Audio Imperia Dolce hat einen anderen Klang im Visier, als man vielleicht von dem amerikanischen Hersteller gewohnt ist, denn sie sind vor allem bekannt für eher groß und bombastisch klingenden Libraries wie Jaeger, Areia oder Thalos. Mit Dolce zielt der Hersteller eher auf einen romanischen, lieblicheren Grundton und vervollständigt hiermit das Portfolio um eine Kammerstreicher-Library.
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Audio Imperia Dolce
Audio Imperia Dolce ist in Zusammenarbeit mit den renommierten Sample-Fachleuten von Performance Samples mit Jasper Blank entstanden, die ihrerseits viele erfolgreiche Produkte wie die Pacific Ensemble Strings im Programm haben. Die Aufnahmen wurden in demselben Raum wie die Pacific Strings oder auch Audio Imperias Chorus (s. u.) gemacht.
Das Ensemble von Audio Imperia Dolce wurde in der Besetzung 7,5,4,3,3 aufgenommen (7 erste Violinen, 5 zweite, 4 Violas, 3 Celli und 3 Bässe). Alle Aufnahmen bekommt man in den Signalen Close, AB, Wide/Outrigger und Ambient. Dazu gibt es Audio Imperia-typisch einen modernen Mix (bearbeitet mit einem eher dichteren, Trailer-artigen Sound) und einen klassischen Mix (im Vergleich eher ein natürlicher Klang), beide zur direkten Verwendung vorbereitet. Das spart Zeit und Ressourcen. Zusätzlich kann man dem Signal einen eingebauten Reverb (Room/Hall) beimischen.
Insgesamt wurden die Aufnahmen für dieses Instrument sehr detailliert erstellt. Bis zu 8 dynamischen Layer und 8 Round Robins wurden gesampelt und lassen damit sowohl schnelle als auch expressive Kompositionen reibungslos gestalten. Auch das Verblenden der einzelnen Layer geht dadurch sehr weich vonstatten.
Dolce läuft in der kostenlosen Player-Variante von Kontakt mit der Audio Imperia-eigenen Pyramid-Engine, die auch fast alle anderen Libraries des Herstellers verwenden. Das GUI ist sehr übersichtlich. In zwei Ansichten (Basic/Advanced) werden die Einstellmöglichkeiten entsprechend angezeigt. Wer andere Libraries von Audio Imperia kennt, findet sich schnell zurecht.
Die Auswahl der umfangreichen Artikulation ist über die Sektionen hinweg konsistent und enthält alle gängigen Spielweisen (Sustain (auch als Con Sordino), Harmonics, Tremolo, Trills und diverse kurze Artikulationen). Jede Instrumentengruppe liefert auch ein Legato-Patch mit. Zusätzlich haben einige Gruppen noch spezielle Zusatz-Patches wie beispielsweise ein schnelles Staccato der 2. Violinen, energetische Shorts der Celli oder Bend-Effekte der Bässe. Anders als viele Mitbewerber setzt Audio Imperia Dolce nicht auf Keyswitches, sondern liefert für jede Artikulation ein separates Patch. Das muss kein Nachteil sein und sorgt vielleicht für mehr Übersicht im Arrangement. Allerdings muss man sich ggf. an eine andere Arbeitsweise gewöhnen.
Neben den einzelnen Sektionen liefert die Library ür das schnelle Arbeiten und Sketchen vorbereitete Ensemble Patches, die auch die meisten der Artikulationen bieten, allerdings fehlt hier das Legato. Gerade das Legato hat bei Erscheinen von Audio Imperia Dolce etwas Kritik bekommen und wurde daraufhin in einem Update verbessert. Der Hersteller rät, bei Legato-Sequenzen das Sustain-Pedal gedrückt zu halten, um geschmeidigere Übergänge zu bekommen. Das Legato bleibt vielleicht trotzdem nicht die Kernkompetenz dieser Library.
Besonders gut gefallen mir die Patches mit der Con Sordino-Spielweise und die zerbrechlich klingenden Harmonics. Toll ist auch, dass man beim Marcato die Länge selbst in der Hand hat. Bei den Bässen hört man teilweise die Loop-Punkte bei langen Noten leider etwas.
Audio Imperia Dolce passt gut zu den anderen Libraries des Herstellers, wie beispielsweise Nucleus, ist im Vergleich aber wirklich lieblicher (vor allem im Classic-Mix), trotzdem schwingt im Klang auch etwas von der Präsenz und der Dichte der anderen Libraries mit (vor allem im Modern-Mix).
Tipp
Was mir gut gefällt, anfangs aber etwas irritieren kann, ist der sehr frühe Start der Samples, sodass das Spielen der Streicher auf Anhieb manchmal verzögert wirken kann. Der Trick ist einfach: Beim Einspielen muss man den Sample-Start mit dem Regler „S. Start“ im Advanced Menü auf „ganz kurz” zustellen. Nach dem Einspielen regelt man den Wert wieder hoch und passt die angezeigte Differenz per negatives Track-Delay in der DAW an. So bleibt das Timing erhalten, man bekommt aber den natürlichen Sound vom ersten Beginn an, noch direkt bevor die Note eigentlich erklingt. Scheint etwas kompliziert zu sein, ist es aber nicht. Lässt man sich aber darauf ein, bekommt man sehr realistische Ergebnisse.
Audio Imperia Chorus
Die schon oben erwähnte Library Audio Imperia Chorus ist übrigens auch eine Empfehlung und bietet alles für mächtige Chor-Passagen. Spannend ist besonders das umfangreiche Update, das für Nutzer kostenfrei im letzten Jahr erschienen ist. Es wurde dafür derselbe gemischte Chor mit 48 Personen aufgenommen. Die Library beinhaltet in der Aufteilung Frauen, Männer und Ensemble eine Reihe von Gesangseffekten als Ergänzung zu den klassischen Singweisen der Kern-Library. Das sind wirklich tolle neue Aufnahmen von Loops, rhythmischen Elementen, Riser, Short und sogar Body-Percussion – einzeln oder als Texturen. Damit geht Chorus FX deutlich über „normale“ Libraries dieser Kategorie hinaus.
Die neuen Artikulationen kann man bei Bedarf einzeln für 99 $ unter dem Namen Chorus FX erwerben, Chorus im Komplettpaket mit den FX kostet weiterhin 499 $. Natürlich gibt es auch hier regelmäßige Sales und oder als Einstieg die preisgünstigeren Lite-Versionen vieler Libraries.
Hersteller: Audio Imperia Dolce – Audio Imperia Chorus
Plattform: Kontakt Player ab 6.7.1 (kostenlos)
Preis / Größe: 499€ / 80 GB
Besonderheiten: 7,5,4,3,3, angepeilte Klangwelt: romantisch, 4 Mikrofonsignale und 2 Mixe, tolle Ergänzung der Klangwelt von Audio Imperia, sehr hohe Auflösung mit bis zu 8 dynamischen Layern und 8 Round Robins, NKS