Arturia Synthx V gibt es auch weitere Emulation des Elka Synthex wie beispielsweise von Cherry Audio (Elka-X) oder XILS-Lab (Syn’X 2). Es lohnt also ein Blick in die eigene Plug-in- Sammlung zu werfen, ob man nicht bereits eine Emulation am Start hat. Die Version von XILS-Lab liegt bei der Preisempfehlung auf gleichem Niveau, wohingegen die Version von Cherry Audio bereits für rund 49 $ den Besitzer wechselt. Wer lieber ein gesampeltes Original möchte, wird auch fündig: IK Multimedia hat mit dem “Synth-X” als Teil von Syntronik 2 ein Instrument im Angebot. Bei UVI hört der gesampelte Synthex auf den Namen „Synthox 1.5″ und ist u. a. Bestandteil von Vintage Vault
Der Arturia Synthx V kostet regulär 199 €, wird aber zur Einführung bis 29. Oktober 2024 für 99 € zu haben sein. Besitzer von anderen Arturia Produkten sollten sich beim Hersteller einloggen, um ihren Preis zu sehen. Wer Geduld hat, wird den Synth auch in der nächsten V Collection 11 finden können; die kommt aber bestimmt erst im nächsten Jahr.
Fazit
Mir persönlich macht der Sound der frühen 80er immer Spaß und ich habe schnell die Zeit vergessen, als ich mit dem Synthx V herumgespielt habe. Vor allem die neue Multi-Arp-Sektion ist klasse. Allerdings ist der Synth je nach Patch nicht immer zimperlich mit der CPU, das mag aber auch an der Beta gelegen haben, die ich getestet habe.
Der Arturia Synthx V ist eine gelungene, wenn auch nicht die einzige Neuinterpretation des Elka Synthex auf dem Markt, die den klassischen Charakter mit modernen Funktionen verbindet. Der Softsynth bietet eine attraktive Alternative für alle, die den Klang des Elka Synthex schätzen, aber nicht zufällig auch eine der raren und teuren Vintage-Exemplare zur Hand haben.