Audeze MM-500 – Kopfhörer der Spitzenklasse im Test
von Axel Latta,
Anzeige
Der US-Hersteller mit Sitz in Santa Ana, Kalifornien hat über die Jahre ein sehr großes Repertoire von Kopfhörern aufgebaut. Nebst Gaming- und In-Ear-Modellen interessiert uns hauptsächlich das Segment der studiotauglichen High-End-Hörer.
Anzeige
Hier geht die Edelmarke mit dem ersten Modell der neuen MM-Serie an den Start. Das Kürzel ist dem amerikanischen Mixing-Engineer Manny Marroquin zu verdanken, der zusammen mit Audeze an der Entwicklung arbeitete. Marroquin hat sich nicht zuletzt mit seinen erstklassigen Mischungen für Künstler wie Rihanna, Alica Keys oder John Mayer einen internationalen Namen gemacht und zahlreiche Grammy-Awards gewonnen. Der MM-500 richtet sich also an Produzenten und Studio-Mischer, die nach einem möglichst realistischen und transparenten Schallwandler suchen, der ggf. sogar auf gleicher Augenhöhe mit Abhörlautsprechern im Studio mitspielen soll. Was ist dran an dieser Behauptung?
Konstruktion
Das graue Gehäuse besteht vollständig aus Aluminium mit Elementen von Federstahl und verzichtet gänzlich auf Kunststoff. Der offene Rücken der Hörschalen ist mit einem schwarzen Gitter im typischen Audeze-Look versehen. Das ohrumschließende Design wird unter anderem durch einen hohen Schalendurchmesser von 10 cm realisiert. Die schwarzen Ohrpolster bestehen aus weichem Leder und besitzen vorne eine Tiefe von 1,5 cm und hinten von 3 cm. An den schwenk- und drehbaren Haltebügeln ist je eine Jochstange mit einer Länge von knapp 7 cm angebracht, welche in das Kopfband überführen. Optional lassen sich beim Hersteller auch um ein Zoll verlängerte Jochstangen erwerben.
Audeze legt ein geflochtenes Standard-Kabel mit einer Länge von 190 cm bei, welches von einer vergoldeten Stereo-Klinke (6,3 mm) zu zwei vierpoligen Mini-XLR-Buchsen führt. Diese sind mit einem roten und schwarzen Schrumpfschlauch zur Unterscheidung der beiden Stereo-Kanäle markiert. Alle Endhülsen lassen sich aufschrauben, sodass man bei Bedarf auch selbst Reparaturen vornehmen kann. Einmal angeschlossen, sitzen die beiden Kabelenden bombenfest am Treiber. Nur durch Betätigung der Arretierung und einem kräftigen Ruck kann man das Kabel wieder entfernen.
Trotz der etwas wuchtigen Erscheinung wiegt das gesamte Konstrukt nur knapp unter 500 Gramm. Insgesamt ist das Studiowerkzeug extrem gut verarbeitet und macht einen sehr edlen Eindruck. Mit dabei sind ein robuster und sogar abschließbarer Transportkoffer, ein Samtbeutel sowie ein Echtheitszertifikat.
Innenleben
Wie schon bei den Modellen LCD-X oder LCD-2 verlässt sich auch der MM-500 auf einen planarmagnetischen, also magnetostatischen Schallwandler. Bei dieser besonders häufig im High-End-Bereich verwendeten Bauweise wird die Auslenkung der Membran nicht durch eine Schwingspule, sondern durch Magnetstäbe vor und hinter der Membran umgesetzt. Da diese Magneten, hier des Typs »Neodym N50«, relativ groß ausfallen, macht sich diese Konstruktion ebenfalls in der üppigeren Dimensionierung der gesamten Hörschale bemerkbar. Allerdings fällt das Gewicht, wie erwähnt, geringer als erwartet aus. Vermutlich liegt diese positive Eigenschaft am »Fluxor Magnet Array« – einem Patent von Audeze, dass die Leiterbahnen auf der Membran dünner und leichter gestaltet als manche Konkurrenten. Die Wandlergröße beträgt 90 Millimeter. Bei der Membran selbst setzt der Hersteller auf sein Modell »Ultra-Thin Uniforce«.
Beim Betrachten der technischen Daten fällt in erster Linie die sehr niedrige Impedanz von nur 18 Ohm auf. Mit einer Empfindlichkeit von 100 dB/1 mW kann man also, wenn gewünscht, auch mit weniger leistungsfähigen Kopfhörerverstärkern ziemlich hohe Lautstärken erzielen. Das Datenblatt bestätigt dies mit einem maximalen Schallpegel von 130 dB SPL.
Im Betrieb
Durch die fein eingearbeitete Riffelung in den Jochstangen lässt der Gesamtumfang des Hörers ziemlich exakt an die jeweilige Kopfgröße anpassen. Der Anpressdruck des Bügels mag manchem Nutzer vielleicht etwas zu stark erscheinen, hilft aber, die Hörschalen über den Ohren ordentlich zu »versiegeln«. Den hochwertig verarbeiteten Lederpolstern ist ein sehr angenehmes Tragegefühl zu verdanken.
Wie bei vielen Kopfhörern mit offener Bauweise fällt zunächst auf, dass das Frequenzspektrum recht ausgeglichen abgebildet wird. Durch großzügige Luftschlitze am Rücken ist es schon rein physikalisch eher unwahrscheinlich, dass innerhalb des Systems gravierende Schallreflexionen und somit auffällige Resonanzen entstehen. Zudem kommt im MM-500 ein »Fazor Waveguide « zum Einsatz, der die Schallwellen möglichst parallel von der Membran wegleitet und somit anderweitige Reflektionen vermindert.
Lediglich ist eine leichte Betonung des Frequenzbereichs zwischen etwa 2 und 4 kHz zu vernehmen. Das soll keineswegs Kritik darstellen, ist doch gerade dieser Frequenzbereich mit am relevantesten, wenn es um die zu transportierende Energie eines Tracks geht. Erstaunlich ist die Leistungsfähigkeit im unteren Frequenzspektrum. Kick Drums und Sub-Bässe generiert der MM-500 mühelos und druckvoll, ohne übertrieben zu wirken.
Nicht nur hinsichtlich Frequenzspektrum, sondern auch Dynamik nutzt der Schallwandler eine sehr hohe Bandbreite aus, was vielen Musikstücken mehr »Platz« zur Ausbreitung zur Verfügung stellt. Der Magnetostat überzeugt zudem mit seiner sehr guten räumlichen Abbildung. Gerade bei dichter verwobenen Audiomischungen ist es dennoch möglich, einzelne Elemente wunderbar exakt im Stereo-Panorama zu lokalisieren.
Im direkten Vergleich zu deutlich günstigeren Studioklassikern im Preissegment zwischen 300 bis 500 Euro ist der Klangunterschied natürlich wahrnehmbar. Ob dieser Klangunterschied allerdings eine Preisdifferenz von über 1.500 Euro rechtfertigt, muss man für sich selbst entscheiden.
Mal ganz unabhängig von der Qualität eines Kopfhörers, ist es nicht jedermanns Sache, auch tatsächlich eine Mischung von Anfang bis Ende »mit Konserven« anzufertigen. Manche schwören drauf – andere hassen es wie die Pest. Dies kann mitunter an der Separierung der beiden Stereokanäle liegen, welche, ganz im Gegenteil zur traditionellen Lautsprecher-Abhöre, ohne jegliches Übersprechen an jeweils nur ein Ohr weitergeleitet werden. Das kann hat nicht nur Auswirkung auf den Charakter der allgemeinen Frequenzverteilung, sondern auch auf die Panorama-Einstellungen innerhalb eines Mixes haben. Ein hochqualitativer Hörer kann Gold wert sein, muss aber nicht zwangsläufig zu weltverändernden Mix-Fortschritten führen.
Fazit
Der MM-500 richtet sich zweifelsohne an Pro-User. Neben der hervorragenden Verarbeitung und dem schicken Design macht sich die hohe Qualität durch sehr transparente, resonanzarme und detaillierte Klangwiedergabe bemerkbar. Besonders die feine Abbildung von Transienten sowie die Leistungsfähigkeit im Tiefbassbereich lassen beim MM-500 aufhorchen. Durch die hohe Auflösung eignet sich der Magnetostat nicht nur zum Mischen, sondern ebenso als exzellente »Klanglupe« zum Editieren von Audiomaterial. Der Preis von über 2.000 Euro ist allerdings kein Pappenstiel – insofern führt nichts an einer eigenen Testfahrt mit dem Edelhörer vorbei.