My first SSL

Audio Interfaces von Solid State Logic – SSL 2 und SSL 2+ im Test

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Mit dem Namen Solid State Logic verbindet man die goldene Ära der Musikproduktion, als in jeder anständigen Tonregie eine riesige, teure Mischkonsole stand. Die SSL-Pulte der Serien 4000 und 9000 waren der Studiostandard. Inzwischen bietet SSL auch kompaktere, preisgünstigere Mischpulte an. Mit dem SiX sogar einen veritablen Kleinmixer speziell für DAW-Umgebungen. Womit wohl niemand gerechnet hätte, ist, dass die britische Nobelfirma einmal Audio-Interfaces für Einsteiger produzieren würde. Doch nun sind sie da: das SSL 2 und SSL 2+ zu Preisen unter 300 Euro!

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Schmucklos, in einer styroporfreien Kartonverpackung kommen die beiden Interfaces. Die Geräte selbst strahlen schon ein gewisses SSL-Flair aus: Die Bedienfläche der Pultgehäuse besteht aus Metall und hat die gebürstete Grau-Metallic-Optik, die man von neueren SSL-Produkten kennt. Es sind vor allem aber die charakteristischen Potikappen mit roter, blauer, grauer und schwarzer Oberseite, die den SSL-Look herstellen. Nice!

Zwei mal zwei

Optisch unterscheiden sich die beiden Interfaces nur wenig. Ihre Pultgehäuse haben eine identische Stellfläche von 234 x 157 mm und sind inklusive Knöpfe 70 mm hoch. Beide verfügen über zwei analoge Eingänge, die sich jeweils im Mikrofon-, Line- oder Instrument-Modus betreiben lassen; für Kondensatormikrofone lässt sich die Phantomspeisung zuschalten. Die Gain-Regler sind analoge Potis; in allen drei Modi decken sie einen weiten Bereich von 62 dB ab. LED-Ketten mit je fünf Segmenten helfen beim Aussteuern. Auffälligstes Merkmal der analogen Eingänge sind die geheimnisvollen Buttons mit der Aufschrift „4K“. Mit dieser Funktion soll sich der Klang der legendären SSL 4000 Konsolen emulieren lassen. Das schauen wir uns später genauer an!

Das SSL 2 präsentiert sich angenehm einfach: links zwei Eingänge, rechts die Abhörsektion.
Auch bei den Anschlüssen ist das SSL 2 sehr übersichtlich: zwei Combo-Inputs, zwei Klinken-Ausgänge für Monitorboxen sowie ein Kopfhörerausgang.

Die rechte Hälfte der Gehäuseoberseite nehmen die Monitoring-Funktionen ein. Ein großer blauer Knopf dient als Lautstärkeregler, d. h. er kontrolliert den Pegel der rückwärtigen Ausgänge, an die man somit Aktivboxen direkt anschließen kann. Über einen Monitor-Mix-Regler lässt sich zwischen dem Eingangssignal und dem DAW-Signal überblenden, um einen Kopfhörermix für Overdubs zu erstellen. Dieser Mix wird auch auf die angeschlossenen Lautsprecherboxen ausgegeben, die man für Mikrofonaufnahmen daher von Hand stumm regeln muss; andererseits kann man so über Speaker monitoren, wenn man einen E-Bass über den Hi-Z-Eingang einspielt oder Line-Quellen wie Synthesizer anschließt. Ein Mono/Stereo-Schalter legt die über die Eingänge angeschlossenen Quellen bei Bedarf in die Stereomitte des Monitor-Mix, was sich vor allem anbietet, wenn man einkanalig aufnimmt. Das DAW-Signal wird unabhängig von der Schalterstellung stets stereo ausgegeben.

Bei den Kopfhörerausgängen erkennen wir einen ersten Unterschied zwischen beiden Modellvarianten. Während das  SSL 2 nur einen Phones Out aufweist, bietet das SSL 2+ deren zwei. Dem zweiten Kopfhörerausgang lässt sich über einen Schalter wahlweise das Signal der Ausgänge 3+4 zuordnen. Es lassen sich somit separate Kopfhörer-Mixes für Toningenieur und Musiker anlegen.

In der Draufsicht unterscheidet sich das SSL 2+ vom kleineren Modell nur durch einen zusätzlichen Regler und Umschalter für den zweiten Kopfhörerausgang.
Die Anschlusspalette des SSL 2+ ist deutlich erweitert: Zusätzlich gibt Cinch-Buchsen für die Ausgänge 1+2 sowie ein weiteres Ausgangspaar 3+4. Dazu kommen ein zweiter Kopfhörerausgang sowie ein integriertes MIDI-Interface.

Schauen wir uns mal an, wie sich das anschlussseitig darstellt. Bei beiden Interfaces befinden sich sämtliche Ein- und Ausgänge auf der Rückseite. Rechts sehen wir zwei Combo-Buchsen mit der üblichen Belegung: Mit XLR-Stecker belegt, landet man im Mikrofoneingang, während der Klinkeneingang in der Mitte für Line- bzw. Instrument-Signale vorgesehen ist. Beide Interface-Varianten verfügen über nur zwei Inputs. Das SSL 2 bietet auch nur zwei Ausgänge in Form zweier symmetrisch beschalteter Klinkenbuchsen. Beim SSL 2+ sind diese beiden Ausgänge zusätzlich als unsymmetrische Cinch-Buchsen dupliziert. Das erspart ggf. einen Adapter, der gerade wenn’s dringend ist, sowieso nie aufzufinden ist. Darüber hinaus verfügt das SSL 2+ zusätzlich über ein weiteres Ausgangspaar für die Wandlerkanäle 3+4; diese werden nur unsymmetrisch über die Cinch-Anschlüsse ausgegeben. Oder eben über den zweiten Kopfhörerausgang, der wie der erste als 6,3-mm-Klinkenanschluss ausgeführt ist. Wie angesprochen, hat das kleinere SSL 2 nur einen Kopfhörerausgang; außerdem muss es auf die MIDI-In und -Out-Anschlüsse verzichten, welche beim SSL 2+ die Ausstattung komplettieren. Über digitale Ein- und Ausgänge zum Anschluss externer Wandler verfügen beide SSL-Interfaces nicht. Die Verbindung zum Computer stellt eine USB-Schnittstelle her. Auch wenn diese nur mit USB-2.0-Geschwindigkeit arbeitet (die für die wenigen Kanäle mehr als ausreicht), ist der Anschluss im „neumodischen“ USB-C-Format ausgeführt. Es liegen zwei Kabel bei: Eines mündet in einem üblichen USB-Typ-A-Stecker, das andere in einem USB-Typ-C-Stecker. Prima, so lassen sich die SSL-Interfaces an alten wie neuen Rechnern adapterfrei betreiben. Einen Netzanschluss gibt es nicht; die SSL-Interfaces arbeiten bus-powered, d. h. sie beziehen ihren Strom vom angeschlossenen Rechner über die USB-Schnittstelle.

Zum Softwarepaket gehört u.a. das SSL-eigene Plug-in Vocalstrip 2, ein Channelstrip mit allem, was man zur Bearbeitung von Gesang und Sprache benötigt.
Der ebenfalls mitgelieferte SSL Drumstrip ist ein hochwertiges Plug-in für die Schlagzeug-Bearbeitung.

Softwareseitig

Die SSL-Interfaces laufen an Mac und PC. Für Windows (ab Win 7) bietet der Hersteller ein Treiberpaket zum Download an; bei Mac OS ist keine Treiberinstallation erforderlich, denn hier verlässt sich SSL auf die im System integrierten Treiber für Class-Compliant-Geräte. Wie gewohnt, habe ich auf beiden Plattformen die Niedriglatenz-Performance mit dem CPU-hungrigen Softsynth DIVA von U-He ausgelotet (s. unten „Latenz-Benchmarking“). Unter Windows konnte ich bereits im kleinsten Puffersetting mit 16 Samples die maximal möglichen 16 DIVA-Voices ohne Aussetzer zum Klingen bringen. Cubase Pro 10.5 meldete eine Ausgangslatenz von 2,49 ms; die Eingangslatenz betrug 1,859 ms. Letztere wird nur relevant, wenn man während der Aufnahme Audiosignale in Echtzeit bearbeiten möchte, also z. B. Gitarren mit NI Guitar Rig einspielt; für die Verarbeitung von MIDI-Signalen, d.h. das Einspielen von Softsynths oder Sample-Instrumenten ist die Eingangslatenz irrelevant. Getestet habe ich auf einem recht leistungsstarken Windows-10-Rechner mit Intel Core i9 9900K 8-Kern-CPU (3,6 GHz) und 64 GB RAM. Da das Cubase-CPU-Meter recht zappelig wirkt, wird man für weniger leistungsstarke Rechner wohl höhere Puffereinstellungen wählen müssen. Bei 64 Samples sind immer noch sehr praxisgerechte Ein- und Ausgangslatenzen von 2,49 bzw. 2,95 ms gegeben.


Latenz-Benchmarking

Hersteller werben gerne mit ultrakurzen Latenzen. Als Anwender möchte man aber nicht nur Audiofiles abspielen, sondern mit DAW-Software arbeiten und Plug-ins einsetzen, die eine gewisse CPU-Last bedingen. Entscheidend ist daher, ab welcher Latenzeinstellung man sorglos mischen und musizieren kann.

Eine praxisgerechte CPU-Last reproduzierbar erzeugen lässt sich fein dosierbar mit dem leistungshungrigen Edel-Softsynth DIVA von U-He. Um gleiche Testbedingungen zu garantieren, verwende ich stets dasselbe Preset „BS Beauty Pad“ im besonders CPU-hungrigen „Divine“-Modus. Für jede Latenzeinstellung teste ich nun, wie viele der maximal 16 Voices ohne Audioaussetzer wiedergegeben werden können. Als Testplattform dient die jeweils neuste Cubase-Version, in diesem Fall Cubase Pro 10.5. Die angegebenen Latenzwerte wurden bei einer Abtastrate von 44,1 kHz ermittelt. Höhere Abtastraten verkürzen die Latenzen, erhöhen aber die CPU-Last.


Die Mac-Performance habe ich auf meinem MacBook Pro 15-Zoll (late 2016, Core i7 @ 4x 2,7 GHz, 16 GB RAM, MacOS 10.12.6) getestet. Im kleinsten Puffer-Setting mit 32 Samples beträgt die Ausgangslatenz 2,79 ms; die Eingangslatenz liegt mit 4,04 ms etwas höher. Alle 16 DIVA-Voices ließen sich erst im 64-Samples-Setting ohne Knackser spielen; die Ein- und Ausgangslatenzen steigen auf 4,76 bzw. 3,52 ms. Diese Werte sind praxisgerecht, reichen jedoch nicht ganz an die Windows-Performance heran, vor allem was die – weniger kritische – Eingangslatenz betrifft. Verkehrte Welt, mag mancher Mac-User sagen! Verbessern könnte der Hersteller die Niedriglatenz-Performance unter MacOS mit einem speziell an die Hardware angepassten Treiber, ähnlich wie es MOTU jüngst beim M2 bzw. M4 vorgeführt hat. Dort hat der (optionale) Treiber die Latenzwerte gegenüber den System-Treibern glatt halbiert. Wäre schön, wenn SSL ähnlich nachlegen könnte.

Lobenswert ist auf jeden Fall das umfangreiche Software-Paket, das der Hersteller den Interfaces mitgibt. Nach Registrierung erhält der Käufer Lizenzen für die DAWs Ableton Live Lite und Pro Tools First sowie Vollversionen der SSL-eigenen Plug-ins Native Vocalstrip 2 und Drumstrip, die einen sehr hochwertigen Eindruck hinterlassen. Dazu gesellen sich Hybrid Keys und Komplete Start von Native Instruments; außerdem sind 1,5 GB Samples von Loopcloud mit dabei.

Bei einer Abtastrate von 44,1 kHz verläuft der Frequenzgang bis zur Grenzfrequenz schnurgerade. Aktiviert man den 4K-Modus (rot), wird der Obertonbereich oberhalb 1 kHz betont.
Bei der höchsten Abtastrate von 192 kHz agiert das Ausgangsfilter etwas weicher; der Frequenzgang fällt dennoch erst ab 50 kHz nennenswert ab. Im 4K-Modus reicht die Höhenanhebung bis über den menschlichen Hörbereich. Die Welligkeit ergibt sich durch den erhöhten Klirrfaktor.
Im Normalmodus betragen die Gesamtverzerrungen (AD+DA-Wandlung) 0,0027%; das Klirrspektrum besteht fast ausschließlich aus „wohlklingenden“ K2- und K3-Anteilen.
Im 4K-Modus steigen die Gesamtverzerrungen auf satte 2% - der Klang wirkt dennoch subjektiv angenehm und „harmonisch angereichert“.

Solide, smart, logisch

Die beiden SSL-Interfaces wirken robust und für diese Preisklasse vergleichsweise hochwertig. Die Potis laufen butterweich mit einem angenehmen Drehwiderstand, die Schalter arbeiten zuverlässig. Ihren Status zeigen jedoch nur die großen 4K-Buttons gut erkennbar an, denn sie werden im gedrückten Zustand rot hinterleuchtet. Bei den kleineren Tastern muss man schon genauer hinschauen, ob sie gedrückt sind oder nicht. Ansonsten gefällt mir das Handling sehr gut. Die SSL-Interfaces kommen ohne einen Software-Mixer aus. Einen Monitor-Mix für Overdubs erstellt man ganz einfach durch einen Dreh am Mix-Regler. Das funktioniert schnell und intuitiv. Überhaupt kommt man weitestgehend ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung aus. Dabei ist das Manual gut geschrieben, hat genau den richtigen Umfang und ist sogar auf Deutsch verfügbar.

Auch an der Audioqualität gibt’s wenig auszusetzen. Die Preamps klingen sauber und rauscharm; für den Mikrofonmodus spezifiziert der Hersteller das Eingangsrauschen mit –130,5 dBu (A-bewertet); das ist ein sehr guter Wert. Tatsächlich lassen sich die SSL-Interfaces sogar mit pegelschwachen Bändchenmikros betreiben, ohne dass störendes Rauschen in den Vordergrund tritt. Auch im Line- und Instrument-Modus machen die Preamps eine gute Figur. Instrumenteneingänge teste ich primär mit E-Bass, weil dies meist die Hauptanwendung ist und man sehr gut hören kann, ob der Sound definiert klingt. Bei den SSL-Interfaces mulmt nichts, nicht einmal, wenn man einen Bass mit Flatwound-Saiten verwendet. Außerdem arbeiten die Inputs auch im Hi-Z-Modus sehr rauscharm. Das ist selbst bei teureren Audio-Interfaces nicht immer der Fall.

Für klangliche Abwechslung sorgt der ominöse 4K-Modus, der das Flair der legendären SSL 4000 Konsolen heraufbeschwören soll. Tatsächlich wird das Klangbild hörbar heller, gleichzeitig scheint das Obertonspektrum angereichert. Ich fühle mich ein wenig an den Aphex Exciter erinnert, der in etwa zeitgleich mit den SSL-Konsolen den Sound der Achtziger prägte. Meine Messungen offenbaren, was genau der 4K-Modus bewirkt: Im Normalmodus zeigen die SSL-Interfaces schnurgerade Frequenzverläufe in allen Abtastraten. Die Gesamtverzerrungen für AD- und DA-Wandlung gemeinsam liegen bei 0,0027 %; das ist ein üblicher Wert in dieser Preisklasse. Aktiviert man den 4K-Modus, wird der gesamte Obertonbereich ab 1 kHz wie mit einem sanften Shelf-Filter um ca. 2 dB angehoben. Zudem steigen die Gesamtverzerrungen auf 2% an – und das nicht erst bei Erreichen der Aussteuerungsgrenze, sondern schon bei deutlich niedrigeren Pegeln. Interessanter als der numerische Wert ist das Klirrspektrum, in dem geradzahlige und ungeradzahlige Obertöne gleichermaßen vertreten sind, jedoch mit stetig abfallender Amplitude. Der Rauschabstand sinkt im 4K nur unwesentlich von 108,8 dB auf 107,0 dB.

Mit dem Klangbild eines SSL 4000 Pults hat das alles wenig zu tun. Mir scheint, SSL hat sich beim 4K-Modus vom Konkurrenten Focusrite inspirieren lassen, der seinen Audio-Interfaces den ominösen AIR-Modus mitgibt, welcher angeblich den Klang der von Rupert Neve designten Focusrite ISA-Preamps emuliert – dies aber genauso wenig tut. Sowohl bei Focusrite als auch bei SSL handelt es sich vielmehr um eine Kombination aus sanfter Höhenanhebung und künstlich generierten Obertönen. Das ist ein bisschen Etikettenschwindel, aber das so erzeugte Klangbild hat durchaus einen gewissen Appeal und praktische Anwendungen. Von der 4K-Klangformung profitieren nicht zuletzt Gesangsaufnahmen, die einen hauchigen Glanz erhalten. Akustikgitarre wirkt im 4K-Modus besonders crisp. Der 4K-Button entfaltet durchaus ein gewisses Suchtpotenzial, dem man jedoch widerstehen sollte: Denn wenn man ihn permanent gedrückt lässt, kämpfen beim Mix alle Stimmen und Instrumente gegeneinander an. Man sollte das 4K-Enhancement daher denjenigen Signalen vorbehalten, die im Mix vorne stehen sollen. Also etwa den Lead Vocals.

Obwohl die SSL-Interfaces ohne Netzteil auskommen und sich somit mit der (wenigen) per USB-2.0-Bus-Power bereitgestellten Energie begnügen müssen, arbeitet die Phantomspeisung normgerecht. Mit gemessenen 47,3 Volt und maximal 12,6 mA Strom liegen die Werte komfortabel innerhalb der P48-Toleranz (48Volt ±4V, 10 mA). Am ehesten merkt man die knappe Energieversorgung beim Kopfhörerausgang. Solange man einen Kopfhörer mit niedriger Impedanz und hoher Sensitivity verwendet, genügt die maximal erzielbare Lautstärke. Mit älteren 600-Ohm-Kopfhörern wird man indes nicht viel Spaß haben. Generell hatte ich den Eindruck, dass die Kopfhörerwiedergabe gerade in etwas höheren Lautstärken etwas „eng“ und „angestrengt“ klingt. Das tut der Praxistauglichkeit fürs Monitoring keinen Abbruch, aber zum HiFi-Genuss per Kopfhörer eignen sich die SSL-Interfaces weniger.

Fazit

SSL kann auch preiswert! Mit dem SSL 2 und 2+ legt der britische Traditionshersteller Solid State Logic zwei intelligent konzipierte Audio-Interfaces vor, die sich im dicht gedrängten Bewerberfeld locker behaupten können. Die Geräte präsentieren sich übersichtlich, ohne unnötigen Schnickschnack; ihre Pultgehäuse sind ergonomisch günstiger als die der meisten Mitbewerber. Die Wandler entsprechen dem üblichen Niveau dieser Preisklasse; überdurchschnittlich ist die Qualität der eingebauten Preamps.  Dennoch wäre es natürlich vermessen, von einem so günstigen Produkt den Klang einer zillionenfach teuren SSL-Konsole zu erwarten. Der ominöse 4K-Modus hat dementsprechend nur wenig mit dem Sound eines SSL 4000 Pults zu tun; es ist eher ein Klangeffekt. Die Kombination aus Höhenanhebung und harmonischer Anreicherung hat aber durchaus ihren Reiz und schafft klangliche Variation. Vor allem Lead Vocals profitieren vom 4K-Modus, aber auch Bass und Gitarre klingen weniger steril, wenn sie über den Instrument-Input direkt eingespielt werden.

Wie bei den meisten Bus-gespeisten Audio-Interfaces könnten die Phones-Outs ein wenig mehr Power vertragen. Mit einem einigermaßen „lauten“ Kopfhörer kommt man aber hin. Positiv ist auf jeden Fall der Mix-Regler zu bewerten, der das Monitoring beim Einspielen ungemein erleichtert und einen Software-Mixer erübrigt. Das Preisleistungsverhältnis beider Modelle ist gut, wobei mir persönlich das SSL 2+ etwas sympathischer ist, weil es zusätzlich MIDI-Buchsen bietet (die man erfahrungsgemäß irgendwann doch braucht) und mit seinen beiden Kopfhörerausgängen besser für die Arbeit im Team geeignet ist. Denn sobald die Corona-Krise vorüber ist, werden wir umso lieber wieder gemeinsam Musik machen. Ich freue mich jetzt schon drauf!

UvP/Straßenpreis  SSL2: 239,– / 229,–; SSL 2+: 319,–/ 299,– Euro

www.audiopro.de

+++
leichte Bedienung, günstige Ergonomie

++
sehr gute Preamps

++
umfangreiches Software-Paket

+
Klangvariation durch 4K-Modus


Kopfhörerausgänge könnten etwas leistungsstärker sein

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich habe mir dieses Interface grad vor kurzem gekauft und kann diesen Test in allen Belangen bestätigen. Die Kopfhörerausgänge sind schon ganz schön schwach und mein Steinberg UR22 ist auch nur über USB mit Strom versorgt und schon deutlich lauter. Meine Kaufentscheidung zum SSL waren die 2 getrennt regelbaren Kopfhörerausgänge. Im Endeffekt aber kocht auch SSL in dieser Preisklasse nur mit Wasser, ich glaube inzwischen sowieso in der Preisklasse 200- 300€ gibt es nicht grad grosse Unterschiede zwischen den Platzhirschen. Ich bin zwar ganz zufrieden mit dem SSL, ist solide und funktioniert bis jetzt stabil, das ist ja schon mal was. Irgendwie hatte ich ein wenig mehr erhofft, nach zum Teil vollkommen begeisterte User im Netz.

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  2. Hallo Zusammen,

    noch eine kleine Anmerkung zum SSL2+.
    Man sollte tunlichst darauf verzichten, die Klinkenausgänge unsymmetrisch zu nutzen, denn dann erntet man breitbandig fast um den Faktor 20 höhere Verzerrungen, vor allem K3 (3x Grundfrequenz).

    Über die Cinch-Outs ist alles super, deshalb habe ich leichte Zweifel am SSL2 (ohne Plus), das ja nur symmetrische Klinkenausgänge hat.

    Viele Grüße
    Rainer

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